Beiträge

Jagdhornbläser in besonderem Ambiente

Unter den Füßen knisterndes Laub und Gehölz statt eines festen Kirchenbodens, einfache Holz- statt bequemer Gebetsbänke: Es war ein ungewöhnliches Ambiente, das sich die Jagdhornbläsergruppe des Hegering Kevelaer-Weeze da ausgewählt hatte.

Statt einer Kapelle oder Kirche hatte sich die Gruppe diesmal ein riesiges Buchenwaldstück am Saarbrocksweg im Kalbecker Forst ausgesucht. Von einem Mitglied organisierte man sich einen Lastwagen als Messebühne, rahmte die Messe musikalisch ein und brachte den gut 100 Menschen dort die „Steirische Jägermesse“ von Johann Cescutti zu Gehör.

„Wir blasen ja jedes Jahr zu Ehren des Heiligen Hubertus – mal in Kevelaer, mal in Weeze“, erläuterte Josef Bohlen als Vorsitzender des Hegerings Kevelaer-Weeze die uralte Tradition.
Vor zwei Jahren war man schon mal in der Basilika gewesen. „Jetzt haben wir einen Waldbestand gesucht, der dazu passt“, war der nach dem großen Sturm vom Januar nur schwer zu finden gewesen.

Schließlich war der Verein auf der Waldfläche von Max Elverfeldt am Kalbecker Forst fündig geworden. „Wir haben ja auch eine Kapelle in Kalbeck, aber das war für uns sofort klar, das machen wir. Und es hat sich gelohnt – der Himmel ist für uns aufgegangen“, lobte er das musikalische Ereignis im Sonnenlicht.

Hinhören als Botschaft

Auch der Weezer Pfarrer Klaus-Martin Niesmann, der die Messe zelebrierte, zeigte sich begeistert: „Die kamen auf uns zu und fragten von sich aus an. In der Kirche klingt das auch toll, aber im Wald hier ist das ein Genuss. Das klingt einfach – und das ist Kirche vor Ort.“
Zuvor hatte der Gottesmann in seiner Predigt vom „Hinhören“ gesprochen und auf die Legende des Jäger-Schutzpatrons, des heiligen Hubertus, verwiesen.

Der hatte bei der Jagd einen Hirsch erblickt, zwischen dessen Geweih auf einmal ein strahlendes Kreuz erschien und eine Stimme ihm sagte: „Hubertus, ich erlöse Dich, dennoch verfolgst Du mich.“ Daraufhin hatte Hubertus die Waffe weggeworfen und war ein Heiliger geworden. „Er hat sein Leben so gestaltet, dass er gehört hat, auch später als Bischof und Missionar“, unterstrich Niesmann.

Sowohl Musiker als auch die Gäste waren von dem einstündigen Ereignis bewegt. „Das war wunderbar von der Atmosphäre, die Umgebung passt“, sah es der technische Leiter der Bläsergruppe, Karl Bollen, als „Wohltat“ an, da zu spielen. „Es hört sich ja vorm Treiben auch eindrucksvoll an.“

Beides habe was für sich, meinte der Gocher Uwe Hoppe: „Aber hier ist es authentischer.“ Und die Wemberin Gaby Dicks fasste es charmant so zusammen: „Das war sehr feierlich, eine schöne Atmosphäre, an der freien Luft, total kinderfreundlich. Die Jäger gehören in den Busch.“

Gregor Kauling: „Gott ist keine Spaßbremse“

Der Sonntag vor dem 11.11. ist für Karnevalisten inzwischen eine feste Größe im Terminkalender geworden. Viele hundert von ihnen kommen schon seit Jahren an diesem Tag als Pilger in den Marienstadt und es werden immer mehr. Die Wallfahrt der Karnevalisten ist inzwischen zu einer der größten Pilgergruppen angewachsen, die den Kevelaer besuchen.

Elke Tebartz, Präsidentin des Verein zur Förderung des Rosenmontagszuges e.V. (VFR) Kevelaer, begrüßte im Beisein von Wallfahrtsrektor Domkapitular Gregor Kauling und Bürgermeister Dr. Dominik Pichler (der als Mitglied des VFR auch mit dem Vereinsschal gesehen wurde), mehr als 40 Vereine aus ganz NRW und den Niederlanden. Diese traten zunächst in der Pax Christi Kapelle an, wo sie sich vorstellten. Den musikalischen Rahmen gestalteten die Swingis mit Liedern zum Mitsingen. Eine Größe des Kevelaerer Karnevals, Karin Raimondi, die im vorigen Jahr wegen einer schweren Erkrankung nicht dabei sein konnte, gab mit ihrer Fanfare Signal und im ganzen Forum erschall „Attacke“.

In der Basilika saßen bei der Messe statt der Geistlichen, die Fahnenabordnungen der Vereine im Chorraum und auch die Kirchenbänke waren mit Narren besetzt. Der Wallfahrtsrektor stellte zur Begrüßung fest: „Gott ist keine Spaßbremse“. Kauling freute sich über das bunte Bild, das die Gottesdienstbesucher boten. Er bat Gott in einem Gebet darum, alle Traurigkeit aus den Herzen zu nehmen. Er dankte ihm dafür, dass er den  Menschen Maria zur Mutter gegeben hat und sie unbeschwert in die neue Karnevalsession gehen können.

