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Der Meister des Lakonischen

Rüdiger Hoffmann galt in den 90er Jahren als einer der angesagtesten deutschen Kabarettisten.

Sein minimalistischer Stil, der viele an langweiligen Fußball erinnerte und dabei doch so bärbeißig-komisch war, führten den gebürtigen Paderborner in Shows wie „Samstag Nacht“, als einzigen Komiker ins Vorprogramm der Rolling Stones und brachte ihm die „Goldene Europa“ im Bereich Comedy ein. Gut 20 Jahre später steht er immer noch auf der Bühne, und das Publikum mag ihn noch immer.

Im Kevelaer Bühnenhaus forderte der vollbesetzte Saal nach seiner letzten Nummer im Programm vehement eine Zugabe und zeigte sich begeistert von einem Künstler, der irgendwie der Gleiche geblieben ist – eben nur auf Höhe der Zeit. Und Hoffmann dankte es mit dem Dank an ein „super Publikum – das sage ich nicht immer.“

Hallo erstmal

Natürlich arbeitet Hoffmann noch immer mit seinem speziellen Elementen – gleich zur Begrüßung mit „Ja, hallo erstmal…“ oder dem Klassiker „Ich weiß nicht, ob Sie es schon wussten“, die beide heutzutage zum geflügelten Wortschatz gehören.

Und elegant ist es schon, zum Einstieg ein Gespräch mit einem Bekannten einzuflechten, dessen Traum es schon immer gewesen sei, nach Kevelaer zu kommen. Dieser sei „letztens in Australien bei Bekannten gewesen, die sagten: Wenn sie mal nach Europa kommen: Paris, London, Kevelaer.“

Dazu kommt dann noch die wissenschaftlich bewiesene Erkenntnis: „Lachen ist gesund“ – vor allem fürs Immunsystem. „Wer Allergie hat, das müsste so gegen 22 Uhr 15 weg sein“, sagte Hoffmann. Und es sei dabei nicht entscheidend, worüber man lacht: „Diese Erkenntnis hat die Karriere vieler meiner Kollegen erst möglich gemacht“, machte er selbstbewusst – oder vielleicht selbstironisch ? – klar.

Und so nahm er sich heraus, das visionäre Element von Häschenwitzen herauszustellen oder die inspirierende Wirkung von selbst gestalteten Witz-Trauerreden bei Beerdigungen.
Hoffmann erzählte über den Urlaub mit Hans-Peter und Monika mit „laktosefreien Getreidecrackern“ am holländischen Campingplatz „ganz genau wie früher“ – wo das Hundeklo für Hund und Mensch daneben stand und das Fussballtor dahinter ohne Netz.
Hoffmann machte den Unterschied von früher und heute klar. Früher, „da gab´s noch Festnetz – was das ist, müsst ihr mal googeln“ und „da musste man sich richtig unterhalten – mit dem Mund“ und es gab einen Wortschatz, „der mehr umfasste als ,Gefällt mir‘ oder ,Gefällt mir nicht‘.“

Er philosophierte über Selbstoptimierung als „Religion des heutigen Lebens“: 80 Prozent der Deutschen sind mit dem Leben zufrieden, der Rest sind FC-Köln-Fans.“ Zumal selbst die Atomkraft ab 2022 kein Problem mehr sei – „wenn nicht grade in Belgien oder Frankreich so ein Ding hochgeht“ und der Atommüll erst nach drei Milliarden Jahren neutralisiert ist.“

Und er ironisierte am Klavier mit Gassenhauern wie „Die haben das Eimersaufen auf Mallorca verboten – was sind das denn nur für Vollidioten ?“ oder klavierrappend als „MC Obervollpfosten“ über den Sonderparkplatz für den SUV und den Wegfall der Kapitalertragssteuer.

