Aktuelles aus Kevelaer

Zwei Schauspieler und eine Uhr

Willkommen im digitalen Zeitalter: „Ein Stück für zwei Schauspieler und eine Uhr“ hat Autor Daniel Kehlmann „Heilig Abend“ untertitelt. Zwar ticken unsere Zeitmesser schon lange nicht mehr richtig, aber der Zeitdruck, den eine Digitalanzeige ausübt, ist nicht geringer als der zu Zeiten des Stunden- und Minutenzeigers. Zumal im Hintergrund, außerhalb des buchstäblich „überhöhten“ Bühnenbilds in Betongrau, möglicherweise noch etwas ganz anderes tickt: eine Bombe. Und da wird‘s dann ganz eng, für den Ermittler einerseits, der knapp anderthalb Stunden Zeit hat, herauszufinden ob und wenn ja wo, und für die Verdächtige andererseits, der genauso viel Zeit bleibt, zu erklären ob und wenn ja warum. Ein Theaterstück in Echtzeit, ein Duell mit Worten, das nicht unerbittlich auf zwölf Uhr mittags, sondern auf Mitternacht zuläuft. Das Gastspiel der Konzertdirektion Landgraf am Mittwochabend blieb dabei – durch den geschickt im Zwiegespräch erzählten Plot, aber auch dank der beiden herausragend vielseitigen Mimen Jacqueline Macaulay und Wanja Mues – bis zur letzten Sekunde spannend.

Eine mutmaßliche Attentäterin und ein Staatsschützer, beide in der Situation, sich selbst, ihr Verständnis von Freiheit und Gewalt überdenken zu können, vielleicht vor dem anderen rechtfertigen zu wollen, vielleicht zu müssen – das Spannungsverhältnis bleibt über anderthalb Stunden greifbar. Es verlangt dem Zuschauer Aufmerksamkeit ab. In der Rolle des Beobachters, nicht des parteiergreifenden Zuschauers, verfolgt er Argumente und Gegenargumente – ein wenig kommt es schon dem Ideal einer Gerichtsverhandlung nahe, in die der Zuschauer da hineingerät. Fragen werden beantwortet – und doch gibt es am Ende nicht die eine, die „richtige“ Lösung. Und in dem dramatisch dichten Stück Theater auch kein Urteil: Der Autor stattet beide Charaktere des Zwei-Personen-Stücks gleich stark aus. Wie weit darf man gehen, um auf offensichtliches Unrecht, das keine Beachtung findet, aufmerksam zu machen? Bis hin zum Terroranschlag? Wie weit darf man bei einem Verdacht gehen, um möglicherweise einen Anschlag zu verhindern? Bis hin zur Folter? Und was liegt auf dem Weg dorthin, was führt dorthin? Darf man Freiheit abschaffen, um sie zu schützen? Und wie definieren wir überhaupt Freiheit für uns und für andere?

Durchatmen kann in den anderthalb Stunden niemand so wirklich. Auch das Publikum nicht. Die beiden Schauspieler auf der Bühne schon gleich gar nicht. Auch ihnen verlangt dieses Bühnenstück äußerste Konzentration ab. Jacqueline Macaulay extrahiert aus der zunächst zurückhaltenden, distinguierten Professorin eine zunehmende engagierte Emotionalität, die sie aber mit einer Entwicklung von Unsicherheit zu Stärke einher gehen lässt. Wanja Mues erliegt nicht der Versuchung, dem Ermittler einen in jüngster Zeit oftmals opportunen Stasi-Stempel aufzudrücken, er wirkt zunächst auch wenig hinterhältig oder gar teuflisch-verschlagen, eher wie ein eingefahrener Buchhalter der Exekutive. Doch auch seine Figur entwickelt sich, lernt scheinbar, verwirft, denkt über ihr Tun nach. Zwei herausragend besetzte Schauspieler, die dem schwierigen Stoff auf hervorragende Weise gerecht wurden, eine kongeniale Regie und sehr viel Engagement für den Inhalt, auch in Vor- und Nachbesprechung. Ein Theaterabend, der sich zudem keinen erhobenen Zeigefinger abbricht und hochkomplexe Themen differenziert und doch verständlich darstellte. Verdienter Applaus aus dem leider längst nicht ausverkauften Kevelaerer Bühnenhaus.

