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Maria hat es ihm besonders angetan

Wer kennt das nicht? Man schlendert durch unsere schöne Innenstadt, schaut dabei in die Gesichter der Menschen und fragt sich: „Wer mag das sein? Ist das ein Kevelaerer oder ein Besucher? Warum ist er hier?“ Doch wie so oft bleibt es dann dabei und das kleine Geheimnis wird nicht gelüftet. Man erfährt nichts über diese Person und begegnet ihr möglicherweise nie wieder.
Anders jedoch an einem sonnigen Tag auf Kapellenplatz. Ich kam mit einem freundlich dreinblickenden Herrn ins Gespräch. Nach kurzer Zeit verspürten wir beide das Bedürfnis, mehr voneinander zu erfahren, also setzten wir unsere Unterhaltung spontan bei Kaffee und Kuchen in einem Café fort.
So erfuhr ich von Hans-Jürgen Burbach aus Wevelinghoven (bei Grevenbroich) seine Geschichte und Beziehung zu Kevelaer. Er kam bereits als kleiner Junge mit seinen Eltern nach Kevelaer, die an der alljährlichen Wallfahrt der Weveling­hovener teilnahmen, um Maria zu danken und Trost zu finden. Als Zweijähriger erlitt er durch einen Unfall schwere Verletzungen, von denen er sich erst vier Jahre später erholt hatte. Seit dieser Heilung war es seinen Eltern ein Anliegen, regelmäßig nach Kevelaer zu pilgern.
Burbach ist im christlichen Glauben tief verankert und Maria hat es ihm besonders angetan. Als Vize-Brudermeister engagierte er sich, in der mehr als 500 Jahre alten Marianischen Bruderschaft von Wevelinghoven. Der 61-Jährige sieht sich als Hüter und Verfechter alter Bräuche. So stellt er beispielsweise eine Marienfigur zur jährlichen Fronleichnamsprozession vor die Haustür. Diese Porzellan-Statue ist eine „Kevelaer-Madonna“, die gut 200 Jahre alt ist und schon durch seine Urgroßmutter zu diesem Zweck genutzt wurde.
Glühender Marienverehrer
Der glühende Marienverehrer kommt seit seinem Vorruhestand im Jahr 2000 wöchentlich nach Kevelaer und gehört der traditionsreichen Gebetsgemeinschaft „Consolatrix Afflictorum“ (Trösterin der Betrübten) an. Burbach führt so etwas wie eine Familientradition fort, da sein Urgroßvater mindestens 50 Mal zu Fuß nach Kevelaer pilgerte.
„Während eines meiner letzten Besuche, es war ein Besinnungstag, entwickelte sich ein Glaubens­impuls in mir“, sagt er ganz ehrfürchtig. „Denn plötzlich fiel mir die Ähnlichkeit der Madonna-Darstellung auf dem Königssilber von 1664 unserer Marianischen Bruderschaft, die urkundlich erstmals 1509 erwähnt wurde, sowie der zeitlich geringe Abstand zur Marienerscheinung 1642 auf“, berichtet Hans-Jürgen Burbach weiter. „Hier gibt es sicherlich Zusammenhänge.“ Davon ist er überzeugt und will diesen Hinweisen in jedem Fall weiter nachgehen.

Blaue Ballons zur Begrüßung

Im Rahmen der „Nacht der Trends“ kam es zu einem Ereignis der ganz besonderen Art. Der zukünftige Rektor der Kevelaerer Wallfahrt, Gregor Kauling, marschierte mit einer großen Abordnung seiner alten Hiesfelder Gemeinde St. Vincentius mit blauen Ballons durch die Hauptstraße bis zum Gnadenbild der heiligen Maria.
Dort betete er gemeinsam mit den Gläubigen und ließ anschließend mit den Gemeindemitgliedern die Ballons in den Himmel aufsteigen. Kaplan Christoph Schwerhoff begrüßte seinen zukünftigen Chef und die Pilger aufs Herzlichste. „Ich freue mich über den herzlichen Empfang“, drückte der baldige Wallfahrtsrektor seine Gefühlslage aus. „Das ist ein bewegender Moment als Pilger zu kommen, zwischen meinen beiden Welten“. Er kenne die Menschen in Hiesfeld jetzt seit Jahren. Sie seien ihm natürlich ein Stück ans Herz gewachsen: „Das ist mein Exerzitium auf dem Weg nach Kevelaer und Teil des Weges. So gesehen ist es im guten Sinne des Gnadenbildes, hier getröstet den Dienst zu beginnen.“

