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Amphibien vom Aussterben bedroht

Wie eine Analyse des Magazins „Nature“ zeigt, sind Reptilien und Amphibien in der heutigen Zeit einer ernsten Bedrohung ausgesetzt und 41 Prozent der Amphibien sogar vom Aussterben bedroht. Umweltverschmutzung, die Klimaveränderung, zur Zeit der Pilzbefall mit Batrachochytrium dendrobatidis, aber auch der zunehmende Straßenverkehr fordern ihren Tribut.
Mattes David und seine Mitstreiter beim Natur und Kultur im Achterhoek (NuK) kümmern sich in Zusammenarbeit mit dem Naturschutz Bund seit Jahren um den Amphibienschutz auf der Boeckelt und am Holländer See.
Beim Bau der Kreisstraße 40 wurde kein Amphibiengutachten angefertigt und dadurch eine notwendige Untertunnelung zum Holländer See ausgelassen. Kröten überwintern teilweise bis zu mehreren Kilometern von den Laichplätzen entfernt und wandern jetzt wieder zur Eiablage in die Teiche. Dabei überqueren sie mangels Untertunnelung die Straßen, die sich tagsüber durch die Sonneneinstrahlung erwärmen. Diese Wärme wird von den Tieren als angenehm wahrgenommen und so verweilen sie länger auf dem Asphalt. Eine für sie tödliche Gefahr, denn nicht nur durch Überfahren droht der Tod. Sobald ein Auto schneller als mit 30 Km/h an ihnen vorbeifährt, tötet der Luftdruck die Tiere. So starben fast 1000 Tiere alleine am Holländer See, bevor vor vier Jahren ein Schutzzaun eingerichtet wurde.
Die Amphibiensaison dauert je nach Witterung 4 bis 6 Wochen. Zwischenzeitliche Temperaturen im Frostbereich verlängern diesen Zeitraum manchmal ein wenig. Jeweils einmal morgens und abends müssen die vor den Leitzäunen angebrachten Fangeimer kontrolliert und die darin befindlichen Tiere über die Straße gesetzt werden. Ein solcher Einsatz dauert zirka 15 bis 20 Minuten. Während der Hauptwanderung kann es vorkommen, dass man an zwei oder drei Terminen etwas länger beschäftigt ist, weil man sehr viele Tiere vorfindet. Nähere Einzelheiten werden den Helfern, die für diese Aktion dringend gesucht werden, bei ihrem ersten Einsatz vor Ort erklärt. Insgesamt ist es eine interessante Tätigkeit in der Natur, die gleichzeitig auch noch einen großen Nutzen hat.
Wer helfen möchte, kann sich mit allen Fragen gerne an den NuK wenden:
Tel.: 0174 – 3855 611.

Meteorologen aus China besuchen Kevelaer

Eine Delegation aus China war am Donnerstag, 29. November, zu Besuch in der Wallfahrtsstadt Kevelaer. Die Meteorologen wollten sich vor Ort einen Überblick über die konkreten Maßnahmen verschaffen, die deutsche Kommunen bezüglich des Klimaschutzes ergreifen. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Bürgermeister Dominik Pichler, der im Kevelaerer Ratssaal auf die Stadtgeschichte und die Tradition der Wallfahrt näher einging, folgte ein Vortrag der Kevelaerer Klimaschutzbeauftragten Nina Jordan. Daran schlossen sich eine Stadtführung durch die Innenstadt sowie eine Fahrt zum Bürgerwindpark nach Twisteden an. Um den Besuch für die chinesischen Gäste endgültig unvergesslich zu machen, nahmen alle ein kleines Fläschchen „Pilgertropfen“ mit auf ihren weiteren Weg.

Sind die Bäume noch zu retten?

Für vier bis fünf grüne Gesellen kommt jede Hilfe zu spät. Das geht eindeutig aus dem Gutachten hervor, das im Frühjahr in Auftrag gegeben wurde. 95 Bäume wurden von einem externen Gutachter im Rahmen der geplanten Maßnahmen zur Stadtkernerneuerung untersucht. Mit dem jetzt veröffentlichten Ergebnis beschäftigt sich auch der aktuelle Newsletter der Stadt. Zentrale Aussage: „Der allergrößte Teil der 95 Bäume, die begutachtet worden sind, kann aufgrund des Zustandes erhalten bleiben.“

Keine Zeit für Jubel

Doch für Jubel bleibt keine Zeit, denn die differenzierte Bewertung der einzelnen Bäume zeigt auch, dass großer Handlungsbedarf besteht.