In kleiner Runde wurden große Themen angesprochen

Die Kolping-Gesprächsrunde mit Pastor Andreas Poorten im Priesterhaus machte deutlich: Es gibt noch viel zu tun in der katholischen Kirche.
Warum nur sechs Personen der Einladung der Kolpingsfamilie gefolgt waren, konnte sich niemand so richtig erklären. „Das ist das vierte Mal, dass wir das hier veranstalten“, erklärte der erste Vorsitzende Rudi van Aaken. „Wir wollen über diesen Weg die Gelegenheit nutzen, uns auch mal mit dem Pastor über Dinge auszutauschen, die man sonst nicht so besprechen kann. Es geht natürlich auch über Neuigkeiten aus der Gemeinde.“
Themen fanden sich aber auch in der kleinen Runde durchaus genug: So zum Beispiel die Frage nach den überschaubaren Besucherzahlen bei den Gottesdiensten. Andreas Poorten betonte, dass es dafür heutzutage anscheinend eine „gewisse Stimmung“ bräuchte, um die Menschen anzuziehen. So seien die Silvester-Gottesdienste wie in Winnekendonk stets „brechend voll“.
„Kinder haben ein offenes Herz“, sprach der Pastor auch über die Frage des Glaubens-Nachwuchses. Bei den Jugendlichen sei das aber nicht so einfach. „Die Firmlinge sind durchaus bereitwillig, aber ihnen fehlt doch manchmal der Zugang zu Gott.“ Fahrten zum Wolfsberg, wo zuletzt gut 80 Firmlinge dabei waren, seien gute Ansätze. Ansonsten gelte es, „eine gewisse Ruhe dafür zu haben“. Die Jugendlichen selber könnten mit der Stille aber wenig anfangen. „Es ist was anderes, über das Gebet zu reden oder selbst zu beten. Da fehlen ihnen auch die Vorbilder“, sagte Poorten.
Er selbst sei in einer katholischen Kirche aufgewachsen, wo die Kolpingsfamilie zur Heimat gehörte. Zum Grübeln, dass Gott Realität war, sei aber auch er nicht über die Eltern oder deren Freunde gekommen, sondern über den Besuch eines Eifelklosters in Himmerod, wo ältere und jüngere Mönche auf ihn „einen glücklichen Eindruck“ gemacht hätten: „Wir brauchen radikale Zeugen des Glaubens wie Mutter Teresa.“
Auch das Thema „Beichte“ wurde offen angesprochen. Es kämen schon noch Menschen zur Beichte. „Aber in der Fläche ist die Beichte tot“, räumte Poorten ein. Das Gebiet hätten mittlerweile die Psychologen übernommen, meinte einer der Diskussionsteilnehmer.
Die hohe Anzahl an Kirchenaustritten hätte sicher auch mit den Missbrauchsskandalen zu tun. Poorten führte den aktuellen Fall Ulrich Terlinden an (KB berichtete): „Er hat Autorität und Vertrauen missbraucht.“ Jede Form von Missbrauch sei furchtbar, aber aufgrund des anderen moralischen Anspruches wiege er in der Kirche eben schwerer. „Die Zeit des unter den Teppichkehrens ist vorbei“, unterstrich Rudi van Aaken. „Gut, dass die Kirche das jetzt zur Anzeige bringt.“
Poorten zeigte sich skeptisch, ob die Grenzen zwischen evangelischer und katholischer Kirche einmal aufgehoben würden: „Machen kann man das nicht ohne Weiteres.“ Es gebe in beiden Kirchen „genug Donnerköppe“. Man könne nur dafür beten und aufeinander zugehen. Er machte klar: „Wenn jemand an meiner Kommunionbank steht, weise ich ihn nicht ab. Aber ich führe dann schon danach Gespräche, weil es auch um mein Gewissen geht.“
Auf die Frage von Ernst Koppers, warum es nicht möglich sei, eine Urne mit in die Antoniuskirche mitzunehmen, bezog Poorten klar Position: „Für Christen ist der Leib nichts Vergängliches. Er weist über uns hinaus. Wir werden Leibhaftigkeit haben, darauf weist der Körper hin.“ Der Leib sei in einer Urne halt nicht mehr da.
„Das versteht niemand, mit dem Sarg darf ich in die Kapelle, aber mit der Urne nicht“, entgegnete Koppers. Im Pfarreirat und im Kirchenvorstand habe man dem angetragenen Wunsch entsprochen, eine Urne mit in die Clemenskapelle zu nehmen. „Ich war darüber höchst verärgert, dass ich davon nichts wusste“, meinte Poorten dazu. Danach berichtete er über den fertigen neuen Pastoralplan, der im Februar in der Kirche ausgelegt werden soll.
Zwischendurch gab es noch einen überraschenden Besuch von Wallfahrtsrektor Gregor Kauling, der sich aber an der Diskussion nicht beteiligen wollte. Und wie steht es um die Genesung des Wallfahrtsrektors? „Es ist noch nicht alles gut, aber so, dass es langsam wieder losgehen kann“, sagte Kauling.

