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Zeit der Orientierung für die Wallfahrt

Wenn man 1. Mai der Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, an das Pilgerportal der Marienbasilika klopfen wird, beginnt die diesjährige Wallfahrtszeit. Bereits jetzt hatten Wallfahrtsleitung, Stadt Kevelaer sowie der Wirtschafts- und Verkehrsverein die Pilgerleiter aus vielen deutschen und niederländischen Städten zur Tagung ins Konzert- und Bühnenhaus eingeladen.
Die Gäste erhielten einen Einblick in die Planungen für die anstehende Wallfahrtszeit, Arbeitshilfen und Impulse für die Organisation der eigenen Pilgerreise.
Schon vor der Begrüßung durch Dr. Rainer Killich und Dr. Bastian Rütten von der Wallfahrtsleitung begann auf der Bühne ein kreativer Prozess. Die Künstlerin Tatjana van Went malte während der Tagung ein großformatiges Bild auf der Bühne. Rütten erklärte: „Das Thema der diesjährigen Wallfahrtszeit ist ,Herr, wohin sollen wir gehen?‘, eine Frage, die auch wir uns immer wieder stellen müssen. Daher haben wir hier bewusst etwas auf die Bühne gebracht, das sich erst entwickeln muss und während unserer Tagung entsteht.“
Das Motto griff auch Wallfahrtsrektor Gregor Kauling in seiner Begrüßung auf. Es sei gut, mit vielen Menschen gemeinsam auf dem Weg zu sein, betonte er. Die Kirche stehe derzeit, gerade mit Blick auf den Missbrauchsskandal, vor einem Abgrund. Und das, obschon die Botschaft des Evangeliums eine gute, lebendige Botschaft sei. „Es besteht die Gefahr, dass wir vor dem Abgrund nicht mehr die Kraft haben, das Gute zu hören. Das wäre dann der zweite Sieg des Bösen“, warnte Kauling. Doch Christus habe das Böse am Kreuz besiegt, daher sei es wichtig, auch auf ihn zu schauen.
Das Wallfahrtsmotto betreffe Menschen jeden Alters. Von der Kindheit bis ins hohe Alter gebe es immer wieder Situationen, in denen die Frage aufkommt, wohin der Weg gehen soll und wie die Zukunft aussehen wird, sagte Kauling. „Tuen wird das ohne Angst. De Freude ist ein guter Ratgeber, nicht de Angst.“ Das Jahr 2019 auch für die Wallfahrt in Kevelaer „eine Zeit des Anhaltens und der Orientierung“, sagte der Wallfahrtsrektor.
Vom Stummfilm bis zu den Wallfahrtstagen
Doch auch ohne große Jubiläumsfeiern stehen wieder zahlreiche besondere Feste und Veranstaltungen während der kommenden Monate im Kalender. Die Angebote reichen von kulturellen Angeboten – zum Beispiel der in der Basilika gezeigte Stummfilm „Die Wallfahrt nach Kevelaer“ aus dem Jahr 1921, mit Orgelimprovisationen von Basilika-Organist Elmar Lehnen – bis zu Wallfahrtstagen für bestimmte Gruppen. Dazu zählen die Kommunionkinder ebenso wie die Motorradfahrer oder die Tamilen.
Eine Neuerung gilt für alle Gottesdienstbesucher in der Basilika. Die bisherigen Gesang- und Textbücher werden durch das „Gotteslob“ ausgetauscht. Dieses wird durch einen Anhang ergänzt, der die Lieder und Gebete aus dem bisher bekannten Buch beinhaltet. Chordirektor Romano Giefer, der die Tagung gemeinsam mit seiner Frau musikalisch begleitete, erklärte: „Wir wollen den unerschöpflichen Fundus der Lieder und Gebete im Gotteslob nutzen, aber auch das Repertoire der gerade hier in Kevelaer bekannten Lieder. Es geht kein Gesang aus dem bisherigen Buch verloren.“ Die Ergänzungen zum Gotteslob seien in jeder Buchhandlung erhältlich.

