Auf der Jagd nach dem weißen „Schneeball“

Bernd Sperlich unterhält zusammen mit seiner Frau Sandra das Karfunkel-Theater mit selbstgemachten Stock-Figuren. Zu ihrem Stück „Yakari – Schneeball in Gefahr“ konnten sie im Konzert- und Bühnenhaus rund 70 Kinder begrüßen, die zusammen mit ihren erwachsenen Begleitern dem Auftritt entgegenfieberten.
Die Kinder saßen überwiegend auf Sitzmatten mit Yakari-Motiven im Halbkreis vor der Bühne und ließen sich nicht zweimal bitten ein paar Auflockerungsübungen zu machen: „Könnt ihr Klatschen, den rechter Arm ausstrecken, linken Arm ausstrecken?“ Klar konnten sie und waren dann auf das Geschehen auf der Bühne konzentriert. „Yakari“ kennen die Kinder aus dem Fernsehen. Den fröhlichen Indianerjungen zeichnen eine grenzenlose Neugier für die Welt und großen Respekt für die Natur und alle Tiere aus. Als Einziger im Stamm der Sioux besitzt er die Fähigkeit mit Tieren sprechen zu können. Mit den Waldbewohnern, seiner Freundin „Regenbogen“ und seinem Pony „Kleiner Donner“ erlebt er zahlreiche Abenteuer.
Diesmal ging es um den Krieger „Gespannter Bogen“, der auf der Jagd nach dem weißen Bären „Schneeball“ war, einem der Freunde von Yakari, um ihn zu erlegen und mit seinem Fell seine Trophäensammlung zu erweitern. Gespannter Bogen verlangte von Yakari, ihn zu Schneeball zu führen.
Da dieser sich weigerte, nahm er Regenbogen als Geisel. Yakari und sein Pony schmiedeten einen Plan, um Regenbogen zu befreien und um „Gespannter Bogen“ eine Lektion zu erteilen. Die Kinder wurden in kürzester Zeit zu Mitspielern. Sie konnten wie Yakari alle Tiere verstehen, so auch „Krick Krack“, den Raaben, „Knickohr“ den Hund und den „Kranken Hasen“, dem Yakari Honig zur Heilung besorgte.
Die kleinen Schauspieler hatten schnell heraus, wer die Guten und wer der Böse ist. Sie solidarisierten sich mit Yakari und seinen Freunden. Als Schneeball die Kinder dann auch noch offiziell zu seinen Freunden erklärte, waren die Fronten noch klarer. Als „Gespannter Bogen“ sie fragte: „Habt ihr gesehen wohin der weiße Bär gegangen ist?“, kam sofort die vielstimmige Antwort: „Neiiiiiin“. Bär, Yakari und Regenbogen spielten Geister und versetzen „Gespannter Bogen“ so einen Schrecken, dass er schwor, nie wieder auf die Jagd zu gehen, und auch alle Kinder waren zum Schluss zufrieden.