Heavy Metal und Frühjahrsmüdigkeit

Nach der Pause steigerten sich Qualität und Gagdichte des Programms. Er sprach über die Freundin, die sich über Studien in Heften wie „Brigitte“ oder Bella“ informiert – wie „Männer haben voll einen an der Waffel von Geburt an“, „100 Prozent der Menschen in einer Ehe sterben“ oder Heavy-Metal als Entspannungsmusik – hinter Bach: „Da haben wir die ganze Woche die Kristina Bach gehört“ und der Arzt habe bei der Freundin dann eine Schlagerallergie festgestellt.

Hoffmann sprach über seine untauglichen Bemühungen gegen Frühjahrsmüdigkeit. „Nach dem ersten Liegestütz bin ich liegengeblieben, nach der zweiten Gabel Salat umgekippt und mit Gurkenmaske aufgewacht. Oder beim „Schweigen der Lämmer“: da „gab´s Augenlicht aus und bubu.“ Selbst der 200-Watt-Scheinwerfer auf´s Sofa und die zusätzlichen Lampen im Garten und in der Garage zogen nur „den Pilot der Billigairline“ an.

Drei Nummern stachen dann heraus: die bitterböse Nummer als vorurteilsvoller Spießbürger, der bei einem „ausländischen Mitbürger“ namens Herrn Meier vor drei Generationen einen „Achtelfranzosen“ ausmachte. „Dem merkt man es aber nicht an – überhaupt nicht, gar nicht, aber so ein bisschen schon“, machte er sich Gedanken darüber, was wäre „wenn man einen Schwarzen noch mit dabei hätte, dann könnte er sich nicht so einfach verstecken.“ Und den man als „unkalkuliertabes Risiko“ aus der Nachbarschaft entfernt habe – bis Hoffmann die Rolle auflöste und sagte: „Das ist eine offene Anstalt, wo ich untergebracht bin.“

Faszinierend geriet auch seine Puppennummer mit dem „Kleinen Vacek“ am rechten Arm, bitterböse seine Schützenbruder-Geschichte und aus der „Selbsthilfegruppe anonymer Ausländerfeinde“ – und optimistisch-ohrwurmig sein Abschlusslied „Hoch hinaus“.

„Keine weiteren Fragen“ im Kevelaerer Bühnenhaus

Christian Ehring hat ein nostalgisches Faible für aussterbende Medien, weswegen er regelmäßig im Fernsehen auftritt. Eingeweihte kennen ihn als Moderator der NDR-Satiresendung Extra3 und als Sidekick von Oliver Welke in der ZDF Heute Show. Was viele nicht wissen: Schon weitaus länger kultiviert er seine Liebe zur Bühne, jenem fabelhaft antiquierten Kommunikationsmittel in analogem HD.
„Keine weiteren Fragen“ ist ein assoziativer Monolog voller Gegenwartsfuror und mit Gesang. Ein aktueller Lagebericht aus dem Komfortzonenrandgebiet.
Uns Deutschen geht es scheinbar gut. Die Wirtschaft brummt, der Export bricht alle Rekorde, wir sagen anderen, wo es langgeht, und Angela Merkel hat keine natürlichen Feinde mehr. Und doch schleicht sich selbst bei den hartgesottensten Hochleistungs-Verdrängern das Gefühl ein: So wird’s nicht weitergehen. Die Klimakatastrophe steht vor der Tür, der Islamische Staat womöglich bald schon in Lüdenscheid, Europa bricht auseinander, Millionen Menschen sind auf der Flucht und lassen sich auch von Horst Seehofer nicht mehr abschrecken.
Die Einschläge kommen näher. Sind das beherrschbare Krisen oder schon schwere Ausnahmefehler? Reicht der Einkauf im Bioladen noch aus als moralischer Ablassbrief? Ist der Satz: „Ja, schlimm“ wirklich eine adäquate Reaktion auf die Katastrophen unserer Zeit? Und sollte man derartige Fragen überhaupt stellen, wo doch das Haus noch nicht abbezahlt und die Yogalehrer-Ausbildung noch nicht ganz abgeschlossen ist? Besser nicht. Sonst steht plötzlich der Zweifel da. Steht in der frisch renovierten Wohnküche, mixt sich einen Smoothie und will einfach nicht mehr gehen.
Neben seinem Kom(m)ödchen-Engagement tritt Christian Ehring hauptsächlich solo auf und produziert Texte und Töne für Kollegen im Fernsehen und auf der Bühne. Seit Mai 2009 ist er freitags häufig in der „ZDF-Heute Show“ zu sehen und seit September 2011 moderiert er die NDR-Sendung EXTRA3.
Karten für den Auftritt am 4. Oktober, 20 Uhr, im Bühnenhaus, kosten ab 25,20 € / ermäßigt ab 21,90 € beim Kevelaer Marketing, Peter-Plümpe-Platz 12, 47623 Kevelaer, Telefon: 02832-12 21 52.