Das „Ampelsystem“ in der Übersicht zeigt eindeutig, dass vier bis fünf Bäume in einem so schlechten Zustand sind, dass sie entfernt werden müssen. Sie sind so stark geschädigt, dass die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben ist und sollen deshalb in den kommenden Wochen entfernt werden. Es handelt sich um zwei Linden vor dem Priesterhaus, eine Linde zwischen Kerzenkapelle und Petrus Canisius Haus sowie eine Kastanie am Durchgang zum Museum. „Diese Bäume sind so geschädigt, dass sie eine Gefahr darstellen und zwingend zu beseitigen sind“, heißt es im Newsletter. Eine weitere Kastanie an der Gnadenkapelle müsse noch auf einen Bakterienbefall untersucht werden.

Eine Gefahr

Zwischen den beiden Linden vor dem Priesterhaus, die gefällt werden sollen, steht eine weitere kleine Linde. Sie wurde vom Gutachter als „vergreist“ eingestuft, weil sie sich an ihrem Standort nicht entwickeln konnte. Da hier Kanalsanierungsarbeiten anstünden, solle auch dieser kleine Baum gefällt werden, heißt es von der Stadt.

Die vielen mit der Farbe Gelb markierten Bäume könnten dagegen erhalten werden, steht im Gutachten. Allerdings seien dazu pflegerische Maßnahmen zu ergreifen. Außerdem stellt der Gutachter erwartungsgemäß fest, dass viele Standorte wenig optimal gestaltet sind (zu kleine und nicht geschützte Baumscheiben, Befahrung mit Kraftfahrzeugen und Fahrrädern möglich etc.). Zudem könne sich durch Bau- und Kanalarbeiten der Zustand der Bäume durch Beschädigungen verschlechtern, mahnt der Gutachter explizit. Und auch die Entnahme von Bäumen bleibe für das Umfeld nicht ohne Wirkung: Sollte beispielsweise am Luxemburger Platz, wie zunächst von Kirchenseite gefordert, die Baumreihe am Petrus Canisius-Haus gefällt werden, würde sich die Standfestigkeit der gegenüberliegende Baumreihe verschlechtern. „Weitere Beeinträchtigungen im Wurzelbereich würden dazu führen, dass wahrscheinlich der ganze Bestand gefällt werden muss.“

Was passiert mit dem Luxemburger Platz?

Der Luxemburger Platz scheint allerdings für die Verantwortlichen zunächst keine hohe Priorität zu besitzen: „Es wurde bereits vereinbart, die Planungen zunächst auf den Kapellenplatz und den Johannes-Stalenus-Platz zu konzentrieren“, heißt es im Newsletter zu den „Arbeitsgesprächen“, zu denen sich „Vertreter von Kirchen, Politik, Fachleute und Planer“ nach dem Willen des Stadtentwicklungsausschusses treffen sollen. „Die nun zu erarbeitenden Planungsentwürfe für die beiden Plätze werden dann natürlich auch mit der Öffentlichkeit diskutuiert“, heißt es zumindest von der Seite der Kevelaerer Stadtplanung.

Startschuss fürs “Stadtradeln”

Radfahren ist in Kevelaer beliebt. Es könnte also klappen, was die Stadtverwaltung da vor hat und in einer Pressemitteilung euphorisch so formuliert: „Ab dem 4. August radelt ganz Kevelaer beim diesjährigen ‚Stadtradeln‘. Die Kommune nimmt erstmalig an der Kampagne des Klima-Bündnisses teil. Da Newcomer-Kommunen gesondert prämiert werden, hat Kevelaer eine gute Chance, in diesem bundesweiten Wettbewerb aufs Siegertreppchen zu steigen. Jetzt heißt es: Radeln für ein gutes Klima! Interessierte können sich noch bis einschließlich 24. August unter stadtradeln.de/kevelaer anmelden und ein Team gründen oder einem Team beitreten, um Kilometer zu sammeln. Jeder, der kein eigenes Team gründen will, tritt einfach dem offenen Team bei.“

Jeder Kilometer zählt

Die Kevelaerer Klimaschutzmanagerin Nina Jordan erklärte: „Fahrrad fahren ist eindeutig im Kommen und wir wollen Kevelaer als Fahrradstadt etablieren. Die Bürgerinnen und Bürger können mit ihrer Teilnahme am Stadtradeln zeigen, wie wichtig ihnen das Thema ist. Auch die, die sowieso oft fahren, sind angesprochen. Jeder Kilometer zählt.“

