Alle ziehen an einem Strang
Kevelaer. Die wichtigen politischen Entscheidungen für Kevelaer werden in den Fachausschüssen des Rats getroffen. Das Kevelaerer Blatt hat deren Vorsitzende zum Gespräch über ihre Themen eingeladen. Den Auftakt machte am Montag Brigitte Middeldorf (SPD), Vorsitzende des Schul- und Sportausschusses.
KB: Frau Middeldorf, manchmal scheint es, als sei Ihr Ausschuss der mit der größten Harmonie. Sind sich in der Schulpolitik alle Kevelaerer Parteien einig?
Brigitte Middeldorf: In Verwaltung und Politik ziehen wir da sehr an einem Strang. In die Schulen wird eine Menge investiert und ich glaube, bei anderen Themen würden wir bei diesen Beträgen länger streiten. Die Gesamtschule war das erste große Projekt, das wir im Konsens etabliert haben – ohne ideologische Vorbehalte. Die Mensa war noch eine Mehrheitsentscheidung mit unterschiedlichen Positionen.
Droht am Dienstag über die Sanierung des Gesamtschulstandorts Weeze Streit?
Ich weiß gar nicht, ob wir am Dienstag schon entscheiden werden, weil da das Ergebnis der Schulkonferenz noch nicht vorliegt. Wir werden sicher die verschiedenen Möglichkeiten erläutern, aber man darf über die 2,3 Millionen Euro für Kevelaer nicht erschrecken. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Weezer im Rahmen der Sanierung der naturwissenschaftlichen Räume auch ihren Anteil gezahlt haben. Und ohne die Gebäude in Weeze hätten wir in Kevelaer anbauen müssen.
Läuft es denn ansonsten mit den zwei Standorten der Schule rund? Derzeit sollen manche Schüler für einzelne Fächer nach Kevelaer pendeln müssen.
Da scheint die Organisation noch nicht optimal zu sein, aber das sind Probleme, die generell bei zwei Standorten auftreten. Wir haben für den Sommer jedenfalls so gute Anmeldezahlen wie im Gründungsjahr. Man hat in der Vergangenheit in der Stadt immer mal von organisatorischen Schwierigkeiten an der Schule gehört. Offensichtlich ist das inzwischen durch die gute Arbeit und positive Mund-zu-Mund-Propaganda zurückgedrängt worden.
In zwei Jahren bekommt Kevelaer mit der Gesamtschule eine zweite Oberstufe. Hat Kevelaer dafür genügend Schüler?
Bei der Gründungsplanung war die Prognose, dass die Gesamtschule eine eigene Oberstufe haben kann. Ich fände es außerdem schön, wenn beide Schulen in bestimmten Fächern zusammenarbeiten würden, die heute mangels Schülern kaum angeboten werden können. Ich sehe in zwei Oberstufen kein Problem. Das ist nur eine Frage, wie man damit umgeht, und die Zusammenarbeit der Schulleiter ist gut.
Die Hauptschule und auch die Realschule beklagen, dass ihnen während der Jahre des Auslaufens nicht die versprochene kontinuierliche Unterstützung zuteil wird.
Die Lehrersituation liegt leider nicht im Zuständigkeitsbereich der Stadt. Kollegen, die Mangelfächer unterrichten, sind in solchen Fällen meist sofort weg. Da wird dann zwar ausgeholfen, schön ist das aber nicht. Von anderen Problemen der beiden Schulen habe ich nichts erfahren und ich habe die Schulleitung der Hauptschule erst vergangene Woche wieder getroffen.
Die Schulgebäude sind in gutem Zustand?
Seit 2014 ist viel Geld ins Schulssystem geflossen und wir haben die Schulen in gutem Zustand erhalten. Natürlich gibt es immer was zu tun, aber einen Investitionsstau wie manche andere Kommune haben wir nicht. Das gilt nicht nur fürs Schulzentrum, sondern auch für die Grundschulen. Auch dort erneuern wir die IT-Verkabelung und rüsten die Schulen mit Smartboards aus.
Das Gymnasium bemängelte unlängst im Gespräch mit dem KB eine unzulängliche Internetanbindung. Tut sich da was?
Ich weiß, dass die Glasfaser gesagt hat, dass es einen einzelnen Anschluss nur fürs Schulzentrum nicht geben wird. Aber wenn das ein Problem ist, muss die Sache auf die Agenda und werde ich dazu morgen im Ausschuss eine Anfrage an die Verwaltung stellen.
Bei den Grundschulen gab es zuletzt Aufregung in Winnekendonk und Kervenheim.
Da haben wir einerseits die Situation, dass die Eltern ihre Kinder auch in ihrem Wohnort zur Schule schicken möchten – was ich richtig finde –, andererseits aber die Bezirksregierung und die Schulrätin sagen, es muss in einem Grundschulverbund eine Durchmischung des Betriebs geben. Ich weiß aber von anderen Schulen, dass diese Durchmischung auch durch Schulaktivitäten, Offenen Ganztag und anderes erfolgen kann und nicht unbedingt den Unterricht betreffen muss. Aber da möchte ich der neuen Schulleiterin Frau Wahlen nicht vorgreifen, denn das ist Sache der Schulleitung und ich habe Frau Wahlen noch nicht dazu gesprochen.
Am Standort Kervenheim will die Politik aber festhalten?
