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Mit Fug und Janina und Musik und Phantasie

Die Stuhlreihen des historischen Saales auf Schloss Wissen waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Zahlreiche Kinder saßen vor den Stühlen auf dem Boden oder in den ersten Reihen, um sich an dem knapp einstündigen Mitmachkonzert aktiv zu beteiligen.

Aufregend war das erste Familienkonzert des Jahres nicht nur für die Kids, sondern auch für Marie-Christin Bauer. Die für Kultur zuständige Mitarbeiterin der Gemeinde Weeze hatte das Konzept der Familientage etwas verändert. Dementsprechend war sie erleichtert darüber, wie gut die Resonanz war. Aus der Politik der Nachbarstadt hatte es schon Kritik an der teilweise doch weniger gut besuchten Reihe gegeben. „Neu ist jetzt, dass es eine Stunde früher stattfindet. Wir haben mit vielen Familien gesprochen, wie es ihnen am besten passt von der Zeit her mit dem Abendessen und Kindergarten oder Schule am nächsten Tag.“

Social Media

Und man habe die Marketingmaßnahmen für die Veranstaltungen angepasst, erklärte sie. „Wir haben da mehr auf Social Media gesetzt, da verbreitet man das besser. Man kann die Familien nicht mehr nur mit Plakaten reinholen.“

Diese Strategie war jedenfalls aufgegangen – und mit „Fug und Janina“ hatte Bauer beim ersten Konzert gleich eine gute Hand bewiesen.

Denn die beiden aus den Fernsehproduktionen „Wissen macht Ah“ und der „Sendung mit der Maus“ bekannten Künstler bewiesen bei ihrem einstündige Auftritt, wie gut ihr Draht tatsächlich zu Kindern ist und wie sie die Kids mit Witz und Humor zum Mitbewegen, Tanzen und einer Polonäse rund um die Erwachsenenstühle animieren konnten.

Auf die Frage: „Seid ihr mit jemandem da, der nett ist?“, streckten sich gefühlte 105 Prozent der Arme in die Höhe. Janina, neben den Kinder-Mitmachkonzerten auch noch als Opernsängerin in Köln unterwegs, outetet den neben stehenden Fug als ihren „besten Freund“, was die Kinder sich schon gedacht hatten.

„Sind die hier so schlau, gehen die hier zur Schule?“, fragte er. „Ja, aber das ist ja auch Schloss Wissen“, scherzte sie. Gemeinsam sangen die beiden mit den Kids – und ließen sich dabei eine Reihe von Aktionen einfallen.

Beim Lied „Die besten Freunde“ mussten die Kinder jedesmal, wenn der Begriff „Freund“ fiel, dem Nachbarn die Hände schütteln. „Virtuelle“ Stiefel zogen sich die Kinder vorne zum „Matsch-Lied“ an und konnten einfach mal phantasievoll in den Matsch hineinspringen. Oder sie fuhren gemeinsam im Kollektiv miteinander „Achterbahn“ , wobei selbst die Eltern mitklatschten.

Am 29. März 2020 geht es mit der Reihe weiter. Dann wird das Kindertheaterstück „Max und Moritz“ von Mona und Matze aufgeführt. Und am 29. November läutet Christian Hüser mit seinem Stück „Schneeballschlacht“ die Vorweihnachtszeit ein.

„Es ist fünf vor zwölf“

Gelassen-konzentriert blickt Wilhelmine „Pip“ Verhofstadt auf die Noten und weist die vor ihr sitzenden18 MusikerInnen nochmal an. „Nochmal bitte ab Takt 29“ , sagte die niederländische Dirigentin an – und schon hört man ein harmonisches Zusammenspiel von Klarinetten, Trompeten, Posaunen, Tubas und Schlagzeugern bei „Yesterday“.

In dem Versammlungsraum hinter der Grundschule proben die Musiker des Wettener Musikvereins ein „Beatles“-Medley für ein ganz besonderes Event: das Konzert in Venray am 19. April. Dann wird der Musikverein anlässlich der Feierlichkeiten zum 75-jährigen Jubiläum der Befreiung und dem Ende des Krieges im Jahr 1945 aufspielen – zusammen mit weiteren Musikgruppen.

„Der Kontakt zu den Holländern ist beim Wettener Weinfest entstanden, da haben wir uns miteinander ausgetauscht“, erzählt Klemens Marten. Er ist seit 43 Jahren im Orchester. „Der Zusammenhalt hier ist einfach klasse, und das gemütliche Beisammensein ist einfach nur schön“, beschreibt er, was das Besondere des Musikvereins ist. Marten kennt noch die Zeiten, als das Orchester mit 40 und mehr Mitgliedern gesegnet war und so richtig „fette Sachen“ spielen konnte. „In einer großen Gruppe kann man anspruchsvollere Stücke spiele als nur „Alte Kameraden“, meint er mit einem Schmunzeln.