Die Wallfahrtsstadt ist bestens gerüstet

Zum offiziellen Eröffnungstermin der kommenden Kevelaerer Wallfahrtszeit am 1. Mai ist es zwar noch eine Weile hin. Der eigentliche Startschuss zur neuen Saison fällt aber für die vielen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wallfahrt seit fast 40 Jahren am Wochenende der jährlichen Pilgerleitertagung.
Am letzten März-Wochenende wird sie wieder einmal deutlich zu spüren sein: die Bedeutung der Wallfahrt für Kevelaer. Annähernd 400 Repräsentanten aus Deutschland und den Benelux-Ländern werden der Einladung von Wallfahrtsleitung, Wallfahrtsstadt und Verkehrsverein Kevelaer folgen, um sich traditionell an der großen Pilgerleiter-Tagung im Konzert- und Bühnenhaus zu beteiligen. Die Vertreter der alljährlich etwa 1.000 angemeldeten Pilgergruppen stimmen am Wochenende traditionell zahlreiche Details zu ihrer Kevelaer-Wallfahrt ab. Damit markiert das Pilgerleiter-Wochenende den bedeutsamen Ausgangspunkt für die Wallfahrtszeit 2019.
Frühstück nach Hochamt
Beginnen wird die Pilgerleitertagung am Samstag, 30. März, mit einem festlichen Hochamt um 9 Uhr in der Marienbasilika, das der Rektor der Wallfahrt, Domkapitular Gregor Kauling, zelebrieren wird. Nach dem Gottesdienst ziehen die Gäste zum Gruß an das Gnadenbild vor die Gnadenkapelle.
Im Konzert- und Bühnenhaus ist danach der Frühstückstisch für die Gäste aus Nah und Fern gedeckt. Dr. Bastian Rütten und Dr. Rainer Killich, beide Mitarbeiter der Wallfahrtsleitung Kevelaer, moderieren anschließend ein informatives und unterhaltsames Programm mit Gesprächen, Interviews und Präsentationen rund um die Kevelaer-Wallfahrt.
Im kleinen Saal des Bühnenhauses bereiten die Stadtführer/-innen des Kevelaerer Verkehrsvereins und das Team vom städtischen Service-Center für Tourismus und Kultur das umfangreiche Informationsmaterial vor, dass die Pilgerleiter/-innen zum Abschluss der Tagung entgegennehmen. Mit einem Mittagessen, das die Kevelaerer Gastronomen für ihre Stammgäste spendieren, endet der erste Tag des Kevelaerer Pilgerleiter-Wochenendes.
Am Sonntag, 31. März, nimmt die Wallfahrtsleitung die vielen Kleingruppen sowie die unzähligen Einzelpilger und Gäste in den Blick. Daher stehen der Rektor der Wallfahrt und seine Mitarbeiter zum Gespräch und zur Information auf dem Kapellenplatz und im Priesterhaus bereit. Die druckfrischen Schriften und Informationsmaterialien, die am Vortag im Bühnenhaus zur Verfügung gestellt wurden, warten auch hier auf ihre Interessenten. Der zweite Tag des Pilgerleiter-Wochenendes wird mit zahlreichen weiteren Aktionen rund um das Thema „Wallfahrt“ gestaltet.
So lädt das „Studio Kevelaer“ zu einem Tag der offenen Tür. Das Team der ehrenamtlichen Helfer um Jan Suchecki freut sich über jeden Besuch im Studio, das sich am Kapellenplatz zwischen Priesterhaus und Sakramentskapelle findet.
Rundgang am Kapellenplatz
Unter dem Motto „Auf den zweiten Blick…“ lädt Dr. Bastian Rütten gleich zweimal zu einem Rundgang über den Kevelaerer Kapellenplatz ein. Dabei wird er mit lyrischen Impulsen auf kleine Details hinweisen, die dem Betrachter wahrscheinlich nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen. Der Theologe Dr. Bastian Rütten hat seinen Arbeitsplatz im Kevelaerer Priesterhaus am Kapellenplatz. Im Team der Pfarr- und Wallfahrtsgemeinde St. Marien ist er zum einen mit seelsorglichen Aufgaben betraut, zugleich aber auch in der Leitungsrunde mitverantwortlich für die Gesamtentwicklung von Kirchengemeinde, Wallfahrt und Priesterhaus.
Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Entwicklung neuer Formate für Pfarrei, Wallfahrt und das Priesterhaus als Tagungs- und Exerzitienhaus. Im Jubiläumsjahr der Kevelaer-Wallfahrt (2017) haben ihn gleichermaßen viele Kevelaerer und Gäste unter anderem als Autor des Marienfestspiels „Mensch! Maria!“ kennen und schätzen gelernt. Die kostenlosen Führungen beginnen um 13 und um 15 Uhr jeweils vor dem Priesterhaus.
Die Stadtführerinnen des Kevelaerer Verkehrsvereins laden ebenfalls zu einer besonderen Themenführung ein. Historisch begründet ist die Führung von Susann Pechhold, die unter dem Titel „Wie war das denn?“ vor allem auch auf die Anfänge und in die Frühzeit der Wallfahrt blickt. Die kostenlose Sonderführung beginnt um 14 Uhr vor dem Priesterhaus.
Die Straßenwerbegemeinschaft der Hauptstraße wird den Tag nutzen, um gemeinsam mit der Kevelaerer Wirtschaftsförderung über die aktuelle Baustellensituation zu berichten. Auch Maulwurf Grubi, das allzeit freundliche Baustellen-Maskottchen, hat seinen Besuch angekündigt und wird sicher nicht nur die kleinen Besucher an diesem Tag erfreuen.
Die Wallfahrtsleitung lädt alle Besucher zu den verschiedenen Feiern und Gottesdiensten am Kapellenplatz ein. Zu einem Kerzensegen wird um 14.30 Uhr auf den Kapellenplatz geladen.
Verkaufsoffener Sonntag
Da wieder mit zahlreichen Besuchern gerechnet wird, die sich über das kommende Wallfahrtsjahr informieren möchten, sind die Geschäfte in der Innenstadt im Rahmen des ersten verkaufsoffenen Sonntags des Jahres von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Einzelhandel und Gastronomie werden sich an diesem Tag ebenfalls mit verschiedensten Aktionen rund um das Thema „Wallfahrtsstadt Kevelaer“ am Pilgerleiter-Wochenende beteiligen und für ihre Gäste und Besucher präsent sein.