Gottes Segen ist dem Paar wichtig

Ihren Lebensmittelpunkt haben Michaela und Kevin Ricker längst gefunden. Der liegt eindeutig im Familienglück mit der kleinen Paula Marlene. Und so jauchzte der 16-monatige Sonnenschein auch vor Freude, als sich ihre Eltern in der St. Antonius Kirche das Jawort gaben.
Gleich drei Chöre, darunter der Kinder- und Jugendchor der Anthonys Singers (hier singt und engagiert sich die Braut seit Beginn ihres Schullebens), und der Twistedener Projektchor, unterstrichen mit „Oh Happy Day“ den Glücksmoment der Trauung. „Dieses Glück als Familie möchten wir einfach nur genießen und es so annehmen, wie es kommt“, bestätigt das strahlende Brautpaar, das im Anschluss der Trauung mit zahlreichen Hochzeitsgästen im Schafstall in Twisteden feierte.
Hier im Dorf, das längst zur Heimat für Michaela und Kevin Ricker geworden ist, nimmt diese Liebe ihren Anfang. Durch ihre in Twisteden wohnende Freundin, findet Michaela Ricker Kontakt zur St. Antonius-Schützen-Bruderschaft. „Ich bin 2012 den Twistedener Jungschützen beigetreten und wurde im gleichen Jahr Jungschützenprinzessin“, erzählt die in Kevelaer aufgewachsene Braut. Die Ziel- und Treffsicherheit der neuen Prinzessin beeindruckt nicht nur die Vereinskameraden, sondern auch Kevin van den Berg, der den St. Antonius-Schützen seit 2010 angehört. Anfängliche Sympathie und gleiche Interessen entwickeln sich zur Freundschaft. Doch schon bald finden die Herzen des Anlagemechanikers für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik und der Konditorin zusammen. Die Hochzeitstorte backte die Braut übrigens nicht selber. Diese Herstellung überließ sie ihrem Chef.
Zur Lieblingsinsel
Für die erste gemeinsame Wohnung zieht der Twistedener in die Marienstadt. Ostern 2015 fahren sie gemeinsam zur Lieblingsinsel der Braut. „Ich liebe Ameland“, gesteht die 27-Jährige, die diese Insel seit dem 1. April 2015 noch ein wenig mehr lieben dürfte. Während eines Strandspaziergangs stellt Kevin van den Berg die schönste Frage aller Fragen. „Und das sollte kein Aprilscherz sein“, betont der Twistedener.
Auf dem Tag genau ein Jahr später geben sich Michaela und Kevin Ricker auf dem Kevelaerer Standesamt das Jawort. Keine zwei Monate später bereichert ein kleiner Sonnenschein das Leben des jungen Paares. Töchterchen Paula Marlene erblickt am 24. Mai 2016 das Licht der Welt. „Unser Familienglück“, strahlt das Brautpaar, das seit diesem Frühjahr in Twisteden wohnt. Hier möchte die Familie ihre Zukunft gestalten.
Gottes Segen ist dem Paar wichtig, woraus ein logischer Schritt der kirchlichen Trauung erfolgte. Aber auch das Gemeindeleben liegt den Eheleuten am Herzen. Um dieses mitgestalten zu können, stellt sich die junge Mutter für die Gemeinderatswahl im November, in der St. Quirinus-Gemeinde zur Wahl. Zuvor aber möchten Michaela und Kevin Ricker gemeinsam mit Paula Marlene am Gardasee flittern. „Unser Glück einfach nur genießen“, verkündet unser Brautpaar der Woche.

