„Hilfe und Trost in der Begegnung mit dem Heiligen“

Dieses Jahr waren die Basilika und der Kapellenplatz nicht wie sonst voller Pilger, als am Fest Allerheiligen die Pilgerpforte und damit die Wallfahrtssaison geschlossen wurde.

Auch von der Bruderschaft der Consolatrix Afflictorum und von der Kompturei der Ritter vom heiligen Grab Duisburg kam nur eine kleine Abordnung, die den liturgischen Ein- und Auszug begleitete. Auch musikalisch gab es statt dem vollen Basilikachor und -orchester nur eine kleine Auswahl von Sängern, die unter Leitung von Romano Giefer und unter Orgelbegleitung die lateinische Messe von Josef Pembaur aufführten. In der Marienbasilika reichten für die Teilnehmer die 150 vorgegebenen Sitzplätze. Niemand musste stehen.

Heilige mit Hand und Fuß

Weihbischof Karl Borsch, der aus Aachen gekommen war, ging in seiner Predigt auf Heiligkeit ein: „Heilig ist, wer zu Gott gehört. Gott heiligt uns! Weil wir Kinder Gottes sind, sind wir heilig“. Nun gelte es nur, im Alltag noch das zu werden, was wir von Gott her schon seien, Heilige mit Hand und Fuß, Menschen, die ganz und ungeteilt, einfach und konsequent im Glauben und Leben seien. Es gelte, die Welt und den Alltag, die Freizeit, das Leben in allen Dimensionen von Gott her zu heiligen, sie von Gott her zu sehen und zu verstehen und so die Gegenwart Gottes zu entdecken und einen geweiteten Horizont zu bekommen.

Dass nach Kevelaer so viele Menschen kommen, sei ein Zeichen dafür, dass es mehr geben müsse als das Diesseits. „Die Menschen suchen Hilfe und Trost in der Begegnung mit dem Heiligen. Viele spüren, dass sie nicht vom Kühlschrank und vom Internet leben können. Die Sehnsucht nach Mehr ist da, gerade in diesen bewegten Zeiten.“

Der Weihbischof bekannte, dass ihn in diesen Tagen die Menschen vermehrt um den Segen bitten und gab den Appell: „Schenken auch Sie den Menschen die Nähe Gottes. Zeigen Sie den Alten, Kranken, Einsamen und Trauernden, dass sie nicht allein sind. Stellen Sie Ihre Kinder und Enkelkinder unter den Segen Gottes, so heiligen Sie die Welt und die Menschen.“

Pilgerpforte wurde erstmals von innen geschlossen

Am Ende der heiligen Messe wurde, auch ein Novum in diesem Corona-Jahr, die Pilgerpforte nicht von außen, sondern von innen geschlossen. Weihbischof Borsch betete davor noch zu Gott, dass er den Menschen beistehen möge, die Pandemie zu überwinden.

Pastor Gregor Kauling dankte am Ende für die tiefen und ermutigenden Worte des Weihbischofs. Er sprach dem Bürgermeister Dr. Dominik Pichler für die gute Zusammenarbeit mit Rat und Verwaltung der Stadt seinen Dank aus und mahnte: „Verlieren wir in diesen anstrengenden Zeiten nie die Hoffnung!“ Er dankte allen, die liturgisch, musikalisch oder als Ordner an der Feier mitgewirkt hatten sowie allen, die dafür sorgten, dass der Gottesdienst über Fernsehen und Internet an so viele weitere übertragen werden konnte. Er erwähnte, dass im nun abgeschlossenen Wallfahrsjahr immerhin 20 Bischöfe aus fünf Nationen in der Wallfahrtsstadt waren.

In diesem Jahr sei immerhin ein Drittel der sonst üblichen Zahl der Pilger nach Kevelaer gekommen. Er verwies noch einmal auf die Beerdigung von Pfarrer Richard Schulte Staade am 25. Januar, ohne den Kevelaer nicht so wäre, wie es heute ist. „Wir stehen in Kevelaer in dem Erbe, Menschen zu empfangen, Gastfreundschaft zu leben und Trost zu schenken“, sagte er.

In diesem Jahr sei alles anders, aber er ermutigte dazu, einsame Menschen nicht zu vergessen. Er erwähnte das Wallfahrtsmotto des kommenden Jahres: „Atme in uns, heiliger Geist“ und kündigte schon vorab den geplanten Besuch einiger Bischöfe und des Abtes von Einsiedeln im kommenden Wallfahrtsjahr an.

Am Ende folgte in recht kleiner liturgischer Prozession der Zug zur Gnadenkapelle und das Angelus-Gebet vor dem Gnadenbild.

„Der Weihbischof hielt eine gute Predigt“, würdigte Gottesdienstbesucher Helmut Walter und nannte als Fazit: „Wir sollen keine Angst vor der Zukunft haben“.

„Der Chor hat total schön gesungen. Für die Umstände war die Feier schön gemacht“, meinte Christina Hanenberg. Und ihre Mutter Gabriele fügt an: „Wir freuen uns schon auf die Wallfahrtseröffnung und blicken hoffnungsvoll ins neue Jahr, um hier viele wunderbare Gottesdienste miteinander zu feiern.“

Der Kapellenplatz war im Corona-Jahr nicht wie sonst voller Pilger.