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Zwischen den Zeiten

Ein Klavier, ein Steh- und ein Sitztisch, zwei Stühle, ein Pult und ein verschiebbarer Vorhang: Schlicht und reduziert wirkten die Requisiten für den besonderen Kulturnachmittag, der sehr viele Kulturbeflissene und Neugierige am vergangenen Sonntag unter das Dach der Öffentlichen Begegnungsstätte gelockt hatte.
Ende November hatten der holländische Pianist und Komponist Tom Löwenthal, der Bariton Wolfgang Baumann und die Mezzosopranistin Daniela Rothenburg in einer Art „Hauskonzert“ in den Räumen Löwenthals das Programm einer ausgesuchten Schar vorgestellt. Jetzt wurde das Programm, das das Werk Eislers von der Zeit der Weimarer Repubkik über die Vorkriegszeit und den Nationalsozialismus bis zum Kriegsende und seinem Wirken im „real existierenden Sozialismus“ darstellte, einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Die drei Akteure hatten sich dabei von den Ideen des Regisseurpaares Peter van Aar und Dorette Ploegmakers inspirieren lassen. Mit ein paar ergänzenden Kleinigkeiten und neuen Impulsen entstand eine sehr publikumsnahe, mit „Action“ erfüllte Aufführung mit Dramatik, Intensität und Intimität. Dazu trugen auch die Lichteffekte bei, die Volker Meisel verantwortete.
Zum Auftakt verdeutlichte Baumann, wie sehr das Programm „uns beklemmend deutlich gemacht hat, dass wir uns in einer ähnlichen Situation befinden wie zur Zeit der Weimarer Republik“. Erneut suchten und fänden „viele Menschen einfache, aber bei Weitem nicht immer richtige Antworten auf komplexe Fragen“, gewännen „rechte Populisten, Ignoranten und Hetzer“ an Macht wie einst zu Zeiten Eislers. Die Demokratie sei nicht selbstverständlich. Man benötige den Mut, „sie jeden Tag wehrhaft zu verteidigen“.
Vor dem entblößten Konterfei Wilhelm II. beschrieben die beiden Sänger in „Der Graben“ die Bitterkeit des Ersten Weltkriegs im Jahr 1916: „Ihr wart gut genug zum Fraß für Raben, für das Grab, Kameraden, für den Graben.“
Das Konterfei erst abstaubend, um sich berlinernd in Stimmung zu bringen, interpretierte Rothenburg die „weinenden Hohenzollern“ angesichts des gesellschaftlichen Umbruchs, verteilte im Publikum dabei Tücher und trocknete sogar Tom Löwenthals „Tränen“. Der akzentuierte mit dramatischem Spiel immer wieder treffend die jeweiligen Textpassagen, sang zeitweilig sogar selbst mit.
Bitter-böse sang Rothenburg das „Lied vom Trockenbrot“ („Wer nicht arbeitet , muss nicht essen“) über die Armut der damaligen Zeit, verteilte Rosen. Und sie setzte ihrem Kollegen Wolfgang Baumann in „Gustav Kulkes seliges Ende“ eine Schüssel auf, um die Rolle des gleichnamigen Berliner Schutzmanns, der die Republik hasst, ins Abtruse zu verkleiden. Beißend zugespitzt sang Baumann die radikale Kapitalismuskritik in der „Ballade von den Säcke­schmeißern“. Beim „Einheitsfrontlied“ reckten beide die Fäuste und forderten das Publikum auf, sich mit ihnen gemeinsam „aufzulehnen“.
Tiefe und Bedrückung bot Baumanns Darbietung von „O Fallada, da du hangest“, in der er aus der Perspektive eines bei lebendigem Leibe aus Hunger von den Massen aufgefressenen Pferdes berichtete. Ähnlich fühlten die Anwesenden auch bei Rothenburgs Darbietung, als sie das „Lied vom SA-Mann“ , das „Lied einer deutschen Mutter“ und die „Ballade von der Judenhure Marie Sanders“ von 1933 vortrug. Bitter-zynisch kam das im Duett vorgetragene „Rosen auf dem Weg gestreut“ mit den zynischen Brecht-Worten „Und spürt ihr auch in eurem Bauch den Hitler-Dolch / Küsst die Faschisten“ zum Tragen.
Das Publikum war beeindruckt. „Das ist super, am Gedenktag der Auschwitz-Befreiung.
Einiges lässt sich auf heute übertragen. Wir müssen ganz schön aufpassen“, meinte Heinz Lamers. Ähnlich sah das auch Karin Dembek. „Ich dachte, das ist nicht mehr notwendig.
Aber es klingt so seltsam vertraut“, meinte die evangelische Pfarrerin. „Das ist eine wunderschöne Erinnerung für mich an Berlin“, befand Ilse Derksen aus Goch. „In der Schulzeit gab es die Weimarer Republik nicht so deutlich. Gut, das heute so mitzuerleben.“ „Komisch, über die Faschisten von deutscher Seite so zu hören“, meinte die gebürtige Ukrainerin Tatjana Fedorenko.
Nach der Pause setzte das Trio seine beeindruckende Darbietung fort. Rothenburg brachte das „Lied vom Weib des Nazisoldaten“ zum Kippen, als dieses „aus dem weiten Russland nur den Witwenschleier“ zurückbekommt.
Visionär wirkten die Zeilen „Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne der Mächtigen kommen am Ende zum Halt“ im „Lied der Moldau“. Das „Lidicelied“ bezog sich auf die Vernichtung eines tschechischen Dorfes durch die Nazis 1942 und der „kleine Radioapparat“ stand beim Vortrag der beiden Sänger am Tisch tatsächlich auf dem Boden.
Nur kurz streiften die drei die Eisler-Phase des „real existierenden Sozialismus‘“ mit dem gelüfteten Honnecker-Bild („Isser nich‘ schön in Farbe?“), dem von Daniela Rothenburg kämpferisch vorgetragenen „Ohne Kapitalisten geht es besser“.
Gemeinsam sangen Rothenburg und Baumanns „Anmut
sparet nicht noch Mühe“ von Brecht, ein Lied, das 1992 bei der „Arsch huh“-Demonstration in Köln gegen rechts sogar als Alternativ-Nationalhymne vorgetragen worden war.
Mit der DDR-Flagge und der Nationalhymne „Auferstanden aus Ruinen“ endete eine großartige Eisler-Zeitreise, die unterstrich, wie viel Aktualität sein Werk noch heute hat.