Der Schleier um den MÄNN-Pokal wurde gelüftet

Zu Beginn jedes Jahres begeht die Antonius-Gilde Kevelaer ihr Patronatsfest. Traditionsgemäß erfolgen dabei nach Bittgang zum Sent Tönnes Hüske an der Walbecker Straße eine heilige Messe in der Antonius-Kapelle, ein gemeinsames Frühstück und eine anschließende Pflichtversammlung.
Präsident Wolfgang Toonen begrüßte dabei die Mitglieder und übergab das Wort an Schießmeister Wolfgang Reykers. Dieser konnte den lang gehüteten Schleier lüften, wer denn den MÄNN–Pokal mit nach Hause nehmen durfte. MÄNN–Pokal Sieger wurde Michael van Bühren mit 44 Ringen. Den Bestschützenpokal, 49 Ringe, konnte Wolfgang Toonen mit nach Hause nehmen.
Der Präsident übernahm danach wieder das Wort und bat die zu Ehrenden an die Bühne. Den Auftakt machte Tobias Aymanns. Er erhielt den Jubelorden für zehn Jahre Mitglied in der Gilde. Zusätzlich bekam er das Silberne Verdienstkreuz des Bundes der historischen Deutschen Schützenbruderschaften für seine Verdienste im Schützenwesen.
Hans Faahsen bekam den Jubelorden der Fahnenschwenker mit der Jahreszahl 20. Markus Holz kann auf 25 Jahre Mitgliedschaft zurückblicken und erhielt dafür den Jubelorden mit der Jahreszahl 25. Ein Highlight der vortrefflicheren Art folgte mit der Auszeichnung für den Schützenbruder Johann van den Hövel. Er kann auf stolze 65 Jahre Mitgliedschaft zurückblicken. Dafür bekam er bei stehendem Applaus aller Anwesenden, den Jubelorden des Bundes.
Letzter im Bunde war Wolfgang Schaffers. Aus den Händen vom Stellvertretenden Bezirksbundes- und Diözesanfahnenschwenkermeister Gerd Stassen erhielt er das St. Sebastianus Ehrenkreuz für seine vielen Verdienste um die St. Antonius-Schützen-Gilde und das Schützenwesen des Bundes der historischen Deutschen Schützenbruderschaften.

