Nach der Arbeit auf dem Bauhof öffnet er seinen Kiosk

Der kleine Junge schaut sehnsüchtig auf die verlockenden Süßigkeiten. Sein fünf Cent Stück dreht er in seinen Händen hin und her. „Du, Onkel Mahmut was bekomme ich für fünf Cent?“, fragt er vorsichtig den Kioskbesitzer.
Der muss schmunzeln und dem kleinen Kunden mitteilen, dass es für so einen kleinen Betrag leider nichts gibt. Doch Mahmut Topraks Herz ist groß: „Hier hast du einen Lutscher. Lass ihn dir schmecken!“ Toprak reicht dem Jungen einen Lolly, der ihm im Gegenzug das fünf Cent Stück gibt. „Danke“, hallt es noch beim Rausgehen und schon ist der Knirps verschwunden.
Ein Lächeln huscht über das Gesicht des Kioskbesitzers. „Ja, so ist das hier“, sagt Mahmut Toprak, der seit 2011 den „Nord-Kiosk“ in Kevelaer betreibt. Und das mit Leidenschaft. Denn Mahmut Toprak möchte für seine Kunden da sein, jeden Tag von 16 bis 22 Uhr. Er möchte ihnen das bieten können, was sie vielleicht im Supermarkt vergessen haben, was sie noch schnell benötigen, wenn mal plötzlich unangemeldeter Besuch vor der Türe steht oder plötzlich die kühlen Getränke zum Grillen fehlen. „Dann bin ich da und kann helfen“, betont Mahmut Toprak.
1977 erblickte er in Batman in der Türkei das Licht der Welt. Als 14-Jähriger kam er nach Deutschland. Seitdem ist Deutschland, besonders der Niederrhein, seine Heimat. In Wachtendonk begann er eine Heizungs-und Sanitärausbildung. 1995 führts ihn der Weg nach Kevelaer. 2001 erhielt er am Bauhof der Stadt Kevelaer eine Anstellung. Für den Kurden eine glückliche Fügung. Denn hier fühlt er sich wohl.
„Wer mich heute während meiner Arbeit in der Stadt sieht, ruft oft schon von weitem: Hallo Mahmut, wie geht’s“, freut sich der 41-Jährige. Seit 2004 ist er mit seiner Frau Melek verheiratet, die ihn zum fünffachen Vater gemacht hat. In einer spontanen Entscheidung hatte er sich 2011 entschlossen, seine am Haus stehende Doppelgarage in einen Kiosk umzuwandeln. „Man muss einfach mal was riskieren und keine Angst haben“, betont Toprak, der mittlerweile sein gesamtes Sortiment mit den dazugehörigen Preisen im Kopf hat. Im Rechnen macht ihm sowieso keiner was vor.
Nachdem alle Behördengänge erledigt waren, eine Mauer die Doppelgarage in Verkaufs-, Büro- und Lagerraum teilte, stand noch eine Beurteilung des Kreis-Klever Ordnungsamtes an. Und die viel mehr als gut aus. „Man hat mir bestätigt, ich habe den besten Kiosk im Kreis-Kleve“, versichert Mahmut Toprak nicht ohne Stolz.
Für ihn sind die Kunde, die überwiegend aus der Nachbarschaft des Kevelaerer Nordbezirks stammen, immer noch Könige. Überhaupt behandelt Mahmut Toprak alle mit Respekt und Freundlichkeit. „Für mich sind alle Menschen gleich, egal woher sie kommen“, betont Mahmut, der für jeden und jedes Problemchen ein offenes Ohr hat. Für viele seiner Kunden ist er ein Seelenonkel, ein Mensch, der zuhört, wenn es mal nicht so rund läuft. Und wenn seine Kunden mal einen finanziellen Engpass haben, schreibt Mahmut auch schon mal an. „Mein Geld habe ich bisher immer noch bekommen, dann eben ein bisschen später“, sagt der hilfsbereite Kioskbetreiber.
Sobald er seinen Dienst am Bauhof beendet hat, öffnet er die Türe zu seinem Kiosk und schließt diese erst gegen 22 Uhr wieder. „Es macht mir einfach Spaß“, betont er mit leuchtenden Augen. Er schaut dabei über seine gut gefüllten Regale, die für jeden etwas parat halten: Etwas zum Knabbern, Schokolade, Gebäck, Getränke. Mahmut Toprak ist glücklich über seine große Familie, seine Kollegen am Bauhof und seinem Kiosk, den er mit Mut und Kraft aufgebaut hat. „Ja, darüber freue ich mich“, betont er und begrüßt freundlich seinen nächsten Kunden.