Bürgermeister Dominik Pichler und die Klimaschutzmanagerin Nina Jordan laden alle Kevelaerer herzlich ein, sich am Auftakttag am Stand des Stadtradelns auf dem Stadtfest an diesem Wochenende zu informieren und zu registrieren (Samstag, 11-17 Uhr, Peter-Plümpe-Platz). „Es winken tolle Preise dank unserer Partner Zweirad Peters, Fahrrad Service Bosch, Intersport Dorenkamp und FranceBike. Mitmachen lohnt sich aber auf jeden Fall, denn unter allen Teilnehmern werden Trostpreise verlost“, betont Jordan Zum Stadtfest wird selbstverständlich eine Anreise mit dem Fahrrad begrüßt.

Mehr Informationen unter
stadtradeln.de
facebook.com/stadtradeln
twitter.com/stadtradeln

Artenvielfalt im Förder-Dschungel

Die Geschichte von den Bienchen und den Blümchen klingt nicht aus jeder Perspektive sexy. Man kann auch aus anderen Gründen rot werden und ins Stottern geraten, geht es doch in diesem Fall um einen Gesamtansatz zur sichtbaren Erhörung einer einzelbetrieblichen Biodiversitäts- und Naturschutzberatung, die schwerpunktmäßig landwirtschaftlichen Betrieben eines regional begrenzten Raumes die Angebote im Bereich der Agrarumwelt- und Vertragsnaturschutzmaßnahmen in NRW aufzeigen und damit letztendlich der rückläufigen Entwicklung vieler in NRW vorkommender Arten der offenen Feldflur entgegenwirken soll… um nur einige der zahlreichen Ziele zu zitieren.
Bauern schlau machen
Aber letzlich geht‘s doch um Bienchen und Blümchen und darum, dass diese auch in Zukunft in ausreichender Zahl und mit Freuden vor unserer Haustür ihren Geschäften nachgehen können: Ein Berater soll dazu drei Jahre lang rund 30 Bauern jährlich beraten, wie diese dem Artensterben auf ihren Wiesen, Äckern und Feldern entgegenwirken können. Eine Idee, die übrigens aus den eigenen Reihen der Landwirte kam: Die Ortsbauern in Winnekendonk hätten bei einer Veranstaltung im Frühjahr 2017 zum Thema „Blühstreifen in der Landwirtschaft“ eine bessere Beratung über die häufig unübersichtliche Vielzahl an Naturschutz- und Artenschutzprogrammen angeregt. „Ein pragmatischer Ansatz aus der Landwirtschaft – für die Landwirtschaft“, findet Hans-Josef Linßen, Straelener Bürgermeister und Vorsitzender des Vereins „Leistende Landschaft“.
Dazu soll für die Region „Leistende Landschaft“ (zu der neben Nettetal, Straelen und Geldern eben auch Kevelaer mit seinen Ortschaften gehört) nun ein solcher Berater gefunden werden, der Landwirte und Naturschützer zusammenbringt. Die Ausschreibung endete Anfang Juli, bis Ende des Monats sollen Vorstellungsgespräche geführt werden und die Stelle mit Sitz in Straelen vor­aussichtlich Anfang September besetzt sein. Denn das Geld dazu ist da; Grund genug für zahlreiche Vertreter der beteiligten Städte, des Kreises Kleve, des Landes und aus Landwirtschaft und Naturschutz, sich in der vergangenen Woche im Bauernhofcafé Binnenheide in Winnekendonk zu treffen.
Projektträger ist die Landwirtschaftskammer NRW. Ralph Merten, Hauptdezernent bei der Bezirksregierung Düsseldorf, überbrachte jetzt den Zuwendungsbescheid in Höhe von rund 162.000 Euro (65 Prozent der beantragten Projektmittel). Den Rest der insgesamt fast 250.000 Euro bringen Kevelaer, Geldern, Straelen, Nettetal und der Kreis Kleve (25 %) sowie die Landwirtschaftskammer NRW (10 %) auf.
Für den Vereinsvorsitzenden Hans-Josef Linßen ist das Projekt ein „innovativer Ansatz“, denn die „Leistende Landschaft“, sei „Chance und Verantwortung zugleich“, sagte er anlässlich der Übergabe im Bauernhofcafé Binnenheide. Einen treffenderen Ort, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, hätte er womöglich kaum finden können: „Biodiversität und Kulturlandschaft bilden in vielerlei Hinsicht Bausteine einer ländlichen Entwicklung. Aber nicht nur die Landwirtschaft profitiert von Biodiversität. So ist beispielsweise eine intakte und gepflegte Kulturlandschaft Alleinstellungsmerkmal im Tourismus oder auch ein Kriterium für regionale Identität und Zuzug.“
Sprich: Fühlen sich Bienchen und Blümchen wohl, tut das dort wohl auch der Mensch. In diesem Sinne sicherlich eine lohnenswerte Investition, die nur noch auf fruchtbaren Boden fallen muss.