Wallfahrtsorte stehen alle vor ähnlichen Herausforderungen

Der Zeitplan ist eng getaktet. Besichtigungen, Treffen mit Seelsorgern und Politikern, Gespräche, es ist ein volles Programm, das die Rektoren wichtiger deutschsprachiger Wallfahrtsorte in Kevelaer absolvieren. Regelmäßig treffen sie sich zum persönlichen Austausch. Diesmal war Kevelaer als Treffpunkt an der Reihe.
Aus Altötting, Mariazell in Österreich sowie Einsiedeln in der Schweiz sind die Wallfahrtsleiter an den Niederrhein gekommen, wo sie von Dr. Rainer Killich und Dr. Bastian Rütten empfangen wurden, die den erkrankten Wallfahrtsrektor Gregor Kauling vertraten.
Durch die Treffen entstehen eine Vernetzung, die sei „sehr wichtig“, betonte Rütten. „Alle Wallfahrtsorte stehen vor ähnlichen Herausforderungen“, erklärte der theologische Referent aus Kevelaer, „dadurch kommt es hier zu einem fruchtbaren Austausch.“
So legten die niederrheinischen Organisatoren Wert darauf, nicht nur ein Besichtigungsprogramm anzubieten, sondern an den jeweiligen Orten auch aktuelle inhaltliche Anknüpfungspunkte zu bieten. In der Hostienbäckerei etwa berichteten Killich und Rütten von den Erfahrungen mit der Erstkommunion-Wallfahrt, durch die Kinder und Jugendliche wieder gezielter mit dem Pilgern in Kontakt kommen sollen, auf der Orgelempore der Basilika ging es um neue liturgische Formate.
Es geht um den Menschen
Besonders in den Blick nehmen wolle man die Frage, wie man besser mit den Besuchern der Wallfahrtsorte ins Gespräch kommen kann. Rütten: „Das haben wir alle gemeinsam: Es geht um den Menschen.“ Dazu passten die zahlreichen Begegnungen während des Treffens. So war Zeit für Gespräche mit Seelsorgenden aus der Pfarrei St. Marien ebenso vorgesehen wie ein Austausch mit Bürgermeister Dominik Pichler. „Wallfahrt und Stadt sind eng miteinander verbunden“, sagte Rütten, „auch über diese Verknüpfung möchten wir reden.“
Der Besuch bei Weihbischof Rolf Lohmann in Xanten war für einige der Wallfahrtsleiter ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten. Lohmann war bis zu seiner Bischofsweihe selbst Wallfahrtsrektor. Er hatte seine ehemaligen Amtskollegen zu einer Führung durch das Stiftsmuseum und den St.-Viktor-Dom eingeladen, wo die Pilgerleiter an den Gräbern der Märtyrer gemeinsam beteten.
Bei einem so umfangreichen Programm könne es, erklärte Rütten, „nicht immer in die Tiefe gehen.“ Doch aus Erfahrung wisse er, dass die Gespräche und Gedanken nachwirken und sich daraus immer wieder Anknüpfungspunkte ergeben. „Dann erinnert man sich im Laufe des Jahres an eine Idee und greift sie auf“, sagte er.

„Mach‘ das mal malbar“

Bildergalerie und exklusives Angebot siehe auch “Kunst im KB”

Klar, die drei dicken Damen sind mal wieder mit von der Partie. Deutlich andächtiger diesmal. Denn sie können nicht nur frisch und fröhlich und frei daherkommen, wie auf vielen der anderen Bilder der Kevelaerer Malerin Ulla Genzel, sondern auch ganz schön fromm. Dem Anlass entsprechend eben und der ist im Grunde ein tief-religiöser: Ulla Genzel hat ihre kleine Bilder-Serie über die Entstehung der Kevelaerer Wallfahrt fertiggestellt.

2015 angefangen

Immerhin drei Jahre hat es gedauert, bis die fünf großformatigen Bilder fertig waren. Und vor und während des Schaffensprozesses hat sie eine Menge über die Zeit des Ursprungs der Kevelaerer Wallfahrt und das damalige Kevelaer recherchiert. Die Mühe hat sich in jedem Falle gelohnt: Das Niederrheinische Museum in der Wallfahrtsstadt habe schon Interesse an der Serie mit fünf Einzelbildern bekundet. Einzeln möchte die Künstlerin ihre Bilder ohnehin nicht verkaufen und ein Platz in der Dauerausstellung über die Wallfahrt könnte ihr wohl gefallen.

Derzeit sind die Bilder noch bis Anfang Januar im Winnekendonker Katharinenhaus zu sehen – neben zahlreichen anderen Bildern von Ulla Genzel. Claudia Püschel vom sozielen Dienst im Katharinenhaus ist begeistert, gerade auch von der Wallfahrts-Serie: Die Bewohner reagierten sehr positiv auf die Bilder, „weil sie vieles wiedererkennen“, sagt sie. Claudia Püschel war es übrigens auch, die Ulla Genzel 2014 zum ersten Mal die Möglichkeit einer öffentlichen Ausstellung verschaffte – in eben jenem Katharinenhaus, in dem sich die Bewohner heute wieder an den Bildern der Kevelaererin erfreuen.

Mechel und Hendrik

Den „Wiedererkennungswert“ aus der Zeit des Beginns der Kevelaer-Wallfahrt zu schaffen war für Genzel – inzwischen wohlbekannt für ihre niederrheinischen Landschaftsimpressionen und eben die drei lebensfrohen Damen, aber, wie so viele Kevelaerer nur leidlich vertraut mit der Wallfahrtsgeschichte ihres Heimatortes, – nicht ganz einfach. Ein Bild von Hendrik Busman, seiner Frau Mechel Schrouse, der Marienerscheinung oder dem kleinen Marienbildchen in der Hand holländischer Soldaten hat wohl jeder im Kopf – „aber mach‘ das mal malbar“, umreißt die Künstlerin die Aufgabe, die sie sich selber stellte. Wie sah Kevelaer damals aus? Wie die Menschen? Welche Kleidung trugen sie? Und nicht zuletzt: Wie war ihre Situation? Was dachten, erlitten, erhofften sie? All dies galt es zu recherchieren, zum Beispiel im historischen Roman „Jan Voss“, der auch den Anstoß für die Bilderserie gab, aber auch in alten Büchern, ebenso wie in offenen Internet-Nachschlageportalen.

