Beiträge

Malaktion Wetten - Peacezeichen aus Kreide. Foto: privat
Dorfgemeinschaft ließ ein „Peace-Zeichen“ aus Kreide auf dem Friedensplatz entstehen

Wetten malte und feierte gemeinsam den 1. Mai

Die Jugendabteilung des SV Union Wetten und der Trägerverein Knoasesaal hatten am 1. Mai 2023 zum gemütlichen Beisammensein und einer besonderen Malaktion eingeladen. Denn ganz nebenbei sollte ein riesengroßes „Peace-Zeichen“ aus Kreide auf dem Friedensplatz im Dorf entstehen.

Malen mit Spiel und Spaß

Traditionell wurden im KUK-Atelier die Türen für Groß und Klein geöffnet. Dabei spielte das Malen eine große Rolle. Tatjana van Went plante für dieses Jahr alles, um den Kindern den größtmöglichen Spaß zu bereiten.

Dieses Jahr hatte sie geplant, dass die Kinder mit Pastellkreide Bilder von ihren Fantasien und Träumen malen dürfen. Es ging ihr aber hauptsächlich darum, dass die Kinder übers Malen in Kontakt kommen, vielleicht sogar Freundschaften schließen und den Kindern die Welt des Malens ein Stückchen näher zu bringen.

Eltern waren aber natürlich auch willkommen. Axel Theyhsen spielte zur Begleitung am Anfang 30 Minuten lang Kinderlieder, um eine bessere Atmosphäre zu schaffen. Die ganzen Pastellkreiden wurden dabei von der Sparkasse Kevelaer gesponsert. Schlussendlich gingen alle Kinder mit Spaß und vielleicht neuen Freundschaften raus.

Ein einmaliges Erlebnis

Ungläubiges Staunen, anerkennende Blicke und am Ende viel Beifall erhielten die 20 Künstler, die sich ein Wochenende lang der Aufgabe gestellt hatten, auf den großen Holzwänden das jeweils von ihnen ausgewählte christliche Motiv zu erstellen.
Am Ende standen die Werke reihum aufgerichtet im Forum Pax Christi – und viele der Besucher aus Kevelaer und von außerhalb konnten sich wortwörtlich „ein Bild“ davon machen, was in diesen 72 Stunden an meisterhaften Arbeiten fertiggestellt worden war.
„Ich bin sehr, sehr bewegt“, versuchte Frederike „Fredda“ Wouters, die Initiatorin des Madonnari-Festivals, beim Abgehen der einzelnen Bilder ihrer Gefühle Herr zu werden, nachdem sie schon „die ersten sentimentalen Momente“ mit einigen Künstlern geteilt hatte und die Anspannung von ihr abfiel.
Der Vergänglichkeit bewusst
Drei Tage lang hatten die 19 Künstler aus allen Herren Ländern – von den USA bis Russland – im Forum Pax Christi gearbeitet, waren zur Andacht in der Kerzenkapelle gewesen, waren von der Kirchengemeinde als Partner ins Priesterhaus zum Speisen eingeladen worden und hatten im KuK-Atelier abends zusammen Musik gemacht.
„Man genießt das, weil es so vergänglich ist – das alles hier ist so in dieser Konstellation halt einmalig“, dankte Wouters später allen am Festival Beteiligten und erinnerte gerade im Kontext der vielen dargestellten „starken Frauen“ an 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland.
Lob gab es von allen Seiten: Anne van Rennings von „wirKsam e.V.“, erstmalig als Kooperationspartner dabei, unterstrich: „Das Festival verkörpert alles, wofür wir stehen – nämlich gemeinsam Atmosphäre in das Forum Pax Christi und die Stadt zu tragen.“ Bürgermeister Dominik Pichler freute sich über die ungeheure Resonanz, hielt sich mit Kunstbewertungen aber zurück. „Das war schon vor zwei Jahren ein Erfolg – und jetzt ist es wieder einer.“ Und Bernd Pool vom Stadtmarketing meinte: „Das ist bestens gelaufen. Das Interesse der Kevelaerer hat mich gestern schon überrascht und es sind viele Auswärtige da.“

Das Siegerbild.