Dr. Bastian Rütten wies in seiner Predigt darauf hin, dass es wichtig sei, immer eine Leitschnur im Leben zu haben, die man ergreifen kann, wenn man vom Weg abkommt. „Neben dem Leitfaden, den Jesus uns mit seinen Hinweisen gegeben hat (Markus 12:28-44), gibt es für die Karnevalisten ein Lied, dass ich Ihnen als Ohrwurm mit auf den Weg geben möchte. Ein Lied der Black Fööss: Unsere Stammbaum.“

Rührend wurde es, als Pastor Kauling bekannt gab, dass Monika Vos wegen Erkrankung das Lied „Patrona von Kevelaer“ nicht singen könne, man aber einen Ersatz gefunden habe. Elmar Lehnen sang dies und einige Besucher hatten Tränen in den Augen. Bei dem Lied „Rosen der Madonna“ stellten das Kinder-Prinzenpaar des VFR Florian und Sophie einen großen Strauß weißer Rosen in eine Vase im Chorraum, neben die durch Pastor Kauling gesegneten Wallfahrtskerzen.

Beim Besuch am Gnadenbild dankten alle gemeinsam für die positiven Erlebnisse des vergangenen Jahres und beteten vor der Gottesmutter für eine gute kommende Session. Nach einen Umzug durch die Innenstadt trafen sich zum Abschluss der Wallfahrt die teilnehmenden Vereine zum Feiern und zum Erfahrungsaustausch im Konzert-und Bühnenhaus. Mit karnevalistischen Darbietungen verschiedener Karnevalsgruppen klang der Tag aus.

https://www.kevelaerer-blatt.de/wallfahrt-der-karnevalisten-2018/

Alle Jahre wieder – doch diesmal in Xanten

Im StiftsMuseum Xanten, Kapitel 21, wurde die Ausstellung „Alle Jahre wieder…“ Highlights aus der Kevelaerer Krippensammlung eröffnet. Sehenswert für die Besucher vor Ort. Doch was hat die Marienstadt davon?

„Eine solche Zusammenarbeit ist für beide Seiten fruchtbar“, versichert Veronika Hebben, Leiterin des Niederrheinischen Museums Kevelaer. „Kein Haus kann heutzutage alle Themen behandeln. Zudem hat jeder einen anderen Blickwinkel auf die Werke.“

Dafür ist die Xantener Ausstellung ein gutes Beispiel. Als Leigabe aus Kevelaer wurden dem StiftsMuseum acht kunstvolle und teilweise sehr kostbare Weihnachtskrippen aus unterschiedlichen Epochen (18., 19. und 20. Jahrhundert) und Künstlerwerkstätten zur Verfügung gestellt.

Aus drei Ländern

Die Krippen stammen aus Deutschland, Italien und Frankreich und werden in speziell angefertigten Vitrinen präsentiert. „Dies ermöglicht eine reizvolle Inszenierung“, erklärt Susanne Rupprecht. Die Kunsthistorikerin hatte nicht nur gemeinsam mit Elisabeth Maas vom StiftsMuseum die Idee zu der Ausstellung. Sie gewährt auch in einer kleinen Broschüre, die vor Ort ausliegt, Einblicke in die Geschichte der einzelnen Krippen. Darin wird unter anderem erklärt, dass die größte Krippe der Ausstellung ursprünglich im St. Bernardin Kloster Sonsbeck-Hamb stand oder die Kleinste eine Kostbarkeit aus dem Neapel des 18. Jahrhunderts ist. Überhaupt begeistern die Kevelaerer Leihgaben mit ihrer Farbenpracht und gestalterischen Vielfalt. Der Besucher begegnet ausdrucksstarken Gesichtern und andächtigen Gesten, findet prächtige Seidengewänder und entdeckt Figuren aus bemaltem Gips oder Wachs.

Die Lise Berger-Krippe aus der Provence von 1979 ist auch in Xanten zu sehen.

„Ganz wichtig ist aber auch der Hintergrund“, verweist Rupprecht auf Maren Felicitas Rombold. Die Klever Künstlerin schuf für die Krippen stimmungsvolle Bühenbilder.

Zu sehen sind die Werke bis zum 3. Februar (Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr). Begleitet wird die Ausstellung von zwei Vorträgen an den Donnerstagen, 13. Dezember und 10. Januar, jeweils um 19.30 Uhr.

Doch lohnt sich der Besuch auch für Krippenliebhaber aus Kevelaer? „Auf jeden Fall“, hebt Veronika Hebben den Daumen hoch. „Die Präsentation ist sehr gut gelungen. Selbst ich habe plötzlich einen ganz anderen Blickwinkel auf diese Werke.“

Und auch in der Wallfahrtsstadt müssen die Kevelaerer während der Weihnachtszeit nicht ganz auf Krippenfiguren verzichten. „Wir haben noch jede Menge im Bestand“, versichert die Museumsleiterin. Gleichzeitig verweist sie auf die Ausstellung „Durch die Nacht drei Wandrer ziehn“: „Sie wird am 18. November im Niederrheinischen Museum eröffnet und zeigt die drei Heiligen Könige in der Kunst.“

Die Krippen

Lise Berger-Krippe
Nowak-Krippe
Provenzalische Ton-Krippe
Kirchenkrippe des Klosters St. Bernardin
Heilige Familie
Bartz-Krippe
Neapolitansche Krippe in Palastruine
Kleine Neapolitansche Krippe

Statt Halloween ein Party mit Heiligen

Traditionell lud die Pfarrei St. Marien wieder statt Halloween zu Holy-wins ein. Dabei sollten nicht Schauer und Horror, sondern Schönes und Heiliges in den Blick genommen werden. Bei der Abendmesse in der Beichtkapelle gab es sogar hohen Besuch: Einige Heilige traten als Experten in Sachen „Himmel“ auf. Sie erzählten über ihr Leben und ihre Sendung und über das Glück im Himmel.