Und auch wenn 18 Anwesende in dem Raum viel erscheinen – tatsächlich ist es aktuell so, dass es in dem Musikverein in Sachen Mitglieder „fünf vor zwölf“ ist , meint er. Denn der Nachwuchs bleibt dort leider aus. Manche machen Abitur, fangen dann an zu studieren und sind dann nicht mehr da. Viele Jugendliche sind nicht mehr so in den Maße bereit, regelmäßig zu kommen und soviel Zeit in ein Hobby zu investieren.“ Und bis man die ganz Jungen soweit hat, dauert das auch seine Zeit, meint der Musiker aus Geldern. Aus diesem Grund hat der Musikverein entschieden, zunächst mal nur die Veranstaltungen musikalisch zu „versorgen“, die in der Ortschaft selbst liegen. Venray ist eine Ausnahme. Und man hat nach dem Motto „Fünf vor 12“ in dem Umfeld des Chores, in und um die Ortschaft herum einen Aufruf gestartet, um ehemalige Musiker und neue Interessierte für die Arbeit des Vereins zu gewinnen.

Eine erste Resonanz sei schon zu verzeichnen. „Einige Ehemalige werden für Sachen, die im Dorf auf der Straße laufen, kommen.“ Un Interessenten gebe es auch: „Das sind aber kleine Kinder, die mal reinschnuppern wollen. Das wäre Nachwuchs.“ Die akute Krise kläre das aber nicht. „Um dauerhaft lebensfähig zu sein, „brauchen wir noch mindestens fünf bis sieben zusätzliche Leute.“

Darauf setzt auch „Pip“ Verhofstadt, die natürlich auch wahrgenommen hat, das weniger kommen. „Die Qualität hier ist da, aber nur mit sechs Leuten spielen, das geht nicht“, überspitzt sie bewußt.

Denn auch wenn es so extrem schlimm noch nicht ist, sieht sie auch den Bedarf, neue Musiker zu bekommen. „Es frustriert, wenn man nicht spielen kann, was ginge. Und es wäre für das Dorf wichtig, mit Weihnachten und dem Jahreskonzert, dass das belebt wird.“ Sie habe persönlich mit der Gruppe viel Spaß. „Und wir haben ein paar sehr gute Musiker, die hier sehr viel Leidenschaft beweisen“, machte sie deutlich.

Dass es weitergeht, darauf hofft auch Guido Kösters. „Mein Vater war fast über 70 Jahre gier, das färbt ab“, meint der 47-Jährige, der schon seit dem 12. Lebensjahr beim Musikverein die Trommeln bedient. Hoffnung machen könnten neue Gesichter wie Tobias Aymanns, der an diesem Abend mit seiner Trompete mal gekommen war. „Das ist für mich mal der Versuch, ins Trompetenspiel wieder rein zu kommen.“

Altweiber mit Soul

Wo spielt eine SoulPop-Band zu Altweiber? In Kevelaer in der Gaststätte „Im Campus“. – Fragezeichen? Bereits 2002, also schon in den ganz frühen Jahren von Sweet Soulution, hat die Band in dieser Kneipe in der Amsterdamer Straße 33 für eine ganz andere Art von Altweibermusik gesorgt und die Stimmung stieg auch mit Soul, Black-Disco und Reggae deutlich über den karnevalistischen Siedepunkt. Damals hieß dieser Ort übrigens noch „Qualle“ und der Wirt war kein geringerer als Willi Girmes. Wen wundert es da noch, dass es in diesem Traditionslokal perfekte Bedingungen für eine Karnevalsparty gibt! Was vor 18 Jahren passte, soll auch heute wieder ein echter Altweiberknaller werden: Die Urgesteine Hans Ingenpass und Charly Reger sind gespannt, ob es wieder so viele bekannte Gesichter unter den Gästen gibt.

Die Gaststätte „Im Campus“ will mit dem Live-Konzert von Sweet Soulution eine echte Alternative zu Humba Täterä und kölschen Tön beten, und die Fans von Sweet Soulution haben nicht vergessen, dass schon 2002 bei einem Altweiber-Konzert mit Sweet Soulution in genau diesem Lokal die Post so richtig abgegangen ist.