Zu den vielen Auswärtigen zählte auch der Gelsenkirchener Manfred Winkler, der wie alle Besucher kaum aus dem Staunen herauskam. „Sowas wie hier habe ich noch nicht erlebt“, zeigte er sich „hin- und hergerissen“, welches Bild nun sein Favorit sein soll. Viele Besucher hatten immer mal wieder in den Tagen geschaut, wie weit die Bilder sind oder schauten sich wie Theresa Schulz die Bilder in der „Endfassung“ an. „Die Darstellung – das Leben des alten Mannes am Ende seiner Zeit“, das fand sie an dem gedämpften Porträtbild des Spaniers Eduardo Relero einfach nur spannend.
Marianne Heutgens hatte ein anderes Bild im Blick. „Dieser Gesichtsausdruck, der gehört in eine große Diele mit Wand“, konnte die Kevelaererin den Blick nicht von dem Meeresbild mit dem Jesusgesicht des Mailänders Tiberio Mazzocchi wenden.
Das Bild hatte der Italiener in Anlehnung an eine Bibelstelle aus einem Korintherbrief und der „Göttlichen Komödie“ von Dante Alighieri mit Jesus als eine Art „Leuchtturm des Evangeliums“ in stürmischer See kreiert. Aus den Händen von Bürgermeister Dominik Pichler erhielt der völlig überraschte Künstler am Ende des Nachmittags eine Plakette als Gewinner des Publikumspreises.
Das Favoritenbild wählen
Die Betrachter hatten über die Tage die Gelegenheit, mit einem Kreuz auf einer Karte ihr jeweiliges Favoritenbild zu wählen. Und erstmals konnte man auch auf Plastikschildern die Erläuterung und die Gedanken zu den Bildern an den Werken nachlesen.
Zur Freude des Künstlers war das Bild dann auch das einzige, das bei der offiziellen kurzen Versteigerung im Anschluss an die Verleihung für 600 Euro an den Kevelaerer Dietmar Wiejack verkauft wurde. „Ich mag die Farben, die Natur. Der Jesus guckt so schön – astrein“, hatte Wiejack schon eine Idee, wohin das Kunstwerk kommt. „Das steht bei uns im Garten – wettergeschützt natürlich.“
Was war sonst noch los?
Auch die Angebote neben dem „Kern“-Festival fanden viel Beachtung: So zeigte Günter Grader die jahrtausendealte Encaustic-Technik, mit der innerhalb von Minuten über verlaufenes und „gebügeltes“ Wachs kleine Kunstwerke entstanden. Die Malerin Tatjana van Went bot einen kleinen Pastellkreide-Workshop an. Straßenmusiker liefen in der Innenstadt herum, Daniel Wouters und die Gruppe „mental-lift“ boten Klangmusik an und trugen so zu der besonderen Atmosphäre bei.
Im Museum liefen der Workshop „Madonn-art for me“ mit der Pädagogin Indra Peters und eine öffentliche Führung „Madonna in Tausend Bildern“. Und ein geführter Galerienbummel bezog Standorte der City mit in das Festival ein.
https://www.kevelaerer-blatt.de/madonnari-festival/

Das Madonnari-Festival brachte 19 einzigartige Bilder hervor

Konzentriert widmet sich Marion Ruthardt den letzten Strichen auf ihrer „Holzleinwand“, als sie urplötzlich von einem Journalisten angesprochen wird – und gelassen reagiert. „Hallo“, grüßt die 60-Jährige den „Störenfried“ und lächelt freundlich.
„Wir müssen ja früh fertig sein, das sind wir nicht gewohnt“, meint die Duisburgerin und macht die Pause gerne – wie in den letzten Tagen, wo zwischendurch auch mal eine Yoga-Übung angesagt war.
„Das kann schon stören, aber das pusht auch. Und ich rede gerne mit den Leuten“, antwortet sie auf die Frage, ob sie der Durchgangsverkehr nervt. „Ich male gerne und bin gerne draußen. Das hat mit Bewegung zu tun – und mit Freiheit.“ Das Bild, das sie sich ausgesucht hatte – ein Madonnenbild mit Schaf von William-Adolphe Bouguereau – sei für sie eine „echte Herausforderung. Es ist so sanft und ich mache sonst weniger so Pastellartiges.“

Die Duisburger Künstlerin.