Hauptstraße wird neu möbliert

Ob der hinter uns liegende heiße Sommer für die Kevelaerer Politiker neben transpirierenden auch inspirierende Momente hatte, soll an dieser Stelle mal nicht näher beleuchtet werden. Jedenfalls bedeutet „Estiva“, der Name der Sitzbänke, die im kommenden Sommer auf der Hauptstraße der Wallfahrtsstadt zum Verweilen einladen sollen, aus dem Italienischen übersetzt vo viel wie „sommerlich“. Und auf dieses Modell verständigten sich jetzt die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses. Eine hitzige Diskussion über die Möblierung blieb aus. Auch Abfallbehälter „210“ und Blumenkübel „Mainau“, die zuvor vor dem Rathaus der Wallfahrtsstadt als Muster ausgestellt worden waren, fanden schnell Zustimmung.
Ähnlich einmütig ging es bei der Vorstellung der geplanten Bepflanzung des Mechelner Platzes mit Bäumen und bei dessen Ausstattung mit Licht zu. Hier setzten sich Stelen durch, ähnlich denen am Roermonder Platz, zusätzlich versehen mit Steckdosen, die bei Veranstaltungen genutzt werden können. Einzig die Tatsache, dass der Kinderspielplatz keinerlei Leuchten bekommt, „da die Benutzung auf die hellen Tagesstunden beschränkt ist“, wie es in der Verwaltungsvorlage heißt, führte denn doch zu einigem Stirnrunzeln und der Vermutung, hier werde womöglich ein Platz für „lichtscheues Gesindel“ geschaffen.
Ein wenig engagierter wurde das Thema „Motivplatten“ für die Hauptstraße diskutiert (das KB berichtete). Als Mitglied der Jury erläuterte Bürgermeister Dominik Pichler noch einmal deren Entscheidung für die Motive. In einer größeren Platte am Übergang zum Roermonder Platz sollen alle Ortsteile Kevelaers im Zusammenhang mit dem Umriss des Stadtgebietes und die Darstellung der Ortschaftswappen wiedergegeben werden. Eine folgende Platte soll sich auf die Partnerstadt Bury St. Edmunds beziehen. In weiteren elf Platten sollen die zehn größten Marienwallfahrtsorte der Welt dargestellt werden und zusätzlich Luxemburg als Ursprungsort der Kevelaerer Wallfahrt. Die Tafel für Kevelaer soll den Abschluss der Reihe am Kapellenplatz bilden.

Streit an Friedenstraße beigelegt

Endlich ein Lichtblick an der Friedenstraße: Seit vielen Monaten ärgern sich dort insbesondere Senioren und Gehbehinderte über den zerstörten Gehweg vor der neuen Zentralrendantur und dem damit verbundenen neuen Wohngebäude. Jetzt steht ein Zeitplan für die Reparatur.
Im Zuge der damaligen Bauarbeiten war der Boden im Bereich der Grube für die Anschlussleitungen nach deren Verfüllung abgesackt. Mutmaßlich war die Grube nicht sachgemäß verfüllt und verdichtet worden. Bauherr und Bauunternehmen sahen die Verantwortung beim zuständigen Subunternehmer. Ein Rechtsstreit um diese Frage hatte die Wiederherstellung des Bürgersteigs rund ein Jahr ruhen lassen, was auch die Geduld der Verwaltung des städtischen Tiefbaus strapazierte.
Beginn nach Karneval

In der vergangenen Woche nun haben sich die Sachverständigen der Stadt und des Bauunternehmens getroffen und es kam zu einer Einigung. Demnach wird nun der Boden sachgemäß verdichtet und dann der Bürgersteig wiederhergestellt. Außerdem werden die Stadtwerke bei dieser Gelegenheit eine Versorgungsleitung aus dem Jahr 1906 erneuern. Aus Rücksicht auf die Karnevalsfeierlichkeiten sollen die Bauarbeiten allerdings erst nach Karneval beginnen. Dafür sollen sie gut koordiniert werden und innerhalb von drei bis vier Wochen abgeschlossen sein.

Mein Freund, der Baum, ist tot

Mein Freund, der Baum, ist tot, er fiel im frühen Morgenrot. Hier könnte man sagen: in einer Nacht-und-Nebel-Aktion.
Mit großem Entsetzen habe ich die Reste des einst so großen und mächtigen Baumes liegen sehen.
In Jahrzehnten war dieser große Baum ein verlässlicher Frühlings-Bote.
In all den Jahren habe ich mich mehrmals täglich an der Urbanität und der Kraft dieses Baumes erfreuen dürften. Wenn hier kein unumgänglicher Grund zur Fällung des Baumes vorliegt, ist dieser Vorgang unerträglich. Sollte der Baum aus wirtschaftlichen Gründen gefällt worden sein, ist das für mich ein unverzeihliches Vorgehen.
Ich bin überzeugt, dass der Baum auch den letzten trockenen Sommer überstanden hat, und im Frühjahr wieder sein prächtiges Blätterkleid gezeigt hätte.
Dieser Baum wird mir bei meinen täglichen Fahrten durch die Stadt fehlen.