Die Mitglieder stehen zu ihrer Erkrankung und verstecken sich nicht

Gemeinsam ohne Alcohol“ – eine Selbsthilfegruppe trifft sich unter Leitung des Gründers und Moderators Uwe Hoppmann seit über 15 Jahren. Im Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe, im offenen Gespräch und in dem Bewusstsein, Hilfsbereitschaft erwarten zu können, Akzeptanz zu erfahren und ein zufriedenes Leben in Abstinenz führen zu können, kommen die Teilnehmer zusammen. „Gemeinsam ohne Alcohol“ ist kein Schreibfehler. Hoppmann: „Wir wollten ein Alleinstellungsmerkmal und anders sein als andere bekannte Selbsthilfegruppen. Die Anonymen Alkoholiker, der Kreuzbund oder Al-Anon haben überregionale Satzungen, die wir nicht wollten. Mit einem C wird sonst Alkohol in Deutschland nicht geschrieben und jeder kann uns dadurch finden.“
Das Kevelaerer Blatt war zu einer Gruppenstunde von „Gemeinsam ohne Alcohol“ eingeladen, die jeden Montag ab 19.45 Uhr im Gemeindesaal der Evangelischen Kirche, Brunnenstraße 70, stattfindet. Dies zeigt, dass die Mitglieder zu ihrer Erkrankung stehen und sich nicht verstecken. Es kommt nicht immer die gleiche Anzahl an Teilnehmern, aber um die 20 Personen sind es fast immer.
Eine große Tischrunde ist aufgebaut und mit Kaffee oder einem Glas Wasser sitzen sechs Frauen und zwölf Männer drum herum. Man kennt sich untereinander. Bei dem Treffen sind ausnahmsweise einmal keine Angehörigen anwesend, die sonst gern gesehen werden. Alle haben Krankenhaus­erfahrungen mit Entgiftungen. Einige haben lange Entziehungskuren hinter sich – und viele sind seit Jahren „trocken“. Es wird von Rückfällen berichtet und erneuten Entgiftungen.
Es wird erzählt, dass es oft nicht leicht ist, wenn man im Beruf ständig mit Alkohol (z.B. im Einzelhandel) umgehen muss, den Gedanken und sich zu kontrollieren. Man äußerte Stolz darüber, es schon eine lange Zeit geschafft zu haben, als Alkoholiker/in „trocken“ geblieben zu sein. Es wurde über das ständige Thema „Essen“ diskutiert und deutlich, dass damit sehr individuell umgegangen werden kann und muss. Für einen ist es ein totales „No go“, wenn in einer Soße auch nur ein Löffel Rotwein enthalten ist, weil er davon wieder rückfällig werden könnte. Ein anderer hat damit kein Problem, weil er „ja nicht isst, um sich zu besaufen“.
Dass die gegenseitige Hilfsbereitschaft auch Grenzen hat, zeigt eine weitere Diskussion. Es wird klar, dass die Hilfsbereitschaft dort aufhören muss, wenn sie einem selbst schadet. Wenn ein Teilnehmer immer wieder rückfällig wird, selbst keinen Willen erkennen lässt, etwas zu tun, und den Helfer droht mitzuziehen, muss man sich selbst zurücknehmen. Ein weiteres Gespräch befasste sich mit „Suchtverlagerung“. „Wenn man trocken ist und stattdessen Süßigkeiten isst, wird es zwar nur etwas eng an der Knopfleiste, wenn man jedoch die Süßigkeiten an Orten versteckt, die zuvor als Versteck für den Alkohol gedient hatten, ist ein Rückfall zu befürchten, weil dann auch mal schnell ein Flachmann mit versteckt werden kann“, wurde geäußert.
Trotz aller Offenheit zeigte sich an einzelnen Begrifflichkeiten wie „Alkoholiker“, „Alkoholabhängiger“ oder „Ich darf nicht trinken“, „Ich möchte nicht trinken“, dass nicht nur unterschiedliche Einstellungen herrschen, sondern dass die vermeintlichen oder befürchteten Betrachtungsweisen von Außenstehenden Alkoholkranken gegenüber dazu führen, dass man „nicht jedem auf die Nase bindet, dass man diese Krankheit hat“. Deshalb waren auch nur fünf Teilnehmer bereit, sich für die Presse ablichten zu lassen.
Eine Aussage spiegelt aber den Grundtenor wider: „Ich nehme an der Gruppe teil, weil ich mir immer wieder klarmachen muss: Ich bin Alkoholiker und dies kann ich hier jede Woche. Ich muss mir jede Woche wieder verinnerlichen, dass es sich ohne meinen Willen immer wieder ändern kann, auch nach vielen Jahren. Es erdet mich und spornt mich an, auch die nächste Woche trocken zu sein.“
Menschen, die sich ebenfalls betroffen fühlen, ob als Alkoholiker oder als Angehöriger eines Alkoholikers, sind herzlich eingeladen, zu den Treffen zu kommen. Www.ohne-alcohol.de
Eine Volkskrankheit
Laut Bundesamt für gesundheitliche Aufklärung haben in der Bundesrepublik 3 Millionen Menschen Probleme mit Alkohol und 1,8 Millionen davon (das sind 2,2 Prozent der Bevölkerung) sind als Alkoholiker einzustufen. Die akuten Gefahren, die durch Alkoholkonsum entstehen, sind Missbrauch und Abhängigkeit, die fast immer unspektakulär beginnen. Die gesundheitlichen Risiken sind nicht nur Folge von Alkoholabhängigkeit und Sucht, sie können auch durch hohen gewohnheitsmäßigen Konsum auftreten und die Lebenserwartung deutlich senken (jährlich sterben 40.000 Menschen in Deutschland an Folgeerkrankungen). Die Probleme der Menschen, die mit Alkoholabhängigen zusammenleben (Co-Abhängige) sind vielfältig und oft mit einem zermürbenden und sinnlosen Kampf um das Suchtmittel verbunden.
Alkoholabhängigkeit bzw. -sucht ist medizinisch und sozialrechtlich als Krankheit anerkannt, denn ohne fachliche Hilfe ist ihre Bewältigung in aller Regel nicht möglich. Lange bevor Alkohol oder Drogen ins Spiel kommen, sollte die Erziehung zur Unabhängigkeit schon im Kleinkindalter erfolgen. Der beste Schutz gegen Abhängigkeit ist ein gutes Selbstwertgefühl. Die Gefahr von Missbrauch und Abhängigkeit ist umso größer, je früher mit dem Konsum von Alkohol begonnen wird. Neben oft stark belastenden sozialen und wirtschaftlichen Folgen stehen bei Alkoholismus Herz- und Kreislauferkrankungen im Fokus. Rund 15 Prozent der alkoholbedingten Todesfälle sind auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zurückzuführen. Besonders die Entstehung von Bluthochdruck wird durch den Alkohol begünstigt.
Auch das Schlaganfallrisiko steigt. Besonders steigt das Risiko der Krebsentstehung für Leber, Speiseröhre, Mund- und Rachenraum, den Darm und bei Frauen die Brust. Zehn Prozent der Krebs­erkrankungen bei Männern und drei Prozent bei Frauen sind auf Alkoholkonsum zurückzuführen. Oft entsteht eine Fettleber, die sich an der Vergrößerung des Organs zeigt, zunächst aber noch keine Beschwerden auslöst. In weiterer Folge kommt es zur Leberentzündung, der sogenannten Fettleber-Hepatitis. Chronische Entzündungen führen bei fortgesetztem Alkoholkonsum zur Zersetzung („Zirrhose“) der Leber. Hirnzellschädigungen können ebenfalls entstehen und zum alkoholischen Korsakow-Syndrom führen. Nach einer Untersuchung der Deutschen Krankenversicherer verursacht Alkoholismus 2,5 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage und ist für die Hälfte der suchtbedingten Unfälle verantwortlich.
Der Gesamtverband für Suchthilfe e.V. (GVS), ein Fachverband der Diakonie Deutschland, beschreibt, dass in der Anzahl von 1,8 Millionen Alkoholikern sich ein stark schwankender Anteil an sogenannten „trockenen Alkoholikern“ verbirgt. Für einen trockenen Alkoholiker steht das Leben ohne Alkohol im Vordergrund. Die Verinnerlichung des Lebens ohne jeglichen Alkoholkonsum ist für viele zur Gewohnheit geworden, ohne aber die Gefahren zu vergessen und ein Risiko zu einem Rückfall auszuschließen. Geheilt ist ein trockener Alkoholiker nie, aber je mehr ein mögliches Risiko vermindert wird, umso zufriedener kann er zwar krank, aber glücklich leben.