Sweet Soulution 1999. Die Jacken waren weiß. Foto: privat

Markenzeichen: Elegante weiße Showanzüge

Die Soul-Pop Band Sweet Soulution hat sich in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens einen Ruf erworben, der weit über den Kreis Kleve hinaus reichte. Sie war bei den Stadtfesten ringsum eine gefragte Größe: Straelen, Heinsberg, Mönchengladbach, Rheindahlen, Willich, Essen, Mülheim, Oberhausen (Centro), Wesel, Ahaus, Rheine, Kleve, Sonsbeck, Rheinberg oder Xanten. Als feste Band des NRZ-Radwandertages war sie auch in Kevelaer zu Gast und bot Aktiven und Besuchern mit ihrer Song-Auswahl aus den aus den 70er und 80er Jahren immer wieder gute Unterhaltung und schwungvolle Abwechslung. „Besonders viel Freude haben uns aber immer wieder die Fans in der nahen Heimat bereitet“, meint Hans Ingenpass, „Ob in Geldern, auf dem Gocher Markt, in Kevelaer auf dem Peter-Plümpe-Platz oder bei der Kneipentour durch die Clubs und Kneipensäle im Großkreis: Immer war die Stimmung ganz besonders, wenn im späteren Teil des Konzertes die gesamte Band in ihren eleganten weißen Showanzügen die Bühne betrat und einen musikalischen Knaller nach dem anderen hervorzauberte. Das war immer ein Markenzeichen der Band.“

Die beiden Gründer von Sweet Soulution, Hans Ingenpass aus Kevelaer und Charly Reger aus Goch, sind in der Szene seit mehr als 50 Jahren feste Größen. Während „Mr. Soul“ seine Kunst in den Jahren bis aufs i-Tüpfelchen verfeinerte und sich als gefragter ‚Kevelaerer mit der schwarzen Stimme‘ einen exzellenten Ruf erwarb, konnte man Charly Reger z.B. mit den Starfighters, der Beatles forever Show oder zuletzt mit The Beat 4 von Geldern bis Kleve hören. Aber Sweet Soulution war für die beiden bereits seit 50 Jahren in der Musik verbundenen Freunde schon seit 1999 das Highlight ihrer Bühnenarbeit.

Zehn Jahre Pause und dann ein Zufallsauftritt

„Nach zehn Jahren Pause machte es bei einem gemeinsamen Spaß- und Zufallsauftritt den berühmten Klick“, sagt Charly Reger und Hans Ingenpass ergänzt: „Innerhalb kürzester Zeit konnten Musiker von Rang und Namen gewonnen werden. H.G. van den Wyenbergh, Kevelaer mit Leib und Seele ist bekanntlich studierter Schlagzeuger und gefragter Musiker bei Konzerten der klassischen Orchester in den großen Opernhäusern und Konzertsälen. Nun ist er darüber hinaus nicht nur bei Aufnahmen der WDR-Big-Band zu hören sondern auch auf der Bühne mit Sweet Soulution.“

Sweet Soulution und die Kevelaerer Gaststätte Im Campus bieten ihrem Publikum zu Altweiber eine feine Mischung aus Soul-Pop, Black-Disco, Reggae und Stimmung, die dem Karneval angemessen ist. Musik für höchste Ansprüche abzuliefern ist eines der Ziele der Gruppe. Aber auch darüber sind sich Hans „Mr. Soul“ Ingenpass und Charly Reger, , seit 1999 einig: „Wir sind bei jedem Konzert nur dann wirklich zufrieden, wenn das Publikum sich im Laufe des Abends auf die Show einlassen kann und bedingungslos abfeiert.“ Es ist also auch jetzt wieder höchste Zeit, die Platten von Lionel Richie, Alicia Keys, Hot Chocolate, Donna Summer, George McCrae, Tina Turner, Bob Marley oder Simply Red aus dem hervor zu holen, die Stimme zu ölen und auch die alten Disco-Mooves mal wieder auszuprobieren.

Eine besondere Attraktivität von Sweet Soulution ergibt sich unzweifelhaft aus dem Zusammenwirken der beiden Stimmen im Leadgesang: Während Maike Winter mit ihrer absoluten Lead-Röhre überzeugt, schafft Hans Ingenpass das mit seiner Fähigkeit zur getreuen Wiedergabe der schwarzen Charakterstimmen von Lionel Richie oder Hot Chocolate. Mit „My Girl“ in einer mehrstimmigen acapella Version beweisen die Musiker, dass ihre gesanglichen Qualitäten über jeden Zweifel erhaben sind.

Sweet Soulution bringt in der typisch 7-köpfigen Besetzung wirklich Außergewöhnliches zu Gehör. Mit bis zu vier Gesangsstimmen ist dann auch alles möglich: Tina Turner trifft den alten Kool & the Gang und Lionel Richie´s Stimmungstitel „All Night Long“ findet ein Gegenüber in Donna Summer‘s „Hot Stuff“. Meisterlich funkige Basslicks, getragen vom donnernden Groove der Drums erweitern die Palette bis hin zu „Time Of My Life“ (Dirty Dancing) bis hin zu „Heaven Must Be Missing An Angel“, dem Tavares Knaller aus dem Film Drei Engel für Charlie.

