Claudio Monteverdis Marienvesper als szenisch-dramatischer Entwurf
Die Basilikamusik Kevelaer kündigt in diesem Jahr ein außergewöhnliches Konzert zur Eröffnung der Wallfahrt an. Darin wird das marianische Werk der Musikgeschichte schlechthin zur Aufführung gelangen: die Marienvesper des italienischen Barockkomponisten Claudio Monteverdi.
In das Werk, seinen historischen Kontext, der in enger geistiger Verwandtschaft zur Entstehung der Kevelaer-Wallfahrt anzusehen ist, sowie seine musikgeschichtliche Bedeutung wird der Kevelaerer Chordirektor Romano Giefer in einem Vortrag mit zahlreichen Klangbeispielen einführen.
Claudio Monteverdi erfand mit seiner Marienvesper im 17. Jahrhundert eine ganz neue Art von Kirchenmusik, die gegenüber der Musik eines Palestrina oder Orlando di Lasso bis dahin unbekannte Dimensionen eröffnete. Monteverdi, der als Begründer der Oper gilt, entwarf in seiner Musik zu Ehren der Gottesmutter eine szenisch-dramatische Klangrhetorik, deren Gemütswallungen man förmlich mit Händen greifen kann. Er verstellte damit sozusagen den Sender am Radio der Musikgeschichte. Als Zuhörer kann man sich der Unmittelbarkeit und Anschaulichkeit dieser Musik kaum entziehen. Und genau darin liegt ihre geistige Verwandtschaft zur Kevelaer-Wallfahrt.
Deren Dreh- und Angelpunkt ist ein postkartengroßes Bild, vor das die Menschen auf Augenhöhe treten und es auf Du und Du ansprechen können. In diesem Geist steht auch Monteverdis Marienvesper, eine der menschlichen Seele unmittelbar zugewandte Musik. Die altehrwürdigen biblischen Texte werden darin in einer Art und Weise deklamiert, die den Zuhörer vor allem über den Affekt erfasst. Hinzu kommt eine bewundernswerte Unvoreingenommenheit dieser Musik für das Neuartige und Ungewöhnliche ihrer Zeit, die sie zeitlos modern und höchst aktuell macht.
Mittwoch, 20. April 2016, 20 Uhr
Musiksaal der Basilikamusik Kevelaer, Amsterdamer Straße
Romano Giefer – Chordirektor an St. Marien Kevelaer
Eintritt frei