Da verschwimmen die Grenzen

Man muss schon sagen, ein wenig fühlt man sich an den seligen Hanns Dieter Hüsch und seinen berühmten Spruch „Der Niederrheiner weiß nix, kann aber alles erklären“ erinnert, wenn man Ludger Kazmierczak da so auf der Bühne reden hört. Und das ist durchaus, wie aus dem Einleitungssatz klar hervorgeht, als Kompliment gemeint. Das Kulturbüro Niederrhein von Bruno Schmitz holte den Journalisten jetzt zu einem kleinen, aber feinen Auftritt unters Dach der Öffentlichen Begegnungsstätte nach Kevelaer.
Von Hölzken auf Stöcksken, von hier nach da, von oben herab und trotzdem geerdet steht er da und redet in einer Tour, die den Teilzeit-Spaßmacher mittlerweile in immer größeren Kreisen rund um seine Heimatstadt Kleve führt. Quasi aus einer Silvesterlaune heraus geboren, ist sein Programm mittlerweile vom Klever Lokalkolorit in die beinahe schillerndsten Farben umgeschlagen, die der Niederrhein so zu bieten hat.
Die hohe Kunst des Niederländischen
Da darf der „Schnupp-Schrank“ ebensowenig fehlen wie die Herrencreme oder der Besuch „unserer holländischen Freunde“, bei dem er auch noch zungenbrecherisch (Sprach-)Kurs auf die hohe Kunst des Niederländischen nimmt.
Da verschwimmen auch andere Grenzen, wenn er seine Herkunft bis zu seiner „Tante“ Angela Merkel zurückverfolgt – oder holt sie ihn ein? Da streift er die Geschichte: „Die Zeiten, wo wir uns alle 16 Jahre einen neuen Kanzler wählen konnten, sind vorbei.“ Da bringt er aktuelle Themen aufs Tapet: „Früher hieß es immer: Iss Deinen Teller leer, damit es schönes Wetter gibt. Was haben wir jetzt davon? Dicke Kinder und Erderwärmung!“
Da rattert er einen wunderbaren Regiolekt runter, vom verliebten „hier komm ich öfter“, über das immer wieder lächerliche „es geht sich um Folgendes“ bis hin zur niederrheinischen Verlaufsform: „Et war schön gewesen.“ Alles nach dem Motto: „Grammatik ist keine Pflicht. Ich kenne einen in Kevelaer, der benutzt noch den Dativ. Dem sein Bruder in Kervenheim schon nicht mehr.“
Da vermengt der hauptberufliche WDR-Radio-Korrespondent in seiner Teilzeit-Freizeit gekonnt Genres wie Kabarett und Comedy, Karneval und Klamauk. Er ist ebenso ein Witze-Erzähler wie ein ernster Kommentator, ein König wie ein Clown. Dabei ist er mit seinen flotten Sprüchen und feinsinnigen Befindlichkeiten immer eindeutig einer vom Niederrhein. Also einer von uns, der aus seiner umfassenden Verschmitztheit keinen Hehl macht, aber auch wenig Aufhebens von seiner zeitweisen Ohnmacht. Damit ist er näher dran an seinem Publikum, als es andere wohl je sein werden.
Schweißtreibendes Treiben
Hoffentlich kann sich Ludger Kazmierczak diese Unbefangenheit, Unverkrampftheit und gleichzeitige Unverfrorenheit erhalten. Denn das zeichnet ihn aus: Er macht das, was er da tut, weil er unglaublich viel Spaß daran hat. Das jedenfalls kommt unverstellt über die Rampe.
Auch wenn die meisten Zuschauer des schweißtreibenden Treibens beim „Kabarett unter‘m Dach“ am Montagabend keine Kevelaerer waren: Ludger Kazmierczak darf sicher gerne wieder hier kommen.