Ein Hauch von New Orleans in Kevelaer

Eine angesagte Musikbar in New Orleans vor 90 Jahren, eine nicht minder angesagte Band mit coolen Musikern betritt die Bühne und lässt schon gleich be ihren ersten Tönen die Füße der Zuhörer mitwippen. So oder so ähnlich kann an sich den Effekt vorstellen, den das erste „Löwen“-Jazzkonzert in diesem Jahr beim Publikum im vollbesetzten Saal auslöste.
Der Burscheider Engelbert Wrobel, ein seit Jahrzehnten angesehener Klarinettist und Saxofonist, der im Verlauf seiner Karriere schon mit Größen wie Chris Barber oder Clarke Teerry zusammen gespielt hat, präsentierte sich an diesem Abend mit dem hochklassigen Ensemble „Hot Jazz Five“, das ein wenig von der Atmosphäre des „Hot Jazz“ der 20er bis 40er Jahre in die altehrwürdige Spielstätte zauberte.
Unterstützt von seinen „Spielgefährten“ – dem Trompeter und Sänger Boris Odenthal, dem niederländischen Hony-Tonk-Pianisten Harry Kanters, dem sehr souveränen Gitarristen und Banjospieler Johannes Zink und dem europäischen Sousaphon-Spieler Clive Fenton – sorgte Wrobel und für flotten Swing und lockere Partystimmung im Raum.
Ob zu Fats Wallers „Ain´t misbehavin“, dem flotten „I´m gonna sit down and write myself a letter“ mit „Puttin on the ritz“-Zitat, Klassikern wie „Exactly like you“ oder der Ballade „New Orleans“ – alle Musiker erhielten eine Menge Raum, sich mit ihrem individuell reichen Spiel an dem Song zu beteiligen und immer wieder eigene Impulse zu setzen.
Odenthal brillierte als Armstrong-naher Sänger bei bei „South“ oder „That´s my home“, Kanters durfte zwischendurch mit einem flüssigen Boogie-Woogie Solo für Begeisterung sorgen.
Johannes Zinks filigrante Linie überzeugte sogar Kollege Clive Fenton („Der spielt so entspannt“). Und Fenton selbst brachte sein Sousaphon gekonnt zum Klingen, überzeugte als Sänger bei „Honeysuckle Rose“ und sorgte im Verbund mit seinen Kollegen an der Trompete beim „Snake rag“ für Tempo.
Dazu kam ein bestens aufgelegter Wrobel, der sich bei Stücken wie „Sunny side of the street“ selbst auf den Arm nahm („Das hat einen Makel: Ich sing dat!“), mit dem Sopran-Saxophon Sidney-Bechet-Songs wie „Dans les rues d´Antibes“ das elegante Vaudeville-Flair verlieh; butterweich „si tu vois ma mére“ interpretierte und mit seinen Jungs und seiner Klarinette „I love Paris“ darbot. „Das spielen sie bestimmt für uns – wir haben jahrelang in Paris gelebt“, schmunzelte Irmgard Baers hinter der Theke.
Mit „Its time like that“ endete ein dreistündiger Ausflug in die Welt von Swing und New-Orleans- und mit dem kurzen „Sleepy time“ von Louis Armstrong rundete das Quartett einen fröhlich-entspannten Musikabend ab.