Mit dem Schiff auf dem Rhein gepilgert

Unterwegs nach Bornhofen. Erstmalig unternahm Sybille Thielen mit einigen anderen Teilnehmern aus Twisteden und benachbarten Gemeinden an einer­
Schiffswallfahrt des Niederrheins teil. Diese Wallfahrt trug zu einem nachhaltigen Erlebnis bei. „Ja, diese Pilgerreise hat mich wirklich beeindruckt“, gesteht Sybille Thielen, die mit Begeisterung von der Pilgerreise nach Bornhofen berichtet.
Eigentlich ist Pilgern nichts Neues für sie. Regelmäßig nimmt sie an der jährlichen Ortspilgerung nach Kevelaer teil. Auch ein Stück des Jacobsweges nahm die Twistederin in einer Gruppe schon auf sich. Ebenfalls mit nachhaltigen Erinnerungen. In diesem Jahr sollte es eine Pilgerschiffsreise nach Bornhofen werden, von der sie eigentlich nur durch Zufall erfuhr.
Von Köln aus ging es mit 500 Gleichgesinnten aufs Wallfahrtsschiff. Herzlich begrüßt und in Empfang genommen wurden sie hier von Pater Eric, Franziskaner-Bruder im Kloster Bornhofen. „Nun ist es aber nicht so, als säßen da alle nur noch mit gefalteten Händen auf ihren Bänken“, erzählt Sybille Thielen. Es wurde gebetet, gesungen, erzählt oder auch geschwiegen. Mancher Pilger genoss die Sommersonne während der Fahrt auf dem Rhein, betete dabei den Rosenkranz. Noch vor dem Anlegen am wohl bedeutendsten Wallfahrtsort des Mittelrheins fand auf dem Schiff ein Gottesdienst statt.
Fast malerisch lag der Wallfahrtsort Bornhofen am rechten Ufer des Rheins vor den Pilgern, überragt von den beiden Burgen Sterrenberg und Liebenstein. Der Sage nach vermachte ein Ritter seinen beiden Söhnen die Burgen. Das Vermögen sollten diese mit ihrer blinden Schwester teilen. Diese aber wurde mit einem kleinen Teil abgespeist und den Felsen hinuntergejagt. Die Schwester verwendete ihr kleines Vermögen zum Bau einer kleinen Kapelle an der Stelle, wo jetzt Bornhofen liegt. Ab dem 13. Jahrhundert ist von einem wundertätigen Marienbild der schmerzhaften Gottesmutter die Rede, die ihren toten Sohn auf dem Schoß trägt. Dieses Bildchen zieht im Laufe der Zeit immer mehr Pilger und Wallfahrer an. Und das ist bis heute so geblieben.
Von Mai bis Oktober zieht es Pilger zum Franziskaner- und Wallfahrtskloster am Rhein. Seit Jahren auch eine Gruppe aus Kevelaer und Umgebung. Dieser schloss sich erstmalig auch Sybille Thielen an. Eine abendliche Lichterprozession machte schließlich den ersten Pilgertag perfekt. Der nächste Tag begann mit einem Gottesdienst in der Wallfahrtskirche mit dem emeritierten Bischof Heinrich Mussinghoff aus Aachen. Natürlich wurde viel gebetet, gelacht und gesungen.
„Man tauschte sich aber auch aus. Man lernte neue Menschen kennen und jeder Pilger hatte einen anderen Beweggrund, sich auf den Weg zu machen“, berichtet die 73-Jährige, die immer noch fasziniert von der Pilgerfahrt ist. Jeder komme irgendwann an einen Punkt, der ihn bewege, ihn berühre, etwas in ihm verändere. Für die Twistedenerin war es nicht die letzte Schiffspilgerreise, die am dritten Tag mit unvergesslichen Eindrücken wieder nach Hause führte. „Ich kann diese Pilgerreise nur jedem empfehlen“, rät die begeisterte Sybille Thielen.