Von Altötting nach Kevelaer

„Was für uns im Süden Altötting ist, das ist für Sie hier Kevelaer, “ sagte Bischof Stefan Oster. der Passauer Oberhirte zelebrierte in der Basilika ein Pontifikalamt. Für ihn war es sein erster Besuch in der Marienstadt: „Ich bin zum ersten Mal hier, wir haben ja in unserem Bistum eine eigene Maria!“
Mit seinen 52 Jahren ist Bischof Oster einer der jüngsten deutschen Bischöfe. Der Salesianer Don Boscos ist gerade bei der jungen Generation sehr beliebt und nahm sich am Kapellenplatz viel Zeit für die Begegnung, segnete Kinder und schüttelte viele Hände. „Wenn alle so wären wie er, würde ich gerne wieder katholisch werden“, bekannte eine Frau, die schon vor 35 Jahren aus der Kirche ausgetreten war. Sie schaute berührt dem Bischof zu, der sich für jeden Zeit nahm, der ihm etwas sagen oder mitgeben wollte. Auch Bekannte aus seiner Zeit als Dogmatikprofessor in Benediktbeuern waren darunter.
In seiner Predigt ging Bischof Oster auf die Bedeutung der Heimat ein. Am Nationalfeiertag Deutschlands zitierte er ein Wort des Philosophen Hegel: „Fortgang ist Rückgang in den eigenen Grund.“ Die Begegnung mit der Fremde oder dem Fremden führe dazu, dass wir uns selber tiefer und anders finden. Angesichts der noch immer anhaltenden Flüchtlingsströme sagte er: „Heimat bedarf oft der Konfrontation mit dem Fremden.“ Auch sollten wir nie vergessen, dass wir auf Erden keine letzte Heimat haben, sondern dass wir in und bei Christus zuhause seien.
Er erwähnte das Lebensbeispiel der NS-Märtyrer Maximilian Kolbe und Edith Stein, die auch in der Schrecklichkeit eines deutschen Konzentrationslagers ein inneres Zuhause bei Gott hatten. Die katholische Kirche schaffe nach wie vor durch ihre weltweit einheitlichen Riten Heimatgefühl auf der ganzen Welt. Gerade Marienwallfahrtsorte seien Orte, in denen Maria als Hausherrin ihre Arme weit ausbreite und den Menschen sage: „Hier seid ihr zuhause, hier seid ihr bei meinem Sohn!“ Bischof Oster lud alle ein, einmal nach Altötting zu kommen und auch dort die Erfahrung zu machen: „Hier, bei Maria, bei Christus, sind wir zuhause!“
Anschließend gab es eine liturgische Prozession zum Gnadenbild, das Bischof Oster zum ersten Mal zu Gesicht bekam. Mit Weihrauch, Liedern und Gebeten zu Maria endete das Pontifikalamt. Bischof Oster bedankte sich für die Freude, einmal bei der Kevelaerer Muttergottes zu sein und lud alle Menschen ein, besonders für die Amtsträger in der Kirche zu beten, denn „diese haben es sehr nötig.“
Der Einladung nach Altötting waren Elisabeth und Christoph Baumann bereits zuvor gekommen. Allein in diesem Jahr waren die in Kamp-Lintfort beheimateten Eheleute, die Kevelaer in- und auswendig kennen, schon sechsmal in Altötting. Bischof Oster kennen sie auch von Fernsehübertragungen. „Er ist sehr charismatisch und kann wunderbar predigten“, so Elisabeth Baumann. „Er ist ein guter Hirte.“