Verona Marliani-Eyll und Biggi Lehnen, die das Holy-wins-Projekt gemeinsam vor zwölf Jahren für die Pfarrei St. Marien initiiert hatten, waren auch erneut die Hauptorganisatoren. Allerdings hatten sie viele fleißige Helfer, die überall Hand anlegten und dafür sorgten, dass alle einen tollen Abend haben konnten.

Für Jugendliche und Erwachsene stand ein Imbiss im Goldenen Löwen bereit. Junge Leute vom 5. bis zum 9. Schuljahr sahen sich unter Leitung von Heinz Hochstrat und Holger van den Ham im Priesterhaus einen christlichen Kinofilm bei Schnupp und Cola an. Und die Grundschulkinder konnten im Petrus-Canisius-Haus Laternen mit Heiligenmotiven basteln.

Nach getaner Arbeit und gestärkt mit Brötchen und Waffeln zogen die Kinder in die Beichtkapelle, wo Kaplan Christoph Schwerhoff die Messe zelebrierte. „Wir bekommen heute Besuch, Besuch aus dem Himmel“, lud Sprecher Robin Rommen während des Gottesdienstes die hohen Gäste nach vorne ein, wo sich die einzelnen vorstellten. Neben Ludwig IX., dem heiligen König von Frankreich, der besonders das Leiden Christi verehrte und die Dornenkrone und einen Kreuznagel Jesu nach Paris bringen ließ, waren als weitere Heilige Anna, Maria, Franziskus und Klara zugegen. Anna stellte sich vor als die Oma von Jesus. Sie präsentierte gemeinsam mit Maria und ihrem Jesuskind, wie sie in der Basilika dargestellt ist und nahm Maria mit dem Jesuskind auf ihren Schoß.

Franziskus erzählte, wie er als reicher, junger Mann 1208 den Ruf vernahm, alles für Jesus zu verlassen, in seine Nachfolge zu treten und die Kirche wieder aufzubauen. Ähnlich Franziskus war auch Klara vornehmer Abstammung und tauschte ihre schönen Kleider gegen ein Bußgewand und gründete die Gemeinschaft, die nach ihrem Tod Klarissen genannt wurden und die auch in Kevelaer vertreten sind. Alle Heiligen beschrieben den Himmel als ein ganz-bei-Gott-Sein, wo keiner mehr an Unrecht oder Schrecken leidet, nicht mehr betrübt ist und bei Gott eine wunderbare Familie hat.

Nach dem Gottesdienst waren aus den Heiligen wieder Johannes Lehnen, Maria Pichler, Lidia Tuszkowski, Wiktor Skienkiewicz und Martha Ehren geworden. Gemeinsam mit den anderen Kindern ging es mit den leuchtenden Laternen singend durch die Stadt. Kaplan Christoph Schwerhoff und Verona Marliani-Eyll erklärten einige Heiligenstatuen, die an den Fassaden der Häuser zu sehen sind und die im Alltag oft gar nicht ins Auge fallen.

Im Antonius-Pfarrsaal warteten die Messdiener Lina Martens und Catharina Liebeheim auf die Kinderschar und spielten mit ihnen 1,2 oder 3. Mit Feuereifer waren die Kinder dabei, als es hieß: „Lebte die hl. Klara in Spanien, Italien und Frankreich?“ oder „Wie heißt das Tuch, das Schwestern meist auf dem Kopf tragen: Turban, Schleier oder Velum?“ Voller Begeisterung sprinteten die Kinder zu den verschiedenen Nummern an der Wand. Manche hatten dafür eine eigene Taktik, wie: „Ich gehe immer dahin, wo Martin hingeht. Der wird es schon wissen.“

Die Mehrheit lag meistens auch richtig und kaum wurde die Lösung verkündet, ging es unter Jubelgeschrei und mit einem Affenzahn zum Schnuppi-Eimer, der schnell gegen einen neuen ausgetauscht werden musste. Mattheo (8) vertraute all seine erbeuteten Süßigkeiten Mamas Hand an und meinte: „Ich hab schon ganz viel! Das schmilzt ja!“

Wieder zurück in der Beichtkapelle hatten fleißige Helfer schon den Altar in Tücher und Lichter gehüllt. „Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst“, so sang stimmungsvoll der Chor „Klangfarben“ mit begleitenden Keyboard-Klängen von Biggi Lehnen.

Weihrauch stieg auf, als Kaplan Schwerhoff das Allerheiligste auf den Altar setzte. Er erzählte die Geschichte, wie der Heilige Pfarrer von Ars einen einfachen Bauern beobachtete, der oft stundenlang in der Kirche saß und den er fragte, was er da so lange mache. „Ich schaue Gott an und er schaut mich an. Das reicht mir. Mehr brauche ich nicht“, so die sinnreiche Antwort. Dies taten dann auch alle zum Abschluss des Tages. „Du hüllst uns in deinen Schutz wie dieses Tuch die Hostie“, dankte Kaplan Schwerhoff für den gelungenen Abend.

Karlien (7) war zum ersten Mal dabei. Von 17 Uhr bis fast 21 Uhr war es für sie ein langer, aber sehr schöner, spannungsvoller Abend, den sie nächstes Jahr auch gerne wieder feiern möchte, wenn es heißt: „Holy wins!“.

Weihbischof Lohmann beendete die Pilgersaison

Traditionell pilgern zahlreiche Gruppen und Einzelpilger zur Wallfahrtseröffnung und zum Wallfahrtsabschluss nach Kevelaer. Kein geringerer als Weihbischof Rolf Lohmann, der bis letztes Jahr noch Wallfahrtsrektor in Kevelaer war, schloss dieses Jahr die Pilgerpforte.