Sweet Soulution das sind heute im Campus: Maike Winter (lead-voc); Hans Ingenpass (lead-voc); Charly Reger (git/voc); Frank Sagorny (key/voc); Gebhard Janssen (git); Michael „Schnuff“ Strohm (bass); H.G. van den Wyenbergh (dr/voc).

Sweet Soulution
Altweiber mit Soul
20. Februar 2020
Im Campus Kevelaer,
Amsterdamer Str. 33
Einlass 19:30 Uhr
Beginn 21:00 Uhr
Eintritt 10 EUR
Vorverkauf:
Die Bücherstube im Centrum, Hauptstr. 48
Weitere Informationen: www. sweet-soulution.de

Musik für Sohle und Seele

Es gab einen besonderen Moment an diesem „Löwen“-Abend, der so intim und persönlich war, dass das Publikum fast den Atem anhielt. Dieser Moment fand Raum, als der aus München stammende, aber heute in Essen lebende Pianist Christian Christl erzählte, wie er auf einem Festival 1994 spontan ins Vorprogramm von Ray Charles gehievt wurde. Der verspätete sich, Christl spielte seinen Boogie-Woogie, bis er das Zeichen bekam. „Und als mir die Bodyguards bedeuteten: „Bruder Ray will Dich treffen“, da war das schon was Besonderes für mich“, gestand der 57-Jährige, der dann noch von der Legende geadelt wurde: „Du spielst so gut – hör´niemals auf !“, erzählte Christl dem Publikum im pickepackevollen „Löwen“, ehe er zu Ehren des Meisters das stimmungsvolle „Georgia on my mind“ anstimmte.

Bayoogie

Seit den 80er Jahren hat der aus Altbayern stammende Christl seine ganz spezielle Musikmischung „Bayoogie“ – ein Mix aus Boogie Woogie, Blues und der Musik von den Bayous in Louisiana – kontinuierlich weiterentwickelt. Ein gutes Stück davon konnte man an diesem Abend in den drei Musikblöcken, die er und seine Mitstreiter zu besten gaben, wahrnehmen.

Bastian Korn und Christian Christl in Aktion. Foto: AF

Das Motto des Abends war aber „Boogie Woogie meets Rock´n Roll“ – verkörpert durch Christl und den Pianisten Bastian Korn als kongenialem Partner.

Korn – früher häufig mit seiner Band und „Rockpalast“-Begründer Peter Rüchel unterwegs und selbst Solist deutschsprachiger Popsongs, packte an diesem Abend mehrfach gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Barney in die Kiste der Rock‘n‘Roll-Historie, als Chuck Berry und Jerry Lee Lewis angesagt waren. Sein Zwillingsbruder sorgte den Abend über für den flüssigen Beat am Schlagzeug.

Mit „Tutti Frutti“, „Sweet litlte Rock‘n‘Roller“, All shook up“ von Elvis oder „Whole lotta shakin´goin´ on“ konnte Bastian Korn das Publikum mitreißen – unterstützt auch von dem Bluesharpspieler Christian Noll, der schon mit dem „Grammy“-Gewinner Sugar Blue auf der Bühne stand. Ähnlich wie Jerry Lee Lewis stand Korn auch auf, flog stehend mit den Händen über die Tasten und brachte so Dynamik in die Runde. Abgeklärter, musikalisch aber nicht weniger „temperamentvoll“ kam Christl in Kombination mit den Begleitern rüber.
Vom „Honky Tonk Train Blues“, wo man tatsächlich das Rollen der Wagen zu hören schien, über „Pinetop´s Boogie Woogie“ aus den 1920ern und dem New-Orleans-Klassiker „Iko Iko“ , wo er dem Publikum zeigte, „wie man dazu am besten falsch klatschen kann“ plus Ray Charles und Bluesballaden reichte die Palette – mal zu zweit, mal zu dritt und zum Schluss vierhändig am Klavier und zu viert. Den passenden Abschluss bot der stampfende „Bye bye Baby Blues“ – und jeder, der dabei war, dürfte sich darüber gefreut haben, an diesem Abend nicht woanders gewesen zu sein.

Eine Diva mit Stimme

Vor über 30 Jahren wurde Angelika Milster mit ihrer Rolle der „Grizabella“ in dem Musical „Cats“ mit einem Schlag berühmt. Ihr Lied „Memories“ – auf deutsch „Erinnerung“ – war ein Riesenhit. Danach bearbeitete sie in den folgenden Jahren immer wieder verschiedene Fernseh- und Musical-Produktionen und unterstrich ihren Ruf als gefragte Musical-Sängerin.
Dass die 62-Jährige kaum etwas von ihrer Ausstrahlung als Diva und ihrer Fähigkeit, Menschen mit ihrer Stimme zu bewegen, verloren hat, bewies sie vor ausverkauftem Haus im Bühnenhaus dem versammelten Publikum.