Erzbischof von Köln predigt in der Marienbasilika

Vor dem Beginn des feierlichen Gottesdienstes nutzte Kardinal Rainer Maria Woelki die Gelegenheit, in aller Stille am Gnadenbild der Muttergottes auf dem Kapellenplatz zu beten. Zum Gedenktag „Mariä Namen“ war der Kölner Erzbischof am 12. September an den Niederrhein gereist, um mit zahlreichen Pilgerinnen und Pilgern eine Messe in der Marienbasilika zu feiern.
In seiner Predigt sprach er über den Moment, in dem Maria durch einen Engel erfährt, dass sie den Sohn Gottes zur Welt bringen soll. Diese Szene aus dem Lukas-Evangelium (Lk 1, 26-38) sei den meisten Christen sicherlich seit ihrer Kindheit vertraut, sagte der Kardinal, aber womöglich im Herzen und im Verstand nicht mehr so präsent. „Was hier geschieht, beinhaltet Unvorstellbares: Das ist die alles entscheidende Botschaft Gottes, es ist die Botschaft schlechthin, die alle anderen Botschaften in die Ecke stellt“, sagte Woelki: „Gottes Sohn will in unsere Welt kommen, der Schöpfer will geschöpft werden, einer von uns sein.“
Dass Maria nach der Botschaft sagte „Mir geschehe nach Deinem Willen“ sei gleichsam ein „Ja-Wort“ an Gott gewesen. Sie habe eben nicht nur mit einem Wort, sondern mit ihrer ganzen Person geantwortet, sagte der Kardinal und zog einen Vergleich zur Eheschließung: „Es ist wie bei Menschen, die einander lieben, die sich vertrauen und eine christliche Ehe eingehen wollen. Hinter dem Wort ,Ja‘ muss dann mehr stehen als zwei Buchstaben, dahinter muss man selber mit seinem Leben und seiner Person stehen.“
Das „Ja-Wort“ von Maria habe zudem noch eine viel größere Dimension gehabt: Sie habe die Antwort stellvertretend für alle Menschen gegeben. Doch jeder müsse sich dieses „Ja“ zu eigen machen und es nachsprechen. Gott habe sein „Ja“ zu jedem Menschen bereits gesprochen in der Gestalt Jesu, der „das ,Ja‘ Gottes in Person“ sei, sagte Woelki.
Doch Gott zwänge sich den Menschen nicht auf, „er zwingt uns sein Heil nicht auf. Er erwartet unsere freie Antwort, unser freies ,Ja‘“, erklärte Woelki. „Jetzt sind wir dran, wir müssen uns öffnen, damit Gott heute aus uns geboren werden kann.“ Und so, wie Gott gekommen und Hand und Fuß angenommen habe, müsse jeder Christ jeden Tag darauf hören, „was Gott uns heute an Herausforderungen stellt und wo er konkret gegenwärtig sein möchte.“

Abschied von St. Marien nach sechs Jahren als Wallfahrtsrektor

Sechs Jahre lang war Rolf Lohmann Rektor der Wallfahrt in Kevelaer und Pfarrer von St. Marien – im Laufe der Woche jedoch wird ein Umzugswagen sein Hab und Gut aus dem Priesterhaus am Kapellenplatz nach Xanten bringen. Dort zieht der neue Weihbischof für den Niederrhein in seine Wohnung im Schatten des Viktor-Doms. Viele Kevelaerer hatten sich am 10. September auf den Weg gemacht, um den Weihbischof aus ihrer Pfarrei zu verabschieden. Gemeindemitglieder, Abordnungen von Vereinen und Verbänden, Vertreter von Orden, der Bürgermeister und zahlreiche Wegbegleiter sorgten dafür, dass Lohmann in eine voll besetzte Basilika einzog.
Und so bedankte sich der Weihbischof nach der Begrüßung durch Kaplan Christoph Schwerhoff bei allen, mit denen er in den vergangenen Jahren zusammenarbeiten durfte und er dankte „für so viel Glaubenskraft, Gebet und so viel Gutes.“ In seiner Predigt stellte er die Worte „Ihr seid das Licht der Welt“ aus dem Matthäus-Evangelium (Mt. 5,14) in den Mittelpunkt – dieses Zitat aus der Bergpredigt ist der Wahlspruch des Weihbischofs. Das Evangelium, die Frohe Botschaft, habe Leuchtkraft, betonte Lohmann, selbst in Zeiten, in denen man vor Terror und Gewalt zu kapitulieren drohe. Doch das Evangelium zeige, dass selbst vom Zeichen des Kreuzes Heil, Leben und Hoffnung ausgehen.
Zugleich mahnte der Weihbischof, dass die Christen nicht immer nur über die Probleme der Kirche reden sollten. Die Frohe Botschaft könne nicht glaubhaft verkündet werden, „wenn uns nichts Besseres einfällt, als die Kirche dunkel und kaputt zu reden.“ Und auch, wenn es einige Menschen immer wieder proklamieren würden: „Wir sind in der Kirche noch lange nicht am Ende. Doch die, die immer von Dunkelheit und Untergang reden, dürfen nicht das Sagen haben“, forderte Lohmann eindringlich. Entsprechend dankbar sei er für alle Menschen, die in den vergangenen Jahren als „Leuchtzeichen“ gewirkt hätten, erklärte der Weihbischof. Er nannte exemplarisch das karitative Engagement an vielen Stellen in der Pfarrei. Davon hänge „die Glaubwürdigkeit unseres Tuns“ ab. „Wo die Botschaft verstanden wird, wird das Evangelium im Alltag zum Leuchten gebracht“, sagte Lohmann.
Zudem ermutigte er die Jugend, sich in der Kirche zu engagieren, so wie er es oft erlebt habe. „Die Dynamik im Leben und Denken der Jugendlichen sind für die Kirche wichtig und tuen uns gut“, erklärte der Weihbischof. „Es steht uns nicht gut an, als alte Moraltante aufzutreten. Die Frohe Botschaft will Leben in Fülle und nicht in Enge und Verkrampftheit.“ Direkt an die Jugendlichen gerichtet sagte er: „Bringt Schwung in diesen manchmal etwas verkrusteten Apparat und sagt, was ihr denkt.“ Dazu fordere auch Papst Franziskus auf, „macht reichlich Gebrauch davon.“
Auch in seinem neuen Amt wolle er seinen Dienst „unter dem Schutz Mariens weiterführen.“ Der Weihbischof bat: „Helfen Sie mir dabei, lassen Sie uns alle Lichtträger sein, denn wir sind das Licht der Welt.“ Nach dem feierlichen Gottesdienst und dem Fahnenschwenken auf dem Kapellenplatz nutzten viele Gemeindemitglieder die Gelegenheit, sich persönlich von ihrem ehemaligen Pfarrer zu verabschieden, der auch in Zukunft weiterhin als Pastor für die Menschen wirken will.