Die Basilika platzte aus allen Nähten. Das Hochfest Allerheiligen und der Abschluss des Wallfahrtsjahres wurde von einer großen Festgemeinde mitbegangen. Am Ende gab Pastor Gregor Kauling im Forum Pax Christi noch einen Überblick über das vergangene Jahr und bekannte: „Ich bin froh und dankbar, in Kevelaer angekommen zu sein.“ Der päpstliche Segen durch den Weihbischof, sowie die feierliche Prozession mit dem Reliquienschrein des hl. Liudger und hl. Willibrod Richtung Beichtkapelle bildeten den Abschluss der diesjährigen Wallfahrt.

Herzlich willkommen zuhause bei Maria. Das trifft auf Dich an diesem Ort ganz besonders zu. Schön, Dich bei uns zu haben“, sagte Pastor Kauling zu Beginn der hl. Messe zum hier gut bekannten Weihbischof. Dieser definierte Heiligkeit am Hochfest Allerheiligen als „Leben im Blick auf Christus und Handeln im Blick auf die Menschen“.

In seiner Predigt ging er auf die Seligpreisungen Jesu in der Bergpredigt ein und stellte sie auf den Kopf. Denn heute, so der Weihbischof, würden die anerkannt sein und etwas gelten, die reich und mächtig sind, nicht die Armen und Trauernden. Jesu Seligpreisungen machten jedoch deutlich, dass das Streben nach wahrer Gerechtigkeit Ziel- und Angelpunkt unsers Denkens und Handeln sein müsse. „Wir brauchen heute keine Opportunisten. Wir brauchen kein Duckmäuserchristentum“, mahnte er und forderte eine gerechte Verteilung der Güter der Erde, gerechte Preise, Entschuldung der Armen, Recht auf Bildung und Einsatz für Opfer von jedweder Gewalt.

„Wir müssen die Opfer, nicht die Institution schützen“, sprach er in Bezug auf die aktuelle Missbrauchskrise der Kirche. In einer Zeit, in der viele den Menschen und die Welt ohne Gott verstehen wollen, bräuchte es wieder Achtsamkeit für die Schöpfung als Geschenk und Auftrag, für die Not unserer Mitmenschen und ihre unverlierbare Würde. „Die Heiligen weisen uns dazu den Weg, die Bergpredigt ist ein Vorgeschmack auf den Himmel. Lasst uns Kontemplation und Aktion, Tradition und Innovation verbinden und am Reich Gottes mitbauen, an diesem Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens“, schloss er.

Dass auch Musik das Reich Gottes auf Erden abbilden, eine Brücke zum Himmel bauen und tief mit Gott verbinden kann, zeigte der Basilikachor und das Basilikaorchester unter Leitung von Romano Giefer mit der C-Dur-Messe von Josef Rheinberger oder dem „Ave verum“ von Mozart. Wie tief die Musik in der Basilika schon die Menschen berührte, bekannte auch Pastor Kauling, der sein erstes Jahr als Rektor der Wallfahrt besonders viele positive Rückmeldungen dazu bekam und an dieser Stelle ausdrücklich allen Beteiligten für die großartige Musik dankte.

Gemeinsam mit den Rittern und Damen vom Hl. Grab St. Viktor Duisburg und den Brudermeistern der Consolatrix Afflictorum ging es anschließend an das große Pilgerportal, das der Weihbischof mit einem Schlüssel symbolisch für dieses Jahr abschloss, damit es sich nächstes Jahr wieder für die Pilger öffnen könne. Nach einem Gebet an der Gnadenkapelle ging es mit den Klängen des Blasorchesters zum Forum Pax Christi. Dort gab Pastor Kauling einen Überblick über das zu Ende gegangene Pilgerjahr. „Für mich war alles neu. Fast alle hier sind viel erfahrener als ich, was das Wallfahrtsgeschehen in Kevelaer betrifft. Aber ich darf bekennen: Ich bin froh und dankbar, hier in Kevelaer angekommen zu sein!“ Er erwähnte die Höhepunkte des Jahres, die Motorrad-, Tamilen- und Erstkommunionkinderwallfahrt, die Tage mit dem Reliquienschrein der Hl. Bernadette, und unterstrich den internatonalen Charakter von Kevelaer, der durch die Besuche von Bischof Laurent Lompo, durch den albanischen Kardinal Ernest Simoni oder den ägyptischen Bischof Kyrillos wieder gut unterstrichen wurden.

Insgesamt seien, so hatte Kirchenschweitzer Edmund Pitz-Paal eifrig mitgezählt, drei Kardinäle und 40 Bischöfe aus 16 Nationen im Lauf des Jahres in Kevelaer gewesen. Aber Pastor Kauling fügte gleich bei: „Dahinter stehen etliche Hunderttausende Pilger! Ich danke allen für ihr Gebet und ihre Liebe zu diesem Ort!“ Abschließend wurde das Motto für das nächste Wallfahrtsjahr bekannt gegeben: „Herr, wohin sollen wir gehen?“

Mit dem Päpstlichen Segen und der Rückübertragung des Reliquienschreins der Bistumspatrone vom Forum Pax Christi in den Altar der Beichtkapelle ging mit flotten Marschklängen und einem Schnäpschen die offizielle Feier des Wallfahrsabschlusses zu Ende. Bevor der allseits bekannte Würdenträger zum Mittagessen im Priesterhaus verschwand, betonte er: „Das ist Kevelaer! Was ist das für ein Glück, dass Kevelaer in meiner Region liegt. Kevelaer ist ein Ort der Bestärkung, des Schutzes und der Sendung. Besser kann man es nicht haben!“