Dabei setzte die ganz in weiß gekleidete Chanteuse mit ihrem Einstiegslied „Ich bin zurück“ gleich ein ganz klares, selbstbewusstes musikalisches Statement dafür ab, dass sie noch lange nicht von der Bildfläche verschwunden ist. „Ich bin, was ich bin“ unterstrich sie diese klare Aussage noch einmal ganz deutlich.

Begleitet wurde sie an diesem Abend entweder von einem Playback zusammen mit dem Pianisten Jürgen Grimm oder solo von Grimm.

Und bereits im ersten Teil bewies Milster, über welche Bandbreite und Repertoire sie heute noch verfügt. Das reichte von dem Klassiker „Cabaret“, über das wunderbar kraftvolle „Big Spender“ hin bis zum dem wunderbar schauspielerisch vermittelten auszukleidenden „Money makes the world go round“.

Aber auch das modernere Repertoire des Musicals fand sich in ihrem Programm wieder – ob es sich nun um Queens „We will rock you/We are the champions“ von „einem meiner Lieblingssänger“; das ABBA-Stück „Der Sieger hat die Wahl“ oder sogar Udo Lindenbergs „Hinter dem Horizont“ handelte, wobei diese Interpretationen im Vergleich mit den Originalen schon etwas seichter ausfielen.

Mimisch, mit viel Körpereinsatz, Präsenz auf der Bühne und Ausdruck in der Stimme gelang es Milster im Zuge der zwei Stunden, das Publikum auf die Reise durch die Melodien mitzunehmen. Richtig fetzig wurde es mit „Tanz im Feuer“ – der deutschen Version des „Flashdance“-Songs „What a feeling“ . Und natürlich durfte das hochemotionale „Erinnerung“ aus „Cats“ nicht fehlen.

Am Ende stand Elton Johns „Can´t you feel the love tonight“ aus dem Musical „König der Löwen“ – und die Sängerin beantwortete die Standing Ovations der Zuschauer mit einem einfachen „Ich danke Ihnen ganz herzlich – auf Wiedersehen.“

Wie von einem anderen Stern

Dass fast der komplette Mittelblock der Basilika besetzt war, sprach für das große Interesse, das diesem kulturellen Hoch-Ereignis zu Beginn des Jahres zugesprochen wurde. Basilika-Chorleiter Romano Giefer ließ es sich nicht nehmen, die Zuhörer zu diesem besonderen Konzert zu begrüßen ein „schönes Konzert“ zu wünschen.

Im Anschluss daran betraten die zwölf Sänger des „Donkosakenchores Serge Jaroff“ die Stufen vor dem Altar. Dessen Geschichte reicht bis ins Jahr 1921 zurück, als die russischen Gefangenen eines griechischen Internierungslagers begannen, die Lieder ihrer Heimat zu singen.

Dass die Formation zurecht als Chor von Weltformat angesehen wird, bewiesen die Sänger dann im 70 minütigen Konzert auf eindrucksvolle Art und Weise.

Schon bei dem Einstiegsstück „Credo“ beeindruckte die Präzision, die stimmliche Wucht der Männer und der klare, präsente Ausdruck ihres Solisten Alexander Lebed. „Bravo, großartig“, konnte man schon danach einzelne Stimmen im Publikum vernehmen.

Langgedehnt, den Klang und die Lieder weit ausformulierend, erfüllten die Sänger dann mit ihren allumfassenden Stimmen das Kirchenschiff, zogen sie die Zuhörer mit dem „Vater unser“ von Nikolai Kedrov oder mit „Rette oh Gott Dein Volk“ in ihren Bann.

Und Solisten wie der Countertenor Slanislav Kriuchkov, der die Lage noch oberhalb der Tenorstimme erreichen kann, setzte bei „O, Herr, wir singen Dir“ von Rachmaninoff ein stimmliches Glanzlicht.

Zur Gesangs-Demonstration gerieten die Beiträge von Wladimir Sych und Alexander Lebed bei „O Bete Freund“ – gepaart mit einem Chorklang, der sich aufrichtete wie ein unendlicher Wall.

Ähnlich beeindruckend gerieten die weiteren Partien des Konzerts wie der „erste Psalm Davids“ oder die Volkslieder wie „Eintönig klingt hell das Glöcklein“ mit Kriuchkovs Solo-Gesang. Die „Abendglocken“ von Sergey Yarow durften im Repertoire des Chores natürlich nicht fehlen.