Das Projekt „Biodiversitätsmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Flächen“
In der LEADER-Region „Leistende Landschaft (Lei.La)“ wirtschaften insgesamt ca. 500 Landwirte mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von ca. 20.000 ha. Vor dem Hintergrund einer rückläufigen Entwicklung vieler in Nordrhein-Westfalen vorkommender Arten und einer Vielzahl an Förder- und Beratungsangeboten im Bereich Natur- und Artenschutz, ihres Zusammenspiels und Nutzens, wird in Form einer Projektstelle ein passgenaues Informations- und Beratungsangebot für Maßnahmen zur Biodiversitätsförderung auf landwirtschaftlichen Flächen entwickelt, das sowohl den betrieblichen als auch regionalen Gegebenheiten Rechnung trägt.
Information: www.leader-leila.de

Leute sammeln, die mitmachen

Entspannt und aufgeräumt wirkte Nina Jordan bei dem letzten Termin ihrer kleinen „Vorstellungsrunde“ durch die Ortschaften in Kervenheim.
„Die Leute kennenzulernen und Mitstreiter zu identifizieren, das war das Wichtigste. Da sind Leute, die mitmachen wollen – und die sammle ich“, freute sich die Klimaschutzmanagerin vor allem darüber, „dass überall irgendeine Idee entstanden ist. Ich bin sozusagen da nur die „Zündlerin“.
Auch in Kervenheim versuchte sie das entsprechende Feuer für den Klimaschutz und die Kreativität zu entfachen. Der personelle Rahmen war an dem Abend im evangelischen Gemeindehaus sehr übersichtlich. Das hielt die Beteiligten aber nicht davon ab, eine engagierte Debatte zu führen. Auffällig war dabei, dass Jordan diesmal weniger vortragen musste, weil ein grösserer Dialog zwischen den Beteiligten entstand.
Erneut machte Jordan in dem Vortrag deutlich, dass es die letzten fünf heißesten Sommer in diesem Jahrzehnt gegeben hat, es mehr Niederschläge und Stürme geben werde. „Mehr heiße Tage und kalte Nächte.“ Sie betonte: „Prinzipiell wird sich das System stabilisieren, wenn wir aufhören würden, das Klima zu verschmutzen. Aber auch dann dauert es Jahrzehnte. Je früher wir aufhören, umso besser.“ Die Hände in den Schoß legen und auf die Katastrophe zu warten, das sei „keine Option.“
Auf großem Fuß
Es gab wieder praktische Hinweise Richtung Wärmedämmung im Privathaushalt, auf den „ökologischen Fußabdruck“, der in Deutschland im Schnitt um das Sechsfache zu hoch liege. Über Geldanlagen habe man auch Einfluss auf Prozesse – und über die Faktoren Konsum und Mobilität.
Aus dem Plenum kamen diverse Aspekte – von dem Problem, die diversen Biosiegel überhaupt nach deren Aussagekraft noch unterscheiden zu können, über die höheren Kosten für regionale Produkte, der Macht von Firmen wie Exxon bis zu der Frage: „Warum nicht bei den großen Verursachern anfangen ? Warum so gefährliche neue AKW´s in Belgien und den USA bauen ?“
Wenn man nicht anfange, werde sich auch im Kleinen nichts ändern, verwies Ortsvorsteher Martin Brands auf das Einkaufsverhalten. „Das geht mit dem Einkauf los – wieviel Plastik wird da gekauft ?“ Jordan meinte dazu nur: „Ich bin für Hofladenkauf – aber bei dem allen gibt es keine leichten Antworten.“
Am Ende ging Jordan nochmal auf eine ihrer Lieblingsideen ein: das „Repair Café“ für Kevelaer, wo Freiwillige alte Sachen wieder instand setzen sollen. „Das ist eine tolle Anregung, hier sowas vor Ort zu machen“, nahm Brandts den zugespielten Ball direkt auf.

Was wäre ohne Sand und Kies?

