Was will man mehr?

Wer einen Funken Gefühl übrig hat, für den fabulösen Shakespaerschen Galgenhumor, für derbe Dialoge und rotzfreche Halbwahrheiten, für melancholisches Schmachten und den drallen Griff in den Schlamm der Schönheiten, der konnte am vergangenen Mittwochabend sein Glück kaum fassen.
Die „TheaterKompagnie“ Stuttgart, durch großartige Klassiker-Interpretationen auch in Kevelaer bekannt, gab sich zu Beginn der Spielzeit in der Marienstadt die Ehre, den Shakespaere zu geben. Und zwar nicht irgendeinen, sondern die Komödie „Was ihr wollt“.
Schauspiel-Lust
Ein Narr, wer Blödes dabei denkt: Die Fassung, die mit Vorsatz mit Versatzstücken und Anspielungen auf die Jetzt-Zeit spielt, kommt so locker daher, wie es ein guter Unterhaltungsabend nur sein kann, ohne in Klamauk oder Übertreibung abzudriften. Die Tiefgründigkeit bleibt dabei aber nicht auf der Strecke, da kann der trinkfreudige Sir Toby noch so oft im Oktoberfest-Outfit über die Bühne schwanken, dem doofen Bleichenwang noch so oft der Schottenrock verrutschen oder schließlich mit dem wunderbar hereingelegten eitlen Malvolio gar ein Männlein im Walde stehen, „ganz still und stumm“. Und nicht zuletzt: Die Schauspiel-Lust dringt den Stuttgarter Mimen, egal ob bühnen­erprobt oder frisch von der Schule, aus allen Knopflöchern der sparsamen Kostüme.
Denn darum dreht sich hier alles, das ist hier die Frage: Welche Rolle spielt man im Leben, wer ist ein Narr, wer ein Edelmann, wer ist schlau und wer ein Schlawiner, wer ist eitel und wer Sonnenscheinchen? Da wird sich hereingelegt und herausgewunden, aus der Rolle gefallen und ins Zeug gelegt, was das Zeug eben hält und was die Zitate hergeben. Wobei schon Bühne und Besetzung keinerlei Zweifel daran aufkommen lassen, dass es Verfasser und Regie mit dem Original nicht so genau nehmen – was zu einer wunderbaren Originalität dieser Fassung führt und auch gründliche Stückeleser an das Bühnengeschehen fesselt. So kann man mit Klassikern in modernem Gewand die Zuschauer erreichen, berühren, vielleicht gar überzeugen von der Kraft der unmittelbaren Darstellung, wie sie so nur die Bühne bietet. Was will man mehr?
Tratsch im Treppenhaus
Als nächstes Stück der Saison steht ein Lustspiel auf dem Plan: Auf ihrer Abschiedstournee ist Heidi Mahler in der Rolle der Meta Boldt in der Neuinszenierung des Ohnesorg-Klassikers „Tratsch im Treppenhaus“ zu sehen. Die Karten sind praktisch ausverkauft. Kevelaer Marketing bittet daher Abonnenten, die am 16 Oktober nicht kommen können, ihre Karten zur Verfügung zu stellen.