Weihbischof Lohmann beendete die Pilgersaison

Traditionell pilgern zahlreiche Gruppen und Einzelpilger zur Wallfahrtseröffnung und zum Wallfahrtsabschluss nach Kevelaer. Kein geringerer als Weihbischof Rolf Lohmann, der bis letztes Jahr noch Wallfahrtsrektor in Kevelaer war, schloss dieses Jahr die Pilgerpforte.

Die Basilika platzte aus allen Nähten. Das Hochfest Allerheiligen und der Abschluss des Wallfahrtsjahres wurde von einer großen Festgemeinde mitbegangen. Am Ende gab Pastor Gregor Kauling im Forum Pax Christi noch einen Überblick über das vergangene Jahr und bekannte: „Ich bin froh und dankbar, in Kevelaer angekommen zu sein.“ Der päpstliche Segen durch den Weihbischof, sowie die feierliche Prozession mit dem Reliquienschrein des hl. Liudger und hl. Willibrod Richtung Beichtkapelle bildeten den Abschluss der diesjährigen Wallfahrt.

Herzlich willkommen zuhause bei Maria. Das trifft auf Dich an diesem Ort ganz besonders zu. Schön, Dich bei uns zu haben“, sagte Pastor Kauling zu Beginn der hl. Messe zum hier gut bekannten Weihbischof. Dieser definierte Heiligkeit am Hochfest Allerheiligen als „Leben im Blick auf Christus und Handeln im Blick auf die Menschen“.

In seiner Predigt ging er auf die Seligpreisungen Jesu in der Bergpredigt ein und stellte sie auf den Kopf. Denn heute, so der Weihbischof, würden die anerkannt sein und etwas gelten, die reich und mächtig sind, nicht die Armen und Trauernden. Jesu Seligpreisungen machten jedoch deutlich, dass das Streben nach wahrer Gerechtigkeit Ziel- und Angelpunkt unsers Denkens und Handeln sein müsse. „Wir brauchen heute keine Opportunisten. Wir brauchen kein Duckmäuserchristentum“, mahnte er und forderte eine gerechte Verteilung der Güter der Erde, gerechte Preise, Entschuldung der Armen, Recht auf Bildung und Einsatz für Opfer von jedweder Gewalt.

„Wir müssen die Opfer, nicht die Institution schützen“, sprach er in Bezug auf die aktuelle Missbrauchskrise der Kirche. In einer Zeit, in der viele den Menschen und die Welt ohne Gott verstehen wollen, bräuchte es wieder Achtsamkeit für die Schöpfung als Geschenk und Auftrag, für die Not unserer Mitmenschen und ihre unverlierbare Würde. „Die Heiligen weisen uns dazu den Weg, die Bergpredigt ist ein Vorgeschmack auf den Himmel. Lasst uns Kontemplation und Aktion, Tradition und Innovation verbinden und am Reich Gottes mitbauen, an diesem Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens“, schloss er.

Dass auch Musik das Reich Gottes auf Erden abbilden, eine Brücke zum Himmel bauen und tief mit Gott verbinden kann, zeigte der Basilikachor und das Basilikaorchester unter Leitung von Romano Giefer mit der C-Dur-Messe von Josef Rheinberger oder dem „Ave verum“ von Mozart. Wie tief die Musik in der Basilika schon die Menschen berührte, bekannte auch Pastor Kauling, der sein erstes Jahr als Rektor der Wallfahrt besonders viele positive Rückmeldungen dazu bekam und an dieser Stelle ausdrücklich allen Beteiligten für die großartige Musik dankte.

Gemeinsam mit den Rittern und Damen vom Hl. Grab St. Viktor Duisburg und den Brudermeistern der Consolatrix Afflictorum ging es anschließend an das große Pilgerportal, das der Weihbischof mit einem Schlüssel symbolisch für dieses Jahr abschloss, damit es sich nächstes Jahr wieder für die Pilger öffnen könne. Nach einem Gebet an der Gnadenkapelle ging es mit den Klängen des Blasorchesters zum Forum Pax Christi. Dort gab Pastor Kauling einen Überblick über das zu Ende gegangene Pilgerjahr. „Für mich war alles neu. Fast alle hier sind viel erfahrener als ich, was das Wallfahrtsgeschehen in Kevelaer betrifft. Aber ich darf bekennen: Ich bin froh und dankbar, hier in Kevelaer angekommen zu sein!“ Er erwähnte die Höhepunkte des Jahres, die Motorrad-, Tamilen- und Erstkommunionkinderwallfahrt, die Tage mit dem Reliquienschrein der Hl. Bernadette, und unterstrich den internatonalen Charakter von Kevelaer, der durch die Besuche von Bischof Laurent Lompo, durch den albanischen Kardinal Ernest Simoni oder den ägyptischen Bischof Kyrillos wieder gut unterstrichen wurden.

Insgesamt seien, so hatte Kirchenschweitzer Edmund Pitz-Paal eifrig mitgezählt, drei Kardinäle und 40 Bischöfe aus 16 Nationen im Lauf des Jahres in Kevelaer gewesen. Aber Pastor Kauling fügte gleich bei: „Dahinter stehen etliche Hunderttausende Pilger! Ich danke allen für ihr Gebet und ihre Liebe zu diesem Ort!“ Abschließend wurde das Motto für das nächste Wallfahrtsjahr bekannt gegeben: „Herr, wohin sollen wir gehen?“

Mit dem Päpstlichen Segen und der Rückübertragung des Reliquienschreins der Bistumspatrone vom Forum Pax Christi in den Altar der Beichtkapelle ging mit flotten Marschklängen und einem Schnäpschen die offizielle Feier des Wallfahrsabschlusses zu Ende. Bevor der allseits bekannte Würdenträger zum Mittagessen im Priesterhaus verschwand, betonte er: „Das ist Kevelaer! Was ist das für ein Glück, dass Kevelaer in meiner Region liegt. Kevelaer ist ein Ort der Bestärkung, des Schutzes und der Sendung. Besser kann man es nicht haben!“

Unter den Pilgern mischten sich wieder viele Niederländer. Mit einer Gruppe war auch Ineke Huitema aus Den Haag hierher gekommen. „Wir kommen immer zur Eröffnung, im August und zum Abschluss“, erzählte sie. Sie arbeitet als Sekretärin in der Kevelaer-Bruderschaft Den Haag, die kommendes Jahr ihr 125. Jubiläum feiern darf. Oft schon war sie an Marienwallfahrtsorten. In Lourdes konnte sie sogar ihren Mann kennenlernen, der sie auf Wallfahrten seitdem immer begleitet. Für sie ist eine Wallfahrt in Gemeinschaft das „Schönste, das man machen kann: zusammen beten, singen, essen, sich austauschen!“

Claudia Börsting von der Medjugorje-Vereinigung Regina Pacis versäumt mit ihrem Mann auch seit Jahren nie die feierliche Wallfahrtseröffnung und den Abschluss am 1. November. „Ich war überrascht, wie offen Weihbischof Lohmann die Probleme der Kirche benannte“, meint sie. „Es wird nur anders über eine Grundreinigung der Kirche. Trotzdem fühle ich mich in der Kirche wohl, weil Kirche und Gott für mich untrennbar zusammen gehören. Ohne Kirche und ohne Priester keine Eucharistie und keine Sakramente.“