Zurück in eine andere Zeit

Schon früh am Morgen durfte Indra Peters vom museumspädagogischen Dienst über ein Dutzend Interessierte bei einer Sonderführung durch die Ausstellung „Nierentisch und Petticoat“ begleiten.
„Was kann ich da erzählen, wo Sie das alles erlebt haben – darauf hinweisen und mit Ihnen in Erinnerungen schwelgen“, entführte sie die Gäste zurück in die Zeit multifunktionaler Gegenstände wie Mixer mit Staubsager-Aufsatz, exotischer Frauenfiguren, „Sputnik“-Zigarettenständer, Petticoat und des ersten Fernsehens.
„Wir durften bei uns in der Nachbarschaft gucken“, erinnerte sich Maria Renard an ihre Kindheit zurück. „Mein Onkel hat uns zur WM 1954 einen gekauft“, löste der Rundgang auch bei Marie-Luise Müller Gedanken an früher aus.
Im Museumseingang konnten sich Besucher vom Oberhausener Frank H. Rudolph mit Hilfe eines entsprechenden Plattenspielgerätes ihre alten Schallplattten reinigen lassen.
Maria Przybilla war extra aus Rheinberg angereist. „Die „Osmonds“ hab ich hier als Original und die „Flippers“ – und eine Live Platte der „Hitparade“ von 1977, wo Dieter Thomas Heck alle Songs ansagt“, zeigte sie, was sie mitgebracht hatte. „Ich habe zu Hause einen 60 Jahre alten Plattenspieler, auf dem ich dann die Platten höre“, verriet die 60-Jährige.
Nach den Führungen konnten die Besucher im Café Platz nehmen – und die beschwingten Tanzbewegungen von Andrea und Michael Günter vom Rock´n Roll Club Moers verfolgen. „Wir versuchen, die Musik von damals und das Tanzen zu interpretieren“, konnten sie die Gäste damit begeistern, begaben sich zum Austausch danach an die Tische.
Auf dem großen Platz im „Innenhof“ des Museums konnten die Besucher Blumen der damaligen Zeit begutachten und kaufen. „Kakteen waren damals auch besonders in Mode“, verriet Indra Peters. „Davon hatten wir mehrere zu Hause, die waren pflegeleicht und haben lange gehalten“, ergänzte die 75-jährige Kevelaererin Brigitte Haesters.
Indra Peters ließ es sich nicht nehmen, sich wie viele andere in dem mit großem Spiegeltisch sehr authentisch wirkenden „Friseursalon“ von Terpoorten die Haare auf die 50er-Jahre umgestalten zu lassen.
„Ich fühl mich wie 14 – ein schönes Erlebnis“, fand die Essenerin Sabrina Nagel angesichts ihres neuen Haar-Looks. „Cool, so hab ich noch nie ausgesehen“, meinte die neunjährige Madja, nachdem man ihr zwei ausladende, am Hinterkopf aufliegende Zöpfe geflochten hatte – und malte anschließend mit anderen Kindern am Tisch Plattencover.
Museumsdirektor Burkhard Schwering zeigte sich mit der Resonanz des Tages zufrieden. „Die Ausstellung hat sich gut angelassen, weswegen wir sie um fünf Wochen verlängert haben. Und so wollten wir den Menschen die Kultur und das Lebensgefühl der 50er Jahre noch näher bringen.“