Lebendige Wallfahrtsgeschichte

Ob und inwieweit dies ging und ihr in der Umsetzung gelungen ist, mag der Betrachter ihrer Bilder selbst entscheiden. Fest steht jedenfalls, dass sich ihre Bilder wohltuend farbig von historischen Schwarz-Weiß-Bildern und noch viel wohltuender von verstaubten Archiven abheben. Denn sie lassen die Wallfahrts-Geschichte der Stadt Kevelaer lebendig werden und bringen bei aller religiösen wie wissenschaftlichen Ernsthaftigkeit mit ihrem implizierten Augenzwinkern und ihren fröhlichen Farben eine Seite der Kevelaerer Geschichte zum Vorschein, wie man sie sonst in Aufsätzen von Historikern oder zwischen den Deckeln von Geschichtsbüchern lange suchen muss – wenn man sie dort überhaupt findet.

Bildergalerie und exklusives Angebot siehe auch “Kunst im KB”

Lourdes begegnet Kevelaer

Der Empfang der Reliquien der Heiligen Bernadette Soubirous in Kevelaer machte die Marienstadt ein wenig zu Lourdes und so begegneten sich der Ort der Heilung und der Ort des Trostes. Lourdes und Kevelaer, es sind zwei spirituelle Zentren, die durch den Glauben an Gott und durch Worte der Gottesmutter entstanden sind und die jährlich von vielen Tausend Menschen auf der Wallfahrt besucht werden. Durch den Reliquienschrein der Hl. Bernadette kamen am Wochenende zahlreiche Pilger, darunter auch einige Bischöfe in die Marienstadt.

Abt Albert Dölken (Duisburg-Hamborn), der mit der Lourdes-Familie den Schrein und das Bildnis der Consolatrix afflictorum besuchte, Bischof em. Msgr. Jaques Perrier (Lourdes und Tarbes) und Weihbischof Zeferino Zeca Martins (Luanda in Angola, Steyler Missionar) zeigten den Stellenwert, den die Begegnung der zwei Wallfahrtsorte für die Kirche hat.

In stille Anbetungen in der Beichtkapelle, der Basilika und an der Gnadenkapelle, in Predigten und Vorträgen, Vigilfeiern, Pilgerämtern, bei der Segnungen für die Kranken, bei der Spende des Sakraments der Krankensalbung und nicht zuletzt bei der Lichterprozession und in der Bitte auf die Fürsprache der Gottesmutter und der Hl. Bernadette waren alle Gläubige miteinander verbunden. Den traditionellen päpstlichen Segen erteilte der emeritierte Bischof von Lourdes, Msgr. Jaques Perrier.

Viele der Pilger und Kevelaerer nahmen die Möglichkeiten der Einzelsegnung für Leib und Seele wahr und in der Feier der Eucharistie standen alle in der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Herrn.

Wallfahrtsrektor Domkapitular Gregor Kauling sagte in einer der zahlreichen Predigten des Wochenendes: „Wir können hier in Kevelaer heute auf Maria schauen, das heißt, dass wir uns erneut füllen lassen können mit dem, was Gott sich an Heil für uns ausgedacht hat.“

Kauling brachte als Beispiel die Situation, in der man zu einem Freund geht und ihm sagt: Es war nicht in Ordnung, was ich getan habe. „Wie wohl tut es, wenn der einen dann in den Arm nimmt und die Schuldanerkenntnis herzlich annimmt. – So ist es immer wieder mit Gott. Er will, dass der Mensch lebt, ist nicht sparsam mit seiner Zuwendung zu uns, nimmt uns in den Arm und gibt uns das Leben in Fülle.”

Wallfahrt der Tamilen brachte 10.000 Gläubige nach Kevelaer

In Zeiten der Diskussion über Zuwanderung in Deutschland kam eine Gruppe als Pilger in die Marienstadt, aus deren Volk nach einem Bürgerkrieg in seinem Heimatland alleine nach Deutschland 60 000 Menschen geflohen waren. In Europa leben heute viele von ihnen in Finnland, den Niederlanden, Italien, Belgien, Dänemark, Frankreich, England und der Schweiz, weitere große Gruppen sind nach Indien und nach Kanada ausgewandert. Sie sind in allen Ländern voll integriert. Die Rede ist von Tamilen, die in der Hauptsache Katholiken, teilweise aber auch Hindus sind und zur größten jährlichen Wallfahrt in Kevelaer die Marienstadt mit einem Farbenrausch überschütten.

Die Tamilen-Wallfahrt veranstaltet jedes Jahr das Tamilen-Seelsorgeamt in Essen, das 43 Gemeinden bundesweit unterstützt. Die sehr mariengläubigen Tamilen besuchten in ihrer Heimat Sri Lanka traditionell die Gottesmutter in Jaffna, die wie die Consolatrix Afflictorum eine Schutzmantelmadonna ist. Nach ihrer Flucht aus ihrem Heimatland etablierte sich gewissermaßen als Ersatzort für die Marienverehrung Kevelaer, und so kommen die Tamilen aus ganz Europa und auch aus Übersee alljährlich zur Anbetung hierher. In diesem Jahr waren es nach Schätzungen der Veranstalter „nur“ rund 10 000 Pilger, da viele in den Sommerferien in ihre Heimat gereist sind, um die Familien zu besuchen.

Als Repräsentant der Tamilischen Katholischen Kirche zelebrierte Generalvikar Josephas Jebaratnam aus Jaffna die Messe gemeinsam mit Domkapitular Gregor Kauling und Pfarrer Albert Koolen, und er geleitete auch die Nachbildung der Madonna aus seiner Stadt (die im vorigen Jahr von Bischof Justin Bernard Gnanapragasam mit nach Kevelaer gebracht worden war) in einer Prozession um die Gnadenkapelle. Hierbei kam es zur Begegnung der Gottesmutter, die den Tamilen aus vergangenen Tagen besonders am Herzen liegt, mit der Trösterin der Betrübten.

