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Von Händel und Vivaldi bis Elmar Lehnen

Markus Birkhoff spielt einmal mehr mit seinem Gitarrenensemble zahlreiche Konzerte in den Kirchen der Umgebung.
Neben der Musik von Bach, Händel und Vivaldi erklingen auch moderne Kompositionen wie  des aus Kevelaer stammenden Organisten und Komponisten Elmar Lehnen, der eigens für das Ensemble ein Stück geschrieben hat.
Abgesehen von den vielen jungen Talenten, mehrere von ihnen sind erste Preisträger beim Wettbewerb “Jugend musiziert“ , erklingen Instrumente der weltweit bekanntesten Gitarrenbauer, unter ihnen Hermann Hauser II, Ignacio Fleta oder Gerold Karl Hannabach, die den Klang des Ensembles wunderbar unterstützen.

Am Sonntag 16. Dezember, um 17 Uhr gastiert Markus Birkhoff mit seinem Gitarrenensemble in der Clemenskapelle St. Antonius an der Sonnenstraße in Kevelaer.

100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges

Vor 100 Jahren ging der Erste Weltkrieg zu Ende. Erst 30 Jahre später wurde mit der Pax-Christi-Bewegung dem Frieden und der Aussöhnung zwischen den Völkern der Weg bereitet.

Einer der Wegbereiter des Friedens in Kevelaer war der französische Bischof Pierre-Marie Theas aus Lourdes, der am 4. April 1948 in Kevelaer 266 Kindern die Erstkommunion spendete und ein eindrückliches Zeichen der Versöhnung zwischen den damaligen Erzfeinden Frankreich und Deutschland setzte.

Kurz nach diesem Besuch und dem ersten Pax-Christi-Kongress in der Marienstadt wurde 1949 in der Gnadenkapelle die Pax-Christi-Lampe entzündet, die seitdem dort ohne Unterbrechung brennt. Jeden Samstag wird dort die Friedensmesse gelesen. Das Forum Pax Christi trägt auch den Namen dieser Bewegung. Die Pax-Christi-Bewegung Kevelaer ist heute noch aktiv.

Nun lud der Pax-Christi-Diözesanverband Münster unter Mitwirkung des Pax-Christi-Dialogs Kevelaer zu einem Gedenken an das Ende des Ersten Weltkrieges ein. Dr. Norbert Otterbeck hatte diesen Nachmittag gemeinsam mit Matthias Lauks und Veronika Hüning vom Pax Christi Münster organisiert und führte ihn als Moderator durch.

Zu Beginn der Veranstaltung berichteten Mathias Cronauer und Johannes Gertz, die beide langjährige Pax-Christi-Mitglieder sind und kürzlich eine Neugruppe in Recklinghausen gegründet haben, von ihrer Reise nach Arras im April. Dort besuchten sie die Kriegsgräber in Neuville Saint Vaast, Vimy und Lorette und nahmen an dem großen Friedenstreffen teil.

Anhand einiger Fotos schilderten sie das Friedensfest, das von französischer Seite reiche Beachtung fand und an dessen Vorbereitung und Durchführung viele Kinder und Jugendliche mitwirkten. Eine schöne Aktion zur Versöhnung zwischen den Religionen sei die Aktion eines Muslims gewesen, der alle Vornamen auf Arabisch schrieb und vor dem viele Kinder Schlange standen.

Gemeinsam mit etwa 15.000 Menschen hätten sie auch eine 15 Kilometer lange Menschenkette zwischen den drei Kriegsfriedhöfen gebildet, wobei sich viele Anwohner spontan an dieser Aktion beteiligten. Die Veranstaltung, die mit einem Abschlussgottesdienst in der Kathedrale von Arras endete, hätte jedoch mehr deutsche Teilnahme und Resonanz verdient, so das Resümee der beiden.