Eine tolle Party

O´zapft woa´s schnell – mit einem kurzen Schlag in das erste Fass eröffnete der Kevelaerer Bürgermeister Dominik Pichler auf der Bühne des Festzeltes auf dem Hüls-Parkplatz das siebte Kevelaerer Oktoberfest der Schieß-Sport-Gemeinschaft.
„Wer vom Bürgermeister ein Glas haben will, kann nach vorne kommen“, forderte Georg Joosten von der SSG Kevelaer die Zuschauer in dem vollbesetzten Festzelt auf, die dann aus den Händen von Lambert Janshen, dem Vorsitzenden des SSG-Fördervereins als Ausrichter, das erste Bier des Abends entgegennehmen konnten.
Parallel dazu bildeten sich lange Schlangen an dem Oktoberfestbuffet, das mit so schmackhaften Leckereien wie Schweinshaxen, Leberkäse, Hähnchensticks und Kartoffelpüree aufwarten konnte, um die Gäste in angemessener Weise kulinarisch zu verwöhnen. „Das Essen ist wirklich lecker“, genossen Anna Paniagiota und ihre Freunde schon mal diesen Part des Abends.
So gestärkt konnten die über 600 Gäste anschließend zur Musik der „Frankenbengel“ aus Würzburg feiern, die schon bei der Cannstatter Wasen unter Beweis gestellt hatten, dass sie eine solche „Gemeinde“ gut rocken können.
Die Mischung aus „klassischer“ Oktoberfest-Musik bis zum 70er-Jahre-Soul-Klassiker brachte die Besucher – ob nun im Dirndl oder in Lederhosen – auf die Bänke, ließ sie zwischen den Tischreihen schwungvoll tanzen und eine fröhlichen Abend genießen, der bis nach Mitternacht dauern sollte.
Tanja Oppen hatte ihr Dirdl-Outfit in Österreich gekauft und fand vor allem „die Lebensfreude“, die über so eine Feier zum Ausdruck kommt, einfach klasse. „Das macht einfach nur Spaß.“ Ähnlich sah´s der Twistedener Réné Idland, der das Gefühl vieler Gäste auf den Punkt brachte. „Das ist eine tolle Erfahrung hier – nächstes Jahr wieder.“
Unter den Gästen befanden sich auch einige Sportler der SSG Kevelaer – wie der Neuzugang Petar Gorsa aus Kroatien, der die durchaus nicht so gewohnte Atosphäre sichtlich genoss. „Die Kameraden sind die Besten – es war ein warmes und herzliches Willkommen“, machte er deutlich, wie sehr er sich auf die bervorstehende gemeinsame SSG-Saison freut, zu der er im Rahmen des Walther-Cups mit starken Schießergebnissen beigetragen hatte.

„Ein Weltpolitiker aus der Provinz“

Vor rund acht Wochen verstarb Helmut Esters (das KB berichtetet). Der langjährige Kommunal- und Bundespolitiker hatte über viele Jahre lang die Politik in der Marienstadt mit geprägt. Während einer Gedenkfeier im Konzert- und Bühnenhaus blickten nun rund 200 Verwandte, Freunde und Weggefährten noch einmal auf das bewegte Leben des Ehrenbürgers der Stadt Kevelaer zurück.
„Diese Auszeichnung erhält man nur, wenn man etwas Außergewöhnliches geleistet hat“, erinnerte Bürgermeister Dr. Dominik Pichler daran, dass es bislang nur fünf Ehrenbürger in Kevelaer gab. „Helmut Esters stand nie gerne im Rampenlicht. Er war eher der Strippenzieher im Hintergrund. Dabei ist er stets Mensch geblieben.“ Das Stadt­oberhaupt erinnerte daran, dass Esters für zahlreiche Umsetzungen in der Marienstadt stand: Die Entwicklung der Schullandschaft auf der Hüls habe es ohne ihn wohl ebensowenig gegeben wie den Erhalt des Marienhospitals. Und auch die Gründung der AWO Kevelaer sei dem ehemaligen Vorsitzenden des SPD-Unterbezirks Kleve zu verdanken.

Barbara Hendricks lobte Helmut Esters als “Weltpoliiker aus der Provinz”.


„Ein Weltpolitiker aus der Provinz“ sei Esters gewesen, war auch Bundesministerin Dr. Barbara Hendricks voll des Lobes und verwies auf den einfühlsamen Nachruf im KB. „Helmut Esters hat die wirtschaftliche Basis für die Demokratie gelegt. Er hat sich um das Vaterland verdient gemacht.“
Wenn es um die Gerechtigkeit ging, konnte Helmut Esters auch durchaus unbequem sein. „Er war ein Haushälter, der alle Ausgaben im Bundestag kontrollierte“, so sein Freund und ehemaliger Weggefährte Klaus Gärtner.
Untermalt wurde die Gedenkfeier mit Liedern des Familienchores der Basilikamusik und Stücken des Bratschenorchesters der Jungen Streicher Kevelaer. Zudem wurde während einer Diashow an die zahlreichen Stationen in Esters Leben erinnert. Nach dem Festakt gab es während eines Imbiss noch reichlich Gelegenheit zum Gespräch. Und auch dabei wurde überall deutlich: Was Helmut Esters geleistet hat, wird unvergesslich bleiben.

Was will man mehr?