Bei den Gebeten wurde von den Gläubigen um Frieden in Sri Lanka gebeten. Joseph Robinson, der das Tamilen-Seelsorgeamt vertrat, berichtete, dass zwar heute eine gefahrlose Einreise für Tamilen nach Sri Lanka wieder möglich sei, sie aber im Land immer noch Repressalien ausgesetzt seien. Von einem wahren Frieden sei man immer noch weit entfernt.

Für Wallfahrtsrektor Gregor Kauling war es die erste Wallfahrt mit dieser Menge an Pilgern, die er im Forum Pax Christi begrüßte und ihnen für ihre Treue zur Mutter Gottes dankte. Er habe sich auf die erste Tamilen-Wallfahrt schon sehr gefreut, weil er erst im vergangenen Jahr im Süden von Indien gewesen sei und gesehen habe, wie die Kirche dort blühe. „Die Menschen leben dort mit dem Selbstverständnis der Ewigkeit und des Ewigen. Sie zeigen große Dankbarkeit für den, aus dem wir unser Leben schöpfen. Sie zeigen ein Bewusstsein für Natur und Heilmedizin, und es ist für sie ein Selbstverständnis mit der Schöpfung zu leben. Wir haben als Menschen alle eine einzige Mutter, die Mutter Gottes. Dies verbindet Menschen und Völker. Wenn wir dies beherzigen, dann wird es Frieden zwischen den Menschen und in der Welt geben.“

Anja Petrick, Referentin im Bistum Essen, und Markus Heeg, Referent im Erzbistum Köln, die beide für internationale katholische Seelsorge zuständig sind, waren anwesend: „Wir wollen alle zusammen ein fröhliches Fest feiern, in dem wir unseren katholischen Glauben teilen können. Auch wenn ich bei der Messe kein Wort verstehe, so kann ich mich trotzdem jederzeit orientieren, da weltweit die Liturgie im lateinischen Ritus gefeiert und so nachvollziehbar wird.“


Hier gibt es eine Fotogalerie von der Tamilen-Wallfahrt!

Friedenswallfahrt betont das Einende zwischen den Religionen

In der Welt, in der wir gerade leben, kommt den Weltreligionen eine ganz besondere Verantwortung für den Weltfrieden zu. Die drei abrahamitischen Religionen, das Judentum, das Christentum und der Islam, stellen mit etwas über vier Milliarden Menschen deutlich mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Welches Friedenspotential könnte darin liegen? Welche Chance für unsere Welt, wenn sich die Menschen aller Religionen zum Ziel setzten, Frieden zu stiften, statt Krieg zu schüren, Fanatisierung zu lassen und Versöhnung zu suchen, den Dialog mit- und untereinander anzustreben und nicht Überlegenheit praktizieren zu wollen. Oder sich aus diffuser oder konkreter Angst vor Überfremdung oder veränderten Situationen in der Religionslandschaft Deutschlands dem Populismus hinzugeben.

„Nicht neue Kriege sollen ausbrechen, sondern Friede!“, das war der Wunsch des verstorbenen Mitinitiators der ersten Interreligiösen Friedenswallfahrt in Kevelaer im Jahr 2015, Dr. Rupert Neudeck. Heute wird über Kriege und deren Entstehung und Folgen viel analysiert. Doch Analyse reicht nicht, und Frieden in unserer heutigen Welt fällt nicht vom Himmel. Frieden muss auf Erden aktiv gestiftet werden.

Einen Frieden herzustellen sei viel schwieriger, als Krieg zu führen, so sagte es der Präsident Kolumbiens, Juan Manuel Santos, in dessen Land 50 Jahre Krieg herrschte und der im Jahre 2016 für den Friedensschluss im Land mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Statt befehlen muss man überzeugen, Opfer dafür gewinnen, Taten und Tätern zu verzeihen.

„Es braucht das Gebet um die Einsichtsfähigkeit, die Dialogbereitschaft, den Perspektivwechsel, das Verzeihen, die Haltungen und Einstellungen der Menschen zum Frieden, ihr Mitgefühl und ihr Wille, Ungerechtigkeit in unserer Welt mindern zu wollen, um Friedenspotentiale in wechselseitigem Respekt von Menschen, Ländern und Kontinenten unserer Erde wachsen zu lassen“, so der Rektor der Wallfahrt in Kevelaer, Domkapitular Gregor Kauling. Schon an seinem vorherigen Dienstort in Dinslaken hat er intensiv für den interreligiösen Dialog gearbeitet und bringt von dort viele Erfahrungen und Kontakte mit.

Für diesen Frieden, diesen Dialog, die Betonung des Einenden zwischen den Religionen, machen sich Menschen aller drei Religionsgruppen am Sonntag, 26. August, zum inzwischen vierten Mal auf den Weg in die Wallfahrtsstadt Kevelaer. Treffpunkt ist erneut um 17 Uhr der Marienpark am Ende des Kevelaerer Kreuzwegs. Singend und betend präsentieren die Juden, Christen und Muslime anschließend ihren Wunsch nach Frieden auf dem Kapellenplatz. Um Zeugnis zu geben von einer Mission, die alle drei Religionen eint: Frieden!

Der Familienchor der Basilikamusik Kevelaer sowie der Männergesangverein Kevelaer werden die diesjährige interreligiöse Wallfahrt musikalisch begleiten, weil es beiden Chören sehr wichtig ist, sich für diesen Frieden in unserer Zeit, in unserer Welt zu engagieren.

Martin Luther King, um dessen Jahrestag seiner historischen Rede „I have a dream“ die interreligiöse Wallfahrt in Kevelaer stattfindet, sagte auch: „Menschen, die Frieden lieben, müssen es lernen, sich effektiver zu organisieren als die, die Krieg lieben“.

Am Abend dieses Tages findet um 19 Uhr in der Kerzenkapelle unter dem Titel „Kirche trifft Synagoge“ ein Konzert für Orgel und Viola statt. Mit diesem musikalischen, interreligiösen Dialog nimmt die 4. interreligiöse Friedenswallfahrt mit einer weiteren, besonderen spirituellen Botschaft ihren Ausklang.