Angrillen auf der Hauptstraße

Wie schon im vergangenen Jahr bei den Bauarbeiten im ersten Abschnitt der Erneuerung der Hauptstraße, wurde auch in diesem Jahr der zweite Bauabschnitt mit einem “Angrillen” auf Kevelaers Haupt-Einkaufsstraße gefeiert. Die Bauarbeiter und Bagger sind zwar schon seit einiger Zeit im Kreuzungsbereich Annastraße und Willibrordstraße bei der Arbeit, doch das tat der Feierlaune bei den Bürgern und Geschäftsleuten keinen Abbruch. Das Team von “CurryQ” hatte alle Hände – respektive alle Grillzangen – voll zu tun, um die Besucher mit Bratwurst, Currywurst und Getränken zu versorgen.

Nach der Arbeit auf dem Bauhof öffnet er seinen Kiosk

Der kleine Junge schaut sehnsüchtig auf die verlockenden Süßigkeiten. Sein fünf Cent Stück dreht er in seinen Händen hin und her. „Du, Onkel Mahmut was bekomme ich für fünf Cent?“, fragt er vorsichtig den Kioskbesitzer.
Der muss schmunzeln und dem kleinen Kunden mitteilen, dass es für so einen kleinen Betrag leider nichts gibt. Doch Mahmut Topraks Herz ist groß: „Hier hast du einen Lutscher. Lass ihn dir schmecken!“ Toprak reicht dem Jungen einen Lolly, der ihm im Gegenzug das fünf Cent Stück gibt. „Danke“, hallt es noch beim Rausgehen und schon ist der Knirps verschwunden.
Ein Lächeln huscht über das Gesicht des Kioskbesitzers. „Ja, so ist das hier“, sagt Mahmut Toprak, der seit 2011 den „Nord-Kiosk“ in Kevelaer betreibt. Und das mit Leidenschaft. Denn Mahmut Toprak möchte für seine Kunden da sein, jeden Tag von 16 bis 22 Uhr. Er möchte ihnen das bieten können, was sie vielleicht im Supermarkt vergessen haben, was sie noch schnell benötigen, wenn mal plötzlich unangemeldeter Besuch vor der Türe steht oder plötzlich die kühlen Getränke zum Grillen fehlen. „Dann bin ich da und kann helfen“, betont Mahmut Toprak.
1977 erblickte er in Batman in der Türkei das Licht der Welt. Als 14-Jähriger kam er nach Deutschland. Seitdem ist Deutschland, besonders der Niederrhein, seine Heimat. In Wachtendonk begann er eine Heizungs-und Sanitärausbildung. 1995 führts ihn der Weg nach Kevelaer. 2001 erhielt er am Bauhof der Stadt Kevelaer eine Anstellung. Für den Kurden eine glückliche Fügung. Denn hier fühlt er sich wohl.
„Wer mich heute während meiner Arbeit in der Stadt sieht, ruft oft schon von weitem: Hallo Mahmut, wie geht’s“, freut sich der 41-Jährige. Seit 2004 ist er mit seiner Frau Melek verheiratet, die ihn zum fünffachen Vater gemacht hat. In einer spontanen Entscheidung hatte er sich 2011 entschlossen, seine am Haus stehende Doppelgarage in einen Kiosk umzuwandeln. „Man muss einfach mal was riskieren und keine Angst haben“, betont Toprak, der mittlerweile sein gesamtes Sortiment mit den dazugehörigen Preisen im Kopf hat. Im Rechnen macht ihm sowieso keiner was vor.
Nachdem alle Behördengänge erledigt waren, eine Mauer die Doppelgarage in Verkaufs-, Büro- und Lagerraum teilte, stand noch eine Beurteilung des Kreis-Klever Ordnungsamtes an. Und die viel mehr als gut aus. „Man hat mir bestätigt, ich habe den besten Kiosk im Kreis-Kleve“, versichert Mahmut Toprak nicht ohne Stolz.
Für ihn sind die Kunde, die überwiegend aus der Nachbarschaft des Kevelaerer Nordbezirks stammen, immer noch Könige. Überhaupt behandelt Mahmut Toprak alle mit Respekt und Freundlichkeit. „Für mich sind alle Menschen gleich, egal woher sie kommen“, betont Mahmut, der für jeden und jedes Problemchen ein offenes Ohr hat. Für viele seiner Kunden ist er ein Seelenonkel, ein Mensch, der zuhört, wenn es mal nicht so rund läuft. Und wenn seine Kunden mal einen finanziellen Engpass haben, schreibt Mahmut auch schon mal an. „Mein Geld habe ich bisher immer noch bekommen, dann eben ein bisschen später“, sagt der hilfsbereite Kioskbetreiber.
Sobald er seinen Dienst am Bauhof beendet hat, öffnet er die Türe zu seinem Kiosk und schließt diese erst gegen 22 Uhr wieder. „Es macht mir einfach Spaß“, betont er mit leuchtenden Augen. Er schaut dabei über seine gut gefüllten Regale, die für jeden etwas parat halten: Etwas zum Knabbern, Schokolade, Gebäck, Getränke. Mahmut Toprak ist glücklich über seine große Familie, seine Kollegen am Bauhof und seinem Kiosk, den er mit Mut und Kraft aufgebaut hat. „Ja, darüber freue ich mich“, betont er und begrüßt freundlich seinen nächsten Kunden.