Wer einen Funken Gefühl übrig hat, für den fabulösen Shakespaerschen Galgenhumor, für derbe Dialoge und rotzfreche Halbwahrheiten, für melancholisches Schmachten und den drallen Griff in den Schlamm der Schönheiten, der konnte am vergangenen Mittwochabend sein Glück kaum fassen.
Die „TheaterKompagnie“ Stuttgart, durch großartige Klassiker-Interpretationen auch in Kevelaer bekannt, gab sich zu Beginn der Spielzeit in der Marienstadt die Ehre, den Shakespaere zu geben. Und zwar nicht irgendeinen, sondern die Komödie „Was ihr wollt“.
Schauspiel-Lust
Ein Narr, wer Blödes dabei denkt: Die Fassung, die mit Vorsatz mit Versatzstücken und Anspielungen auf die Jetzt-Zeit spielt, kommt so locker daher, wie es ein guter Unterhaltungsabend nur sein kann, ohne in Klamauk oder Übertreibung abzudriften. Die Tiefgründigkeit bleibt dabei aber nicht auf der Strecke, da kann der trinkfreudige Sir Toby noch so oft im Oktoberfest-Outfit über die Bühne schwanken, dem doofen Bleichenwang noch so oft der Schottenrock verrutschen oder schließlich mit dem wunderbar hereingelegten eitlen Malvolio gar ein Männlein im Walde stehen, „ganz still und stumm“. Und nicht zuletzt: Die Schauspiel-Lust dringt den Stuttgarter Mimen, egal ob bühnen­erprobt oder frisch von der Schule, aus allen Knopflöchern der sparsamen Kostüme.
Denn darum dreht sich hier alles, das ist hier die Frage: Welche Rolle spielt man im Leben, wer ist ein Narr, wer ein Edelmann, wer ist schlau und wer ein Schlawiner, wer ist eitel und wer Sonnenscheinchen? Da wird sich hereingelegt und herausgewunden, aus der Rolle gefallen und ins Zeug gelegt, was das Zeug eben hält und was die Zitate hergeben. Wobei schon Bühne und Besetzung keinerlei Zweifel daran aufkommen lassen, dass es Verfasser und Regie mit dem Original nicht so genau nehmen – was zu einer wunderbaren Originalität dieser Fassung führt und auch gründliche Stückeleser an das Bühnengeschehen fesselt. So kann man mit Klassikern in modernem Gewand die Zuschauer erreichen, berühren, vielleicht gar überzeugen von der Kraft der unmittelbaren Darstellung, wie sie so nur die Bühne bietet. Was will man mehr?
Tratsch im Treppenhaus
Als nächstes Stück der Saison steht ein Lustspiel auf dem Plan: Auf ihrer Abschiedstournee ist Heidi Mahler in der Rolle der Meta Boldt in der Neuinszenierung des Ohnesorg-Klassikers „Tratsch im Treppenhaus“ zu sehen. Die Karten sind praktisch ausverkauft. Kevelaer Marketing bittet daher Abonnenten, die am 16 Oktober nicht kommen können, ihre Karten zur Verfügung zu stellen.