Ich bin dann mal weg

Angenehm überrascht registrierte der Vorsitzende des Reeser Geschichtsvereins „REESA“, Heinz Wellmann, wie viele Menschen ein Interesse an der Vorführung des Films an diesem Abend im Bürgerhaus besaßen. Über 60 Gäste konnte Wellmann „als Vorbereitung auf 375 Jahre Wallfahrt“ vor der großen Leinwand begrüßen, auf der in der folgenden Stunde die Aufnahmen von Hubert Kiewitz über die Wallfahrt von 1989 zu sehen waren.
Eine derjenigen, die sich dafür interessierten, war Katharina Jansen, die bereits „über 55 mal hin und zurück“ gewandert war. Was ihr dieser Weg persönlich bedeutet? „Die Wallfahrt veranschaulicht für mich das ganze Leben: Unterwegs sein zu einem Ziel“, sagte die 88-Jährige, die erstmals 1943 mit dem Rad zur Wallfahrt nach Kevelaer gefahren war.
Klaus Kuhlen und Dirk Kleinwegen hatten den im Original eineinhalbstündigen Film redaktionell bearbeitet, mit Farbe versehen und auf eine Stunde zusammengeschnitten. „Seine Schwester hat den Film dem Kevelaer-Komittee gegeben“, erläuterte Kuhlen den „Weg“ des Films ans Licht der Welt.
„Und da ich da auch Mitglied bin, aber gleichzeitig auch zweiter Vorsitzender von REESA, haben wir gedacht, das über diesen Weg öffentlich zu machen“, unterstrich er die Besonderheit der 89er-Pilgerreise mit am Ende 105 Personen. „Das war damals das erste Mal, dass sich mit Reinhard Lettmann ein Bischof mit uns auf den Weg gemacht hat.“
Im Anschluss daran flimmerte der 62-minütige Film über die Leinwand – mit den einzelnen Wegstationen wie Niedermörmter, Uedem oder Marienbaum und dem Einzug nach Kevelaer, dem sonntäglichen Gottesdienst und der Rückkehr nach Rees.
Begleitet wurde das Ganze mit filmischen Untertiteln, den Kommentaren von Kuhlen, vielstimmigem Gemurmel und einigen Lachern beim Wiedererkennen der eigenen Person oder anderer Bekannter. Auch die Tochter von Kiewitz, Daniela Kamps, erkannte sich wieder: „Ich war damals vierzehn Jahre alt, ein Erlebnis, das man mal mitgemacht haben muss“, fand sie.
Für Hermann Voß war es etwas Besonderes, den Film zu sehen: „Das weckt viele Erinnerungen. Ich bin 90 Jahre alt und habe die 300-jährige Wallfahrt noch mitgemacht – in der Nazizeit.“ Das sei damals „ganz still über die Bühne gegangen. Da waren viele Reeser da, die einzeln angekommen sind, obwohl das nicht erlaubt war.“
Nach dem Film lud Claudia Scholten zu der Teilnahme an der Jubiläums-Wallfahrt am 25. und 26. August ein und gab noch Details bekannt wie den Hochamt-Sonntag in der Basilika mit dem Projektchor und der Prozession, die vor Ort teilweise in historischen Gewändern stattfinden soll. „Wir rechnen mit einigen Hundert Teilnehmern – alle sind herzlich eingeladen“, hofft Mitorganisator Stef Beumer auf eine besondere Pilgerreise.

1500 Biker feierten Motorradfahrer-Wallfahrt

Was da etwa 30 Aktive des Vereins Motorradfahrer-Wallfahrt Kevelaer wieder auf die Beine beziehungsweise auf die Räder gestellt haben, ist schon etwas Besonderes. Rund 1500 Bikes wurden von ihren Fahrern zur 34. Motorradfahrer-Wallfahrt nach Kevelaer und zur Mutter Gottes, der Trösterin der Betrübten, gesteuert und etwa 300 Fahrer übernachteten das ganze Wochenende in der Zeltstadt an der Walbecker Straße.

Kleine Begrüßungsfahrt

Die Begrüßungsfahrt fiel in diesem Jahr wegen der reduzierten Beteiligung der Kreispolizeibehörde aus, stattdessen fuhren etwa 100 Biker individuell zum Kapellenplatz und nahmen dort an der angebotenen Andacht teil. Pastor Gregor Kauling begrüßte zum ersten Mal die Biker als Wallfahrtsrektor und betonte, dass er diese Begrüßung sehr gerne übernommen habe. In einer sehr persönlich gehaltenen Andacht lud er die Biker ein, „die Wallfahrt zu genießen und bei dem kleinen Bildchen Trost und Kraft zu finden“. Jonas Holtappels zündete die durch Wallfahrtsrektor Gregor Kauling gesegnete Wallfahrtskerze der Motorradfahrer-Wallfahrt an, die zusammen mit den beiden Wallfahrtsschildern vor der Gnadenkapelle aufgestellt war.

„Die Söller“, eine Coverband aus Kevelaer, sorgte am ersten Abend für Unterhaltung. Lukas Aymans (Keyboard und Gesang), Marko Aymans (Schlagzeug), Nico Hebben (Gitarre), Benedikt Verhaagh (Bass) und Marie Weber (Gesang) brachten ein super Opening auf dem Zeltplatz. Ein großes Zelt und eine Überdachung vor der Bühne sorgten für erfrischenden Schatten in der Zeltstadt. Catering Kanders sorgte für das leibliche Wohl, Kevelaer Live schenkte Flüssiges aus, „Motorradfahrer-Wallfahrt 2018 – Ich war dabei“-Shirts gab es am Nebenstand, Café Appellissimo verwöhnte mit speziellen Kaffeeangeboten. Wie in jedem Jahr konnten an einem Stand Pins, Ringe, Caps, Kutten und Aufnäher erworben werden. Die Feuerwehr und der Malteser Hilfsdienst sorgten für Sicherheit.

