Infoabend zu Defibrillatoren in Kervenheim

Der Kervenheimer Thomas „Rosi“ Roest hatte sich zum Ziel gesetzt, einen öffentlich und jederzeit erreichbaren Defibrillator in Kervenheim zu installieren. Mit den Spendengeldern des „Sylvesterlaufs“ sollte ein AED – ein sogenannter Laien-Defibrillator, in Kervenheim installiert werden, um jedem Ersthelfer im Ernstfall ein Gerät an die Hand zu geben, bei dem die Überlebenschance bei sogenanntem Herzkammerflimmern signifikant erhöht wird.
Der Zuspruch für diese Aktion und die daraus folgenden Spendengelder waren so hoch („Rosi“: „Ich hatte sogar noch an Silvesternacht Umschläge mit Geld im Briefkasten…“), dass sogar zwei AEDs in Kervenheim installiert werden konnten.
Einer der Defibrillatoren hängt bei der Freiwilligen Feuerwehr und der Zweite beim Versicherungsbüro an der Murmannstraße 2. „Rosi“ war es dabei wichtig, dass diese AEDs rund um die Uhr zugänglich und nicht in Turnhallen etc. eingeschlossen sind. Über die App „Defikataster“ lässt sich am Handy nachsehen, wo sich diese Defibrillatoren befinden. Dies gilt natürlich auch für jeden anderen Defibrillator in Deutschland.
Die Angst aber, etwas falsch zu machen, ist groß. Außerdem ist es für viele unklar, wie so ein AED zu bedienen ist. Daher wurde ein Informationsabend mit Schulung im Pfarrheim in Kervenheim angeboten, was auch über 20 Bürgerinnen und Bürger angenommen haben. „Alles ist schlimmer als nichts zu machen; man kann mit einem AED quasi nichts verkehrt machen“ ist die Aussage von Marc Scheffer, dem Inhaber von Scheffer Medical. Dort wurden auch die AEDS gekauft, die jetzt in Kervenheim installiert wurden.
Die Geräte sind so gestaltet, dass Laien damit problemlos umgehen können. Ein AED ist ein Gerät in der Größe eines Verbandkastens, der mittels Sprachausgabe den Ersthelfer bei allen Schritten unterstützt. In dem Gerät befinden sich zwei Kabel, an deren Ende sich jeweils farbig markierte, postkartengroße Aufkleber – die sogenannten Elektroden – befinden. Diese werden mit der bewusstlosen Person verbunden – die Position, wo welche Elektrode angeklebt werden soll, ist auf den Elektroden selber noch mal aufgezeichnet.
Nachdem die Elektroden angebracht worden sind, leitet das Gerät den Ersthelfer durch alle Schritte und misst dabei ständig, ob ein Schock notwendig ist. Angefangen wird mit der klassischen Herzdruckmassage. Auf Nachfragen durch Anwesende stellt Marc Scheffler klar, dass die Mund-zu-Mund-Beatmung zwar wichtig sein, die Herzdruckmassage aber absolute Priorität habe. Dem AED liegen auch immer Beatmungsmasken bei, die er, wenn man Mund-zu-Mund-Beatmung durchführe, auch dringend empfiehlt, einzusetzen.
Nach zwei Minuten misst das AED, ob ein Schock notwendig ist und gibt im Vorfeld die Aufforderung per Sprachausgabe, dass der Helfer zurücktreten soll. Sollte ein Schock notwendig sein, warnt das Gerät nochmal laut und deutlich. Bei den vollautomatischen AEDs in Kervenheim muss zum Auslösen des Schocks kein Knopf gedrückt werden; bei manchen AEDs ist dies noch notwendig. Nachdem der Schock ausgelöst wurde, misst das AED wieder die Herzfunktionen und gibt bei Bedarf die Anweisung heraus, dass mit der Herzdruckmassage fortzusetzen ist, bis wieder 2 Minuten vergangen sind. Sollte die Person in der Zwischenzeit wieder ansprechbar sein, so kann mit der Massage aufgehört werden; die Elektroden sollen aber am Körper der Person bleiben, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Was kann man denn falsch machen oder worauf ist zu achten, waren Fragen, die die Anwesenden stellten. „Wichtig ist, darauf zu achten, wo die Elektroden angebracht werden. Einmal angebracht, dürfen die Elektroden nicht wieder entfernt werden, um sie umzukleben, da die Kleber nur für den einmaligen Einsatz vorgesehen sind und ein weiteres Mal nicht ordnungsgemäß haften werden“, so Marc Scheffer. Einzig bei Kindern müssen die Elektroden anders als bei Erwachsenen angebracht werden. Eine vorne, eine auf dem Rücken. Hierfür gibt es am Gerät auch nochmal eine separate Taste für die Wiederbelebung bei Kindern.
An der Dummy-Puppe
Marc Scheffler zeigte den Anwesenden anhand einer Dummy-Puppe und dem mitgebrachten Vorführgerät alle Schritte beim Einsatz des AEDs, ermutigte auch die Anwesenden, selber mal die Herzdruckmassage zu testen.
Petra und Will Lorenz fassten es sehr gut zusammen, als sie sagten, dass sie vorher nicht gewusst hätten, was im Ernstfall zu machen ist. Durch diese Veranstaltung wären die Sorgen abgebaut. „Ich werde da jetzt drangehen!“, sagte Peter Lorenz abschließend. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Notfall möglichst nicht eintritt. Aber wenn wohl, so weiß er, wo sich die AEDs befinden und wie sie zu bedienen sind.