Erinnerungen an die Erinnerungen

Es fing mit einer Leica III an, Diese rein mechanische Kamera – nix mit Spiegelreflex oder gar digital – bekam Wilfried Schotten von seinem Vater zum Abitur geschenkt. So geschehen im Jahre 1968 und es sollte noch 10 Jahre dauern, bis der Junior, inzwischen auf der Weezer Straße wohnend, gegenüber sein erstes Kevelaer-Foto vom ehemaligen Gebäude der Großbinderei Josef Thum schoss.
„Drauflos knipsen“ nannte er sein Tun und im Laufe von 25 Jahren waren so viele Dias zusammengekommen, dass er sich damit an die Öffentlichkeit wagte. Der erste von insgesamt 42 Dia-Vorträgen, die in der Stadt schnell bekannt und beliebt wurden, fand 2003 im Forum der Begegnungsstätte statt. Schotten erinnert sich genau an diesen Juni-Abend: „Unser beliebter Martin Pauli war gerade verstorben, ihn hatte ich noch zu diesem Vortrag eingeladen und er konnte krankheitsbedingt nicht mehr kommen. So blieb nichts anderes übrig, als in einer kleinen Ansprache ihm diesen Vortrag zu widmen.“ Auch von der großen Hitze dieser Juni-Tage und speziell an diesem Abend unterm Dach des Forums weiß Schotten noch „ein Lied zu singen“.
Inzwischen war die Leica zu wertvoll geworden, als dass er sie einem plötzlich Fall oder Sturz hätte aussetzen wollen, so wurde eine „Spiegelreflex“ angeschafft. Das mit der kleinen Digi-Cam kam noch viel später. Was zunächst zu der Erkenntnis führte, dass er zum Archivieren all seine inzwischen in die Hunderte angewachsene Zahl an Dias per Hand, sprich per Dia-Scanner einzeln einscannen musste. So war es in den letzten vier, fünf Jahren schon eine deutliche Arbeitserleichterung, als er gleichzeitig mit der „alten“ wie mit der Digi-Cam seine Bilder schießen konnte.
Diese alten Geräte…
Für viele Nachbarschaften, Vereinigungen, ehemalige Abiturkollegen und Jahrgangstreffen packte Schotten jahrelang seine notwendigen Utensilien in den Kofferraum, um sie an Ort und Stelle aufzubauen: Leinwand, Projektor, Projektortisch; und die modern und technisch versierten Mitmenschen fragten ihn ein ums andere Mal: „Warum baust du immer diesen altmodischen Rummel auf, anstatt deine Fotos mittels Beamer zu präsentieren?“ Dann geriet er jedesmal ins Träumen und erzählte von einem Ambiente, das zu altmodischen Diavorträgen unbedingt dazu gehöre, eben diese alten Geräte…
Nun ist das berühmte „Ende der Fahnenstange“ erreicht. Im großen St.-Antonius-Saal fanden sich nun knapp 100 Menschen ein, die Schotten etwas spitzbübisch begrüßte: „Auf den Plakaten, mit denen ich Sie einlud, stand das Wort „letztmalig“; daher darf ich heute Abend einen vollen Saal begrüßen…“
Der Eintritt war frei und die spendenfreudigen Kevelaerer entrichteten freiwillig einen schönen Obolus von knapp 300 Euro zugunsten der von Schotten ausgewählten Aktion „Schwester Rita“. Tags drauf erfuhr er schon von dieser schönen Zahl und freute sich riesig darüber. Die hohe Zahl seiner Dias war wohl schon bekannt und so brauchte er sich nicht – wie weiland 2003 – dafür entschuldigen, dass er den Anwesenden „nur 115 aus dem Fundus von 2200 Dias“ präsentieren konnte. Und wiederum hatte er, wie des Öfteren während des Vortrages, einen Scherz parat mit den Worten: „Dann ist wenigstens gewährleistet, dass wir heute noch vor Mitternacht ‘na Bett kommen.“
„Niemals geht man so ganz…“ So will er es zunächst mal halten, wenn ihn jemand zu einem kleineren Vortrag einlädt. Schau’n mer mal.