Mit 1500 Maschinen und deren Fahrern war es seit vielen Jahren wieder einmal eine große Beteiligung bei der Lichterfahrt. Sie wurde durch die Polizei von der Kreispolizeibehörde Kleve und den Niederlanden sowie den Maltesern am Samstag angeführt. Erzbischof Djalwana Laurent Lompo nahm Wallfahrtsrektor Gregor Kauling mit, der „bestimmt 15 Jahre nicht mehr auf einem Motorrad gesessen“ hatte, wie er sagte, und Kaplan Christoph Schwerhoff führte das Kreuz mit festem Griff auf dem Motorrad mit.

Der Kapellenplatz war zur Andacht voll besetzt und Dominik Röttger zündete für die im vergangenen Jahr verstorbenen Biker zum Gedenken eine Kerze an. Kauling zeigte sich von der Ausfahrt beeindruckt: „Ihr gehört zu Kevelaer und jetzt habe ich erlebt, was das für ein Lebensgefühl ist, wenn man auf dem Bike sitzend durch die Maasdünen der Sonne entgegenfahren kann. Es tut gut, an den vielen klatschenden Zuschauern am Straßenrand vorbeizufahren und die Gemeinschaft zu spüren, die alle verbindet.“ In einem Gebet bat er: „Liebe Mutter Gottes, wir sind hier mit der großen Bikerfamilie. Schütze Du jeden Einzelnen.“

Für Misstöne im wahrsten Sinne des Wortes sorgte das Duo „Herz Ass“ mit seinem Gesang, und viele der anwesenden Motorradfahrer und Verantwortlichen wünschten sich für das nächste Jahr wieder die musikalische Begleitung durch Monika Voss.

Rockiger Abend

Zum Abschluss des Samstags fand ein gemütlicher Abend mit der Live-Band „Fairground Funhouse“ in der Zeltstadt statt. Gerrit Quade (Gesang), Ciara Ehren (Gesang), Steffen Elsemann (Bass), Levin Ripkens (Gitarre), Markus van Oorschot (Keyboard), und als Gastdrummer Dario Huppertz sorgten für eine super Stimmung. Besonders Gerrit Quade glänzte bei seinen Gesangsbeiträgen und ließ teilweise mit seiner Reibeisenstimme die zahlreichen Gäste aus Kevelaer und die Biker Zwischenapplaus verteilen.

Am Sonntag fand auf dem Zeltplatz ein Wortgottesdienst statt, den Pastor Michael Wolf hielt. Lucia Jacobs sorgte mit Gitarre und Gesang für die musikalische Begleitung und besondere Stimmung bei dieser Andacht. „Gott schenkt Leben in Fülle“ lautete das Thema der Predigt. Wolf forderte dazu auf, die schönen Dinge zu sehen, die Gott uns Menschen schenkt. Auch die Motorradfahrer-Wallfahrt sei so ein Geschenk, das er gegeben habe. „Auch wenn wir als Menschen manchmal den Eindruck haben, dass wir alles Schlechte abbekommen, Gott geht behutsam mit uns um. Seine einzige ‚Waffe‘ ist seine Liebe, die er uns schenkt. Wir müssen nur unser Herz und unsere Augen öffnen, damit wir dies sehen.“

Die Abschlussfahrt wurde massiv verkürzt, weil nur eine kleine Besetzung der Kevelaerer Polizei den Konvoi sicherte, und nach knapp zehn Minuten fuhren die ersten Kräder auf den Kapellenplatz. Elmar Lehnen spielte Keyboard und begleitete so die Lieder „Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott“, „Meine Hoffnung und meine Freude“ und „Maria, breit den Mantel aus“. Mit dem Psalm des Motorradfahrers wurde die Schlussandacht beendet, zu der auch viele Kevelaerer an den Kapellenplatz gekommen waren. Erzbischof Laurent Lompo segnete die Maschinen und die Biker vor der Heimreise, und Wallfahrtsrektor Gregor Kauling verteilte an alle einen kleinen Motorradfahrer-Wallfahrts-Pin.

Zum Abschluss bedankte sich Kauling noch einmal ausdrücklich für die Arbeit der Mitglieder des Vereins Motorradfahrer-Wallfahrt Kevelaer, ohne die es diese Wallfahrt nicht geben würde, und ein Spender stiftete für das Kreuz auf dem Platz der Zeltstadt eine Madonna mit Kind. Diese wurde nach Segnung durch Erzbischof Laurent Lompo an Britta Sarbok-Heyer übergeben, die das Kreuz jedes Jahr liebevoll gestaltet.


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„Frieden fängt beim Frühstück an“

Bei bestem Wetter fand die Wallfahrt der Erstkommunionkinder statt. Dazu waren alle Erstkommunionkinder des Bistums Münster sowie der Bistümer Aachen und Köln eingeladen. Fast 300 waren schließlich mit Eltern oder Katecheten angereist und verlebten einen aufregenden Tag in der Marienstadt.

Zum ersten Mal gab es ein erweitertes Programm mit vielen Workshops. Hauptorganisator Dr. Bastian Rütten zog ein positives Fazit: „Es war super Stimmung und es kamen nur gute Rückmeldungen“, freute sich der Theologische Referent der Wallfahrt an St. Marien.