Ordnungsamt trifft Wanderzirkus

Schon vor dem Programm zeigten sich die beiden Künstler nahbar und vollkommen unprätentiös, standen am Büchertisch im Foyer, machten mit ein paar Besuchern Selfies und liefen beide locker-entspannt vor Beginn der Show durch die erste Reihe.
Danach betraten die „Frau mit römischem Blut und rheinischem Temperament“, die mit sieben Männern zusammen lebt, von denen sie „sechs selbst gemacht hat“, und dem „Holzfäller – kanadisch, quadratisch, praktisch, gut“ gemeinsam zu „All you need is love“ und dem Ruf „Guten Abend, Kevelaer“ die Bühne.
„Hurra wir lieben noch“ hieß das Programm – das Thema war ihre 34 Jahre währende Ehe (Mock­ridge: „Ein guter Mittelwert“) mit all ihren Höhen und Tiefen. Von Beginn an banden sie dabei das Publikum offensiv mit ein, ließen sich alle gegenseitig begrüßen und den Namen des Tieres, das sie mit dem Nachbarn assoziieren, ausrufen.
Dann fragten sie nach dem ältesten Paar – Helga und Adolf mit 61 Jahren (kennengelernt in der Jugendfreizeit) – und dem am frischesten verliebten Paar – Oliver und Jessica (sind seit drei Jahren verliebt und haben sich in der Kirchenband kennengelernt).
Wie man sechs Kinder in die Welt setzt
Sie durften sich in der Pause das neue Buch der beiden mit Unterschrift abholen. „Ihr müsst nicht sechs Kinder in die Welt setzen, aber da steht drin, wie es geht“, gab Kinsky dem Paar mit.
Danach folgten zwei Stunden mit viel Tempo, Witz und Feuer, wobei die „italienische Mama“ in rheinischer Mundart immer noch einen Tick flotter formulierte.
Und so erzählten sie über ihr erstes Kennenlernen. Sie hatte als Studentin in Bonn auf seine Anzeige für eine Rolle bei der „Springmaus“ geantwortet („Ich hatte einen Job und den Kerl dabei“), dem ersten Kuss („In der Bonner Altstadt am Friedensplatz Donnerstag um 15 Uhr 30), dem ersten Mal („Einen Tag davor.“) und dem ersten romantischen Einkauf bei Aldi.
Sie philosophierten im gegenseitigen Wechsel über die Schmetterlinge-im-Bauch-Phase, der die erste Desillusion folgt – wenn er mit ihr in einem Kanu in Kanada durch die Natur paddelt, während sie die Supermärkte vermisst und sich vorne im Kanu vorkommt „wie der Dödel in der Wildwasserbahn“.
Oder über die Phase, wenn sich in seiner Wohnung bei ihrem Einzug alles ändert. So leidet Mock­ridge, als es auf einmal „numerierte Plätze für Lebensmittel im Kühlschrank“ gibt, die Heizung angeworfen wird, Räucherstäbchen verteilt werden und das Marilyn-Monroe-Poster an der Wand dem Bild von vier Babys weicht – von dem Entzug vom Fussballgucken für 34 Jahre („Aber Uwe Seeler spielt noch?“) ganz zu schweigen.
Und dann fängt die Frau an, für den Mann „vorweg zu denken“. Eine Ehe also wie beim Schachspielen, so Mockridge: „Was darf die Dame? Alles. Was darf der König? Nix.“ Oder frei nach der Adam-und-Eva-Geschichte,wo „der Mann mit Six-Pack strohdoof“ die Welt auf Gottes Bitte hin in sieben Tagen nicht gebacken kriegt, während die „multitaskingfähige“ Frau das ruckzuck organisiert kriegt „mit Fußgängerzone, Einkaufszentrum, Kirche und Waschsalon“, so Kinsky.