Weihnachtskonzert des Kirchenchores St. Antonius

Beim Weihnachtskonzert des Kirchenchores St. Antonius Kevelaer wurden gemeinsam mit der Querflötistin Cornelia Becken Kompositionen von Georg Friedrich Händel, Felix Mendelssohn, Joseph Gabriel Rheinberger, Antonin Dvorak, Joseph Schnabel, David Willcox und von Chorleiter Christian Franken zu Gehör gebracht.
Außerdem spielte Becken, begleitet von Christian Franken, die „Hamburger Sonate“ von Carl Philipp Emanuel Bach. Der Chor, begleitet von Christian Franken, sang sowohl im Altarraum mit Klavierbegleitung, als auch an der Seifert-Orgel.
Der Wunsch nach einer Zugabe wurde mit dem Lied „Der mich trug“ von Tom Löwenthal (Text: Huub Oosterhuis) erfüllt.

Eine besondere Erzähl-Reise

Zwei durchdringende Stimmen und ein Klavier erschallten – und andächtig verfolgten Peter van Aar und Dorette Ploegmakers das Spiel und den Gesang des wunderbaren Trios vor ihren Augen. Bereits Ende November faszinierten Tom Löwenthal, Wolfgang Baumann und Daniela Rothenburg bei einem Hauskonzert in der Wohnung Löwenthals das Publikum mit einem Eisler-Abend.
Schon damals stand die Idee im Raum, die Musik von Hanns Eisler einem größeren Publikum zu vermitteln, sollte die „Preview“ erfolgreich sein. „Wir haben das ,tryout‘ gemacht, und jetzt wollen wir damit weitergehen“, unterstrich Tom Löwenthal im Gespräch mit dem KB, wie sehr das Projekt die Beteiligten mittlerweile gefangen hat.
„Ich habe seit Jahren eine Verbindung zu Eisler – und ich habe Sänger kennengelernt, die eigentlich aus total anderen Welten kommen und die zugesagt haben, da mitzumachen“, zeigte sich der bald 65-jährige, in den Niederlanden geborene Kevelaerer Musiker erfreut darüber, dass er dafür zwei so begeisterungsfähige wie kompetente Stimmen gefunden hat.
„Ich mache jetzt schon seit Jahrzehnten Musik, aber wir machen hier das erste Eisler-Programm, soweit ich weiß“, zeigte sich Daniela Rothenburg, die eigentlich vom Jazz her kommt, gespannt auf die erneute Herausforderung. „Die Eisler-Musik ist großartig, was für schöne Melodien. Er ist so verkannt, was das Musikalische angeht.“
Als ehemaliges Kind der „DDR“ sei ihr der Komponist nicht fremd. „Klar kannten wir sowas wie das „Solidaritätslied“ oder die Nationalhymne. Aber „Auferstanden aus Ruinen“ durften wir wegen der Zeile „Einig Vaterland“ nicht singen“, erinnerte sie sich im Gespräch. So richtig präsent, das sei Eisler selbst im Osten nicht wirklich gewesen. „Und als ,Kommunist‘ war er in den 50ern im Westen verpönt“, ergänzte Bariton Wolfgang Baumann, der eigentlich eher in der Klassik zu Hause ist. Beide können das nicht so ganz verstehen, erweise sich doch die Musik genau wie die von diversen Textern dazu verfassten Zeilen als „kabarettistisch, politisch, sehr unterschiedlich und so vielfältig.“ Und „nur Kunst zu machen“, das habe Eisler nie gereicht, so Baumann. „Er wollte immer die Menschen emotional ansprechen. Das versuchen wir deutlich zu machen.“
Gerade heute habe Eisler den Menschen mit seinen Liedern eine Menge zu sagen und auf unterschiedliche Weise zu erzählen, findet der Sänger. „Das müssen wir heute machen in der aktuellen Situation, wo wir uns heute für die Demokratie bewegen müssen“, ist Baumann überzeugt. „Und dazu macht es einen Riesenspaß.“
Für den Abend hat das Trio mit Löwenthals langjährigen Weggefährten Peter van Aar und Dorette Ploegmaakers ein Regisseurduo dazugeholt, das in Nuancen nochmal „die Intensität von Musik und Text“ verstärkt aus den Beteiligten herauskitzeln und das Dialogische noch mehr betonen möchten.
Peter van Aar zeigt sich von dem Material mehr als fasziniert und überzeugt: „Es packt dich einfach.“
Löwenthal denkt ernsthaft darüber nach, mit dem Programm auch andere Städte zu bereisen und mit Chor und Orchester eine CD-Aufnahme zu machen. Jetzt hoffen die Beteiligten aber erst mal, dass auch ein größeres Publikum in Kevelaer am 27. Januar ab 16.30 Uhr in der Öffentlichen Begegnungsstätte von dem Material des so verkannten Komponisten überzeugt werden kann.