Unter den Pilgern mischten sich wieder viele Niederländer. Mit einer Gruppe war auch Ineke Huitema aus Den Haag hierher gekommen. „Wir kommen immer zur Eröffnung, im August und zum Abschluss“, erzählte sie. Sie arbeitet als Sekretärin in der Kevelaer-Bruderschaft Den Haag, die kommendes Jahr ihr 125. Jubiläum feiern darf. Oft schon war sie an Marienwallfahrtsorten. In Lourdes konnte sie sogar ihren Mann kennenlernen, der sie auf Wallfahrten seitdem immer begleitet. Für sie ist eine Wallfahrt in Gemeinschaft das „Schönste, das man machen kann: zusammen beten, singen, essen, sich austauschen!“

Claudia Börsting von der Medjugorje-Vereinigung Regina Pacis versäumt mit ihrem Mann auch seit Jahren nie die feierliche Wallfahrtseröffnung und den Abschluss am 1. November. „Ich war überrascht, wie offen Weihbischof Lohmann die Probleme der Kirche benannte“, meint sie. „Es wird nur anders über eine Grundreinigung der Kirche. Trotzdem fühle ich mich in der Kirche wohl, weil Kirche und Gott für mich untrennbar zusammen gehören. Ohne Kirche und ohne Priester keine Eucharistie und keine Sakramente.“

 

 

 

Hebräische Lieder aus dem Alten und Neuen Israel

Die Evangelische Kirchengemeinde Kevelaer lädt am Ewigkeitssonntag, dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, 25. November, in der Jesus-Christus-Kirche, Kirche zu einem besonderen Konzert ein.

Die Sängerin Esther Lorenz präsentiert um 17 Uhr israelische und spanisch-jüdische Musikkultur. Begleitet wird sie dabei von dem Gitarristen Hendrik Schacht.

Diese musikalische Reise führt an den See Genezareth, der auf hebräische „Kineret“ heißt und den die Dichterin Rachel sehnsuchtsvoll beschreibt. Es spricht von der Hoffnung auf Frieden, der morgen vielleicht kommt („Machar“) und lässt den Propheten Amos musikalisch zu Worte kommen – der erste, der Propheten, dessen Worte schriftlich festgehalten wurden.

Begleitet mit der Gitarre: Hendrik Schacht.

Eindrucksvoll ist die vertonte Lyrik des israelischen Dichters Nathan Jonathan, der leere Muscheln mit Häusern vergleicht, die einmal bewohnt waren an Ufern, die man versucht zu erreichen, der Titel dieses Konzertprogrammes: “Chofim”. Psalmenvertonungen erinnern an jüdische Gebetsbücher und das Hohelied metaphorisch an die Liebe zwischen Gott und seinem Volk israel.

Es ist auch eine Hommage an sephardische Juden, die sich nach ihrer Vertreibung aus Spanien im Mittelalter in ganz Südeuropa, in Israel und sogar in New York ansiedelten. Eine beinahe vergessene Musik, die sich heute mit ihren maurischen-anmutenden Klägen am meisten im spanischen Flamenco wiederfindet.

Gedichte, Erläuterungen über Feiertage und Bräuche, Anekdoten und die berühmte Prise Humor im Judentum vervollständigen dieses musikalische Kaleidoskop, das jüdisches Leben und Fühlen von verschiedenen Seiten beleuchten möchte.

Konzert zur inneren Einkehr

Mark Fox, amerikanischer Tenor, ist als erfahrener Musiker und Seminarleiter erneut zu Gast in Kevelaer. Zum fünften Mal in Folge lädt er am Donnerstag, 15. November, um 20 Uhr zu einem Konzert der inneren Einkehr in die Kerzenkapelle ein.

Gekonnt und mit meisterhaft, voluminösem Tenorgesang und Assisi Klängen, berührt er die Herzen und lädt gleichzeitig mit eigenen, zumeist deutschsprachigen Mantren zum mitsingen ein.

Die Begleitung auf der Gitarre reduziert sich auf das Wesentliche. Der Gesang ist das Tragende dieses Konzerts, ein ehrlicher, wahrhaftiger Gesang, gepaart mit zumeist ostinaten, anmutenden Tonfolgen.

Mark Fox, der in den vergangenen Jahren, bei seinen Konzerten in Kevelaer, von der Sopranistin Angelika Thome begleitet wurde, öffnet diesmal einmal mehr den Raum für eine gemeinsame, tiefe Stimmerfahrung.

Das Gefühl der Freude, der Verbindung und nicht selten der tiefen Berührung lässt die Zuhörer erfahren, was es meint wenn gesagt wird: Gesang, der das Herz berührt und die Seele verwandelt.

Gottesdienst oder Konzert!?…..Jeder ist herzlich willkommen. Der Eintritt erfolgt auf Spendenbasis. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.

„Ich bin hier einfach zu Hause“

Gut drei Jahrzehnte wirkte er als Pastor von Kevelaer. Künstlerisch tragen die Kirchen und Kapellen von St. Marien seine Handschrift. 1987 konnte er den Papst Johannes Paul II. und Mutter Teresa in Kevelaer begrüßen. 2002 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Dabei schien die berufliche Laufbahn von Richard Schulte Staade erst in eine ganz andere Richtung zu gehen:

Als einziger Sohn eines Landwirts stand für ihn zunächst fest, dass er den Hof der Eltern, den Große Entropshof in Lüdinghausen, übernehmen werde. Schon als junger Mann wurde er für den besten Bullen ausgezeichnet, ein Erfolg, auf den mancher Landwirt sein Leben lang hinarbeitet. Doch führte dieser Erfolg letztlich zu einem Umdenken und der Suche nach Mehr.

Letzten Mai ist Schulte Staade nach Kevelaer zurückgekehrt und wohnt im Deutschordens-Wohnstift St. Marien. Das KB sprach mit dem verdienten Geistlichen über sein Leben und Wirken.