Bischof Genn und Weihbischof Lohmann pilgern mit Kevelaerer Gläubigen

Es war der Abend des Festes Mariä Geburt, und der Gottesmutter zu Ehren gab es in Kevelaer eine ganz besondere Sternwallfahrt: Bischof Dr. Felix Genn ist am 8. September gemeinsam mit Gläubigen aus allen Kevelaerer Gemeinden bei Kerzenschein und nur ganz leichtem Regen zur „Consolatrix Afflictorum“, zur Trösterin der Betrübten, gepilgert. Auch wenn der Münsteraner Bischof aus gesundheitlichen Gründen nur eine kurze Pilgerstrecke von der St. Antoniuskirche bis zum Kapellenplatz zurücklegte, kam die Idee bestens an.
Der Anlass war die Verbindung der dritten Wallfahrt der jungen St. Antonius Pfarrei mit dem 375-jährigen Wallfahrtsjubiläum, das schließlich alle Kevelaerer Gemeinden vereint. Deswegen fand einmalig eine Abendwallfahrt als Kerzenwallfahrt statt, die alle Gläubigen ansprach und zu der auch die Nachbar-Pfarrei St. Marien eingeladen war – eine Idee, die Bischof Genn selbst gehabt hatte und gemeinsam mit Simone Schönell vom Pfarreirat St. Antonius Kevelaer und Pfarrer Andreas Poorten in die Tat umsetzte.
In den Ortschaften Twisteden, Wetten, Winnekendonk und Kervenheim hatten sich die Fußpilger bereits ab 18 Uhr vor den Kirchen versammelt. Sternförmig ging es dann durch das herbstliche Regenwetter bis zur St. Antoniuskirche nach Kevelaer, wo Bischof Genn hinzustieß.
Weihbischof Rolf Lohmann und Bischof Felix Genn pilgerten – begleitet von Musikvereinen und angesichts des großen Zuspruchs der Gläubigen, die alle eine Kerze trugen, sichtlich gut gelaunt – die Hauptstraße bis zum Kapellenplatz und zur Gnadenkapelle hinunter. Der Bischof feierte am Abend auch das festliche und sehr gut besuchte Pontifikalamt, begleitet von Kirchenchören, in der Basilika.
In seiner Begrüßung ging er auf die Fusionen von Pfarreien ein: „Wenn Gemeinden zusammengeführt werden, dann ist das mitunter schmerzhaft. Aber was uns eint, ist die Kraft des Glaubens. Trotz mancher Tiefen hat sich das Allermeiste für uns letztlich als gut herausgestellt.“ Die Predigt des Münsteraner Bischofs war ganz auf den Geburtstag Mariäs ausgerichtet. „Was tun wir, wenn die Mutter in der Familie Geburtstag hat? Wir blättern im Fotoalbum und erzählen uns Geschichten dazu“, erklärte er. Nicht ohne zu erwähnen, dass manche Seite dabei von der Familie überschlagen werde, weil die abgebildeten Personen nicht in eine heile Familienwelt passten.
„Das Evangelium vom Stammbaum Jesus Christus tut das nicht“, gab der Bischof zu bedenken, „es nennt jeden Namen im Stammbaum. Prostituierte, Ehebrecher und Heiden gehören dazu.“ Sie würden genannt und nicht verschwiegen, weil „Jesus Erlöser aller Menschen ist.“ Das sei für viele Menschen überraschend, ähnlich überraschend, wie die unbefleckte Empfängnis von Maria. „Solche Überraschungen gibt es auch in unserem Christenleben“, betonte Genn, „weil Gott eben überraschend handelt.“ Gott sei ein Gott der Überraschung. „Vielleicht haben Sie auch solche Überraschungen in ihrem Leben“, sagte Genn zu den Gläubigen in der Basilika, die er schließlich aufforderte, offen zu bleiben „für die Überraschungen von Gott.“