Wussten Sie, dass Sie pro Tag 19 Kilogramm Sand und Kies verbrauchen? Zumindest ist das der statistische Durchschnitt der in Deutschland verbauten Rohstoffe, wie die Initiative „Zukunft Niederrhein“ errechnet hat. Der Zusammenschluss aus Sand- und Kiesunternehmen warnt vor einem problematischen Rohstoffmangel, wenn nicht bald Genehmigungen für neue Abgrabungen oder die Erweiterung bestehender Abgrabungen erteilt werden.
„13 Firmen mit 27 Standorten sind im Initiativkreis zusammengeschlossen“, erläutert Paul Schaffers, Geschäftsführer der in Twisteden ansässigen Firma Welbers. „In den nächsten fünf Jahren werden davon elf Standorte ersatzlos geschlossen und in den Folgejahren noch einmal elf weitere.“ Dann sind die genehmigten Flächen abgegraben. Eine Rolle dabei spielt sicherlich die restriktive Politik der früheren rot-grünen Landesregierung, doch auch unter Schwarz-Gelb sieht es für die Kiesindustrie nicht rosig aus. Tatsächlich sind die Argumente insbesondere gegen eine Erweiterung bestehender Abgrabungen nicht immer leicht nachzuvollziehen.
„Nach dem Krieg gab es hier in der Hanglage viele wilde Abgrabungen“, beschreibt Schaffers die Situation am Rande des heutigen Werks in Wemb. „Wir haben diesen Hang wieder hergerichtet – und das wird uns jetzt vorgeworfen.“ Denn jenseits des Hangs läge ein gutes Gelände für eine Erweiterung der in zwei Jahren erschöpften Abgrabung. Erweiterungen werden jedoch nur „angrenzend“ genehmigt – und bis zu welcher Entfernung man noch von „angrenzend“ sprechen kann, das müssen jetzt Gerichte klären. „Für Firmen sind Erweiterungen natürlich interessanter als neue Gebiete“, betont Schaffers, denn für jedes Gebiet müsse in Technik und Infrastruktur investiert werden.
Häufig sind es auch nicht die betroffenen Gemeinden, die sich quer stellen, sondern der Kreis Kleve oder die Bezirksregierung. „Der Kreis Kleve ist sehr restriktiv“, findet Schaffers, gesteht aber zu, dass es hier im Bundesvergleich schon überdurchschnittlich viele Werke gibt. Die Gemeinden freuen sich meist über die Arbeitsplätze. „90 Prozent unserer Mitarbeiter kommen aus der Umgebung der Standorte“, schätzt der Welbers-Chef.
Gäbe es denn – unabhängig vom nachvollziehbaren Interesse der Branche – keine alternativen Quellen für Sand und Kies? „90 Prozent des Bauschutts werden heute schon recycelt“, berichtet Schaffers, „viel mehr ist kaum möglich. Daraus bekommt man auch keine hochwertigen Stoffe. Sand und Kies sind zudem regionale Produkte. Der Transport über weite Strecken wäre viel zu teuer und brächte große Mengen CO2-Ausstoß mit sich. Abgrabungen an der Meeresküste haben zudem das Problem, dass erst das Salz aufwendig entfernt werden muss. Und Wüstensand hat eine andere Struktur, die für die meisten baulichen Zwecke schlicht ungeeignet ist. Die Sand- und Kiesgewinnung auf Flächen des Braunkohletagebaus ist ebenfalls keine Alternative. „Die brauchen den größten Teil für ihre eigene Rekultivierung und der Rest hat nicht immer die beste Qualität“, weiß Schaffers.
Hinzu kommt, dass beispielsweise für Beton eine Mischung aus 60 Prozent Körnung und 40 Prozent Sand erforderlich ist. „Je näher man einer Flussmündung kommt, desto größer ist beim Abbau der Sandanteil“, schildert Schaffers. Orte an größeren Flüssen würden daher tatsächlich Sand oder Kies verschiffen. „Ansonsten werden Sand und Kies immer lokal produziert.“
Wirklich verstehen kann der Kevelaerer CDU-Politiker auch die Gegenwehr gegen die Abgrabungen nicht. Schließlich werden die Flächen später renaturiert, und das in enger Abstimmung mit der jeweiligen Gemeinde. Viele Baggerseen sind heute wieder wertvolle Ökosysteme oder attraktive Gebiete zur Naherholung – letzteres allerdings war vielerorts lange nicht gewollt.
Aber auf Sand und Kies zu verzichten, kann nicht die Alternative sein. „Die OW1 wird große Schüttmengen brauchen, zum Beispiel für Rampen. Ich wüsste nicht, wer das im Moment hätte“, veranschaulicht Schaffers den Ernst der Lage. Anders als bei der Erneuerung bestehender Straßen können man hier auch kein altes Material recyceln. „Der Tiefbau boomt und viele Lieferanten nehmen keine neuen Kunden mehr an.“ Auch die Firma Welbers habe schon manche Anfrage ablehnen müssen.
„Viele Menchen erkennen nicht mehr, dass wir diese Stoffe brauchen“, hat Schaffers den Eindruck. Häuserbau, Straßenbau, Glasherstellung – selbst die Zahnpasta enthält Produkte der Branche. „Und der Qualitätsanspruch ist gestiegen. Waschbeton beispielsweise ist heute nicht mehr denkbar.“
Die Firma Welbers plant im Kevelaerer Stadtgebiet keine neuen Abgrabungen. In Twisteden gibt es zum Beispiel noch eine größere Fläche, die im Gebietsentwicklungsplan als Fläche für die Gewinnung von Sand und Kies vorgesehen ist. „In dieser Fläche liegen aber viele Häuser, Gärtnereien und Bauerhöfe, sodass sie nicht vollständig und ohne Beeinträchtigung der Anwohner genutzt werden kann“, erklärt der Geschäftsführer. „Wir versuchen die Flächen zu halten, die von der Bevölkerung anerkannt sind“, im Fall Welbers also in Wemb und Geldern.
Flächen wie die in Twisteden sind es jedoch, mit denen der Kreis Kleve argumentiert, dass die Unternehmen noch genügend Möglichkeiten hätten. „Wer ernsthaft sucht, findet immer einen Konsens“, glaubt Schaffers – doch der Konsens werde derzeit gar nicht mehr gesucht. „Wenn Hersteller und Verwaltung zusammenarbeiten, kann man Tolles machen, siehe Xanten oder die Niederlande. Auch die Maasdünen sind durch finanzielle Mittel der Abgrabungen finanziert, die dort liegen.“
Tatsächlich ist auch Kevelaer von der Frage nach neuen Abgrabungen betroffen. Die Hüdderath-Fläche wird zwar Richtung Weeze erweitert, aber in Kervenheim hat die Firma Grotendonk eine Erweitertung beantragt und ein Unternehmer aus den Niederlanden, der dort keine Flächen mehr hat, möchte ebenfalls dorthin. Eine geeignete Fläche gäbe es übrigens auch auf Wettener Gebiet. „Aber das wollte die CDU nicht“, erinnert sich Schaffers, „die Menschen sehen oft nur die kurzfristige Belastung.“ Auf lange Sicht entstehe dabei ein Mehrwert für alle.