Tatort Bühnenhaus

Das Neujahrskonzert der Kreispolizeibehörde Kleve ist lieb gewonnener Bestandteil des Kevelaer Veranstaltungskalenders. Klanglich war der Abend am vergangenen Samstag gottlob deutlich weniger sperrig als der Name des Veranstalters, denn die heimische „Big Band For Fun“ lief zu großer Form auf.
Den roten Faden durch den Abend bildete eine „fiktive Tatortfolge“ aus der Feder Peter Niersmans‘, in der Kommissar Rütters zwar keinen besonders vertrackten Fall zu lösen hatte, dieses aber mit einer reichlichen Menge an Pointen auf die lokalen Verhältnisse garnierte. Vorgetragen wurde der Text durch die WDR-Mitarbeiterin Marina Müller-Klösel. Ihrer ausdrucksstarken Stimme zu lauschen, war ein Genuss.
Mangelnde Nachfrage hatte die Veranstalter dazu bewogen, nur den kleinen Saal zu nutzen, der mit rund 130 anwesenden „Zeugen“ auch ausverkauft und damit voll besetzt war – gegenüber den Vorjahren ein deutlicher Rückgang des Interesses, wie Moderator Jürgen van Os konstatieren musste. Rechnet man noch die 22 „Tatverdächtigen“ der Band hinzu, die genregemäß überwiegend ein eher klangstarkes Instrumentarium spielen, wird schnell klar, dass es für großen Big-Band-Sound räumlich etwas grenzwertig war, erst recht in der jedem Musizieren feindlichen staubtrockenen Akustik.
Nach ausführlicher Eingangsmoderation eröffnete die Band mit „Tatort Theme“. Ein bisschen musste sich das Orchester noch sortieren, fand dann aber schnell zusammen und steigerte sich im Laufe des Abends stetig. Einzelne Musiker herauszugreifen, ist gewiss ein Stück weit ungerecht all den Ungenannten gegenüber, aber einige besonders ausladende Soli verdienen es, erwähnt zu werden. Im Phil-Collins-Klassiker „Against all odds“ hatte Alexandra Claasen (Altsaxophon) ihren großen Auftritt, den sie mit Bravour und großer Wärme in ihrem Spiel meisterte. Auch wurde hier die stilistische Breite der Big Band deutlich, die sich keineswegs auf die einschlägigen Klassiker der Swing-Ära beschränkt, sondern ein breites Repertoire bis in die Moderne pflegt.
Die zwei „beliebtesten Tatverdächtigen“ des Abends waren sicher Hans Ingenpass („Mr. Soul“) und Sara Salinga, die mal einzeln und mal gemeinsam den Gesangspart bestritten und mit „You can leave your hat on“ das Publikum in die Pause entließen. Die Kombination aus stimmlicher Perfektion, Ausstrahlungskraft und gekonntem „Flirt mit dem Publikum“ ließen Sara Salinga bereits in ihrer ersten Nummer „On Broadway“ die Herzen zufliegen. In diesem Zusammenhang muss auch ganz besonders die Leistung der Tontechniker gelobt werden, die es trotz der räumlich ausgesprochen schwierigen Situation geschafft haben, eine gute Balance zwischen allen Klanggruppen zu erreichen – eine „Schuhschachtel“ ist nun einmal nicht der natürliche Lebensraum einer Big Band.
Nach der Pause wurde die „Brass Machine“ angeworfen, die in mitreißender Kraft und Präzision ihre Wirkung nicht verfehlte. Als Ruhepunkt in einer langen Steigerung Richtung Finale griff Philipp Niersmans zum Flügelhorn und zeigte in „Stolen Moments“ eine weitere Facette seines großen musikalischen Könnens – er ist musikalischer Leiter der „Big Band For Fun“ und war den ganzen Abend etwas versteckt am Piano in Aktion. Den Abschluss des offiziellen Programms bildete noch einmal eine große Nummer („Think“). Das Publikum dankte es mit reichlichem und mehr als nur verdientem Beifall. Beachtlich war das „musikalische Wachstum“ der Big Band im Laufe des Abends, die sich dank ihrer Musizierfreude von Nummer zu Nummer im Ausdruck steigerte. Die begeisterten Zuhörer erstritten sich zwei Zugaben. Das Publikum wurde Zeuge einer unterhaltsamen und musikalisch hochwertigen „Ermittlung“ – es muss eben nicht immer Wiener Walzer zum Jahresauftakt sein.