Für jeden Kunden das passende Angebot

Die Ansprüche sind hoch: „Wir wollen jedem Kunden das passende Angebot machen“, sagt Denis Brüggemeier. Seit der Neubau an der Egmontstraße unübersehbar in die Höhe wächst, plant Edeka Brüggemeier den individuellen Innenausbau des neuen Marktes. Das Kevelaerer Blatt sprach mit den Verantwortlichen in der Winnekendonker Zentrale des Unternehmens.
Graue Betonwände

Derzeit ragen hohe Betonwände direkt am Kreisverkehr in den Himmel auf. Und auch der zukünftige Parkplatz, auf dem der Innenstadt zugewandten Teil des Areals, wird noch von Baufahrzeugen und zur Materialanlieferung genutzt. Doch die grauen Aussichten seien nur vorübergehend, versichert Denis Brüggemeier. Mit der Umsetzung des von Ausschuss und Rat abgesegneten Konzeptes für die Außenansicht komme über Farbgebung und Oberflächendesign auch Struktur und Perspektive in den jetzt noch tristen Rohbau (siehe Entwurf). Die um 180 Grad gedrehte Aufteilung des Grundstücks (in den alten Plänen des einstigen Investors lagen der Parkplatz am Kreisverkehr und das Gebäude Richtung Innenstadt) hält Brüggemeier für sinnvoll. Wer hier parke, nutze den Aufenthalt doch viel eher für einen „Abstecher“ in die City, glaubt er.
Umso wichtiger wird die Parkregelung des 24 Stunden geöffneten Platzes sein: Eineinhalb Stunden soll man hier kostenfrei parken können. Kontrolliert werde das über Parkscheiben – von städtischer Seite, sagt Brüggemeier, dem es wichtig ist, „dass nicht der Eindruck entsteht, wir würden uns dadurch bereichern.“ Mit dieser Regelung werde es auch keine Probleme geben, wenn Patienten benachbarte Arztpraxen aufsuchen oder Eltern ihren Nachwuchs in den angrenzenden Kindergarten bringen. Von Arzt, Kindergarten und Anwohnern habe es bereits Anfragen gegeben – die man auch immer persönlich beantwortet habe, sagt Denis Brüggemeier. 140 Parkplätze sollen entstehen, einzig die ursprünglich direkt vor dem Gebäude geplante Reihe entfalle, weil es dort eine Apotheke geben werde. Es sei gelungen, eine Apothekerfamilie aus Geldern für den Standort zu gewinnen, sagt Brüggemeier. Im Übrigen seien die Parkbuchten breiter als die üblichen Standardplätze, um den breiter gewordenen Fahrzeugen Rechnung zu tragen. Der Parkplatz soll mit mit einem niedrigen Zaun umfasst und mit einigen Bäumen bepflanzt werden. Die Zufahrt zum Parkplatz liegt wie bisher an der Egmontstraße, fußläufig und mit dem Rad kann man ihn auch über Zuwege aus und in Richtung Amsterdamer Straße und Maasstraße erreichen.
Die Anlieferung in das in Richtung Kardinal-von-Galen-Straße gelegene Lager erfolge von der Egmontstraße aus. Ein- und ausgefahren werde in Richtung Lindenstraße, zwischen Ein- und Ausfahrt gebe es eine zusätzliche Schall- und Sichtschutzwand (siehe Entwurf und Grundriss), die auch die Sicht auf Lüftung und Klimaanlagen und deren Geräusche verbergen soll. Apropos Technik: Aufs Dach solle eine Photovoltaikanlage kommen und derzeit erwäge man gerade die Anschaffung eines Elektro-Lieferfahrzeugs.
Alles frisch