Wallfahrt der Dackelfreunde

Zur 9. Wallfahrt der Dackelfreunde kam der Deutsche Teckelclub 1888 e.V., Gruppe Niederrhein e.V., nach Kevelaer. Die Wallfahrtsgruppe wurde von Pastoralreferent Frank Ingendae aus Wachtendonk geleitet.
Am Kreuzweg und dem anschließenden Fußweg über die Hauptstraße bis zur Gnadenkapelle, sowie an der anschließende Segnung der Tiere und der Wallfahrtskerze am Noah-Brunnen nahmen gut 50 Pilger mit ihren 20 Dackeln, einem Labrador und einem kleinen Münsterländer teil. Hans Willi Liptow, 1. Vorsitzenden und Begründer schaut schon ein wenig stolz auf die Geschichte dieser Wallfahrt. „Am Anfang sind wir mit ein paar Leuten gepilgert, dann haben aus unserem Verein in Alpen 15 Personen teilgenommen und nun schwanken die Teilnehmerzahlen zwischen 50 und 75. Aus Bonn, Köln und sogar aus der Schweiz reisen Teilnehmer an.“
Im ersten Jahr hieß sie noch „Dackelwallfahrt“. Aber da habe es einen Aufschrei in der Kevelaerer Bevölkerung gegeben: Dackel würden keine Wallfahrt machen, sondern die Menschen. „Auch durften wir mit den Hunden nicht auf den Kapellenplatz“, erinnert sich der Vorsitzende. Die Segnung fand an der Toilettenanlage am Johannes-Stanelus-Platz statt. „Erst als wir gezeigt haben, dass wir alle einen Beutel für eventuelle Hinterlassenschaften unserer Hunde mithatten, konnten wir die Segnung am Noah-Brunnen durchführen.“
Für Hans Willi Liptow ist es aber ganz klar, dass die Dackel dazugehören. „Sie sind ein Teil der Familie und teilweise das Liebste auf der Erde was der Besitzer hat. Sie sind ein Teil der Schöpfung und Natur und auch diese wollen wir unter dem Schutz Gottes stellen.“ Zwischendurch erklangen schon einmal „Lieder“ der vierbeinigen Kreaturen, aber auch wenn sie nicht zu verstehen waren, so zeigten die „Interpreten“ schon ihre Anwesenheit an.
Franz von Assisi hätte sicher das Bild am Noah-Brunnen gut gefallen als Mensch und Tier als Gottes Werk gemeinsam gesegnet wurden. Ein gemeinsames Kaffeetrinken beendete die Wallfahrt und es steht schon fest, dass es nächstes Jahr ein kleines Jubiläum geben wird. Dann wird die Wallfahrt der Dackelfreunde zum zehnten mal stattfinden.