NuK will „grundlos Bäume pflanzen“

Die Mitglieder des Vereins „Natur und Kultur im Achterhoek“ (NuK) hatten „jüngst eine sehr emotional geführte Debatte über Bäume verfolgen dürfen. Für uns war es sehr interessant, dies zu beobachten, weil alle so heftig reagiert haben und mit Feuereifer dabei waren. Das war gut, weil die Politik unmittelbar die Stimmung in der Bevölkerung erfahren konnte“, schreibt Matthias David vom Vorstand.
Und weiter: „Wir vom NuK beobachten aber nicht nur die Bäume in der Stadtmitte, wir werfen immer einen Blick auf das Ganze. Dabei fällt es auf, dass der Streitwert für Bäume in dieser Auseinandersetzung stark an das Erscheinungsbild und dem direkten Nutzen (z.B. Schatten) in der Stadtmitte gekoppelt ist. Anders lässt sich nicht erklären, warum kein Aufschrei durch die Reihen geht, wenn ein Sturm 100 Bäume im gesamten Stadtgebiet und den umliegenden Ortschaften darnieder gelegt hat und es keinen kümmert.“
Der Ruf nach einer Wiederaufforstung ertöne immer nur, wenn man Verluste durch Baumaßnahmen oder Baumfrevel erlebe, nie beim Verlust durch Naturgewalten. Während in der Stadt nun 5 Bäume wegen einer Krankheit fallen müssten, sei im Umfeld von Kevelaer „vermutlich die 10-fache Anzahl“ gefallen. Diskutiert worden sei über eine Entscheidung, die noch gar nicht gefallen sei. Passiert sei aber bisher eigentlich noch gar nichts. „Das würden wir nun gerne ändern“, schreibt Matthias David.
„Wir würden gerne grundlos Bäume pflanzen!“
Der NuK werfe „1000 Euro in den Topf und macht den Anfang. Von diesen 1000 Euro kaufen wir Bäume und suchen dafür Stellen, wo wir sie im Stadtgebiet und den umliegenden Dörfern pflanzen dürfen. Wir wissen von vielen Firmen und Organisationen, dass sie auch etwas für die Natur tun wollen und fordern alle auf, diesen Topf zu füllen und mitzumachen. Einfach so, grundlos!“
Zum Hintergrund dieser Aktion schreibt David: „Fast immer haben die großen Naturschutzprojekte, von denen wir in der Vergangenheit gelesen haben einen Ausgleichscharakter. Heißt also: Wenn ich hier eine Fläche überbaue, muss ich einen Ausgleich schaffen (siehe OW1 / Niers bei Te Gesselen). Das Gleiche mit den Bäumen in der Innenstadt. Fällen wir Bäume, kommen neue, als Ausgleich. Wir nennen so etwas gerne „Makulatur-Naturschutz“. Es findet also kein Zuwachs statt. Niemand forstet die Sturmschäden auf ,oder jene Bäume, die entlang der Straßen durch Unfälle geschädigt werden. Um einfach einmal einen Zuwachs zu generieren, wollen wir völlig grundlos Bäume pflanzen.
Wir sollten sie Zukunftsbäume nennen, weil sie nicht für uns gedacht sind, sondern für unserer Kinder und Enkel. Hätten unsere Vorfahren nicht so gedacht, sähe es heute vielerorts trostlos aus.“
Der NuK fragt: Wer macht mit? Welche Firma oder welcher Verein oder welche Organisation stockt unsere 1000 Euro auf? Bitte mit dem NuK Kontakt aufnehmen: info@nuk-achterhoek.de. Wir übernehmen gerne die Koordination der Aktion.“