Doch nicht nur außen soll gemacht werden, was gegenwärtig angesagt ist. Convenience-Küche, O-Saft-Presse, Smoothie- und Salat-Bar, vor Ort frisch produziertes Sushi, frischer und selbst geräuchter Fisch, Dry-aged-Beef aus dem eigenen Kühlraum, Kaffee vom lokalen Röster, spezielle Infos im „Erlebnisbereich der Getränke-Abteilung“, etwa zu Weinen, möglichst viele lokale Produzenten und Infos zu diesen, eine „Candy-World“, in der man seine Süßigkeiten auch selbst mischen kann, und, und, und. Auf rund 2.000 Quadratmetern könnte tatsächlich das zur Realität werden, was Denis Brüggemeier eingangs als Anspruch formulierte: „Wir wollen jedem Kunden das passende Angebot machen.“
Keine Self-Scanner-Kassen

Dazu werde neben der Apotheke auch Lotto und zur Ergänzung des eigenen Angebotes im Markt eine Bäckerei vor dem Kassenbereich gehören. Übrigens gibt es keine „Self-Scanner-Kassen“. „Mir ist der Kontakt des Personals zu den Kunden wichtiger“, sagt Brüggemeier. Eine öffentliche Toilette wird es ebenso geben. Und die Mitarbeiter – 60 bis 70 sollen im neuen Markt arbeiten, etwa 50 davon auf neu geschaffenen Arbeitsplätzen – dürfen sich schon mal auf ganz besondere Sozialräume freuen, denn da arbeitet Denis Brüggemeier gerade an einem ganz neuen Konzept.
Die Erweiterung und der Umbau des Marktes an der Feldstraße – hier betreibt Edeka Brüggemeier derzeit 1000 qm Verkaufsfläche – soll erst nach der Fertigstellung des Innenstadtmarktes an der Egmontstraße in Angriff genommen werden. Dies ist für Mai geplant.

Die Zeichnung mach die Aufteilung des Geländes an der Egemontstraße deutlich. Zeichnung: Brüggemeier