Das Publikum wird sich wundern

Am Freitag, 13. Oktober wird es im Forum der Öffentlichen Begegnungsstätte magisch zugehen. Dort wird de facto ein Nachfolger des Zauberers „Dedi“ auftreten.
Dedi gilt als der erste „Zauberkünstler und Weissager“ in der Geschichte der Magie. Er wirkte am Hofe des Pharao Cheop (altägyptisch Chufu, war der zweite König-Pharao der altägyptischen 4. Dynastie im Alten Reich ). Sein Wirken ist auf Papyrus belegt. Er sagte Cheop den Untergang seiner Dynastie voraus und „verschwand“ dann aus den Berichten dieser Zeit.
So weit wird es bei Tobias Velmer, der in Kevelaer lebt, nicht kommen. Er möchte, dass die Menschen die Magie der Magie nicht verlieren. Durch Illusionen, magische Momente und durch die urmenschliche Neugierde entführt er sie, immer mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln, in eine Welt, wo nichts so ist, wie es scheint und in der alle gemeinsam die Magie des Zauberei entdecken können.
1976 am Niederrhein geboren, begeisterte sich Velmer schon in sehr jungen Jahren für Zauberei. Nach dem Abitur studierte er erst fürs Lehramt, brach das Studium dann aber ab, um die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann im Kölner „Lippes-Magie-Store“ des Entertainer Jürgen von der Lippe zu absolvieren. In diesem Fachgeschäft für Zauberkunst sammelte er neben seiner Ausbildung viel Erfahrung mit Zauberei vor Publikum. „Um das Zauberhandwerk zu beherrschen, muss man täglich mindestens sechs Stunden üben“, versichert Velmer.
2006 absolvierte er ein Studium in den Theater-, Literatur- und Medienwissenschaften an der Uni Hildesheim, um ab 2007 als Schauspiellehrer an Bühnen wie Nationaltheater Mannheim, Theater Heidelberg oder Tiroler Landestheater mit einjährigen Künstlerverträgen tätig zu sein.
Der Zauberei widmete Velmer aber weiter sein Hauptaugenmerk und machte sich selbstständig. In seiner 90-minütigen Premiärenvorstellung brauchen die Gäste keine Sorge zu haben, dass sie am Schluss weggezaubert sind. Ihr Geld wird nicht für alle Zeit verschwinden, aber auch eine wundersame Geldvermehrung wird es nicht geben. Auch wenn der Magier keine seiner Zauberkunststücke verraten wird (Velmer: „Das ist immer noch ein Tabu)“, so ist es ihm trotzdem wichtig, dass seine Zauberei auf Augenhöhe mit dem Zuschauer stattfindet: „Es soll sich am Ende niemand veräppelt vorkommen, sondern mit einem letzten Stück Zweifel, ob er seinen Augen trauen konnte, nach Hause gehen.“
Unter dem Motto: „Sie werden sich wundern“ freut sich Tobias der Zauberer auf viele Zuschauer. Der magische Abend beginnt um 20 Uhr. Karten gibt es für 7 Euro im Vorverkauf (Telefon: 0176/43599186 oder magic@tobias-der-zauberer.de) oder 9 Euro an der Abendkasse.

KSV baut Tabellenführung mit Auswärtssieg aus

Der Kevelaerer SV ist in der Kreisliga A in dieser Saison als Aufsteiger weiterhin ungeschlagen geblieben. Im siebten Spiel fuhr die Mannschaft von Coach Ferhat Ökce mit einem 5:0 bei der DJK Labbeck-Uedemerbruch den sechsten Sieg ein. Da die Konkurrenz aus Winnekendonk unter der Woche verlor, hat man die Tabellenführung ausgebaut und nun 19 Punkte auf dem Konto.
„Es war ein sehr kampfbetontes Spiel“, sagte Ökce nach dem Dreier auf fremdem Platz. „Der Gegner hat die Grenzen dabei teilweise überschritten. Ich war überrascht, dass sich Labbeck so extrem auf die Zweikämpfe und lange Bälle beschränkt hat.“ So war es der Gast aus Kevelaer, der das Spielgeschehen über die gesamte Spieldauer bestimmen konnte. „Wir haben die Partie klar dominiert, allerdings hatten wir in der ersten Halbzeit noch unsere Probleme mit der harten Gangart des Gegners“, erklärte der Trainer. Erst in der 38. Minute war es Miroslav Sekela, der für die Kevelaerer Führung sorgte.
„Im zweiten Durchgang konnten wir uns dann besser auf den Spielstil des Gegners einstellen und dadurch noch mehr Chancen kreieren“, so Ökce. Der KSV spielte nun munter nach vorne und belohnte sich nur drei Minuten nach Wiederanpfiff für die Mühe, als Sekela mit seinem zweiten Treffer auf 2:0 stellte. Spätestens mit dem dritten Tor durch David Brinkhaus in der 66. Spielminute war der Drops in Labbeck gelutscht und der Kevelaerer Auswärtssieg besiegelt. Lukas Haeßl hatte aber noch nicht genug und legte bis zum Abpfiff noch zwei Treffer nach (72./85.), sodass der KSV mit einem 5:0 im Gepäck zufrieden die Heimfahrt antreten konnte. „Der Sieg war vollkommen verdient. Ich hätte mehr vom Gegner erwartet, der nur über den Kampf gekommen ist. Wir waren aber gut darauf eingestellt“, zeigte sich Ökce zufrieden.
Am kommenden Sonntag geht es für den KSV mit einem Heimspiel gegen den FC Concordia Goch weiter. Auch wenn der FCC derzeit mit neun Punkten auf Tabellenplatz neun steht, zeigte sich Ökce gewarnt: „Ich kenne die Truppe gut, sie spielt derzeit auf jeden Fall unter Wert. Wir sind klar im Kopf und lassen uns nicht von der Tabellensituation blenden. Ich glaube, dass es ein Topspiel wird, in dem zwei qualitativ hochwertige Teams aufeinander treffen“, meinte der Kevelaerer Übungsleiter vor dem Heimspiel, das am Sonntag um 15 Uhr angepfiffen wird. JAN ABEN