Ein neuer Ansatz mit alten Bekannten

Die Vorweihnachtszeit ist eingeläutet – und wie jedes Jahr begleitet das Niederrheinische Museum mit einer eigenen Ausstellung diese Zeit der Besinnlichkeit und des Übergangs. Mit der neuen Museumsleiterin Veronika Hebben gibt es allerdings etwas Neues zu entdecken.

„Es ist keine klassische Krippenausstellung, wie es hier sonst üblich war“, machte sie deutlich. „Die Krippen sind in Xanten zu sehen.“

In Zusammenarbeit mit dem Dombauarchiv in Köln, zu dem sie aufgrund ihres früheren Studiums dort noch viele Drähte hat, hat man mit Werken aus dem eigenen Bestand eine Kabinettausstellung unter dem Titel „Durch die Nacht drei Wandrer ziehn“ auf die Beine gestellt. „Der Titel basiert auf einem Gedicht von Annette Droste-Hülshoff, die sich auf die drei Weisen beruft“, erläuterte Hebben im Rahmen der Eröffnung.

Die Ausstellung mit insgesamt 32 Exponaten beschäftigt sich dabei explizit mit der Darstellung der Heiligen drei Könige in der Kunst, deren Geschichte im Matthäus-Evangelium beginnt, wo von „Mogoi“ – also Sterndeutern – die Rede ist, die von einem Stern zum neugeborenen Jesus nach Bethlehem geführt wurden.

Die chronologisch aufgebaute Ausstellung zeigt dabei bildhauerische Arbeiten, Radierungen, Gemälde, Federzeichnungen, Grafiken und Lithografien vom 16. Jahrhundert bis heute.
„Im dritten Jahrhundert begann man, sie als Heilige drei Könige auszudeuten anhand der Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe“, setzte Hebben bei der Eröffnung den historischen Rahmen des Themas. Im 6. Jahrhundert bildeten sich dann die uns heute geläufigen Namen Caspar, Melchior und Balthasar heraus.

Die heilige Helena soll dann im 4. Jahrhundert die Gebeine dieser drei Könige nach Konstantinopel gebracht haben, die dann vom aus der Stadt stammenden Mailänder Bischof Eustorgius I. nach Mailand überführt wurden.

„Unter Friedrich Barbarossa wurde Mailand im 12. Jahrhundert eingenommen, sein Reichskanzler Reinhard von Dassel bekam als Erzbischof die Gebeine als Kriegsbeute und überführte sie 1164 nach Köln in einen Schrein. Später stand der im Kölner Dom und eine Wallfahrt zu den Gebeinen setzte ein.“

Entsprechend gibt es in der Ausstellung auch sogenannte Angerührtseide, womit man früher die Gebeine berühren durfte. Und deswegen habe man das Ende der Ausstellung bewusst auf den 6. Januar gelegt, um die Verbindung zu der Eröffnung des Schreins an diesem Tag in Köln herzustellen.

In der Ausstellung finden sich Arbeiten, die nicht nur die klassische Anbetungsszene zeigen, verwies die Museumsleiterin auf eine Radierung aus dem 17. Jahrhundert von Jacob A. Duck, „wo jeder König einzeln dargestellt wird – Caspar zum Beispiel auch nicht dunkelhäutig, sondern wie damals üblich mit einem Schnäuzer.“ Daneben gibt es auf Kupferstichen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert den gesamten Zug der drei Könige zu sehen, die auf ihren Pferden dem Stern folgen.

Laube, Hinterhaus und Kaminsims

Außerdem finden sich Szenen, die die Situation in die römische Architektur verlegen oder auch Federzeichnungen von Carl Gottlieb Peschel, „wo man sich fragt: ist es die Szene in einer Laube oder ist das ein Hinterhaus.“

Und eine orientalische Note vermittelt das Dreier-Gemälde des ungarische Künstlers Guyla Torrai (1861-1928), „wo es aussieht, als würden sie auf einem Kaminsims sitzen, fast schon in Alters-Ruhestand.“

Die Graphiken von Charles Albert Waldner – nach Peter Paul Rubens – zeigen düstere, fein ausgearbeitete Arbeiten, wo die Könige als griechische, äthiopische und asiatische Könige dargestellt sind. Der deutsche Künstler Herbert Mollwitz holt in seiner Radierung die Anbetung der heiligen drei Könige, die da fast nebensächlich erscheint, in eine fast kaputte Behausung mit der Katze auf dem Dach und den Hühnern, die darum scharren.

Auch moderne Künstler finden sich wieder – wie der französische Maler, Illustrator und Modeschöpfer George Barbier, der Maria mit dem Kinde szenenhaft mit den Heiligen um sie herum im „Art Deco“-Stil darstellt.

Stolz zeigte sich Hebben über eine Lithografie von Otto Dix, die eine klassische Anbetungsszene zeigt und der als „Künstler der neuen Sachlichkeit“ die Szene mit den drei Heiligen „auf den Punkt bringt, wir sie aber ohne Krone und Gabe als Könige gar nicht identifizieren können.“

Und selbst ganz moderne Ansätze finden sich in der Ausstellung: Richard Rother stellt Maria mit dem Kinde auf dem umgedrehten Wäschekorb sitzend dar, die das Kind beruhigt, während Josef die Wäsche aufhängt und die drei Könige an die Tür anklopfen und wie zu Besuch kurz reinkommen.

„Er schafft es, eine theologisch hochheilige Situation auf die Lebensrealität runterzubrechen – eine unheimlich schöne Art und Weise, das Thema so aufzuarbeiten“, findet die Museumsleiterin, die darin zum Beispiel die Frage nach dem Rollenverständnis von Mann und Frau entdeckt.