Das Madonnari-Festival brachte 19 einzigartige Bilder hervor

Konzentriert widmet sich Marion Ruthardt den letzten Strichen auf ihrer „Holzleinwand“, als sie urplötzlich von einem Journalisten angesprochen wird – und gelassen reagiert. „Hallo“, grüßt die 60-Jährige den „Störenfried“ und lächelt freundlich.
„Wir müssen ja früh fertig sein, das sind wir nicht gewohnt“, meint die Duisburgerin und macht die Pause gerne – wie in den letzten Tagen, wo zwischendurch auch mal eine Yoga-Übung angesagt war.
„Das kann schon stören, aber das pusht auch. Und ich rede gerne mit den Leuten“, antwortet sie auf die Frage, ob sie der Durchgangsverkehr nervt. „Ich male gerne und bin gerne draußen. Das hat mit Bewegung zu tun – und mit Freiheit.“ Das Bild, das sie sich ausgesucht hatte – ein Madonnenbild mit Schaf von William-Adolphe Bouguereau – sei für sie eine „echte Herausforderung. Es ist so sanft und ich mache sonst weniger so Pastellartiges.“

Die Duisburger Künstlerin.


Zu ihrer eigenen Überraschung stellte sie fest, dass das Bild „vier unterschiedliche Techniken“ beinhalte. „Man lernt während der Entwicklung des Bildes nur dazu, es hat sich anders entwickelt.“
Beim Madonnari-Festival erneut dabei zu sein, freue sie sehr. „Gut, dass es verwirklicht ist“, meint Ruthardt, die schon in Kevelaer gewohnt hat. „Da hab ich die ganzen Madonnen in der Basilika gesehen – und mir gedacht, dass sowas mal verwirklicht gehört.“
Die in sich Ruhende
Für einen kurzen Moment schiebt Vanessa Hitzfeld die Kopfhörer von den Ohren, blickt tief versunken in ihr Moses-Bild hinein, ehe sie den Menschen wahrnimmt, der sich neben sie hockt und sie anspricht. Die junge Frau wirkt vollkommen in sich ruhend und ausgeglichen. „Ich finde es total angenehm, hier zu malen“, sagt die junge Frau aus Kevelaer, die bereits als kleines Kind damit begann, aus eigenem Antrieb heraus zu malen.
„Da war ich beim Gelderner Straßenmalerfest“ – und schnell bekam sie dabei den Draht zu anderen Straßenkünstlern. Darunter war auch Frederike Wouters, die Initiatorin des Madonnari-Festivals. „Da kamen dann viele aus Deutschland zusammen, dann haben wir angefangen, auch internationale Festivals zu besuchen“, erzählt die 33-Jährige. Aus ihrer Sicht sind die Bilder des Festivals eher kleinformatig. „Die meisten von uns malen schon 15 Quadratmeter groß.“
An dem Kevelaerer Festival gefällt ihr besonders gut, „dass alle gleichwertig sind und kein Konkurrenzkampf herrscht. Und die Musik ist sehr angenehm.“
Große Gedanken habe sie sich über das Bild nicht gemacht, behauptet sie. Und doch ist die Tatsache, dass Moses ein Smartphone in den Händen hält, ein Beleg des Gegenteils. Denn sie katapultiert das alte Motiv mit einem schlichten Kunstgriff in die Gegenwart.
Auf dem erläuternden Bogen für die Motivwahl steht: „Hier ist mein elftes Gebot, bitte schreib das auf, Moses: Du sollst die Umwelt schützen und die Erde heilen.“ „Moses würde heute sagen: Ich hab ´ne E-mail gekriegt und eine Botschaft digital weitergetragen“, erklärt die Künstlerin es mit ihren eigenen Worten und arbeitet an ihrem Bild weiter.
Der ins Bild Versunkene
Axel Theyhsen ist derjenige von den dreien, der als erster fertig ist an diesem Sonntag und sich mit den Besuchern bereits unterhält. „Man versinkt vollkommen in das Bild, taucht da ein und merkt nicht, wer hinter einem steht“, beschreibt der 1962 in Geldern geborene freischaffende Künstler und Graphik-Designer, was mit einem passiert, wenn man in der Arbeit aufgeht.
Die Arbeit mit den Kollegen, die findet er „schön“, sagt Theyhsen, der sich über den Austausch freut. „Aber es besteht auch Zeitdruck“, sagt der erfahrene Maler. Seit 1979 hat er seine Kunstwerke auf zahlreichen Ausstellungen der Öffentlichkeit bereits präsentiert, zuletzt auf der Landpartie im Juni. Und das KuK-Atelier darf er als sein Malatelier mit nutzen. Für das Madonnari-Festival wählte er „Maria mit dem Kind“ nach dem Maler Adriaen Isenbart aus.
Warum, das erklärt sein Schild: „Das Kind ist der Mutter in großer Nähe zugewandt. Es schmiegt sich an die Mutter. Sein Blick richtet sich mit großem Trost auf die traurig scheinende Mutter. […] Das Bild ist für mich Appell. Zeigen wir Präsenz, wenden wir uns in Offenheit einander zu.“