Um gemeinsam auch für den Frieden zu beten, nicht nur über ihn zu reden, versammelten sich alle Teilnehmer in der Gnadenkapelle, wo sie unter der dortigen Friedensampel für die Opfer des Ersten Weltkrieges beteten. „Wir wollen Männer und Frauen des Friedens sein. Nie wieder Krieg!“, zitierten Veronika Hüning und Matthias Lauks Papst Franziskus.

Der Historiker Hermann-Josef Scheidgen gab anschließend einige Impulsgedanken zum Verlauf des Ersten Weltkrieges und dem Verhalten der damaligen kirchlichen Obrigkeiten. Der Erste Weltkrieg sei ein maschinell durchgeführter Stellungskrieg gewesen, in dessen Verlauf auch Kampfgas eingesetzt wurde. Tausende Soldaten, darunter auch Hitler, seien durch ihn traumatisiert worden. Hitler sei durch die Kriegserlebnisse zusätzlich fanatisiert worden.

Während einige katholische Bischöfe noch lange für die Kriegsfinanzierung warben, hätte Papst Benedikt XV. 1917 endlich eine Friedensinititiave gestartet, die jedoch von den deutschen Ordinariaten oft gar nicht veröffentlicht wurde. Auch fehlte eine ökumenische Zusammenarbeit beider Kirchen.

Erst mit der Pax-Christi-Bewegung entstand nach der schrecklichen Erfahrung beider Weltkriege eine internationale ökumenisch orientierte Friedensbewegung der katholischen Kirche, die nicht nur an die Schrecken vergangener Kriege erinnern will. Sie wolle, so Veronika Hüning und Matthias Lauks in ihrem abschließenden Ausblick, auch die weltweite Aufrüstung kritisch hinterfragen, über Demonstrationen und Kampagnen etwa auf die Abschaffung von Atomwaffen drängen oder über Begegnungen, etwa durch Schul- oder Städtepartnerschaften, gegenseitige Vorurteile und Nationalismen überwinden und zur friedlichen Völkerverständigung beitragen. Eindrucksvoll war für alle, dass eine Teilnehmerin aus Kevelaer eines der Kommunionkinder von Bischof Theas war.

Am Grab des mutigen Bischofs

Das Bild mit dessen persönlichen Widmung an alle damaligen Erstkommunionkinder habe sie noch heute. Dreimal war sie später in Lourdes und besuchte dort auch das Grab des mutigen Bischofs, der als erster Franzose den Deutschen die Hand reichte und so den ersten Schritt zur Versöhnung zwischen beiden Ländern wagte.

Dass Pax Christi auch künftig Kriege und Konflikte verhindern wolle, kam in der abschließenden Diskussion zum Ausdruck. Die Flüchtlingskrise sei zum Teil auch eine Folge der ungerechten Handels- und Finanzpolitik. So werde Afrika von Konzernen seiner Bodenschätze beraubt und ausgebeutet, während Europas Elektroschrott immer mehr Afrikas Westküste vermülle. Krieg sei oft ein ein gutes Konjunkturprogramm, meinte ein Teilnehmer. Auch, dass alle Nato-Staaten gezwungen sind, zwei Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes für Militär auszugeben, sei ein Unding. Das Geld sei statt in Rüstung viel zukunftsweisender in Entwicklungsarbeit und in die Beseitigung von Flucht- und Konfliktursachen investiert.

Der Löwe von Münster

Viele Kevelaerer, vor allem die der älteren Generation, werden sich noch an den Mann erinnern: Clemens Kardinal von Galen war in den Jahren 1933 bis 1946 Bischof von Münster. In dieser Zeit ist er auch oft in Kevelaer gewesen. Aus Überlieferungen wissen wir, dass er manchmal für zwei Wochen oder länger im Priesterhaus gewohnt hat und seine Visitationen von hier aus unternahm. Legendär sind seine Predigten, die er auch auf dem Kapellenplatz in Kevelaer hielt. Es gibt sicherlich noch Zeitzeugen, die sich an diese Predigten erinnern. Er war ein Kämpfer für das Leben und hat es immer wieder gewagt, gegen das NS-Regime aufzubegehren. Nicht umsonst trug er auch den Namen „Löwe von Münster“. Nicht nur die Tatsache, dass er ein großgewachsener Hüne war, sondern auch seine Beliebtheit in der Bevölkerung waren ein Garant dafür, dass die Nazis ihn nicht umgebracht haben.