„Fröhliche Weihnacht“ zum Tanzen

Dass man bei einem weihnachtlichen Konzert die Lust zum Tanzen verspüren würde, hätten sich die Besucher des Dreikönigskonzerts in der Petrus-Kirche wohl nicht träumen lassen.
So erging es ihnen aber bei dem Stück „Fröhliche Weihnacht überall“. Das kam als ungewohnt bewegte Bossanova-Variante daher und sorgte für den Überraschungseffekt beim vielleicht beeindruckendsten Klangerlebnisses der Weihnachtszeit in der Wallfahrtstadt.
Bei der Musik der von Biggi Lehnen dirigierten Chöre (Cäcilia-Kirchenchor und Nettetaler Chor Kalobhri) sowie sieben Mitgliedern des Rheinischen Oratorienorchesters konnte man phasenweise den Eindruck gewinnen, als hätte der traditionelle Weihnachtssound eine echte Blutauffrischung erhalten. Klang die Musik doch klassisch-anrührend, vielfältig und teilweise auch jazzig. Die Basis dafür steckte in den innovativen Arrangements von Elmar Lehnen, der abwechselnd an Orgel, Keyboard und am Dirigentenpult mitwirkte.
Seine Klangideen gaben den Songs Natürlichkeit, Glanz, Bewegtheit und würdige Größe gleichermaßen. „Das klang mir nie fröhlich genug“, lautete sein Kommentar zur „Fröhlichen Weihnacht überall“. Die eleganten Orchester-Übergänge zwischen klassischer Klangfarbe und ansatzweise modernen, auch mal swingenden Arrangements sorgten für einen neuen Zugang zu Liedern, die viele für vertraut hielten.
Stille Nacht” Richtung Altar
Zu dem leise-getragenen „Stille Nacht“ schritten die Sänger langsam durch die Reihen in Richtung Altar, um dann klangvoll-sanft „Heilige Nacht“ anzustimmen. Biggi Lehnen fordert bei „Heiligste Nacht“ das Publikum zum Mitsingen auf, wunderbar mehrstimmig, kanonisch erklang „Vom Himmel hoch“.
Klassisch, mit der Orgel im Spinett-Sound, ergänzten sich der Wettener Chor und die Streicher, gefolgt von modermen Klang der Musiker und dem Sopransaxofon von Christian Köhler. Das „Wiegenlied“ bot der Chor bedachtvoll, hymnisch und erhaben zugleich dar. Bewegend war der kollektive Gesangsklang aller Anwesenden bei „Adestis fidelis/Nun freut Euch Ihr Christen“, wo die Kirche fast musikalisch erstrahlte.
„Alle Jahre wieder“ geriet zum launig-gemütlichen Swing, „himmelisch und cool“ zugleich. Mit jazz-phrasierenden, versetzten Gesangslinien faszinierte das fast schwebend wirkende „O Tannenbaum“ von „Kalobhri“ die Zuhörer. Richtige Glocken ertönten in dem feinen „Süßer die Glocken nie klingen“.
So unaufdringlich-feierlich und zu Herzen gehend dürfte „Oh Du fröhliche“ im Kollektivgesang wohl selten geklungen haben. Mit zwei Zugaben und großem Applaus endete ein Konzert, das ruhig noch länger hätte andauern können.

Musikverein mit Neonlicht und Alphörnern

Bäume erstrahlten im blauen Neonlicht, schön versetzt waren Tische und Bänke aufgestellt worden. Dazu kam ein mit Holzspänen ausgelegter Boden vor den dort stehenden Häusern – die Scheune am Woltershof war eine wunderbare Kulisse für das Winterkonzert des Musikvereins Eintracht Twisteden.

Vor rund 250 Zuschauern präsentierte das Ensemble unter der Leitung von Marcus de Haard ein zweistündiges, nur von einer Pause unterbrochenes Musikprogramm, das das Publikum im zweiten Teil in die vorweihnachtliche Zeit katapultierte.
Nach der Begrüßung durch den ersten Vorsitzenden Hermann Angenendt boten die Mitglieder des Musikvereins zunächst aber ein spannendes, sehr abwechslungsreiches Repertoire anderer Art.