Ja, das ist Konsens.
Die Sorge der betroffenen Eltern galt auch der Schulwegsicherheit.
Das Häuschen an der Bushaltestelle hat sich verzögert, soll aber in dieser Woche fertig werden.
Tempo 30 wird es in Winnekendonk aber nicht geben. An der Hubertusschule hingegen bald eine Tempo-30-Zone.
Das hängt mit den verkehrsrechtlichen Bewertungen zusammen. Die Straße in Winnekendonk hat eine überörtliche Bedeutung und breite Bürgersteige, deshalb geht das nicht. An der Hubertusschule soll das Geschwindigkeitsmessgerät der Stadt aufgestellt werden. Bei der Biegstraße an der Antoniusschule könnte man darüber nachdenken, den Tempo-30-Bereich zu verlängern. Die Anwohner berichten mir allerdings, dass viele Zulieferer einfach über den schmalen Bürgersteig fahren, damit sie schneller sind. Hier sind auch Geschwindkigkeitsmessungen geplant. In Gesprächen mit der Gaesdonck konnte wir immerhin erreichen, dass deren Bus diese enge Straße nicht mehr benutzt.
Blicken wir noch mal auf die Infrastruktur: Welche Pläne hat die Politik für die Mensa?
Wir warten jetzt auf den Bericht, wie die Übergangslösung geklappt hat. Ich denke mir, dass das so läuft wie getestet, sonst hätten mir die Eltern aus den Schulpflegschaften beim Treffen vergangene Woche etwas gesagt. Dann brauchen wir allerdings eine Ersatzlösung für den Raum, in dem sich die Kinder vom Mittagstreff zu der Zeit ausruhen. Die Geräuschkulisse in der Mensa ist durch Filzplättchen für die Möbel und eine Nachrüstung der Decken jedenfalls besser geworden.
Stimmt denn die Bedarfsprognose noch, wenn das Gymnasium zu G9 zurückkehrt?
Das müssen wir abwarten, aber die Betreuungssituation der Kinder zuhause ändert sich dadurch ja nicht.
Der Ausschuss ist auch für Sport zuständig. Wie wichtig sind ausreichende Sportangebote?
Sport ist sehr wichtig, das habe ich an meinen Kindern gesehen. Wenn die nicht zum Sport oder auf den Bolzplatz gehen konnten… die brechen die Bude ab.
Braucht Kevelaer das Mehrzweckbecken?
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Schulen derzeit einfach nicht das Personal haben, um das Hallenbad mehr zu nutzen, dass sie das aber gerne tun würden. Es gibt aber auch schon sehr viele Anfragen konkret fürs Mehrzweckbecken – auch privater Natur – für Kurse für Erwachsene und Schwimmkurse außerhalb der Schule. Die Wartelisten für Schwimmkurse sind extrem lang geworden.
Ist mit dem Hülspark-Stadion für die Footballer eine Lösung gefunden?
Die Footballer wollen gerne dort spielen, aber wir müssen nach dem Testspiel begutachten, ob die Sorgen anderer Vereine um den Zustand des Rasens unbegründet sind. Der Verein hat die Idee, ein Angebot im offenen Ganztag zu schaffen, um so Nachwuchsarbeit zu leisten. So etwas wäre auch Bedingung, wenn es eine städtische Investitionshilfe geben soll.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Schießsportgemeinschaft?
Ich war 2010 zum fünfjährigen Bestehen als dritte stellvertretende Bürgermeisterin erstmals bei der SSG. Dass man mir den Termin angeboten hat, sagt wahrscheinlich etwas über die damalige Wertschätzung des Vereins aus. Ich hatte damals auch Vorbehalte, bis mir Rudi Joosten den Sport erklärt hat. Man spürt, mit welcher Begeisterung dort Nachwuchsarbeit geleistet wird. Die Erfolge des Vereins sind schön – auch für Kevelaer.
Bekommen kleinere Sportarten genug Unterstützung?
Es gab immer mal Anfragen, bei denen es meist um Hallenzeiten ging. Aktuell ist das nicht in den Vordergrund gerückt. Sollte die Kroatenhalle mal wegfallen, wäre das ein Thema. Die Halle hat sehr gelitten, aber das Dach steht unter Denkmalschutz. Möglich wäre dann ein Anbau an die Dreifachturnhalle.
Das Gespräch führten Björn Lohmann und Rudolf Beerden.
Zur Person
Die SPD-Politikerin Brigitte Middeldorf ist Vorsitzende des Schul- und Sportausschusses. Bis Mitte 2017 arbeitete sie als Lehrerin in den Fächern Französisch, Latein und Geschichte – zunächst am Kardinal-von-Galen Gymnasium. Als auch das jüngste ihrer vier Kinder dort eingeschult wurde, wechselte sie nach Kleve ans Konrad-Adenauer-Gymnasium. Mit ihrem Mann, der ebenfalls im vergangenen Jahr pensioniert wurde, nutzt sie die freie Zeit, um ihre Familie zu besuchen – immerhin vier Enkel gehören inzwischen dazu. Viel Zeit investiert die 63-Jährige auch in ihre Aufgaben als stellvertretende Bürgermeisterin. Was dann noch an Zeit übrig bleibt, füllt die Kevelaererin mit Ausflügen, Besuchen bei Freunden und Gartenarbeit.