Praktische Ideen zum Klimaschutz

Der „Knoase-Saal“ war die vorletzte Station auf Dr. Nina Jordans Reise durch die Ortsteile. Die neue Klimaschutzmanagerin der Stadt Kevelaer konnte diesmal lediglich neun Bürger in der Gaststätte begrüßen, sah das aber konstruktiv. „Je mehr, desto besser natürlich, aber so kommt man besser ins Gespräch mit den Leuten.“
Ihr Fazit der vergangenen Stationen fiel positiv aus: „Ich konnte von jedem etwas lernen, und dass es tatsächlich Bürger gibt, die mitmachen bei Sachen.“
Wie an den Stationen zuvor gab Jordan einen kurzen persönlichen Einblick in ihre Lebensbiographie, die sie als frühere Geologin über die Promotion in England und die Konfrontation mit der Frage Klimaschutz letztendlich auf den Weg gebracht hatte, Klimaschutzmanagerin in Kevelaer zu werden.
Anschließend verwies sie in ihrer Darstellung nochmal darauf, dass der menschengemachte Klimawandel in den Statistiken deutlich sichtbar werde. „Die fünf heißesten Sommer gab es seit 2010“, verdeutlichte Jordan. Und sie stellte klar: „Wir als Industriestaaten in Europa und den USA haben das mit unserem Verhalten der letzten 150 Jahre eingebrockt – und andere müssen das ausbaden.“ Selbst wenn man jetzt mit dem Ausstoß von CO2 aufhörte, bräuchte es Jahrzehnte, bis sich das Klima normalisierte.
„Es ist sinnvoll , sich darauf vorzubereiten – auf mehr Hitzetage und Stürme. Und wenn wir nur sitzen und warten, wird uns die Rechnung präsentiert.“ Immerhin sei über das Pariser Klimaabkommen etwas Schwung in die ganze Sache gekommen.
Jordan erläuterte den Impuls des Bundes, der den Kommunen die Gelegenheit gegeben habe, einen Kimaschutzmanager wie sie einzustellen, der sich um die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes kümmern kann.
Danach wurden verschiedene Aspekte von ihr angesprochen – über Fragen wie Nahverkehr, Wegependeln, der Tatsache, dass ein Drittel aller Emissionen aus den Haushalten komme und nur zwei Prozent aus den städtischen Verwaltungsgebäuden.
Öffentliches Obst
Sie referierte über den „ökologischen Fußabdruck“ von „allem, was wir im Leben so anstellen“, wobei jeder Deutsche jährlich 12,2 Tonnen CO2-Emissionen verursache. „Um die Klimaziele einzuhalten und damit andere Länder sich entwickeln können, müsste man auf ein Sechstel davon runter.“
In dem Kontext sprach sie auch das Konzept von „Zero Waste“ an, bei dem man gezielt Plastikikmüll dadurch vermeidet, dass man wie früher selbst Putzmittel oder Spülmittel herstellt. Aus dem Plenum kam der Hinweis auf das „World House“ Wetten, wo Menschen im Zelt leben und das zu 100 Prozent umsetzen.
Ernährung spiele auch eine große Rolle, sprach Jordan die Notwendigkeit an, frisches Gemüse statt Tiefkühlkost zu kaufen. „Ein Drittel des Hausmülls sind Nahrungsmittel“, führte sie aus.
Man müsse weg vom Bequemen und von der Gurke, die gerade sein müsse, um gegessen zu werden, forderte die „Knoase“-Chefin Heike Niesel in der Debatte und beschwerte sich sehr darüber, dass sie gerne das übriggebliebene Essen im Lokal weitergeben würde. „Das wäre besser, als es in den Müll zu werfen – Wahnsinn, die Vorschriften.“
Und Ortsvorsteherin Beate Clasen regte an, dass man ein Angebot schafft, wo Menschen in ihren Gärten oder am Wegesrand zum Beispiel Tomaten pflanzen, um sich gegen einen Obolus daran zu bedienen. „Und warum nicht mal richtige Obstbäume statt Ziergehölz im öffentlichen Raum pflanzen?“, so ihr Gedanke.
Bei dieser Diskussion konnte Jordan selbst ihre Erfahrungen aus England miteinbringen. „Da ist Selbstpflücken ganz verbreitet, wie zum Beispiel mit Beeren im Feld für die Marmelade.“
Am Ende der Diskussion äußerte Nina Jordan an das Auditorium noch zwei Bitten: Zum einen, sich bei Interesse über Infos in den Newsletter einzutragen. Und zum anderen, sich bei ihr zu melden als „jemand, der Schrauben drehen kann“, um ein „Repair Café“ mit aufzubauen, in dem Leute die Gelegenheit haben, ihren alten Toaster oder das alte Rad wieder in Schuss zu bringen – und so für weniger Wegwerfgesellschaft zu sorgen.