Von 1974 bis 2006 wirkten Sie als Pastor von St. Marien. Mit gut 30 Jahren als Rektor der Wallfahrt konnten Sie so Einiges bewegen. Was waren die wichtigsten Änderungen und Weichenstellungen Ihrer Zeit als Verantwortlicher der Wallfahrt und der Pfarrei?

Schulte Staade: Als ich hier als junger Priester ankam, war die Wallfahrt noch provinziell. Die Eröffnung war erst zum Fest Peter und Paul am 29. Juni und die Pilger, die hierher kamen, stammten überwiegend aus dem Gebiet zwischen Rhein, Maas und Mosel. Ich habe versucht, das Ganze zu erweitern: So habe ich die Eröffnung mit dem 1. Mai begonnen und wollte die Wallfahrt internationaler machen. Ich wollte die Niederländer, Belgier, Luxemburger auch hierher einladen. Auch im Priesterhaus habe ich eine Öffnung erreichen können: Vorher durften keine Frauen rein; auch die Schwestern gingen nie durch den Haupteingang, sondern über die Küche. Ich habe das Priesterhaus für das ganze Jahr geöffnet. So erreichten wir bis zu 14.000 Übernachtungen im Jahr. Auch die Pilgerzahlen gingen deutlich hoch: Statt 250.000 am Anfang meiner Zeit als Pastor kamen um die Jahrtausendwende schon 800.000 Pilger. Früher eröffnete immer der Weihbischof von Münster die Wallfahrt und der Bischof von Münster schloss sie ab. Dies haben wir auch viel internationaler gemacht. So kamen um das Jahr 2000 etwa 50 Bischöfe jährlich hierher.

Wie waren die Anfänge Ihrer Zeit in Kevelaer?

Schulte Staade: Eigentlich wollte ich nie an den Niederrhein. „Nie der Rhein!“, so habe ich mir immer gesagt. Für mich war das Münsterland maßgebend. Aber ich habe dann natürlich den Niederrhein kennen, schätzen und lieben gelernt. 1974 wurde dringend ein Nachfolger für Johannes Oomen gesucht. Als sich ein Stein vom Basilikaturm löste und eine Frau erschlug, bekam er seinen dritten Herzinfarkt. Da war wirklich „Holland in Not“!

Zwei Niederrheiner, die schließlich für dieses Amt gefragt wurden, hatten Nein gesagt. So hat mich Bischof Heinrich Tenhumberg zum Niederrhein dirigiert und zum Pastor von St. Marien berufen, und das nach nur drei Kaplansjahren.
Die ersten vier, fünf Jahre hatte ich selber noch Probleme mit Kevelaer. Ein Pastor von St. Marien sollte im Idealfall Jahrzehnte, nicht nur Jahre hier sein. Münsterländer wie ich haben einen dicken Kopf. Ich habe auch noch ein dickes Fell. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gab es eine großartige Kooperation hier in Kevelaer.

Sie haben neben Theologie auch Kunstgeschichte studiert und hier in Kevelaer viele Spuren künstlerischer Art hinterlassen…

Schulte Staade: Es war mir ein Herzensanliegen, dass Kevelaer immer schöner wurde. Über mein Studium in München wusste ich einiges über Kunst und hatte als Grundsatz gelernt: Kunst muss narrativ sein. Otto und Anna müssen erkennen können, worum es geht. Als ich eineinhalb Jahre lang hier Pastor war und mich mein Vater besuchte, sah er die schlechte Tür an der Beichtkapelle. „Junge“, sagte er zu mir, „die kannst du nicht so lassen. Das sieht wie eine Stalltür. Das ist eine Schande für den Kapellenplatz. Änder das! Dafür will ich später kein Grabmal haben. Da bekommst du lieber eine vernünftige Tür.“ So hat mein Vater die Tür zur Beichtkapelle gestiftet, den Künstler Roland Friedrichsen kannte ich aus der Zeit meines Studiums. Mein Vater konnte die vollendete Tür nicht mehr sehen, weil er 1977 starb. Meine Mutter aber war sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Beide waren erst sehr enttäuscht, weil ich ihren Hof nicht übernahm, aber schließlich waren sie sehr glücklich über mich und meine Berufung und unterstützten mich gerne. Meine Mutter hat am Ende ihres Lebens acht Jahre hier in Kevelaer gewohnt. Heute sind beide auf dem Kevelaerer Friedhof begraben. Ein Grabmal gibt es nicht, aber dafür ist das wunderschön gestaltete Portal der Beichtkapelle ein sehr lebendiges Andenken an sie.

Ein großes Anliegen von mir war auch die Fertigstellung der Ausmalung der Marienbasilika. Zum Glück fand ich Originalpläne von Stummel im Archiv und ich lernte den Kölner Erzdiözesanbaumeister Schloms kennen, der für den Dom in Köln maßgeblich war. „Die Basilika müssen Sie im Hauptschiff so machen, wie sie vorne ist“, sagte er mir. So machte ich es dann auch. Mit Dr. Schloms hatte ich immer einen guten Fachmann im Rücken.
Ich habe mich dann gemeinsam mit Bischof Reinhard Lettmann auch an den Bau der orthodoxen Johanneskapelle gemacht.

Schon im Studium hatte ich besonderes Interesse an dem Grund für das Schisma für Ost und West im Jahr 1054. Ich sang auch in einem Russenchor und erlebte die ukrainische Liturgie. „Wenn du Pastor bist“, sagte ich mir, „dann stiftest du einen byzantinischen Chor, damit wir im Westen etwas von der Schönheit der ostkirchlichen Gesänge und Liturgie erahnen.“ Ich war selbst oft bei unierten und orthodoxen Ostkirchen und wollte den Ostkirchen auch in Kevelaer mit der Johanneskapelle ein Stück Heimat in Kevelaer schenken.