Interreligiöse Wallfahrt: Mit „Engel der Kulturen“ ein Zeichen gesetzt

Moderiert durch Angela Krumpen vom Domradio begann im Marienpark die „III. Interreligiöse Wallfahrt für den Frieden“. Dr. Elke Kleuren Schryvers, Vorsitzende der Stiftung Aktion pro Humanität, hatte mit ihrem Team die Wallfahrt vorbereitet. Neben dem Rektor der Wallfahrt, Weihbischof Rolf Lohmann, konnten zahlreiche Vertreter anderer Religionsgemeinschaft begrüßt werden. Michael Rubinstein, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinden in NRW im Zentralrat der Juden in Deutschland, Mohammed Assila, Beauftragter für Dialog und Pädagogik sowie Ahmed Aweimer, Kirchenbeauftragter im Zentralrat der Muslime Deutschlands, Imam Mohamed Jalloh aus den Niederlanden, Hülja Ceylan muslimische Gemeinde der Moschee in Duisburg, Karin Dembeck, ev. Pfarrerin Kevelaer, Sidik Turay mit den muslimischen Gästen aus den Niederlanden und aus Sierra Leone und viele Friedenspilger waren zusammengekommen, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen.
Die Künstler Carmen Dietrich und Gregor Merten brachten den „Engel der Kulturen“, ein Kunstprojekt zur Förderung des interkulturellen und interreligiösen Dialogs, mit nach Kevelaer. Sie wollen mit ihrem Kunstwerk, das den ganzen Pilgerweg begleitete, ein Zeichen für einen friedlichen und respektvollen Umgang zwischen Menschen jeder Kultur, Herkunft und Weltanschauung setzen. Gleichzeitig wird ein klares Statement gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus, Islamophobie, Fundamentalismus und der damit einhergehenden Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgruppen gesetzt. Ein Reifen (er stellt die Erde dar), der durch Symbole der drei abrahamitischen Religionen, dem Christentum (Kreuz), dem Judentum (Stern) und dem Islam (Mondsichel) durchbrochen wird, lässt bei genauem Hinsehen in der Mitte einen Engel entstehen. Auch wenn die Künstler zunächst damit etwas unglücklich waren: „Die inflationäre Verwendung der Engel in der Gesellschaft und der Hauch von Esoterik hat uns gestört“, so sahen sie schnell, dass der Engel in allen drei Religionen eine gewichtige Rolle spielt und so zum ursprünglichen Friedensgedanken passt, der diese Glaubensgemeinschaften verbindet.
Über Gelderner Straße und Hauptstraße, angeführt durch Kirchenschweizer Edmund Pitz-Paal, führte der Pilgerweg zur Basilika. Hierbei rollten Vertreter der drei Religionsgemeinschaften und die Künstler den Metallring mit den Kirchensymbolen und dem dadurch entstandenen Engel abwechselnd vor allen Teilnehmern her.
Vor der Basilika begrüßte der Familienchor unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Romanus Giefer die Pilger. Bürgermeister Dr. Dominik Pichler, der im Chor mitgesungen hatte, sprach ein Grußwort. Er bestätigte, dass dreimaliges Stattfinden der Anfang von Tradition ist und so die Friedenswallfahrt eine Veranstaltung ist, die Bestand haben wird. „Die Interreligiöse Wallfahrt für den Frieden ist das Gegenbild von Intoleranz und Engstirnigkeit. Es geht um Glauben, nicht um Krieg.“
Markus Emanuel Zaja von der jüdischen Gemeinde spielte auf der Klarinette Lieder für den Frieden und Rubinstein las aus einem Psalm, der Gott um Frieden für alle Menschen bittet. Er hob hervor: „Religiöse, kulturelle und staatliche Freiheit ist die Grundvoraussetzung für Frieden. Menschliche Freiheit im Umgang miteinander muss ein religiöses Zeichen für gegenseitigen Respekt sein. Anderssein muss in den Hintergrund treten und Gemeinsamkeiten von uns müssen in den Vordergrund gesetzt werden.“
Die muslimischen Vertreter riefen zu einer Schweigeminute für alle Opfer von Terror und Krieg auf. Sie hoben hervor, dass der Islam eine friedvolle Religion ist, und verurteilten alle die durch Aggression etwas anderes sagen oder zeigen, wie es in dem 5. Kapitel des Koran steht (Wer eine Seele tötet, handelt wie jemand, der alle Seelen tötet, und wer eine Seele rettet, der handelt wie jemand, der alle Seelen rettet). Denen riefen sie zu: „Nicht mit uns und nicht im Namen unserer Religion.“
