Von Altötting nach Kevelaer

„Was für uns im Süden Altötting ist, das ist für Sie hier Kevelaer, “ sagte Bischof Stefan Oster. der Passauer Oberhirte zelebrierte in der Basilika ein Pontifikalamt. Für ihn war es sein erster Besuch in der Marienstadt: „Ich bin zum ersten Mal hier, wir haben ja in unserem Bistum eine eigene Maria!“
Mit seinen 52 Jahren ist Bischof Oster einer der jüngsten deutschen Bischöfe. Der Salesianer Don Boscos ist gerade bei der jungen Generation sehr beliebt und nahm sich am Kapellenplatz viel Zeit für die Begegnung, segnete Kinder und schüttelte viele Hände. „Wenn alle so wären wie er, würde ich gerne wieder katholisch werden“, bekannte eine Frau, die schon vor 35 Jahren aus der Kirche ausgetreten war. Sie schaute berührt dem Bischof zu, der sich für jeden Zeit nahm, der ihm etwas sagen oder mitgeben wollte. Auch Bekannte aus seiner Zeit als Dogmatikprofessor in Benediktbeuern waren darunter.
In seiner Predigt ging Bischof Oster auf die Bedeutung der Heimat ein. Am Nationalfeiertag Deutschlands zitierte er ein Wort des Philosophen Hegel: „Fortgang ist Rückgang in den eigenen Grund.“ Die Begegnung mit der Fremde oder dem Fremden führe dazu, dass wir uns selber tiefer und anders finden. Angesichts der noch immer anhaltenden Flüchtlingsströme sagte er: „Heimat bedarf oft der Konfrontation mit dem Fremden.“ Auch sollten wir nie vergessen, dass wir auf Erden keine letzte Heimat haben, sondern dass wir in und bei Christus zuhause seien.
Er erwähnte das Lebensbeispiel der NS-Märtyrer Maximilian Kolbe und Edith Stein, die auch in der Schrecklichkeit eines deutschen Konzentrationslagers ein inneres Zuhause bei Gott hatten. Die katholische Kirche schaffe nach wie vor durch ihre weltweit einheitlichen Riten Heimatgefühl auf der ganzen Welt. Gerade Marienwallfahrtsorte seien Orte, in denen Maria als Hausherrin ihre Arme weit ausbreite und den Menschen sage: „Hier seid ihr zuhause, hier seid ihr bei meinem Sohn!“ Bischof Oster lud alle ein, einmal nach Altötting zu kommen und auch dort die Erfahrung zu machen: „Hier, bei Maria, bei Christus, sind wir zuhause!“
Anschließend gab es eine liturgische Prozession zum Gnadenbild, das Bischof Oster zum ersten Mal zu Gesicht bekam. Mit Weihrauch, Liedern und Gebeten zu Maria endete das Pontifikalamt. Bischof Oster bedankte sich für die Freude, einmal bei der Kevelaerer Muttergottes zu sein und lud alle Menschen ein, besonders für die Amtsträger in der Kirche zu beten, denn „diese haben es sehr nötig.“
Der Einladung nach Altötting waren Elisabeth und Christoph Baumann bereits zuvor gekommen. Allein in diesem Jahr waren die in Kamp-Lintfort beheimateten Eheleute, die Kevelaer in- und auswendig kennen, schon sechsmal in Altötting. Bischof Oster kennen sie auch von Fernsehübertragungen. „Er ist sehr charismatisch und kann wunderbar predigten“, so Elisabeth Baumann. „Er ist ein guter Hirte.“