Das Orchester präsentierte Peter Kraisers „Tiroler Landsturm“, sorgte mit der „Mondlicht Polka“ für rhythmische Bewegung, bot „Bella Italia“ von Hans Kolditz und sorgte mit der Melodie „Rosen aus dem Süden“ von Johann Strauß junior für angenehmes Hörvergnügen. Ein „Belafonte-Potpourri“ und die schmissige „Berliner Luft“ beendeten den ersten Teil.
Danach durften das Jugendorchester, die Bläserklasse und die Blockflötengruppe unter der Leitung von Marcel Valks zeigen, was sie können. Die Jugendlichen intonierten dabei mit neonleuchtendem Becher auf einem langgezogenen, stoffüberzogenen Tisch im Dunkeln das Stück „Cups“.

Mit diesem besonderen Klangerlebnis sorgten sie für Begeisterung – genauso wie die original Schweizer Alphörner, die die „erwachsenen“ Musiker Heinz Aengeneyndt, Rainer Gründjens, Marcel und Helmut Valks an dem Abend erklingen ließen.

Zwischenzeitlich wurde der stellvertretende Vorsitzende Bernd Gründjens – auch Moderator des Abends – im Rahmen der Veranstaltung für seine 25-jährige Mitgliedschaft in dem Musikverein geehrt.

Im zweiten Abschnitt des Konzerts wurde es dann wesentlich stimmungsvoll-weihnachtlicher. „Süßer die Glocken nie klingen“ verführte genauso zum Mitsingen wie „O Du fröhliche“ oder „Alle Jahre wieder“. Ergänzt wurden diese Klassiker durch Songs wie „Feliz Navidad“, „Adeste Fideles“ oder „Tochter Zion“ von Händel.

Am Ende durfte Hermann Angenendt allen Anwesenden noch ein „besinnliches Weihnachtsfest“ wünschen. Und freuen durfte er sich über die außergewöhnliche Spende von 1000 Euro, die der Natur-und Heimatverein Twisteden mit seinem Vorsitzenden Werner Neumann und dessen Stellvertreterin Doris Mierzwa in Form eines Schecks an ihn überreichte. Das Geld soll in die Jugendarbeit des Vereins fließen.

Ein Highlight zum Jahresende

Kein einziger Platz war an dieesem Abend mehr frei, als der Vorsitzende des Musikvereins, Markus Aben, die Gäste in der Öffentlichen Begegnungsstätte zum traditionellen Jahreskonzert begrüßte. „Wir alle freuen uns sehr über das Interesse an unserer Musik. Ich wünsche Ihnen unterhaltsame Stunden.“

Viele prominente Gäste fanden sich im Publikum – darunter die stellvertretende Bürgermeisterin Brigitte Middeldorf, der Ortsvorsteher und Kevelaerer Ehrenbürger Hansgerd Kronenberg, Pastor Andreas Poorten und Mitglieder der „Königlichen Harmonie Moresnet“ aus Belgien, mit denen Aben und Co. im Oktober ein umjubeltes Konzert im Bühnenhaus gegeben hatten.

Einer der Moresnet-Musiker verstärkte dann auch das 58-köpfige Ensemble – und so löste der Musikverein sein Versprechen aus dem Konzert vom Oktober ein. Später machte Aben nochmal grundsätzlich klar: „Es ist zwar eine Herausforderung, zwei große Konzerte in einem Jahr zu machen. Aber das war uns ganz wichtig, denn das gehört hier zum Dorf.“

Knackig, feierlich

Gleich zum Einstieg in das Konzert unter dem Dirigat von Hans-Gerd Stienen bot das Orchester mit „Arsenal“ von Jan van der Roost eine knackige, feierliche Komposition mit trällernden Flöten, schmetternden Fanfaren und starkem Rythmus.

Danach übernahm Moderator Rüdiger Göbel das „Kommando“, lobte den Musikverein als „einen der größten aktiven Vereine“ und zeigte sich angesichts seines überwundenen „Männerschnupfens“ froh, bei Stimme zu sein: „Deshalb klinge ich so sexy“, ging es in dem launigen Modus bei Göbel den Abend über so weiter. Er leitete dann in den nächsten Song „Concordia“ von Erik Swiggers über. Und treffend beschrieb er dessen grundoptimistischen Charakter, der nach einem kurzen, etwas ruhigeren Zwischenpart mit hörbarem Glockenspiel fast „karnevalistisch“ und dabei sehr kompakt und mit Power seitens des Ensembles rüberkam. Zur „Finkensteiner Polka“ assoziierte Göbel Heino und Bilder von einem „schwebenden Rundblick über einen Berg, den ich mag“. Im Tutti strahlten dann zwei „halbe“ Solo-Trompeten – und tatsächlich war sowas wie bajuwarischer Schwung und Charme von den Musikern zu vernehmen.

