Chancen für Nachzügler

Im Tischlerhandwerk sind zum üblichen Starttermin des Ausbildungsjahres am 1. August noch viele Lehrstellen frei – auch im Kreis Kleve. Wer sich jetzt kurzfristig für eine Lehre entscheidet, kann nach Absprache in einigen Betrieben auch noch nach dem 1. August eine Tischlerausbildung beginnen.

Idealerweise sollten sich Schülerinnen und Schüler mindestens ein Jahr vor ihrem Schulabschluss bewerben. Doch welcher Ausbildungsberuf der richtige sein könnte, ist für viele Jugendliche schwer zu entscheiden, sodass die Bewerbungsphase häufig hinausgezögert wird. In diesem Jahr hat der coronabedingte Lockdown die Berufswahl und die Suche nach einem Ausbildungsplatz zusätzlich erschwert. Dabei haben laut Arbeitsagentur schon 2019 in NRW knapp 7.400 Schulabgänger keine Lehrstelle gefunden, 10.100 Ausbildungsstellen blieben unbesetzt.

Auch im Tischlerhandwerk werden wohl 2020 mehr Ausbildungsplätze als im Vorjahr unbesetzt bleiben, befürchtet Heinz-Josef van Aaken aus Kevelaer, Obermeister der Tischler-Innung des Kreises Kleve: „Viele Berufsmessen und Praktika, die wichtig sind, um unsere Betriebe mit Bewerbern zusammenzubringen, sind in diesem Jahr ausgefallen. Dazu kommt, dass viele Betriebsinhaber mit der Umstellung auf Corona und den Lockdown komplett ausgelastet waren. Deshalb sind im Tischlerhandwerk so kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch einige Lehrstellen frei.“

Im Vergleich zu anderen Branchen habe das Tischlerhandwerk die Krise – mit Ausnahmen im Messe- und Ladenbau – bisher gut gemeistert, meint van Aaken. „Die Auftragsbücher waren vor der Krise meist gut gefüllt und jetzt macht sich bemerkbar, dass die Menschen in den letzten Monaten viel zu Hause waren. Da haben sich einige entschlossen, ihre Küche erneuern zu lassen, die Fenster auszuwechseln oder andere Modernisierungen beim Tischler in Auftrag zu geben.“

Der Obermeister erklärt, welche Voraussetzungen Bewerber und Bewerberinnen erfüllen sollten: „Er oder sie sollte natürlich Lust darauf haben, mit unserem wichtigsten Werkstoff Holz zu arbeiten – und zwar an modernen Maschinen, die zum Teil computergesteuert sind.“ Auch mit Mathe sollten Interessenten nicht gerade auf Kriegsfuß stehen. Tischlerinnen und Tischler benötigen außerdem ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen.

Formal reicht ein Hauptschulabschluss. Das Tischlerhandwerk ziehe jedoch Schulabgänger aller Schulformen an, sagt van Aaken. „Es gibt unter unseren Azubis auch viele Abiturienten und zunehmend Studienabbrecher, die sich neu orientieren, um in einem anspruchsvollen Handwerk ihre Ausbildung zu machen. Und wir haben auch Quereinsteiger, die nach einigen Jahren im Büro lieber in der Werkstatt arbeiten wollen, wo sie am Ende des Tages ein konkretes Ergebnis in der Hand haben.“

„Viele Betriebe übernehmen ihre Azubis, wenn die Zusammenarbeit gut funktioniert. Außerdem werden Fachkräfte immer gefragter. Wer Tischler wird, hat sehr gute Jobaussichten“, führt der Obermeister weiter aus. Wer möchte, kann sich nach dem Gesellenbrief zum Tischlermeister weiterbilden und in der Karriereleiter aufsteigen. Auch Spezialisierungen sind möglich.

Infos zur Tischlerausbildung gibt es unter www.tischler.nrw/aus-weiterbildung/die-ausbildung/ und www.born2btischler.de. Tischlereien finden Interessenten unter www.tischler.nrw/fuer-kunden/ihr-tischler-vor-ort.