Der Höhepunkt erwartete die Zuhörer am Ende: Bei „You raise me up“ entführten die drei Solostimmen von Lebed, Kriuchkov und Sych im Verbund mit dem Chor die Zuhörer nochmal in eine andere Welt.

Ein würdiger Jahresausklang

Zwei große Tannenbäume, Kerzenlichter und die wunderbar gestaltete Krippenlandschaft mit dem Stern und dem „Gloria in excelsis deo“- Schriftzug verwiesen in der St. Quirinus-Kirche auf die besondere Zeit der Geburt Jesu.

In dieser Atmosphäre bewegten sich auch musikalisch die 18 Sänger und Sängerinnen des Cäcilienchores an St. Quirinus, die gemeinsam mit ihrem Leiter und Pianisten Christian Franken ein besinnliches, von dem Geist der Weihnacht und der inneren Einkehr musikalisch geprägtes Programm zusammengestellt hatten.

Als Gast durfte sich der Twistedener Trompeter Bernd Grüntjens auszeichnen, der zuletzt mit seiner Formation „qbrass“ im Kevelaerer Museumsfoyer überzeugt hatte. Im Verbund mit Franken sorgte er für den angemessenen Auftakt mit Johann Sebastian Bachs „Wachet auf“ für Trompete und Klavier aus den Schübler-Chorälen.

Später setzte er noch mit dem „Trumpet Tune B-Dur“ von William Croft, dem zweiten Satz des Trompetenkonzerts Es-Dur von Joseph Haydn, dem „Trumpet voluntary“ von John Stanley und Henry Purcells „Trumpet tune“ klangvolle Akzente. Ansonsten durfte der Chor eine breite Palette feierlicher und schöner Melodien zur Weihnachtszeit darbieten – von Dieter Frommlets „Zündet die Lichter der Freude an“ über Bachs „Brich an, o schönes Morgenlicht“ aus dem Weihnachts-Oratorium oder dem Festchor „Freut euch alle“, dem klassischen „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ und Mozarts „Gloria“ hin bis zu „Engel auf den Feldern singen“.

Auch die Chor-Sopranistin Elisabeth Ambrosius erhielt die Möglichkeit, mit ihrer feinen Stimme solistisch Lieder wie „Er weidet seine Herde“ von Georg Friedrich Händel aus dem Messias-Oratorium zu veredeln. Gemeinsam mit dem Tenor Matthias Janssen ließ sie das Engelbert Humperdinck-Duett „Abends will ich schlafen gehen“ erklingen.

Die Gemeinde in der gut besuchten Kirche nutzte vielfältig die Gelegenheit, den Chor gesanglich zu begleiten und Lieder wie „Gloria“, „O come all ye faithful – adeste fideles“, „Stille Nacht“ oder „O du fröhliche“ als Abschluss mitzusingen.

Von der Stimmung mitgenommen, dankte das Publikum mit stehenden Ovationen, die den Chor mit dem stimmungsvollen „Lobet den Herrn der Welt“ zu einer Zugabe veranlasste – ein passender Abschluss eines guten 70-minütigen Festkonzerts.

Wie ein D-Zug durch den “Löwen”

Immer wieder gelingt es dem Ehepaar Baers, mit seiner Auswahl von Swing- und Jazzbands den „Goldenen Löwen“ in einen Ort zu verwandeln, an dem Musikliebhaber sich wohlfühlen; an dem die Gäste Klänge zu hören bekommen, die für die einen altbacken oder „oldschool“, für die anderen Ausdruck einer besonderen Epoche der Musik sind, an die sie sich gerne erinnern, die sie nach wie vor mitreißt und die dabei nicht angestaubt wirkt.

Zum Abschied aus dem Jahr 2019 hatten Baers nochmal „alte Bekannte“ eingeladen. „Wir waren schon vier- oder fünfmal hier – der Laden hat einfach Atmosphäre“, bekannte der Bandleader von „Naldo´s Jazz Family“, der Multi-Instrumentalist Naldo Suhr, seine Sympathie für das ehrwürdige Haus, das für drei Stunden ein Ort von Sound, Rhythmus und netten Geschichten werden sollte.

Das in Overath beheimatete Sextett – mit Dietmar Schäfer (Trompete, Gesang), Manfred Zander (Posaune, Ukulele, Gesang), Regine Suhr (Banjo), Peter Krönes (Bass) und Achim Bräuer (Schlagzeug) – hatte ein fettes Paket traditionellen Jazz mit ins Jahresabschiedsgepäck gepackt. Vom New-Orleans- und Dixieland-Jazz der 20er-Jahre bis zu Swing-Nummern, Boogie Woogie und einem Hauch karibische Klänge reichte diesmal das Repertoire der Band. Ob nun der „Savoy Blues“ von Kid Ory, der „Steve Door Jump“ von Duke Ellington, die schwungvolle Melodie von „Puttin´on the Ritz“, der kompakte Dixie-Song „China boy“ oder das etwas moderner anmutende „Great bear“ – mit ihrer Musik sorgte das Sextett beim Publikum für Freude und Entspannung.

