Praktische Ideen zum Klimaschutz

Der „Knoase-Saal“ war die vorletzte Station auf Dr. Nina Jordans Reise durch die Ortsteile. Die neue Klimaschutzmanagerin der Stadt Kevelaer konnte diesmal lediglich neun Bürger in der Gaststätte begrüßen, sah das aber konstruktiv. „Je mehr, desto besser natürlich, aber so kommt man besser ins Gespräch mit den Leuten.“
Ihr Fazit der vergangenen Stationen fiel positiv aus: „Ich konnte von jedem etwas lernen, und dass es tatsächlich Bürger gibt, die mitmachen bei Sachen.“
Wie an den Stationen zuvor gab Jordan einen kurzen persönlichen Einblick in ihre Lebensbiographie, die sie als frühere Geologin über die Promotion in England und die Konfrontation mit der Frage Klimaschutz letztendlich auf den Weg gebracht hatte, Klimaschutzmanagerin in Kevelaer zu werden.
Anschließend verwies sie in ihrer Darstellung nochmal darauf, dass der menschengemachte Klimawandel in den Statistiken deutlich sichtbar werde. „Die fünf heißesten Sommer gab es seit 2010“, verdeutlichte Jordan. Und sie stellte klar: „Wir als Industriestaaten in Europa und den USA haben das mit unserem Verhalten der letzten 150 Jahre eingebrockt – und andere müssen das ausbaden.“ Selbst wenn man jetzt mit dem Ausstoß von CO2 aufhörte, bräuchte es Jahrzehnte, bis sich das Klima normalisierte.
„Es ist sinnvoll , sich darauf vorzubereiten – auf mehr Hitzetage und Stürme. Und wenn wir nur sitzen und warten, wird uns die Rechnung präsentiert.“ Immerhin sei über das Pariser Klimaabkommen etwas Schwung in die ganze Sache gekommen.
Jordan erläuterte den Impuls des Bundes, der den Kommunen die Gelegenheit gegeben habe, einen Kimaschutzmanager wie sie einzustellen, der sich um die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes kümmern kann.
Danach wurden verschiedene Aspekte von ihr angesprochen – über Fragen wie Nahverkehr, Wegependeln, der Tatsache, dass ein Drittel aller Emissionen aus den Haushalten komme und nur zwei Prozent aus den städtischen Verwaltungsgebäuden.
Öffentliches Obst
Sie referierte über den „ökologischen Fußabdruck“ von „allem, was wir im Leben so anstellen“, wobei jeder Deutsche jährlich 12,2 Tonnen CO2-Emissionen verursache. „Um die Klimaziele einzuhalten und damit andere Länder sich entwickeln können, müsste man auf ein Sechstel davon runter.“
In dem Kontext sprach sie auch das Konzept von „Zero Waste“ an, bei dem man gezielt Plastikikmüll dadurch vermeidet, dass man wie früher selbst Putzmittel oder Spülmittel herstellt. Aus dem Plenum kam der Hinweis auf das „World House“ Wetten, wo Menschen im Zelt leben und das zu 100 Prozent umsetzen.
Ernährung spiele auch eine große Rolle, sprach Jordan die Notwendigkeit an, frisches Gemüse statt Tiefkühlkost zu kaufen. „Ein Drittel des Hausmülls sind Nahrungsmittel“, führte sie aus.
Man müsse weg vom Bequemen und von der Gurke, die gerade sein müsse, um gegessen zu werden, forderte die „Knoase“-Chefin Heike Niesel in der Debatte und beschwerte sich sehr darüber, dass sie gerne das übriggebliebene Essen im Lokal weitergeben würde. „Das wäre besser, als es in den Müll zu werfen – Wahnsinn, die Vorschriften.“
Und Ortsvorsteherin Beate Clasen regte an, dass man ein Angebot schafft, wo Menschen in ihren Gärten oder am Wegesrand zum Beispiel Tomaten pflanzen, um sich gegen einen Obolus daran zu bedienen. „Und warum nicht mal richtige Obstbäume statt Ziergehölz im öffentlichen Raum pflanzen?“, so ihr Gedanke.
Bei dieser Diskussion konnte Jordan selbst ihre Erfahrungen aus England miteinbringen. „Da ist Selbstpflücken ganz verbreitet, wie zum Beispiel mit Beeren im Feld für die Marmelade.“
Am Ende der Diskussion äußerte Nina Jordan an das Auditorium noch zwei Bitten: Zum einen, sich bei Interesse über Infos in den Newsletter einzutragen. Und zum anderen, sich bei ihr zu melden als „jemand, der Schrauben drehen kann“, um ein „Repair Café“ mit aufzubauen, in dem Leute die Gelegenheit haben, ihren alten Toaster oder das alte Rad wieder in Schuss zu bringen – und so für weniger Wegwerfgesellschaft zu sorgen.