In kleiner Runde wurden große Themen angesprochen

Die Kolping-Gesprächsrunde mit Pastor Andreas Poorten im Priesterhaus machte deutlich: Es gibt noch viel zu tun in der katholischen Kirche.
Warum nur sechs Personen der Einladung der Kolpingsfamilie gefolgt waren, konnte sich niemand so richtig erklären. „Das ist das vierte Mal, dass wir das hier veranstalten“, erklärte der erste Vorsitzende Rudi van Aaken. „Wir wollen über diesen Weg die Gelegenheit nutzen, uns auch mal mit dem Pastor über Dinge auszutauschen, die man sonst nicht so besprechen kann. Es geht natürlich auch über Neuigkeiten aus der Gemeinde.“
Themen fanden sich aber auch in der kleinen Runde durchaus genug: So zum Beispiel die Frage nach den überschaubaren Besucherzahlen bei den Gottesdiensten. Andreas Poorten betonte, dass es dafür heutzutage anscheinend eine „gewisse Stimmung“ bräuchte, um die Menschen anzuziehen. So seien die Silvester-Gottesdienste wie in Winnekendonk stets „brechend voll“.
„Kinder haben ein offenes Herz“, sprach der Pastor auch über die Frage des Glaubens-Nachwuchses. Bei den Jugendlichen sei das aber nicht so einfach. „Die Firmlinge sind durchaus bereitwillig, aber ihnen fehlt doch manchmal der Zugang zu Gott.“ Fahrten zum Wolfsberg, wo zuletzt gut 80 Firmlinge dabei waren, seien gute Ansätze. Ansonsten gelte es, „eine gewisse Ruhe dafür zu haben“. Die Jugendlichen selber könnten mit der Stille aber wenig anfangen. „Es ist was anderes, über das Gebet zu reden oder selbst zu beten. Da fehlen ihnen auch die Vorbilder“, sagte Poorten.
Er selbst sei in einer katholischen Kirche aufgewachsen, wo die Kolpingsfamilie zur Heimat gehörte. Zum Grübeln, dass Gott Realität war, sei aber auch er nicht über die Eltern oder deren Freunde gekommen, sondern über den Besuch eines Eifelklosters in Himmerod, wo ältere und jüngere Mönche auf ihn „einen glücklichen Eindruck“ gemacht hätten: „Wir brauchen radikale Zeugen des Glaubens wie Mutter Teresa.“
Auch das Thema „Beichte“ wurde offen angesprochen. Es kämen schon noch Menschen zur Beichte. „Aber in der Fläche ist die Beichte tot“, räumte Poorten ein. Das Gebiet hätten mittlerweile die Psychologen übernommen, meinte einer der Diskussionsteilnehmer.
Die hohe Anzahl an Kirchenaustritten hätte sicher auch mit den Missbrauchsskandalen zu tun. Poorten führte den aktuellen Fall Ulrich Terlinden an (KB berichtete): „Er hat Autorität und Vertrauen missbraucht.“ Jede Form von Missbrauch sei furchtbar, aber aufgrund des anderen moralischen Anspruches wiege er in der Kirche eben schwerer. „Die Zeit des unter den Teppichkehrens ist vorbei“, unterstrich Rudi van Aaken. „Gut, dass die Kirche das jetzt zur Anzeige bringt.“
Poorten zeigte sich skeptisch, ob die Grenzen zwischen evangelischer und katholischer Kirche einmal aufgehoben würden: „Machen kann man das nicht ohne Weiteres.“ Es gebe in beiden Kirchen „genug Donnerköppe“. Man könne nur dafür beten und aufeinander zugehen. Er machte klar: „Wenn jemand an meiner Kommunionbank steht, weise ich ihn nicht ab. Aber ich führe dann schon danach Gespräche, weil es auch um mein Gewissen geht.“
Auf die Frage von Ernst Koppers, warum es nicht möglich sei, eine Urne mit in die Antoniuskirche mitzunehmen, bezog Poorten klar Position: „Für Christen ist der Leib nichts Vergängliches. Er weist über uns hinaus. Wir werden Leibhaftigkeit haben, darauf weist der Körper hin.“ Der Leib sei in einer Urne halt nicht mehr da.
„Das versteht niemand, mit dem Sarg darf ich in die Kapelle, aber mit der Urne nicht“, entgegnete Koppers. Im Pfarreirat und im Kirchenvorstand habe man dem angetragenen Wunsch entsprochen, eine Urne mit in die Clemenskapelle zu nehmen. „Ich war darüber höchst verärgert, dass ich davon nichts wusste“, meinte Poorten dazu. Danach berichtete er über den fertigen neuen Pastoralplan, der im Februar in der Kirche ausgelegt werden soll.
Zwischendurch gab es noch einen überraschenden Besuch von Wallfahrtsrektor Gregor Kauling, der sich aber an der Diskussion nicht beteiligen wollte. Und wie steht es um die Genesung des Wallfahrtsrektors? „Es ist noch nicht alles gut, aber so, dass es langsam wieder losgehen kann“, sagte Kauling.