Vielen Gläubigen sind bestimmt auch seine Predigt und sein Hirtenbrief zum Thema Amboss im Gedächtnis geblieben. „Wir sind nicht Hammer, sondern Amboss. Was auf dem Amboss geschmiedet wird, erhält seine Form nicht nur von dem Hammer, sondern auch vom Amboss.“ (1941) Er forderte die Menschen auf: „Hart werden! Fest bleiben!“ Vielen Menschen gab er Kraft, die unheilvolle Zeit des Nazi-Regimes zu überstehen.
In Kevelaer erinnern an diese denkwürdigen Worte ein Amboss, der an der Rückseite der Kerzenkapelle aufgestellt wurde, und eine Gedenktafel an derselben Stelle.

Kardinal von Galen ist aber auch an anderen Stellen präsent. So existiert eine wertvolle Reliquie im Beichtgang der Beichtkapelle, die für Besucher und Gäste zugänglich ist. Außerdem gibt es noch das Originalbett, das mit einer Länge von 2,20 Metern extra für ihn angefertigt wurde, weil er so groß gewachsen war. Das Bett steht heute in seinem Übernachtungszimmer im Bischofsflur des Priesterhauses und wird bei Hausführungen durch das Priesterhaus gerne gezeigt. Außerdem ist bekanntlich unser Gymnasium nach diesem großartigen Kirchenmann benannt.

Gedenkfeiern an den Samstagen und Sonntagen

Während des diesjährigen Krippenmarktes wird es jeweils an den Samstagen und Sonntagen zwischen den beiden Krippenspielen am Nachmittag eine kleine Gedenkfeier am Amboss im Eingangsbereich des Krippenmarktes geben. Dabei wird noch mal auf die Bedeutung des Ambosses hingewiesen, Kinder und Eltern werden gesegnet und auch der Kerzensegen für gekaufte Kerzen wird erteilt.

Gottfried Mülders

Eine rote Telefonzelle mit ganz vielen Büchern

Gerade mal einen Quadratmeter ist sie groß, die neue Telefonzelle an der Brunnenstraße. Mit rund 120 Exemplaren aus verschiedenen Genres bestückt, wurde sie nun als Bücherzelle der Evangelischen Kirchengemeinde eingeweiht und steht ab sofort für jeden zur Verfügung.

Im Frühjahr hatte der Presbyterer Dr. Thiede eine außergewöhnliche Idee. Ihm schwebte vor, eine Bücherzelle direkt neben der Evangelischen Kirche zu errichten. Doch für die Umsetzung galt es manche Hindernisse zu bewältigen. Eine 700 Kilo schwere Telefonzelle überhaupt zu bekommen, ist schon sehr schwierig. Deshalb suchte die Gemeinde nach einer Telefonzelle bei verschiedenen Gebrauchthändlern.

Dank der Unterstützung des Stadtwerke-Mitarbeiters Wolfgang Toonen fand sich in Isselburg ein geeignetes Exemplar. Mit einem großen Traktor wurde die Telefonzelle nach Kevelaer transportiert und mit einem großen Kran auf das vorher gegossene Fundament gehoben.

Um die Attraktion der Bücherzelle noch zu steigen, schlug der Betriebsleiter der Stadtwerke, Hans-Josef Thönnissen, vor, daneben eine E-Bike Ladestation zu errichten. Kein leichtes Unterfangen: Schließlich musste für die Stromkabel extra ein Graben ausgehoben werden.

Doch die Ladestation wurde rechtzeitig fertig und von den Stadtwerken zur Verfügung gestellt. Jeder kann nun hier sein E-Bike bei Bedarf kostenlos laden, während er zum Beispiel gerade eine Messe besucht oder eine Lesepause auf der direkt anliegenden Bank macht.