Dabei wurde erkennbar, dass die Musiker sicher nicht mehr die Jüngsten sind, dafür aber langsam wie ein klassischer D-Zug wirken, der allmählich ins Rollen und zum Ende hin richtig in Fahrt kommt. Außerdem durfte das Publikum beim Song „Lady Be Good“ erfahren, wie „Jug Bands“ mit selbst gestalteten Instrumenten wie dem Kazoo und Trompeten-Ansätzen in den USA die Musik spielten, die später im New-Orleans und Dixieland gang und gäbe waren. Naldo benutzte eine Luftpumpe als Instrument oder die Mundharmonika, Zander die Ukulele. Ergänzt wurde das musikalische Programm durch die mehr oder weniger originellen Kurzgedichte von Bandleader Naldo Suhr, die beim Publikum für Unterhaltung sorgten.

Am 24. Januar 2020 haben die Jazzfans im „Löwen“ die nächste Chance auf schöne Musik. Denn dann steht „Boogie Woogie meets Rock‘n‘Roll“ auf der musikalischen Speisekarte.

Liebe, Frieden, Respekt

Am Ende erhoben sich zahlreiche Zuschauer, um dem Mann und seinem Pianisten langanhaltend für seinen Vortrag zu applaudieren. In den eineinhalb Stunden zuvor hatten Marc Marshall und sein „Orchester“, der Pianist René Krömer, dafür gesorgt, dass ihr musikalisches Können eine Reihe von fast intimen, stillen Momenten schuf, in denen man ein echtes Gefühl für das Herannahmen der Weihnacht bekommen konnte.

Das begann mit dem Betreten des Saales vom hinteren linken Eingang aus und dem zunächst auf dem Weg a-capella vorgetragenen „Maria durch ein Dornwald ging“, das Marshall mit einer Inbrunst sang, als wolle er das allerletzte Lied des Konzerts zum Besten geben.

Auf der Bühne setzte er das Lied fort, ehe er an das Mikrofon am Pult trat und das Publikum dazu einlud, „mit uns zu singen, mit uns zu fühlen, zuzuhören, fröhlich zu sein, aber auch ein bisschen nachzudenken.“ Denn „Liebe, Frieden und Respekt, das sind die Begriffe, die für mich ganz wichtig sind für ein harmonisches Miteinander. Und genau daran erinnert uns Weihnachten.“

Anschließend präsentierte das Duo einen Mix aus traditionellen, bekannten und weniger bekannten Weihnachtsliedern, dazu Texte, „die Familie und Freundschaft ehren“ , wie Marshall betonte. Die sehr natürliche Stimme Marshalls und der einfühlsame Krömer an den Tasten ergänzten sich dabei hervorragend.

Klassisch ging es los mit „Kling Glöckchen klingeling“ , „Es ist ein Ros entsprungen“ oder „Kommet ihr Hirten“, das im Zwischenteil ein spannungsgeladenes Tremolo-Piano und ausladenden Gesang zum Schluss erfuhr.

Das Publikum sang mehrmals mit

Beeindruckend geriet die von seinem Pianisten geschriebene, nostalgisch anmutende Komposition „Als ich ein Kind war“. Marshall warb später für den Kauf seiner Kerzen zugunsten der diversen Kinder-Organisationen, die er als Künstler mit unterstützt.
Marshall bezog das Publikum mehrmals beim Singen mit ein – ob es sich nun um „Oh Tanne-baum“ handelte („Sie haben sich schon sehr, sehr gut bewährt, das werde ich weiter ausnutzen“) oder um einen feierlichen Gospel wie „Jehova – Hallelujah – The Lord will provide“. Zwischendurch erinnerte er sich an seine Kindheit, wo er selbst noch „mit dem Vater in den Wald zum Baumschlagen“ ging und die „Bäume mit Lametta und echten Kerzen geschmückt“ waren. Und er dachte laut an die Gerüche der von der Mutter fertiggestellten „Butterbackes“, die er zum Ärger seiner Mutter „als Kind in kalte Milch hineinbröselte“ – und ließ sich nicht nehmen, das gesamte Rezept inklusive Herstellung zu verraten.

Intime Stille schuf Marshall bei „Danny Boy“. Berührend war dann der Vortrag des Textes „Gute Nacht Freunde“ von Reinhard Mey als „Text zum Thema Freundschaft“ und der Sänger verband diesen mit dem wunderbaren Carole-King-Song „You´ve got a friend“.
Gemeinsam spielten der frühere Udo-Jürgens-Pianist und der Schlagerstar-Sohn dann das zauberhafte „Glaub an mich“ des Jürgens-Komponisten Wolfgang Hofer und Marshall machte das Stück mit seiner Stimme einfach nur „groß“.