Bei den Holzschnitzarbeiten in der Sakramentskapelle oder an der Kommunionbank der Basilika hatte ich viele großartige Künstler und Kunsthandwerker aus Kevelaer, die mir halfen.

Wie konnten Sie die ganzen Kunstaufträge eigentlich bezahlen?

Schulte Staade: Ich musste in der Pfarrei St. Marien nur ein Mal kollektieren: nach dem Papstbesuch wollten wir ein Portal mit Papst Johannes Paul II. und Mutter Teresa gestalten lassen. Die Kollekte war so reichlich, dass Bert Gerresheim sagte: „Dann machen wir zwei Portale davon.“ Sonst habe ich nie die Gemeinde angesprochen, sondern immer über private Spenden die Kunstwerke bezahlen können. Ein Pilger etwa schlug die Holzaussstattung der Sakramentskapelle vor. Er überwies jedes Jahr 1.000 Gulden und tat dies 22 Jahre lang bis zu seinem Tod. Ein anderes Paar kam immer zum Jahrestag der Hochzeit hierher. Als sie den 13. Jahrestag hatten, meinten sie einmal zu mir, dass ein Engel als Dachreiter auf der Beichtkapelle doch schön wäre. Norbert Vorfeld machte einen Entwurf.

Zur Silberhochzeit hatte das Paar dann das Geld zusammen und stiftete den Engel. Einmal kam ein belgischer Lehrer, der gerne etwas in Kevelaer stiften wollte. Ich sagte: „Sie kommen wie gerufen.“ Ich wusste von dem belgischen Pater Damian de Veuster, schon eine Grundschullehrerin erzählte mir von dem Apostel der Leprakranken. So kam schließlich auch dieser belgische Heilige mit ins Portal der Nachfolge. Auch das Pilgerportal an der Basilika wurde von einem Kevelaerer gestiftet. Generell war es so: War eine Sache fertig, kamen oft Pilger und Kevelaerer auf mich zu und fragten: „Wäre nicht dieses oder jenes noch schön?“ Viele stifteten dann Kunstwerke, welche Kevelaer künstlerisch immer mehr ausschmückten.

In der Basilika findet sich an einer Säule auch der Davidsstern. Möchten Sie auch den Juden in der Basilika ein Stück Heimat geben?

Schulte Staade: Jesus und Maria waren selber Juden. Im ganzen Altarrraum gab es keinen einzigen Davidstern, der als Zeichen für das Judentum steht. Damals gab Joseph Ratzinger gerade ein neues Buch heraus mit dem Titel „Tochter Zion“. So bekam ich die Idee für den Davidsstern. Alle waren von meiner Idee begeistert, nur ein paar Bürger aus Kevelaer übten Kritik. Doch der Davidsstern ist ein Heilszeichen und ich wollte, dass sich auch Juden hier zuhause fühlen können. Im Zugang zur Basilikasakristei ist zudem auch der siebenarmige Leuchter des jüdischen Tempels dargestellt, gemeinsam mit den zehn Geboten und dem Schema Israel, dem täglichen Hauptgebet der Juden.

Was war das schönste Erlebnis Ihrer Zeit als Pastor von Kevelaer?

Schulte Staade: Ganz klar der Papstbesuch. Acht Jahre lang wurde dieser vorbereitet. Kardinal Höffner half dabei auch viel. Kevelaer war der einzige Ort, den der Papst besuchte, der kein Sitz eines Bischofs oder Administrators ist. Ich hatte vorher auch noch selber einen Probeflug mit dem Helikopter, um zu sehen, ob der Papst dann auf der Hüls gut landen kann.

Wie war für Sie der Besuch von Mutter Teresa?

Schulte Staade: Der Kontakt kam über Dr. German Rovira zustande, der zwei Schwestern gut kannte. Mit ihm zusammen hatte ich den IMAK gegründet und dieser hat 1987 den Marianisch-Mariologischen Weltkongress ausgerichtet. Mutter Teresa musste ihren Urlaub extra verschieben, damit sie auch dabei sein konnte. Ich habe sie persönlich erst in Kevelaer kennengelernt. Sie war sehr beeindruckend. Wir hatten den ganzen Tag über Programm mit ihr organisiert. Mittags dann ließ sie mich kommen und sagte: „Dear Pastor, I need my meeting with my Lord!“ So machten wir rasch um 14 Uhr noch eine Zeit der Anbetung möglich. Es war großartig, wie viele Leute spontan dabei waren, obwohl dies nicht lange geplant war: Die Basilika war trotzdem brechend voll.

Was haben Sie sonst noch alles in Kevelaer auf den Weg gebracht?

Schulte Staade: Im Jahr 1976 ließ ich die Seifert-Orgel umfassend restaurieren, gemeinsam mit Martin Willing gründete ich die Motorradwallfahrt, mit Egon Kamann die Wallfahrt der Karnevalisten und ich bin in der Medjugorje-Vereinigung Kevelaer aktiv.

Und jetzt leben Sie wieder fest in Kevelaer…

Schulte Staade: Als ich 2006 verabschiedet wurde, dachte ich: „In fünf Jahren bin ich wieder da!“ Ich hatte immer vor, nach Kevelaer zurückzukommen. Aus den fünf Jahren wurden nun zwölf Jahre. Ich fühlte mich in Wesel im Haus meiner Cousine so wohl. Ich kümmerte mich um ihren Garten. Ich machte daraus einen reinen Blumengarten mit 400 verschiedenen Sträuchern und Blumensorten. Es gab schließlich 13 verschiedene Phlox, je sieben Arten Schwertlilien und Glockenblumen. Mein Hobby war das Gärtnern. Das machte mir viel Freude. Und meine Cousine, deren Mann mit nur 40 Jahren starb, und die sich nun allein die drei Kinder kümmert, war froh, etwas weniger Arbeit zu haben.