Die Intention der Bücherzelle ist schließlich, dass man rund um die Uhr Bücher ausleihen und seine eigenen abgeben kann, damit andere Leute in den Lesegenuss kommen können. Die Grundbestückung für die Bücherzelle wurde von Spenden aus der Gemeinde bereitgestellt.

Ein Buch für die Pfarrerin

Insgesamt findet es die Gemeinde eine prima Idee und ist gespannt, wie es von den Bürgern genutzt wird und ob es bald noch mehr solcher Modelle in der Wallfahrtsstadt gibt.

Zur offiziellen Eröffnung der Bücherzelle übergab Bürgermeister Dominik Pichler an Karin Dembek gleich ein passendes Geschenk. Die Pfarrerin erhielt ein Buch über Kevelaer, das von der Kevelaerer Kunst AG des Kardinal von Galen Gymnasiums gestaltet wurde.

Feierliche Einsegnung des Bildstocks

Zur Einsegnung des erneuerten Bildstocks am Hungerwolfsweg hatte der Vorstand des Vereins Natur & Kultur im Achterhoek (NuK) seine Mitglieder, die Vereine und Ausschüsse im Achterhoek sowie die Eigentümerfamilie Michael Schroer, Bürgermeister Dr. Dominik Pichler und den Ortsvorsteher Hansgerd Kronenberg eingeladen.

Bei mildem Wetter waren zahlreiche Achterhoeker und Interessierte gekommen, die Rainer Verhülsdonk herzlich willkommen hieß. Der NuK-Vorsitzender schilderte die mehrjährige Geschichte des erneuerten Bildstocks mit dem Bildrelief „ Die Mutter Gottes von der immerwährenden Hilfe“. Sein Dank galt unter anderem den Erbauern Henni van Huet und Mathias Bergmann.

Auch Vereinsmitglied Artur Elders-Boll freute sich über die Restaurierung: „Der neue Bildstock ist witterungsfest und in gefälliger Form fachmännisch gebaut, so dass an ihm die Menschen sich erfreuen, wieder innehalten und die Gottesmutter um ihre Fürsprache in all ihren Alltagssorgen bitten können.“

Pastor Manfred Babel nahm die feierlicher Segnung einer Kerze und des Bildstocks vor, in dessen Mitte eingemauert das historische Gnadenbild aus dem Jahre 1930. Er erläuterte das Motivbild, das aus dem 14. Jahrhundert stammt und heute in vielen Kirchen zu finden sei, so auch in St. Urbanus Winnekendonk. Das Kind wird von der linken Hand der Mutter gehalten und greift mit beiden Händen nach ihrer rechten. Sein Kopf ist jedoch abgewandt, der Blick geht zu dem Kreuz hinüber, das der Erzengel Gabriel trägt. Wie durch eine Bewegung vorahnenden Erschreckens hat sich von dem einen Fuß die Sandale gelöst und fällt zu Boden.

Der Bürgermeister stellte anschließend die Frage: „Sind Wegkreuze, Bildstöcke bzw. Heiligenhäuschen heute noch zeitgemäß?“ Und beantwortete sie zugleich mit einem klaren „Ja“. Eindrucksvoll bekannte das Stadtoberhaupter sich als überzeugter Christ zu diesen Kulturgütern und lud ein, dort innezuhalten, nachzudenken und ggfs. eine Fürbitte zu sprechen.

Rainer Verhülsdonk dankte allen Gästen und Teilnehmern für ihr Kommen, ganz besonders jedoch Pastor Manfred Babel für die würdige Einsegnung des Bildstocks. #

Der Vereinsvorsitzende lud die Anwesenden ein zum gemütlichen Zusammensein mit Weckmannessen in der Backstube Bernd Richter.