Ein drei Minuten Video-Clip „Fishers of Men – Menschen-Fischer“ der Organisation MOAS wurde abgespielt, um an Rupert Neudeck zu erinnern, der die Idee für die Friedenswallfahrt hatte, bei der ersten Verwirklichung teilgenommen und kurz vor der zweiten Wallfahrt, an der er ebenfalls teilnehmen wollte, am 31.5.2016 verstorben war. Ihm war die Rettung Schiffsbrüchiger ein wichtiges Anliegen. In der Moderation zu den leider schlecht sichtbaren Bildern hieß es „In den Menschen auf diesen Rettungsschiffen spiegeln sich die ganze Insuffizienz, Ungerechtigkeit, Gleichgültigkeit, Aggression, der Hass und die Friedlosigkeit unserer Welt. Es sind Menschen, die ihre Heimat verlassen aufgrund von Krieg, Terror, Armut, Hunger, Perspektivlosigkeit. Und was geben wir in Europa für eine Antwort? `Soll ich -etwa- der Hüter meines Bruders sein?´ lautet inzwischen die offen gestellte Kain-Frage.“
Angela Krumpen zitierte den Dalai Lama mit den Worten „Wir wollen alle glücklich sein“ und wies darauf hin, dass wir in einer Welt leben, wo Kain die Überhand zu gewinnen scheint und wir ihm als Abel mutig entgegentreten müssen. Mit einem Gedicht von Hilde Domin forderte sie die Teilnehmer: „Abel, steh auf, es muss neu gespielt werden. Täglich muss es neu gespielt werden, täglich muss die Antwort noch vor uns sein, die Antwort muss ja sein können. Wenn du nicht aufstehst Abel, wie soll die Antwort, diese einzig wichtige Antwort sich je verändern? Wir können alle Kirchen schließen und alle Gesetzbücher abschaffen in allen Sprachen der Erde. Wenn du nur aufstehst und es rückgängig machst, die erste falsche Antwort auf die einzige Frage, auf die es ankommt. Steh auf, damit Kain sagt, damit er es sagen kann. Ich bin dein Hüter-Bruder. Wie sollte ich nicht dein Hüter sein. Täglich, steh auf, damit wir es vor uns haben, dies Ja, ich bin hier, ich, dein Bruder.“
Weihbischof Lohmann freute sich über die Teilnahme der vielen Pilger unterschiedlicher Religionen, die am Ort der Consolatrix Afflictorum (CA) ein Zeichen des Friedens geben würden. „Die CA steht allen in der Welt bei, die Leiden ertragen müssen. In jeder Eucharistiefeier betet der Priester am Altar: Frieden hinterlasse ich Euch. Meinen Frieden gebe ich Euch. Damit haben wir einen Auftrag erhalten, diesen Frieden weiterzugeben. Das tun wir dann – alle am Altar und alle Gottesdienstbesucher. Wir reichen unseren Nachbarn die Hände und sagen: Der Friede sei mit dir. Wir wollen es auch hier tun, jetzt bei dieser Interreligiösen Friedenswallfahrt. Uns in die Augen schauen und einander den Frieden wünschen – gleich welcher Nationalität, Religion, Hautfarbe wir sind.“
In die Menge der Pilger kam Bewegung und von Weihbischof Lohmann und Pfarrerin Dembeck ausgehend wurde gegenseitig der Frieden zugesprochen und weitergegeben. Christen den Juden, Juden den Muslimen, Muslime den Christen.
Nach einem kurzen Gebet vor dem Gnadenbild, brachten alle den Reifen mit dem Engel der Kulturen zur Friedenssteele. Hier arbeiteten alle Vertreter der Religionsgemeinschaften zusammen und erschufen ein temporäres Kunstwerk, das den Engel sichtbar machte. Dabei erklangen Lieder über den Frieden, vorgetragen durch den Kevelaerer-Männer-Gesang-Verein 1896 e.V.. Danach wurden Kerzen durch alle Pilger abgestellt und so der Engel der Kulturen auch noch mit Licht erleuchtet. Anschließend sprach der Vertreter von Pax Christi in Münster, Matthias Lauks, ein kurzes Grußwort.
Alle Vertreter der Religionen hatten sich auf ein Schlussgebet verständigt, das sie gemeinsam sprachen: „Terror, Krieg, Gewalt, Not, Hunger beherrschen unsere Welt. Aus diesem Chaos rufen wir Dich an. Wir sehen so viele Menschen leiden. Wir sehen so viele Menschen voller Angst und Unsicherheit vor der Zukunft. Nimm von uns alle Gleichgültigkeit. Noch mehr Waffen, noch mehr Verbrauch von Ressourcen, noch mehr Profit, noch mehr Weltwirtschaft, welche nur die Starken bedient, die Schwachen aber zurücklässt. Höre uns, wenn wir aus der Verwirrung dieser Welt nach einer neuen Ordnung rufen. Gib uns klaren Verstand, Mut und Vertrauen in Dich, so dass wir unmissverständlich einstehen für Deine Werte. Liebe, Menschlichkeit, Barmherzigkeit. Du Gott und Schöpfer aller Menschen, Du Gott des Friedens, hilf, dass wir Deinen Weg gehen.“
Gut 200 Pilger setzten in der Marienstadt auf der III. Interreligiösen Wallfahrt ein Zeichen für den Frieden in Europa und in der Welt.


