Bischof Genn und Weihbischof Lohmann pilgern mit Kevelaerer Gläubigen

Es war der Abend des Festes Mariä Geburt, und der Gottesmutter zu Ehren gab es in Kevelaer eine ganz besondere Sternwallfahrt: Bischof Dr. Felix Genn ist am 8. September gemeinsam mit Gläubigen aus allen Kevelaerer Gemeinden bei Kerzenschein und nur ganz leichtem Regen zur „Consolatrix Afflictorum“, zur Trösterin der Betrübten, gepilgert. Auch wenn der Münsteraner Bischof aus gesundheitlichen Gründen nur eine kurze Pilgerstrecke von der St. Antoniuskirche bis zum Kapellenplatz zurücklegte, kam die Idee bestens an.
Der Anlass war die Verbindung der dritten Wallfahrt der jungen St. Antonius Pfarrei mit dem 375-jährigen Wallfahrtsjubiläum, das schließlich alle Kevelaerer Gemeinden vereint. Deswegen fand einmalig eine Abendwallfahrt als Kerzenwallfahrt statt, die alle Gläubigen ansprach und zu der auch die Nachbar-Pfarrei St. Marien eingeladen war – eine Idee, die Bischof Genn selbst gehabt hatte und gemeinsam mit Simone Schönell vom Pfarreirat St. Antonius Kevelaer und Pfarrer Andreas Poorten in die Tat umsetzte.
In den Ortschaften Twisteden, Wetten, Winnekendonk und Kervenheim hatten sich die Fußpilger bereits ab 18 Uhr vor den Kirchen versammelt. Sternförmig ging es dann durch das herbstliche Regenwetter bis zur St. Antoniuskirche nach Kevelaer, wo Bischof Genn hinzustieß.
Weihbischof Rolf Lohmann und Bischof Felix Genn pilgerten – begleitet von Musikvereinen und angesichts des großen Zuspruchs der Gläubigen, die alle eine Kerze trugen, sichtlich gut gelaunt – die Hauptstraße bis zum Kapellenplatz und zur Gnadenkapelle hinunter. Der Bischof feierte am Abend auch das festliche und sehr gut besuchte Pontifikalamt, begleitet von Kirchenchören, in der Basilika.
In seiner Begrüßung ging er auf die Fusionen von Pfarreien ein: „Wenn Gemeinden zusammengeführt werden, dann ist das mitunter schmerzhaft. Aber was uns eint, ist die Kraft des Glaubens. Trotz mancher Tiefen hat sich das Allermeiste für uns letztlich als gut herausgestellt.“ Die Predigt des Münsteraner Bischofs war ganz auf den Geburtstag Mariäs ausgerichtet. „Was tun wir, wenn die Mutter in der Familie Geburtstag hat? Wir blättern im Fotoalbum und erzählen uns Geschichten dazu“, erklärte er. Nicht ohne zu erwähnen, dass manche Seite dabei von der Familie überschlagen werde, weil die abgebildeten Personen nicht in eine heile Familienwelt passten.
„Das Evangelium vom Stammbaum Jesus Christus tut das nicht“, gab der Bischof zu bedenken, „es nennt jeden Namen im Stammbaum. Prostituierte, Ehebrecher und Heiden gehören dazu.“ Sie würden genannt und nicht verschwiegen, weil „Jesus Erlöser aller Menschen ist.“ Das sei für viele Menschen überraschend, ähnlich überraschend, wie die unbefleckte Empfängnis von Maria. „Solche Überraschungen gibt es auch in unserem Christenleben“, betonte Genn, „weil Gott eben überraschend handelt.“ Gott sei ein Gott der Überraschung. „Vielleicht haben Sie auch solche Überraschungen in ihrem Leben“, sagte Genn zu den Gläubigen in der Basilika, die er schließlich aufforderte, offen zu bleiben „für die Überraschungen von Gott.“