Pater-Slavko-Gedenktag

Die Medjugorje-Pilgervereinigung „Regina Pacis“ Kevelaer lädt am Samstag, 24. November, zum Pater-Slavko-Gedenktag nach Kevelaer ein. Um 10 Uhr wird Sr. Lioba von der Gemeinschaft der Seligpreisungen aus Uedem, die lange in Medjugorje lebte, über das Wirken und Sterben von Pater Slavko berichten.

Dieser langjährige Seelsorger von Medjugorje, der mehrere Sprachen fließend beherrschte und zahlreiche Bücher schrieb, die Seher und die vielen Pilger seelsorglich betreute, starb am 24. November 2000 während des Kreuzweggebets in Medjugorje unerwartet. Sr. Lioba war unmittelbare Zeugin davon.

Am Pater-Slavko-Pilgertag, der dieses Jahr genau auf seinen Sterbetag fällt, wird in der Kevelaerer Kerzenkapelle um 11.30 Uhr der Rosenkranz gebetet, um 12 Uhr erfolgt die Eucharistiefeier. Um 14.30 Uhr gibt es die Möglichkeit zur Eucharistischen Anbetung mit Barmherzigkeitsrosenkranz, Heilungsgebet und Einzelsegnung. Das Ende des Pilgertages ist um 16 Uhr.

Konzert zum Thema “Engel”

Die Gruppe Glaubhaft, das sind 25 junge Erwachsene aus Winnekendonk und Umgebung, die als Chor mit Band (Piano, Gitarren, Querflöte, Schlagzeug, Bass) Gottesdienste, Konzerte oder Hochzeiten musikalisch und textlich gestaltet.

Am Sonntag, 18. November, um 17 Uhr lädt diese Musikgruppe herzlich zu ihrem Konzert zum Thema „Engel“ in die St. Urbanus Kirche in Winnekendonk ein.

Besinnliche Texte, Neues Geistliches Lied und moderne religiöse Lieder rund um diese Thematik laden ein, schon mit Blick auf den Advent über „Engel“ und „ Selber ein Engel sein“ nachzudenken. Der Eintritt ist frei, am Ende des Abends wird um eine Spende gebeten.

Der Chor

Der Chor „Glaubhaft“ (früher : „Jugendliturgiekreis Winnekendonk“) besteht nunmehr seit 33 Jahren. Er gründete sich im Zuge einer Gemeindemission im Herbst 1985 unter Anleitung der Redemptoristen-Patres aus Bottrop–Kirchhellen, die damals 14 Tage in der Pfarrgemeinde zu Gast waren.

In dieser Zeit fanden sich zunächst einige 14-18 jährigen Jugendliche zusammen, die von nun an Jugendgottesdienste mit Querflöte und Gitarre musikalisch mitgestalteten und auch die inhaltliche Vorbereitung der Messtexte für Jugendliche übernahmen. (daher der Name „Jugendliturgiekreis)

Sie trafen sich jeden Donnerstagabend im Winnekendonker Pfarrheim, um gemeinsam zu singen und zu proben. Was übrigens bis heute so ist.

Längst ist das Wirkungsfeld der Gruppe größer geworden. Zu den Jugendgottesdiensten kamen Familienmessen, Messen unter freiem Himmel, Musicalaufführungen und Konzerte mit Neuem Geistlichem Lied und Gospels. Die Gruppe besteht heute aus rund 25 Sängern und sechs Musikern (Piano, Gitarren, Bass, Schlagzeug und Querflöte).

Lyrische Impulse zum Kapellenplatz

Fast die gesamte Stadtführerkompetenz war nebst vielen Kevelaerern und Neugierigen zu dem Kunst- und Kulturspaziergang mit Dr. Bastian Rütten gekommen. Der Verkehrsverein Kevelaer und Umgebung e.V. hatte dazu eingeladen. Dr. Rainer Killich konnte gleich zu Beginn sehen, auf welch reges Interesse die Führung gestoßen war.

