Zurück in eine andere Zeit
Schon früh am Morgen durfte Indra Peters vom museumspädagogischen Dienst über ein Dutzend Interessierte bei einer Sonderführung durch die Ausstellung „Nierentisch und Petticoat“ begleiten.
„Was kann ich da erzählen, wo Sie das alles erlebt haben – darauf hinweisen und mit Ihnen in Erinnerungen schwelgen“, entführte sie die Gäste zurück in die Zeit multifunktionaler Gegenstände wie Mixer mit Staubsager-Aufsatz, exotischer Frauenfiguren, „Sputnik“-Zigarettenständer, Petticoat und des ersten Fernsehens.
„Wir durften bei uns in der Nachbarschaft gucken“, erinnerte sich Maria Renard an ihre Kindheit zurück. „Mein Onkel hat uns zur WM 1954 einen gekauft“, löste der Rundgang auch bei Marie-Luise Müller Gedanken an früher aus.
Im Museumseingang konnten sich Besucher vom Oberhausener Frank H. Rudolph mit Hilfe eines entsprechenden Plattenspielgerätes ihre alten Schallplattten reinigen lassen.
Maria Przybilla war extra aus Rheinberg angereist. „Die „Osmonds“ hab ich hier als Original und die „Flippers“ – und eine Live Platte der „Hitparade“ von 1977, wo Dieter Thomas Heck alle Songs ansagt“, zeigte sie, was sie mitgebracht hatte. „Ich habe zu Hause einen 60 Jahre alten Plattenspieler, auf dem ich dann die Platten höre“, verriet die 60-Jährige.
Nach den Führungen konnten die Besucher im Café Platz nehmen – und die beschwingten Tanzbewegungen von Andrea und Michael Günter vom Rock´n Roll Club Moers verfolgen. „Wir versuchen, die Musik von damals und das Tanzen zu interpretieren“, konnten sie die Gäste damit begeistern, begaben sich zum Austausch danach an die Tische.
Auf dem großen Platz im „Innenhof“ des Museums konnten die Besucher Blumen der damaligen Zeit begutachten und kaufen. „Kakteen waren damals auch besonders in Mode“, verriet Indra Peters. „Davon hatten wir mehrere zu Hause, die waren pflegeleicht und haben lange gehalten“, ergänzte die 75-jährige Kevelaererin Brigitte Haesters.
Indra Peters ließ es sich nicht nehmen, sich wie viele andere in dem mit großem Spiegeltisch sehr authentisch wirkenden „Friseursalon“ von Terpoorten die Haare auf die 50er-Jahre umgestalten zu lassen.
„Ich fühl mich wie 14 – ein schönes Erlebnis“, fand die Essenerin Sabrina Nagel angesichts ihres neuen Haar-Looks. „Cool, so hab ich noch nie ausgesehen“, meinte die neunjährige Madja, nachdem man ihr zwei ausladende, am Hinterkopf aufliegende Zöpfe geflochten hatte – und malte anschließend mit anderen Kindern am Tisch Plattencover.
Museumsdirektor Burkhard Schwering zeigte sich mit der Resonanz des Tages zufrieden. „Die Ausstellung hat sich gut angelassen, weswegen wir sie um fünf Wochen verlängert haben. Und so wollten wir den Menschen die Kultur und das Lebensgefühl der 50er Jahre noch näher bringen.“