„… wor hör ek t‘hüß ?“ und „Et Hart op de Tong“

Der eine Dichter schreitet in Worten durch Wald, Feld und Heide seiner niederrheinischen Heimat, der andere trägt das Herz auf der Zunge und freut sich darüber, dass man ihn als „Heimatdichter“ bezeichnet. Theodor Bergmann (1868 – 1948) und Josef „Jupp“ Tenhaef (1918 – 2007) gelten bis heute als die beiden bedeutendsten Dichter der Wallfahrtsstadt Kevelaer. Gemeinsam ist ihnen nicht nur die Liebe zu ihrer niederrheinischen Heimat, sondern auch ihre innige Verbundenheit zur niederrheinischen Mundart.

Mit zwei ganz besonderen Nachmittagen erinnern das Niederrheinische Museum Kevelaer und der Verein für Museumsförderung Kevelaer in Zusammenarbeit mit dem Kevelaerer Blatt an die beiden wortgewaltigen Söhne der Stadt. Deren Wirken beschränkte sich längst nicht allein auf die Wallfahrtsstadt, sondern trägt bis heute die Liebe und Begeisterung für den Niederrhein weit über die Grenzen Kevelaers hinaus.

Am Samstag, 27. Oktober, um 17 Uhr, heißt es zum 150. Geburtstag von Theodor Bergmann im Museum „Maisüches on Heijblumme“. Der Mundart-Nachmittag trägt den Titel des 1929 bei Butzon & Bercker in „Kävels Platt“ erschienen Buches, das 1993 eine zweite Auflage erfuhr und auch später mehrfach nachgedruckt wurde.

Theodor Bergmann.

Bergmann hatte 24 Enkelkinder und der Förderverein hat die mittlerweile weit verzweigte Familie kontaktiert. Einige Familienmitglieder haben zugesagt den Mundartnachmittag ihres berühmten Ahnen zu besuchen. Aus ihrem Besitz stammen auch einige Gegenstände aus dem persönlichen Nachlass des Dichters und Zentrum-Politikers der Weimarer Republik, der – übrigens gemeinsam mit Jupp Tenhaef – 1946 auch den Ortsverband der Nachkriegspartei CDU mit ins Leben rief. Das Museum hat im Kabinett eine kleine Schau mit Bildern und Schriften von Bergmann und Tenhaef zusammengestellt, in der beispielsweise auch das handschriftlich von Konrad Adenauer verfasste Beileidsschreiben zum Tode von Theodor Bergmann zu sehen sein wird.

Selbstverständlich soll nicht in Vergessenheit geraten, dass der Heimatschützer, Heimatdichter und Schuhfabrikant Bergmann auch von 1923 bis 1939 den Museumsverein führte, auf den maßgeblich die Ausgestaltung des ersten Kevelaerer Museums („Haus der Heimat“) „in de alde Weem“ zurückgeht. Und als Verfasser des 1910 von Basilika-Organist Gerhard Korthaus vertonten, bis heute vielgesungenen Heimatliedes „Wor hör ek t‘hüß ?“ wird er in Kevelaer ohnehin unvergessen bleiben.

Der Mundart-Nachmittag am Samstag, 17. November, ab 17 Uhr, trägt den Titel „Et Hart op de Tong“. Mag es an den Manuskripten gelegen haben, dass seine Worte so viel besser auf die Zunge, denn auf Papier zu passen scheinen? „Die Manuskripte, allesamt mit Schreibmaschine getippt, sahen – mit Verlaub – grauenhaft aus, nämlich übersät mit Korrekturen und Anmerkungen“, schrieb der Kevelaerer Journalist und „Kävels-Bläche“-Herausgeber Martin Willing, der Tenhaef persönlich kennenlernte. Um ihn gleich darauf zu bewundern: „Jupp Tenhaef feilte und feilte an Wörtern und schuf Verse mit Sprachgefühl und Rhythmus, die aus der Feder unserer bekanntesten Dichter geflossen sein könnten.“ Bis zu seinem Tode hielt Tenhaef Kontakt zu seiner Heimatstadt – über das „Kävels Bläche“ in dem er regelmäßig Texte „op Kävels Platt“ veröffentlichte.

Neben den Mundart-Gedichten Tenhaefs werden an diesem Nachmittag im Niederrheinischen Museum auch Tenhaef-Lieder erklingen. Lieder? Richtig: Der in Berlin lebende Musiker und Musikpädagoge Güno van Leyen hat drei CDs mit seinen Vertonungen niederrheinischer Dichter aufgenommen, darunter viele Gedichte von Jupp Tenhaef. Begleitet wird Güno van Leyen auf der Geige von Dr. Bernd Rolf, der in Kevelaer als einer der profundesten Kenner des Tenhaef-Schaffens gilt und an diesem Nachmittag auch eine Zusammenstellung der gesammelten Werke Tenhaefs in Buchform vorstellen wird.

Und mit einer weiteren herausragenden Nachricht kann Dr. Bernd Rolf ebenfalls aufwarten: Am 17. November – der tatsächlich der Geburtstag Jupp Tenhaefs ist – soll im Museumsinnenhof eine Gedenktafel für den Dichter angebracht werden. Dann wird dort auch an den Kevelaerer mit dem niederrheinischen „Herzen auf der Zunge“ erinnert. So wie an Theodor Bergmann, an dessen Geburtshaus (heute Basilikastraße) seit 1985 ein Denkmal auf sein Wirken hinweist.

Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen in der Veranstaltungskneipe des Niederrheinischen Museums ist frei.