Mit Anselm Grüns Text „Der Engel des Friedens“ und den Zeilen „Frieden ist nicht einfach machbar, sondern immer ein Geschenk, mit dem der Mensch verantwortlich umgehen muss“ sorgte Marshall für Nachdenklichkeit – und für Gelächter mit „Der Weihnachtsbaum spricht“ von Klaus Peter Schreiner.

Ungeheuer stark war die Interpretation von John Lennnos „Imagine“ . Bei „Amazing Grace“ summte das Publikum ergriffen mit, während Krömer die Mundorgel als dezentes Instrument verwandte. „Wir fühlen uns sehr beschenkt durch diesen Abend – frohe Weihnachten“ , meinte Marshall zum Ende.

Das Duo verabschiedete sich dann mit „The first Noel“ – und einem mal swingigen, mal jazzig anmutenden, knackigen Potpourri aus Weihnachtssongs wie „Santa Claus is coming to town“, „Frosty the Snowman“, „Jingle Bells“ und dem feierlichen „When a child is born“.

Eine fantastische Reise

Schon mit der Begrüßung – einem Briefzitat aus dem ersten „Harry Potter Band“, führte der Vorsitzende des Musikvereins, Markus Aben, passend in die Thematik des Abends ein. Denn das Orchester unter der Leitung von Hans-Gerd Stienen hatte sich für sein Jahreskonzert 2019 die „Reise durch fantastische Welten“ der Orchestermusik vorgenommen – und entsprechend passte dazu der von Aben an Stienen überreichte unsichtbare „Zauber-Dirigentenstab“. Folgerichtig gab es zum Auftakt der „fantastischen Reise“ das von Patrick Doyle komponierte „Harry at Hogwarts“ in dem Arrangement von Jack Bullock , wo es sehr melodisch bis knackig zuging.

Anschließend wagten sich die Musiker an Michael Kamens „Robin Hood“-Klanginterpretation. Im Arrangement von Paul Lavender verbargen sich viele Tempi- und Akkordwechsel, die für das Ensemble im Vorfeld eine echte Herausforderung bei den Proben gewesen waren.

Die Spannung und das Kompakte der Komposition mit dem Robin-Hood-Motiv und der Bryan-Adams-Melodie „Anything I do“ konnte das Orchester aber sehr gut rüberbringen.
Bei „Atlantis: the lost continent“ gelang es dem Orchester, akustisch sowohl die Ruhe des Sonnenaufgangs am Morgen wie auch die wild aufpeitschenden meterhohen Wellen, die über dieses historisch so sagenumwobende Land bei dessen Untergang hinübergingen, erfahrbar zu machen. Die „Gullivers Travels“- also die „Reisen des Gulliver“ nach dem Roman von Jonathan Swift – nahm der moderierende Rüdiger Göbel zum Anlass, das Publikum die schwer zugänglichen Namen der Gegenden aussprechen zu lassen, in denen Gulliver gewesen war. Dementsprechend interpretierten die Bläser und Flöten die verschiedenen Welten – leicht, flink und fröhlich das Land der Liliputaner, schwer und machtvoll Brobdingnak mit den riesigen Riesen – oder auch die „wiehernden“ und musikalisch „galoppierenden“ Pferde. Anschließend durfte sich die fünfköpfige Jugendgruppe unter dem Dirigat von Hans-Gerd Stienen auszeichnen – von der „Ode an die Freude“ bis zum mehrstimmig vom Publikum mitgesungenen „Bruder Jakob“ und dem „Hard Rock Blues“. Der zwölfjährige Henry war zufrieden. „Ich denk mir einfach, da sitzt keiner und dann spiele ich“, meinte der Junge.

Im zweiten Teil wurde das Programm dann für das Orchester ein gutes Stück leichter – und für das Publikum klanglich unterhaltsamer: vom „Dschungelbuch“ mit der Verführung der Schlange und dem Klassiker „Probier´s mal mit Gemütlichkeit“ über das mit mexikanischen Rhythmen und Tango-Elementen versehene „Man of La Mancha“, der 80er KULT(tour) bis zum „Marsch der Freiheit“, dem temperamentvollen „Marcha da Libertad“. Der Popsong „Let it go“ ließ sich auch kompakt von einem Bläserorchester gut interpretieren – und „An Tagen wie diesen“ von den Hosen als Zugabe passte zu dem besonderen Musikabend, den Rüdiger Göbel ein „vorweihnachtliches Geschenk“ nannte. Besonders blieb der Abend für Dirk Verhoeven. Er wurde für sein Engagement mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.