Dr. Rütten ist zwar kein geborener Kevelaerer und erst seit gut einem Jahr fest im Seelsorgeteam von St. Marien. Aber der Religionspädagoge, der allen Kevelaerern als Autor von „Mensch, Maria!“ ein Begriff geworden ist, verstand es, verschiedene Seiten des Kapellenplatzes spirituell und literarisch gekonnt zu erschließen. Da rief sogar Marianne Heutgens, die dienstälteste Stadtführerin, am Ende spontan aus: „Dieser Mann ist ein Gewinn für unsere Stadt! Wir hoffen, Sie bleiben uns hier noch lange erhalten.“

Auf dem knapp einstündigen Spaziergang über den Kapellenplatz ging es nicht um Daten und Fakten zur Wallfahrt oder ihrer Geschichte. Auch Einheimische bekamen neue Gedanken und Gedichte mit auf den Weg, die sie die Orte in Zukunft anders wahrnehmen lassen.

„Wir wollen uns in die Zeit von vor 375 Jahren zurückbeamen“, begann Rütten. „Denken Sie sich alles weg, was später dazu kam. Damals gab es hier außer dem Bildstock nur die Handelsstraßen, die sich genau hier kreuzten“. Das Heiligtum läge, so Dr. Rütten, an den Straßen der Menschen, was ihn als Seelsorger dazu inspiriere, an den Straßen der Menschen und nicht nur in den Häusern der Kirche zu sein. Hier gelte es, Menschen anzusprechen, die mit der Kirche oft nichts mehr am Hut haben: „Der Kapellenplatz muss ein Experimentierlabor werden, wo Trost und Tröstung geschenkt wird.“

In der Kerzenkapelle stünden die vielen Hunderten Kerzen der einzelnen Pilgergruppen nicht nur für Andacht, sondern auch für ihr buntes Leben, ihre Geselligkeit. Mit Rainer Maria Rilkes Gedicht „Gebet“ sei die Kerzenkapelle gerade nach dem 1. November ein Ort für die stille Seele und könne den Werktag abbilden. Die Basilika dagegen würde mit ihrer Pracht und ihrem Gold den Pilgern, die hier Trost suchen, jeden Tag zum Fest, zum Sonntag machen. „Was für ein toller Dienst für andere, die oft seit Monaten kein Fest mehr hatten“, so der Theologe.

Sein spiritueller Lieblingsplatz sei aber eher unscheinbar, liege an der Seite der Basilika zwischen Priesterhaus und Brunnenhof. An einer Stele habe die Ordensfrau Silja Walter ihr Gedicht „Beter“ hinterlassen. Zweimal habe Dr. Rütten die Ordensschwester persönlich getroffen, die zwar freiwillig in beengten Räumen lebte, aber das volle Leben erfahren habe. Hier am Seiteneingang zur Basilika, zwischen Empore und Sakramentskapelle, sei genau der richtige Ort für ihre Zeilen: „Jemand muss wachen… Jemand muss singen, Herr, wenn du kommst.“

Vor der Sakramentskapelle, wo in Kevelaer den ganzen Tag eine unscheinbare Hostie angebetet wird, stellte Dr. Rütten einen interessanten Vergleich an. Der Wert eines weißen Blattes Papier sei mit 0,04 Cent materiell denkbar gering, aber wenn darauf der erste Liebesbrief unseres Partners, Abschiedsworte unserer Eltern oder die ersten Worte unsere Kinder und Enkel notiert sind, hat dieses eine Blatt Papier für uns einen unschätzbaren ide­ellen Wert. Ebenso die Hostie. Eine Hostie habe ungewandelt einen reinen Materialwert von 0,0003 Cent. Aber gewandelt ist es unschätzbar kostbar und heilig, weil Christus darin verborgen ist.