Zu ihrer eigenen Überraschung stellte sie fest, dass das Bild „vier unterschiedliche Techniken“ beinhalte. „Man lernt während der Entwicklung des Bildes nur dazu, es hat sich anders entwickelt.“
Beim Madonnari-Festival erneut dabei zu sein, freue sie sehr. „Gut, dass es verwirklicht ist“, meint Ruthardt, die schon in Kevelaer gewohnt hat. „Da hab ich die ganzen Madonnen in der Basilika gesehen – und mir gedacht, dass sowas mal verwirklicht gehört.“
Die in sich Ruhende
Für einen kurzen Moment schiebt Vanessa Hitzfeld die Kopfhörer von den Ohren, blickt tief versunken in ihr Moses-Bild hinein, ehe sie den Menschen wahrnimmt, der sich neben sie hockt und sie anspricht. Die junge Frau wirkt vollkommen in sich ruhend und ausgeglichen. „Ich finde es total angenehm, hier zu malen“, sagt die junge Frau aus Kevelaer, die bereits als kleines Kind damit begann, aus eigenem Antrieb heraus zu malen.
„Da war ich beim Gelderner Straßenmalerfest“ – und schnell bekam sie dabei den Draht zu anderen Straßenkünstlern. Darunter war auch Frederike Wouters, die Initiatorin des Madonnari-Festivals. „Da kamen dann viele aus Deutschland zusammen, dann haben wir angefangen, auch internationale Festivals zu besuchen“, erzählt die 33-Jährige. Aus ihrer Sicht sind die Bilder des Festivals eher kleinformatig. „Die meisten von uns malen schon 15 Quadratmeter groß.“
An dem Kevelaerer Festival gefällt ihr besonders gut, „dass alle gleichwertig sind und kein Konkurrenzkampf herrscht. Und die Musik ist sehr angenehm.“
Große Gedanken habe sie sich über das Bild nicht gemacht, behauptet sie. Und doch ist die Tatsache, dass Moses ein Smartphone in den Händen hält, ein Beleg des Gegenteils. Denn sie katapultiert das alte Motiv mit einem schlichten Kunstgriff in die Gegenwart.
Auf dem erläuternden Bogen für die Motivwahl steht: „Hier ist mein elftes Gebot, bitte schreib das auf, Moses: Du sollst die Umwelt schützen und die Erde heilen.“ „Moses würde heute sagen: Ich hab ´ne E-mail gekriegt und eine Botschaft digital weitergetragen“, erklärt die Künstlerin es mit ihren eigenen Worten und arbeitet an ihrem Bild weiter.
Der ins Bild Versunkene
Axel Theyhsen ist derjenige von den dreien, der als erster fertig ist an diesem Sonntag und sich mit den Besuchern bereits unterhält. „Man versinkt vollkommen in das Bild, taucht da ein und merkt nicht, wer hinter einem steht“, beschreibt der 1962 in Geldern geborene freischaffende Künstler und Graphik-Designer, was mit einem passiert, wenn man in der Arbeit aufgeht.
Die Arbeit mit den Kollegen, die findet er „schön“, sagt Theyhsen, der sich über den Austausch freut. „Aber es besteht auch Zeitdruck“, sagt der erfahrene Maler. Seit 1979 hat er seine Kunstwerke auf zahlreichen Ausstellungen der Öffentlichkeit bereits präsentiert, zuletzt auf der Landpartie im Juni. Und das KuK-Atelier darf er als sein Malatelier mit nutzen. Für das Madonnari-Festival wählte er „Maria mit dem Kind“ nach dem Maler Adriaen Isenbart aus.
Warum, das erklärt sein Schild: „Das Kind ist der Mutter in großer Nähe zugewandt. Es schmiegt sich an die Mutter. Sein Blick richtet sich mit großem Trost auf die traurig scheinende Mutter. […] Das Bild ist für mich Appell. Zeigen wir Präsenz, wenden wir uns in Offenheit einander zu.“