Zwischendurch ließ es sich Markus Aben dann nicht nehmen, eine Musikerin gesondert auszuzeichnen: Stefanie Relouw erhielt für ihre 25-jährige Mitgliedschaft die silberne Ehrennadel des Deutschen Blasmusikverbandes.

Gewürdigt wurden für fünf Jahre Mitgliedschaft Marian und Dominik Blenkers, Christian Schax, Christof van den Berg, Frederik Verhasselt und Florian Verhoeven, für zehn Jahre Tanja Dicks, Peter, Lukas und Anne Drißen, Lisa Hendricks, Kathrin und Jan Hornbergs und Gesa Wilesen, für 35 Jahre Josef Blenkers, Georg Derks, Christoph und Georg Drißen sowie Georg Eilmanns.

Naturgemäß den meisten Applaus erhielt das „Urgestein“ Karl Josef van den Berg für 45 Jahre.

Mit der „Free World Fantasy“ von Jacob de Haan – „einem Auftrag an uns, für eine friedliche Welt zu kömpfen“ (Göbel) – endete der erste Musikblock – und die Sammlung für die älteren Mitbürger, die am Ende 305,40 Euro ergab. Das Geld soll für ein geselliges Herbstfest für Senioren ab 75 Jahren am 2. Oktober in der ÖBS verwendet werden.

Sehr aufgeregt

Die Jugendgruppe mit Gesa Relouw (Saxofon), Michelle Arping und Alexandra Cladder (Klarinette), Johanna Cladder an der Querflöte, Nora Aben an der Trompete und Henry Steegmans am Schlagzeug durften dann unter der Leitung von Hans-Gerd Stienen zeigen, was sie gelernt hatten. Jeder ihrer Beiträge – ob „Hänschen klein“, „London Bridge“, „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ oder „Jingle Bells“ – wurde vom Publikum mit großem Beifall gewürdigt. „Ich war sehr aufgeregt, aber es geht weg, wenn man anfängt zu spielen“, freute sich die elfjährige Michelle über den gelungenen ersten öffentlichen Auftritt vor so vielen Menschen.

Danach durften die „Großen“ wieder ran – in dem Stück „United Youth“ von Henk van Lijnschooten vereinten sich zahlreiche Volks- und Jugendlieder, zunehmend dominiert von der Europahymne. Auch dieser Beitrag überzeugte im Arrangement und durch Kompaktheit und Energie in der Darbietung.

Bei „Introduction and Modern Beat“ von Dizzy Stratford durfte sich Altsaxofonist Peter Drißen als Solist zeigen, ehe das Orchester mit den „Selections from Starlight Express“ die bekannten Musicalmelodien in die Gehörgänge zauberten. Danach sorgten „The Eighties“ für Erinnerungen an frühere Zeiten mit Songs wie „Uptown Girl“, „Billie Jean“, der Titelmelodie von „E.T.“ oder „We are the world“.

Das „offizielle“ Konzert endete dann mit Auszügen aus dem Animationsfilm „Sing“ mit Songs wie „Faith“, „Don´t you worry ´bout a thing“ oder „Hallelujah“, wobei dem Orchester da schon aufgrund des gewaltigen musikalischen „Brockens“ zuvor etwas die Puste und die Konzentration ausgingen.

Als Zugabe spielte das Ensemble dann noch ein „Coldplay“-Medley – ein überzeugender Abschluss eines unterhaltsamen, guten Musikabends.

Jazziges „Nikolaus special“ im Goldenen Apfel

Ein stimmungsvolles Ambiente und schöne Musik kennzeichneten das erste „Nikolaus special“, dass Gastwirtin Jutta Pesch-Braun am besagten Feiertag in ihrem Lokal den Gästen im vollbesetzten Lokal bot.

Die „Scala Jazz Band“ um den Pianisten Wolfgang Czeranka hatte sich für den Premierenabend einen bunten Reigen aus bekannten und weniger bekannten Songs zur Weihnacht herausgesucht, um beim letzten Konzert des „Apfel“-Jazzjahres für einen besonderen Abend zu sorgen. Entsprechend fiel auch die optische Ausrichtung von Sängerin Daniela Rothenburg aus. „Ich bin nicht die Frau vom Nikolaus“, scherzte die erneut mit ihrer klaren Stimme und ihrem charmanten Auftreten betörende Sängerin aus Dortmund angesichts ihrer roten Abendgarderobe.

Das letzte Konzert des „Apfel“-Jazzjahres begann dann allerdings mit einer Überraschung. Denn eigentlich hatte der Vibrafonist Karl-Heinz Becker angekündigt, die Mannschaft zu dem Nikolaus-Special zu verstärken. Wenige Minuten vor Beginn des Konzerts machte der sich aber auf den Weg, so dass die Combo den Ablauf des zweiten Konzertblocks entsprechend anpassen durfte.