Seit Mai lebe ich wieder in Kevelaer im Deutschordens-Wohnstift St. Marien. Das Gärtnern fehlt mir, aber immerhin kann ich von meinem kleinen Balkon aus die Goldfische hier im Teich sehen. Gerade war ich wegen meiner Füße elf Wochen im Krankenhaus, eine lange Zeit. Ich hoffe, dass ich noch lange hier im Haus leben kann. Kevelaer ist meine Heimat geworden und ich bin wieder zu Hause.

17. Wallfahrt der Karnevalisten und ein verkaufsoffener Sonntag

Am Sonntag, 4. November, treffen sich die Karnevalisten nun schon zum 17. Mal zur Wallfahrt der Karnevalisten in Kevelaer. Dass zu dieser Großveranstaltung auch die Geschäfte zum „verkaufsoffenen Sonntag“ öffnen dürfen, ist nun schon seit Jahren Tradition in Kevelaer.

Schließlich bevölkern „Tausende“ begeisterte Karnevalisten die Innenstadt von Kevelaer und sorgen für gute Stimmung und ein buntes Treiben auf den Straßen. Dass neben einem kräftigen „Helau“ auch ab und zu ein „Alaaf“ durch die Straßen hallt, liegt daran, dass der Einladung des VFR Blau-Gold zur Wallfahrt der Karnevalisten auch einige Vereine aus dem Kölner Raum folgen. Und so wird die Präsidentin des VFR, Elke Tebartz, auch in diesem Jahr wieder viele Karnevalsvereine aus nah und fern ab 10.30 Uhr in der Pax Christi Kapelle begrüßen. Hier lassen sich die Närrinnen und Narren schon einmal durch schwungvolle Musik von den „Swingenden Doppelzentnern“ auf die bevorstehende Session einstimmen.

Die heilige Messe in der Basilika gilt als eine der schönsten Pilgermessen weit und breit und erfreut sich nicht nur bei den Karnevalisten größter Beliebtheit. An der Gestaltung der heiligen Messe ist der VFR nicht ganz unbeteiligt und kann dabei auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Pastor, dem Kaplan und allen anderen Verantwortlichen setzen. Dass die Basilika auch in diesem Jahr wieder proppenvoll sein wird, dürfte den meisten Besuchern klar sein.

Um den Ablauf der vorherigen Messe nicht zu stören, bittet der VFR, die Basilika erst nach Beendigung der vorherigen Messe zu betreten. Der Verein ist bemüht, allen die Gelegenheit zu geben, an der heiligen Messe teilzunehmen. Gleichzeitig bittet der Verein aber um Verständnis, dass die vorderen Plätze im Mittelschiff der Basilika für die Vereine reserviert bleiben.

Nach dem Gruß an die Mutter Gottes an der Gnadenkapelle stellen sich die Vereine für den anschließenden karnevalistischen Umzug durch die Innenstadt auf der Busmannstraße auf. Wer dabei auf Wurfmaterial in Form von „Kamelle“ hofft, den muss der VFR jedoch enttäuschen.

Der Zugweg

Folgender Zugweg ist geplant: Aufstellung auf der Busmannstraße, danach geht‘s über den Kapellenplatz, die Hauptstraße, Annastraße und Busmannstraße wieder über den Kapellenplatz und weiter über die Hauptstraße und den Roermonder Platz zum Bühnenhaus.
Der Abschluss der Wallfahrt findet wieder traditionsgemäß mit einem kleinen Programm im Bühnenhaus statt.

Ikone für die Johanneskapelle

Anlässlich des Jahrestages der Einrichtung der orthodoxen Johanneskapelle feierte die rumänische Gemeinde mit dem Priester Siluan Carstea eine Liturgie mit etwa 50 Gläubigen.

Vor Beginn der Feier überreichte der ehemalige Rektor der Wallfahrt, Prälat Richard Schulte Staade, der die Kapelle damals maßgeblich initiiert hat, eine Ikone für die Kapelle. Er freute sich über die aktive orthodoxe Gemeinde und erinnerte mit einigen Worten an die Eröffnung der Kapelle am 31. Oktober 1992. Die etwa 250 Jahre alte Ikone zeigt in zwölf Motiven die Lebensstationen der Gottesmutter, welche die vier Evangelisten erwähnen. In der Bildmitte ist die Auferstehung Christi dargestellt. Die Ikone wurde von einem Kevelaerer Bürger gestiftet, der anonym bleiben möchte.

Kaplan Christoph Schwerhoff richtete seinen Dank an den großherzigen Spender und dankte auch der orthodoxen Gemeinde: „Dass wir die orthodoxen Christen hier in Kevelaer haben können, ist ein Geschenk. Wir danken allen Betern, dass Sie dieses Haus hier mit ihren Gebeten erfüllen und so eine lebendige Kirche bezeugen.“ Die Ikone des Kevelaerer Bürgers trägt nun zur weiteren Ausschmückung dieses Gotteshauses bei.

Die Johanneskapelle ist eine überregionale Besonderheit, da diese Kapelle von der katholischen Kirchengemeinde St. Marien allen orthodoxen Kirchen zur Feier ihrer Liturgie zur Verfügung gestellt wird. Die Kapelle trägt so zur Verständigung zwischen den verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen bei.