Auch die Heizung kann Klimaschutz

Am vergangenen Donnerstagabend lud Kevelaers Klimaschutzmanagerin Dr. Nina Jordan zu einem Angebot aus der Nationalen Klimaschutzinitiative. Mit dieser Initiative fördert das Bundesumweltministerium seit 2008 Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Die Maßnahmen decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab. Auch der Vortrag „Moderne Heiztechnik im Vergleich“gehört dazu, zu dem Jordan eingeladen hatte und den Michael Berger, Energieberater der Verbraucherzentrale NRW, in der Öffentlichen Begegnungsstätte hielt.
„60 Prozent der Haushalte in Deutschland heizen immer noch mit einem ,Schätzchen‘, welches eher ins Museum gehört und die Haushaltskasse jedes Jahr wieder stark belastet“, begann Berger vor knapp 50 Interessierten seinen Vortrag. Um die Heizung zukunftsfähig zu machen, sei jetzt der Zeitpunkt für einen Kesselwechsel. Hierbei seien Energieträger, Wärmeerzeuger, Regelung, Verteilung, Heizflächen, Warmwasserbereitung und der Bedarf des Gebäudes und der Nutzer zu beachten.
Der Austausch zum Beispiel eines Gas-Niedertemperaturkessel von 1993 hin zu einem modernen Gas-Brennwertkessel sei wegen der Nutzung der Kondensationswärme der Abgase, die bei einem konventionellen Gaskessel ungenutzt durch den Schornstein entweiche, energetisch anzuraten. Der Energiegewinn läge dabei alleine bei ca. fünf bis zehn Prozent. Dass die Heizenergie dann dort ankomme, wo sie hin solle, nämlich in den Zimmern, und nicht bereits im Heizungskeller verpuffen würde, zeige die dort zu messende Temperatur. Statt 22 Grad mit Niedertemperaturkessel seien nach dem Wechsel nur noch 18 Grad zu messen. Dies bedeute eine Einsparung von 20 Prozent. Vergleichbare Einsparungen seien auch bei Ölkesseln und bei Holzpelletkesseln gegeben. Letztere wiesen die beste Umweltbilanz aller Heizsysteme auf.
Berger wies insbesondere auch auf die Wichtigkeit der Isolierung der Heizungsrohre hin. Die lückenlose Dämmung aller Leitungen und Armaturen spare bis zu 14 Euro pro Meter im Jahr. Dem gegenüber ständen Kosten je nach Material und Dämmstärke von drei bis zehn Euro pro Meter Rohr – erhältlich im Baumarkt. Eine neue Heizungspumpe spart bis zu 80 Prozent Strom gegenüber einem alten Modell. Im Portemonnaie verbleiben so bis zu 150 Euro mehr pro Jahr.
Der Energieberater zeigte auch Alternativen zu den herkömmlichen Heizungsanlagen auf: Wärmepumpe, Solaranlage, Brennstoffzelle, eine Hybridheizung und eine Solarthermieanlage als Ergänzung. Investition und Kosten könnten durch Förderungen durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle oder durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau abgepuffert werden.
Die Minderung der Treibhausgasemissionen liegt nach Erneuerung der Anlage bei 40 und 95 Prozent und trägt so entscheidend zum Erreichen der Klimaziele bei, die den zukünftigen Generationen eine lebenswerte Welt hinterlassen sollen.
Energieexperten beraten in der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale kostenlos (seit Januar je nach Dauer des Beratungsgesprächs) zu Heizungs- und Regelungstechnik, Wärmedämmung, energetischer Sanierung, Heizen und Lüften, erneuerbaren Energien (Solarenergie, Wärmepumpen) sowie Förderprogrammen und helfen bei einer Angebotsprüfung. Hierzu müssen Energiekosten-Abrechnungen der letzten Jahre und das Schornsteinfegerprotokoll der letzten Überprüfung der Heizung mitgebracht werden.
Die Energieexperten prüfen aber auch vor Ort, wie es um die Heizung beschaffen ist, welche Wärmedämmmaßnahmen sinnvoll sind, ob sich Investitionen in alternative Techniken wie Solarthermie, Wärmepumpe oder Holzpelletheizungen lohnen. Hier liegt der Kostenanteil für 90 Minuten Vor-Ort-Beratung inklusive Anfahrt und übersichtlichem Informationsmaterial bei 60 Euro.
Termin-Vereinbarungen sind unter Tel. 0211-33996555 möglich.
Weitere Informationen bekommt man über www.verbraucherzentrale.nrw/energieberatung, energieberatung@verbraucherzentrale.nrw, die Beratungsstelle in Geldern und im Kevelaerer Rathaus bei Dr. Nina Jordan, Abteilung Gebäudemanagement, Raum 504, Telefon 122-740, nina.jordan@kevelaer.de.