Mit ihrem „etatmäßigen“ Vibrafonisten Stefan Bur, Hans Hübner am Bass und Stefan Janssen am Schlagzeug entwickelten sie trotzdem einen atmospärisch schönen Musikabend.

Am Saxofon sorgte Christian Köhler gleich bei dem Medium-Swing „Shiny Stockings“ und mit der Bossa-Nummer „Wave“ als Gast für die passenden Klangakzente, ehe Rothenburg die Bühne betrat – und sofort das Publikum für sich einnehmen konnte.

Vom flotten Swing „Santa Claus is coming to town“ über das bezaubernde „Santa Baby“, die Ballade „Have yourself a very merry christmas“ bis zu „Süßer die Glocken“ im Bossanova-Gewand reichte die Palette der weihnachtlichen Lieder.

Originell war auch die Auswahl des aus Hawaii stammenden Weihnachtssongs „Mele Kalikimaka“. Der eigentliche Höhepunkt war aber die wunderbar-gefühlvolle Darbietung des Klassikers „Es ist ein Ros entsprungen“ im dezenten Trio-Gewand.

Als „Überraschungsgäste“ bereicherten Enrico Santonocito bei „Let it snow“ und Sänger Peter Riccius mit „Moanin“ und „I was made for lovin you“ von Kiss (!) die Szenerie.
Spontan gesellte sich der Aldekerker Sänger und Musiker Nikolaus Hähnel zu den Musikern, machte bei „Night and Day“ dann auch keine so schlechte Figur. „Ich hab Enrico getroffen, wir haben was zusammen gemacht und er hat mir von dem Abend erzählt“, sagte der 57-Jährige und fand die „Atmosphäre sehr schön und die Musik sehr einfühlsam.“

Während die Band spielte, wichtelten Karla Kirchner und ihre Freundinnen – passend zum Anlass mit Weihnachtsmützen und einem guten Gläschen Sekt – an einem der Tische. „Wir wollen gerne ein Nikolauswichteln nächstes Jahr hier mit allen Gästen, Tombola und natürlich Musik machen“, erzählte die Neu-Kevelaererin. Mal sehen, ob aus dieser Idee was wird.

Mit „Rockin around the christmas tree“ und „I´m dreaming of a white christmas“ endete der Abend – und auch im Jahr 2019 wird es im „Apfel wieder heißen: „Let´s swing it, boys!“

Der Musikverein Wetten feuerte ein musikalisches Feuerwerk ab

Vorweihnachtlich geschmückt präsentierte sich der Knoasesaal, in dem traditionsgemäß am zweiten Advent der Wettener Musikverein zum Jahreskonzert eingeladen hatte. Bunt gemischt trafen sich hier Jung und Alt, um gemeinsam gesellige Stunden zu verbringen. Mit zahlreichen Kuchenspenden, Kaffee und Getränken war für das leibliche Wohl der Besucher bestens gesorgt.

Für alle Altersgruppen

Klemens Marten begrüßte die Zuschauer und führte in seiner unterhaltsamen Art durch das Programm. Kleine Anekdoten und Wortwitz fehlten nicht, so dass von Beginn an eine heitere Stimmung zu verzeichnen war. Sodann begann unter der Leitung der Dirigentin Wilhelmine „Pip“ Verhofstad eine musikalische Darbietung, die für alle Altersgruppen etwas zu bieten hatte.

Von Frank Sinatra über Abba und Queen bis hin zu moderneren Musikstücken prasselte ein grandios gespieltes Feuerwerk auf die Zuschauer ein, die begeistert mit viel Applaus reagierten. Zu den Klängen von Helene Fischer wagte ein Paar sogar ein Tänzchen im Saal, was das Publikum mit Beifall und Mitsingen unterstützte. Zudem zeigte sich, dass die Mitglieder des Musikvereins nicht nur spielen, sondern auch singen können. Bei dem Lied „Auf der Vogelwiese“ intonierten sowohl die Spieler als auch die Zuschauer kräftig mit.

Zugabe „Feliz Navidad“

Nach dem offiziellen Programm forderte das Publikum lautstark eine Zugabe, so dass mit dem traditionellen Weihnachtslied „Feliz Navidad“ das zweistündige Konzert beendet wurde.

Klemens Marten bedankte sich bei allen Organisatoren für die gute Zusammenarbeit und teilte mit, dass für die jährliche Seniorenfahrt ein Betrag von 188,40 Euro gesammelt werden konnte. Mit besten Wünschen für eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit endete ein amüsanter Nachmittag für alle Beteiligten.