Los ging es mit einer kleinen Sternprozession: Während die Kommunionkinder von St. Marien auf Keylaer losgingen und von Kaplan Christoph Schwerhoff eingestimmt und begleitet wurden, trafen sich die restlichen Jungen und Mädchen auf dem Peter-Plümpe-Platz, wo sie Diakon Norbert Reykers empfing und zum Kapellenplatz führte. Beide Gruppen trafen sich schließlich vor der Gnadenkapelle. Dort brachte Dr. Rütten den Kindern das kleine, kaum postkartengroße Gnadenbild der Consolatrix Afflictorum näher. „Maria begegnet uns auf Augenhöhe. Man muss sich nicht recken. Und ihren Trost kann jeder mal brauchen“, erklärte er, bevor es mit der liturgischen Prozession in die Marienbasilika ging.

Kindgerechte Eucharistiefeier

Unter Begleitung der Mädchenkantorei unter Leitung von Romano Giefer gab es eine kindgerechte Eucharistiefeier. Dr. Bastian Rütten erzählte in seiner Predigt davon, dass seine sechsjährige Tochter einmal traurig war über Streit im Kindergarten und er ihr riet: „Wenn es mal schief läuft, kann man sich hinterher immer die Hand reichen.“ Darauf meinte diese unverblümt: „Ja, das kann man schon, aber das musst du erstmal bringen!“

„Frieden fängt beim Frühstück an“, zitierte Rütten Hans-Dieter Hüsch. In der Welt sei vieles im Argen, aber die Botschaft des Magnifikat sei, dass Gott alles auf den Kopf stellen könne, dass man mit der Hilfe Gottes viele Dinge anders sehen könne und dass der Welt mit der Botschaft Gottes ein Weg zur Abrüstung und zum Frieden vorgezeichnet sei. „Frieden fängt beim Frühstück an und den müssen wir erstmals bringen. Versuchen wir’s!“, schloss Rütten.
Nach dem Gottesdienst konnten sich die Kinder für einen der zahlreichen Workshops entscheiden. Viele wollten durften mit Sr. Magdalene und Sr. Bernadette hinter die Mauern des Klarissenklosters gucken, wo ihnen die Schwestern das gemeinsame Leben im Orden nahebrachten. Elmar Lehnen nahm eine stattliche Gruppe mit zur Seifert-Orgel, der größten deutschromantischen Orgel der Welt. Ganz kindgerecht brachte er ihnen nahe, wie eigentlich die Töne auf der Orgel entstehen oder erzählte ihnen, dass es an der Basilikaorgel über 10.000 einzelne Pfeifen gibt.

Im Priesterhausgarten warteten die Messdiener von St. Marien mit einer Spielemeile und einem eigenen Messdienerquiz auf die Kinder. Auch Thomas Held hatte in seiner Hostienbäckerei volles Haus. In gewohner Pfiffigkeit erklärte er den Kindern, wie die Hostien hergestellt werden und zeigte ihnen auch eine überdimensional große Hostie, die der Papst bei seinen Messen etwa in Händen hält.

Viele Kinder folgten dem Angebot der Kerzenfirma Peter Leuker, sich anzusehen, wie Kerzen hergestellt werden. Das Verzieren übernahmen knapp 30 andere Workshopteilnehmer, die neben einer großen Wallfahrtskerze unter Anleitung von Conny Hochstraat und Sonja Thyssen insgesamt ganze 300 kleine Kerzen für jeden Teilnehmer verzierten. Marianne Heutgens und Verona Marliani-Eyll gingen mit einer Runde auf Entdeckungstour rund um den Kapellenplatz und erklärten die verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Küster Claus Linders führte eine Gruppe durch die Sakristei und brachte den staunenden Kindern den Kirchenschatz von St. Marien näher.

Segnung der Kerzen

Romano Giefer bot einen Chorworkshop an, der zwar nicht überlaufen war, aber dafür konnten die vier Mädchen bei der Abschlussandacht vor der Gnadenkapelle das „Regenbogenlied“ astrein präsentieren. Kaplan Christoph Schwerhoff segnete am Ende die verzierten Kerzen und die große Wallfahrtskerze, die ihren Platz in der Kerzenkapelle finden wird. Er sparte auch nicht an Weihwasser für alle Teilnehmer, damit sie gesegnet ihren Heimweg antreten konnten.

Alle Kommunionkinder waren eingeladen, eine der gestalteten Opferkerzen in ihren persönlichen Anliegen anzuzünden und so ihre Gebete, Bitten und ihren Dank in den Himmel zu schicken. Alle Workshopteilnehmer bekamen schließlich auch eine Kugel Eis spendiert.
Zum ersten Mal in Kevelaer war Hien Pham mit seinem Sohn Dennis aus Wegberg. Beide erlebten die Hostienbäckerei und konnten am Ende noch einige Spiele im Priesterhausgarten genießen. Beide waren begeistert von dem Tag und lobten die wunderbare Organisation.

Mit fünf Kommunionkindern war Pfarrer Ulrich Terlinden aus Bedburg-Hau dabei, der bis 2016 an St. Marien war. Während er selbst mit den drei Jungs Elmar Lehnen lauschte und nur staunen konnte, wie der Kirchenmusiker alle in den Bann zog, war er interessiert, was seine beiden Mädchen Greta und Maren bei den Klarissen alles erfahren hatten. „Die beten sieben Stunden am Tag“, erzählten diese. „Sicher nur sieben Mal am Tag, oder?“, meinte er lachend. Aber die neunjährige Maren, die sich extra im Kommunionkleid schick gemacht hatte, war sich ganz sicher. „Sieben Stunden, nicht sieben Mal.“ Die Begegnung mit den Nonnen hat sich ihr tief eingeprägt. So eine Gelegenheit, einen Blick hinter Klostermauern zu tun, hat man schließlich nicht alle Tage, nur bei der Kommunionkinderwallfahrt.

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