Erzbischof von Köln predigt in der Marienbasilika

Vor dem Beginn des feierlichen Gottesdienstes nutzte Kardinal Rainer Maria Woelki die Gelegenheit, in aller Stille am Gnadenbild der Muttergottes auf dem Kapellenplatz zu beten. Zum Gedenktag „Mariä Namen“ war der Kölner Erzbischof am 12. September an den Niederrhein gereist, um mit zahlreichen Pilgerinnen und Pilgern eine Messe in der Marienbasilika zu feiern.
In seiner Predigt sprach er über den Moment, in dem Maria durch einen Engel erfährt, dass sie den Sohn Gottes zur Welt bringen soll. Diese Szene aus dem Lukas-Evangelium (Lk 1, 26-38) sei den meisten Christen sicherlich seit ihrer Kindheit vertraut, sagte der Kardinal, aber womöglich im Herzen und im Verstand nicht mehr so präsent. „Was hier geschieht, beinhaltet Unvorstellbares: Das ist die alles entscheidende Botschaft Gottes, es ist die Botschaft schlechthin, die alle anderen Botschaften in die Ecke stellt“, sagte Woelki: „Gottes Sohn will in unsere Welt kommen, der Schöpfer will geschöpft werden, einer von uns sein.“
Dass Maria nach der Botschaft sagte „Mir geschehe nach Deinem Willen“ sei gleichsam ein „Ja-Wort“ an Gott gewesen. Sie habe eben nicht nur mit einem Wort, sondern mit ihrer ganzen Person geantwortet, sagte der Kardinal und zog einen Vergleich zur Eheschließung: „Es ist wie bei Menschen, die einander lieben, die sich vertrauen und eine christliche Ehe eingehen wollen. Hinter dem Wort ,Ja‘ muss dann mehr stehen als zwei Buchstaben, dahinter muss man selber mit seinem Leben und seiner Person stehen.“
Das „Ja-Wort“ von Maria habe zudem noch eine viel größere Dimension gehabt: Sie habe die Antwort stellvertretend für alle Menschen gegeben. Doch jeder müsse sich dieses „Ja“ zu eigen machen und es nachsprechen. Gott habe sein „Ja“ zu jedem Menschen bereits gesprochen in der Gestalt Jesu, der „das ,Ja‘ Gottes in Person“ sei, sagte Woelki.
Doch Gott zwänge sich den Menschen nicht auf, „er zwingt uns sein Heil nicht auf. Er erwartet unsere freie Antwort, unser freies ,Ja‘“, erklärte Woelki. „Jetzt sind wir dran, wir müssen uns öffnen, damit Gott heute aus uns geboren werden kann.“ Und so, wie Gott gekommen und Hand und Fuß angenommen habe, müsse jeder Christ jeden Tag darauf hören, „was Gott uns heute an Herausforderungen stellt und wo er konkret gegenwärtig sein möchte.“