Von der Polizei bis zu den Gespenstern

Spannung herrschte bei den Kindern und ihren Eltern, die sich in dem großen Saal des Wissener Schlosses versammelt hatten, um gemeinsam eine Familienstunde zu erleben. Selbst Olaf Wiesten wusste noch nicht so genau, was auf ihn zukommen würde.

„Das entscheidet sich nach der Situation, was die Kinder wollen und wie sich das insgesamt entwickelt“, erklärt der 58-Jährige. Der gebürtige Bottroper gab bereits als Jugendlicher im Rahmen klassischer Jugensarbeit Kinderlieder weiter. Seit mittlerweile 30 Jahren ist der Dozent für Erzieherinnenausbildung an der Gladbecker Johannes-Kessels-Akademie als Liederspieler und Geschichtenerzähler in Kindergärten, Schulen, Büchereien, Krankenhäusern, Kleinkunstbühnen und bei Kinderfesten unterwegs.

Warum das nach so langer Zeit noch immer funktioniert, davon konnten sich Klein und Groß an diesem Nachmittag einen Eindruck machen. Was Wiesten auszeichnet, sind seine augenscheinlich innerlich sehr stark ausgeprägte kindliche Natur, ein gutes Gespür für die Kinder, fantasievoll-kindgerechte Ideen und ein gewisses Maß an clownerischen Talent.
Dies bewies er gleich zu Beginn, als er die Kinder beim ersten Lied zum Winken und Mitmachen animierte. Anschließend schlüpfte er in die Rolle eines Dirigenten, dem der Notenständer immer runterrutscht, den er dann mit einem großen Plastik-Schraubenschlüssel festzieht.

Oder dem auch mal der Dirigentenstab in die Nase rutscht. Wobei er zauberhaft auf ein Kind reagierte, dass sich so sehr erschreckte, dass es mit seiner Mutter herausgehen musste. Auch das ältere Publikum wurde ins Programm eingebunden. Eine Frau aus dem Publikum schlüpfte in seine Dirigentenjacke und übernahm den Dirigentenstab, während es hieß: „Hallo-Hallo. hier spricht die Polizei. Alle, die Lust haben, kommen auf die Showbühne.“ Die Kinder sangen derweil mit dem Gitarrenspieler „wir machen mit den Fingern so, und den Händen so – und wackeln mit dem Po.“

Danach erzählte Wiesten von einem alten Schloss in Weeze, mit einem großen Turm, wo um Mitternacht die Geister „fürchterlich heulten“ und der Grusel nach einer Stunde mit einem „lauten Schlag“ auf einem Becken endet. Der Liederspieler holte sich dafür zwei Kinder nach vorne, die die Triangel für Mitternacht und das Becken für 1 Uhr schlagen durften. Dazu kamen die an einem Gestänge „tanzenden“ Gespenster, die vom „Obergespenst“ der Nacht mit einer riesigen Plastikschere abgeschnibbelt wurden.

Der 58-Jährige zauberte auch noch in ein Malbuch, das aus alten Märchen bestand, die verschwundenen Farben zurück. Und am Ende verteilte er ganz viele „Kokusnuss“-Plastikbecher an die Kinder und Erwachsenen, um das Lied „Wo ist die Kokusnuss“ auch rhythmisch angemesen zu begleiten. Eine unterhaltsame Nachmittagsstunde für Klein und Groß, nach der alle beglückt von dannen zogen.