Weitere Fotos von der Wallfahrt gibt es in der Fotogalerie.

Wichtiges Zeichen in unruhigen Zeiten

Kevelaer. Kreuz, Halbmond und Davidstern, vereint in dem Kunstwerk „Engel der Kulturen“ – es ist ein starkes Symbol, das die Interreligiöse Friedenswallfahrt in diesem Jahr begleitet. Das überdimensionale Rad der beiden Künstler Carmen Dietrich und Gregor Merten ist wie ein Sinnbild der Friedenswallfahrt: Gemeinsam machen sich die drei monotheistischen Weltreligionen Judentum, Islam und Christentum auf den Weg – vereint im Gebet.
Initiiert vor drei Jahren unter anderem von dem inzwischen verstorbenen Rupert Neudeck, wird die Idee der Interreligiösen Friedenswallfahrt in Kevelaer lebendig gehalten. So werden sich Vertreter der drei Religionen am Sonntag, 27. August, um 17 Uhr am Marienpark auf den Weg machen, um von dort zur Basilika und zur Kapelle mit dem Gnadenbild zu pilgern. Jeder, der sich der Gruppe anschließen und für den Frieden beten möchte, ist dazu eingeladen.
Weihbischof Rolf Lohmann betont: „Hier von Kevelaer aus ist es allen drei Religionen von Beginn an ein Anliegen gewesen, sich klar gegen Gewalt und Terror zu positionieren. Wir bitten unseren Schöpfergott bei dieser Friedenswallfahrt, dass er uns immer mehr zu wirklichen, authentischen Werkzeugen seiner Ehrfurcht vor dem Leben, seines Gewaltverzichts, seiner Dialogbereitschaft, Gerechtigkeit und damit seines Friedens macht.“ Der Geschäftsführer des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden, Michael Rubinstein, ergänzt: „Dass die Interreligiöse Friedenswallfahrt bereits zum dritten Mal durchgeführt wird, ist ein richtiges und wichtiges Zeichen in politisch wie religiös unruhigen Zeiten. Sicher ist eine solche Aktion in erster Linie ein symbolisches Zeichen im Bemühen um eine gute Begegnung von Juden, Christen und Muslimen. Genau diese Begegnungen sind es aber auch, die Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Glaubens in einen Austausch miteinander bringen.“
„Ich freue mich, zum dritten Mal teilnehmen und mich für den Frieden einsetzen zu können“, sagt Ahmed Aweimer, Kirchenbeauftragter im Zentralrat der Muslime: „Die Friedenswahlfahrt setzt ein Zeichen und zeigt, dass jeder Einzelne dazu beitragen kann, den friedensstiftenden Willen zu stärken. Die Schöpfung Gottes fügt sich in ihrer Vielfalt harmonisch zusammen. Wir Menschen können unsere Vielfalt als Bereicherung in Respekt, Vertrauen, Liebe und Barmherzigkeit in Frieden gestalten. Schließlich ist die Vielfalt eine Gabe Gottes. Die Friedenswahlfahrt gibt uns eine gute Möglichkeit der Begegnung und des Kennenlernens.“

30. Wallfahrt der Tamilen

Kevelaer. Wie jedes Jahr gehörte ein Markt mit tamilischen Spezialitäten, Kleidung und Lebensmitteln hinter der Basilika zur Wallfahrt der Tamilen. Händler aus Oberhausen, Soest, Bielefeld, Stuttgart, ja sogar aus Frankreich und England boten Textilwaren an. Aus Dortmund und Wuppertal kamen Angebote für Musik und Telefontechnik und für spezielle TV-Karten war ein Händler sogar aus den USA angereist. Die Verkäufer von Lebensmittel kamen aus Krefeld, Essen, Aachen oder Hamm.
Farbenprächtige Saris und Armbänder bereiteten das besondere Flair auf dem Markt. Jack Fruit, Rambutan und Süßkartoffeln waren die Obst- und Gemüsespezialitäten. Reisgerichte mit außergewöhnlichen Gewürzen wurden in riesen Pfannen bereitet und nicht nur die tamilischen Pilger, sondern auch Einheimische schlenderten über den Platz und genossen das Gefühl, auf einem orientalischen Basar zu sein.
Das speziell auf die tamilischen Bedürfnisse angepasste Angebot wird deshalb so besonders gerne von den Pilgern angeboten, weil an ihren Wohnorten oft solche Waren kaum zu bekommen und dafür oft weite Wege in größere Städte erforderlich sind. Auch einzelne Kevelaerer Gaststätten haben sich den Bedürfnissen angepasst und bieten Reisgerichte an.
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