Nicht einfach

Uuuups – da scheint jemand Kevelaer mit einer einfachen Stadt verwechselt zu haben. Aber Kevelaer ist nicht nur unverwechselbar. Die Wallfahrtsstadt kann auch ganz schön kompliziert sein.
In dieser Woche durften wir erleben, wie unterschiedlich Blicke von außen auf Kevelaer sein können. Eine paar Planer, denen man durchaus den Blick über den Rand ihres Reißbretts hinaus unterstellen darf, haben uns gezeigt, wie der Kapellen- und die umliegenden Plätze aussehen würden, wenn man diese nach „Schema F“ überplant. Man nehme alle greifbaren Vorschriften, alle möglichen Anforderungen und ein bisschen Beteiligung und mixe das alles zu einem Cocktail – der am Ende meiner Auffassung nach keinem schmecken wird.
Die andere Außen-Sicht war die der Mitglieder des Gestaltungsbeirates. Die waren erst einmal völlig begeistert vom Status-Quo – und würden vielleicht sogar gerne vieles so lassen wie es ist. Was Volkes Stimme, die ja oftmals recht kräftig erschallen kann, recht nahe kommen dürfte.
Wir sind also wieder einmal mittendrin in einer Diskussion, deren Ergebnis schließlich ganz dicke Bretter bohren soll. Denn – machen wir uns nichts vor – Kevelaer steht vor einer der massivsten Umgestaltungen einer Stadt, die wir persönlich miterleben werden. Und da sind nun mal – das habe ich an dieser Stelle schon geäußert und tue es immer wieder gerne – Ideen gefragt und nicht Interessen.
Einfach machen wir uns diese Diskussion nicht. Auch diejenigen im Rathaus nicht, denen das oftmals unterstellt wird. Ich selbst stehe nicht im Verdacht, mich an jeden kranken Baum zu ketten, bis dieser sein Leben freiwillig aushaucht. Ich komme aber aus dem Ruhrgebiet und ich weiß, wie geschundene Landschaften und zubetonierte Innenstädte aussehen. Vielleicht habe ich Kevelaer ja auch zu lieben gelernt, weil die Wallfahrtsstadt – nicht nur wegen der Wallfahrt – anders ist. Ich werde nicht müde, es zu betonen: Es lohnt sich, über die Unverwechselbarkeit zu diskutieren und an dieser zu arbeiten.
Dazu gehört in der Diskussion um die öffentlichen Plätze meiner Meinung nach auch, für Bäume zu kämpfen und gegen den Ausverkauf des Charmes einer unverwechselbaren Stadt.