Vom Gedanken der Anbetung ging es weiter zur alten Aschermittwochswahrheit „Homo viator“, gegenüber der Priesterhausstele. „Wir sind unterwegs als pilgernde Menschen mit der Gewissheit des eigenen Todes, aber unter dem Schutz der Sakramente“, so Dr. Rütten. Neue Tore aber öffnen sich auch an dieser Stelle, die Tore zum Brunnenhof, wo sonst das Wasser als Zeichen des Lebens sprudelt. „Hoch über dem Brunnenhof der Engel mit Fahne und Trompete, der uns auch aufzeigt, dass wir in unserem Leben einen guten Schutzengel zur Seite haben.“ Wieder schrieb Rilke dazu passende Verse: „Ich ließ meinen Engel lange nicht los, und er verarmte mir in den Armen und wurde klein… Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, – und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand; er lernte das Schweben, ich lernte das Leben, und wir haben langsam einander erkannt…“

Am Ende der Führung, die mit großer Begeisterung angenommen wurde, waren alle noch zum weiteren Austausch bei Kaffee oder Tee im Museum eingeladen. Allerdings ohne Dr. Rütten, der schon seinen nächsten Termin hatte. Aber alle hegen die Hoffnung auf eine Fortsetzung dieses Kunst- und Kulturspaziergangs.

Jagdhornbläser in besonderem Ambiente

Unter den Füßen knisterndes Laub und Gehölz statt eines festen Kirchenbodens, einfache Holz- statt bequemer Gebetsbänke: Es war ein ungewöhnliches Ambiente, das sich die Jagdhornbläsergruppe des Hegering Kevelaer-Weeze da ausgewählt hatte.

Statt einer Kapelle oder Kirche hatte sich die Gruppe diesmal ein riesiges Buchenwaldstück am Saarbrocksweg im Kalbecker Forst ausgesucht. Von einem Mitglied organisierte man sich einen Lastwagen als Messebühne, rahmte die Messe musikalisch ein und brachte den gut 100 Menschen dort die „Steirische Jägermesse“ von Johann Cescutti zu Gehör.

„Wir blasen ja jedes Jahr zu Ehren des Heiligen Hubertus – mal in Kevelaer, mal in Weeze“, erläuterte Josef Bohlen als Vorsitzender des Hegerings Kevelaer-Weeze die uralte Tradition.
Vor zwei Jahren war man schon mal in der Basilika gewesen. „Jetzt haben wir einen Waldbestand gesucht, der dazu passt“, war der nach dem großen Sturm vom Januar nur schwer zu finden gewesen.

Schließlich war der Verein auf der Waldfläche von Max Elverfeldt am Kalbecker Forst fündig geworden. „Wir haben ja auch eine Kapelle in Kalbeck, aber das war für uns sofort klar, das machen wir. Und es hat sich gelohnt – der Himmel ist für uns aufgegangen“, lobte er das musikalische Ereignis im Sonnenlicht.

Hinhören als Botschaft

Auch der Weezer Pfarrer Klaus-Martin Niesmann, der die Messe zelebrierte, zeigte sich begeistert: „Die kamen auf uns zu und fragten von sich aus an. In der Kirche klingt das auch toll, aber im Wald hier ist das ein Genuss. Das klingt einfach – und das ist Kirche vor Ort.“
Zuvor hatte der Gottesmann in seiner Predigt vom „Hinhören“ gesprochen und auf die Legende des Jäger-Schutzpatrons, des heiligen Hubertus, verwiesen.

Der hatte bei der Jagd einen Hirsch erblickt, zwischen dessen Geweih auf einmal ein strahlendes Kreuz erschien und eine Stimme ihm sagte: „Hubertus, ich erlöse Dich, dennoch verfolgst Du mich.“ Daraufhin hatte Hubertus die Waffe weggeworfen und war ein Heiliger geworden. „Er hat sein Leben so gestaltet, dass er gehört hat, auch später als Bischof und Missionar“, unterstrich Niesmann.

Sowohl Musiker als auch die Gäste waren von dem einstündigen Ereignis bewegt. „Das war wunderbar von der Atmosphäre, die Umgebung passt“, sah es der technische Leiter der Bläsergruppe, Karl Bollen, als „Wohltat“ an, da zu spielen. „Es hört sich ja vorm Treiben auch eindrucksvoll an.“

Beides habe was für sich, meinte der Gocher Uwe Hoppe: „Aber hier ist es authentischer.“ Und die Wemberin Gaby Dicks fasste es charmant so zusammen: „Das war sehr feierlich, eine schöne Atmosphäre, an der freien Luft, total kinderfreundlich. Die Jäger gehören in den Busch.“

Gregor Kauling: „Gott ist keine Spaßbremse“

Der Sonntag vor dem 11.11. ist für Karnevalisten inzwischen eine feste Größe im Terminkalender geworden. Viele hundert von ihnen kommen schon seit Jahren an diesem Tag als Pilger in den Marienstadt und es werden immer mehr. Die Wallfahrt der Karnevalisten ist inzwischen zu einer der größten Pilgergruppen angewachsen, die den Kevelaer besuchen.

Elke Tebartz, Präsidentin des Verein zur Förderung des Rosenmontagszuges e.V. (VFR) Kevelaer, begrüßte im Beisein von Wallfahrtsrektor Domkapitular Gregor Kauling und Bürgermeister Dr. Dominik Pichler (der als Mitglied des VFR auch mit dem Vereinsschal gesehen wurde), mehr als 40 Vereine aus ganz NRW und den Niederlanden. Diese traten zunächst in der Pax Christi Kapelle an, wo sie sich vorstellten. Den musikalischen Rahmen gestalteten die Swingis mit Liedern zum Mitsingen. Eine Größe des Kevelaerer Karnevals, Karin Raimondi, die im vorigen Jahr wegen einer schweren Erkrankung nicht dabei sein konnte, gab mit ihrer Fanfare Signal und im ganzen Forum erschall „Attacke“.

In der Basilika saßen bei der Messe statt der Geistlichen, die Fahnenabordnungen der Vereine im Chorraum und auch die Kirchenbänke waren mit Narren besetzt. Der Wallfahrtsrektor stellte zur Begrüßung fest: „Gott ist keine Spaßbremse“. Kauling freute sich über das bunte Bild, das die Gottesdienstbesucher boten. Er bat Gott in einem Gebet darum, alle Traurigkeit aus den Herzen zu nehmen. Er dankte ihm dafür, dass er den  Menschen Maria zur Mutter gegeben hat und sie unbeschwert in die neue Karnevalsession gehen können.

Dr. Bastian Rütten wies in seiner Predigt darauf hin, dass es wichtig sei, immer eine Leitschnur im Leben zu haben, die man ergreifen kann, wenn man vom Weg abkommt. „Neben dem Leitfaden, den Jesus uns mit seinen Hinweisen gegeben hat (Markus 12:28-44), gibt es für die Karnevalisten ein Lied, dass ich Ihnen als Ohrwurm mit auf den Weg geben möchte. Ein Lied der Black Fööss: Unsere Stammbaum.“

Rührend wurde es, als Pastor Kauling bekannt gab, dass Monika Vos wegen Erkrankung das Lied „Patrona von Kevelaer“ nicht singen könne, man aber einen Ersatz gefunden habe. Elmar Lehnen sang dies und einige Besucher hatten Tränen in den Augen. Bei dem Lied „Rosen der Madonna“ stellten das Kinder-Prinzenpaar des VFR Florian und Sophie einen großen Strauß weißer Rosen in eine Vase im Chorraum, neben die durch Pastor Kauling gesegneten Wallfahrtskerzen.

Beim Besuch am Gnadenbild dankten alle gemeinsam für die positiven Erlebnisse des vergangenen Jahres und beteten vor der Gottesmutter für eine gute kommende Session. Nach einen Umzug durch die Innenstadt trafen sich zum Abschluss der Wallfahrt die teilnehmenden Vereine zum Feiern und zum Erfahrungsaustausch im Konzert-und Bühnenhaus. Mit karnevalistischen Darbietungen verschiedener Karnevalsgruppen klang der Tag aus.

https://www.kevelaerer-blatt.de/wallfahrt-der-karnevalisten-2018/