„Das Hirn vom Holzfäller ist aufgebaut wie ein Amt: ein stundenlanger Flur mit tausend Türen, wo steht: Bin gleich wieder da!“, erzählte Kinsky. Während ihr Gehirn „wie eine Zirkusmanege ist, wo Schweine, Elefanten, Pferde und Clowns herumlaufen und sie als Zirkusdirektorin von einem Thema zum anderen springt“, konterte Mockridge. Wie man so eine Ehe nennt ? „Ordnungsamt trifft Wanderzirkus“.
Im zweiten Teil ging „Familie Flodder“ dann auf ihre sechs Söhne ein – als Ehepaar beim Johanniter Krankenhaus „ausgestattet mit einer Zehnerkarte“ , einem Hausmeister, der ausrief: „Das sechste geht auf´s Haus“ und einer Nachbarin, die im Supermarkt Margie zuruft: „Ist ja super, da haste sechs Träger, wenne tot bist.“
Beipackzettel für Eltern
Von der Übernahme des Alkoholtrinkens in der Schwangerschaft über das Trainieren des Hechelns während der Presswehen, dem Basteln in der Kita und dem Naturgrüntheater, bei dem der eigene Junge im Rollrasen eine Bohne spielt, vom Reisen im Urlaub bis zur Pubertät reichte die Palette der Dinge, die nach Auffassung der beiden auf einen gesonderten „Beipackzettel“ für Eltern gehören.
„Wir lieben sie aber alle sechs – trotz Risiken und Nebenwirkungen“, machten Kinsky und Mockridge klar. Und sie machten auch klar, wie man sich nach 34 Jahren zum Hochzeitstag belebt – indem man genau das macht, was man vor 34 Jahren auch gemacht hat, auch wenn der String-Tanga von früher nicht mehr passt.
Rührung rief beim Publikum der Moment hervor, als Mockridge beim Abschied eines Sohnes am Bonner Bahnhof feststellt: „Ich habe mich wieder in meine Frau verliebt.“
„Zwei Stunden lang gelacht so wie wir miteinander alle“, so funktioniere halt eine gute Ehe, lautete die schlichte Botschaft des Paar-Abends.
Zu „Love is in the air“ und „Alles wird gut“ nach der Zugabe beendeten sie das Programm – positiv überrascht von dem erst reserviert wirkenden Publikum, das danach in größerer Zahl bei der zweiten Runde Bücherstand und Selfiemachen zu ihnen kam und mit ihnen noch locker plauderte.

Große Geschichte(n) und täglicher Tratsch

Kevelaer. Wie sagt der Rheinländer so gerne: „Et kütt, wie et kütt.“ Und so scheinen manchmal auch die abendfüllenden Programme dieses Rheinland-Immis aus Südtirol aufgebaut zu sein. Aus Konrad Beikircher kommen einfach die Geschichten heraus, ach was sag‘ ich – sie sprudeln wie aus einem nie versiegen wollenden Quell – und werden in den allermeisten Fällen so und so oft zu einem der Freude. So auch am Montagabend im ausverkauften Bühnenhaus, wo er das Publikum rund zwei Stunden auf höchst amüsante Weise unterhielt.
Frohnatur mit spitzer Zunge
Lange bevor der Begriff des „Stand-Up-Comedian“ hoffähig wurde, stellte sich der studierte und ehedem praktizierende „Zycheloge“ Beikircher auf die Bühnen der Republik, um alle zwei Jahre wieder einen weiteren Teil seiner Rheinischen Trilogie vorzustellen. Mittlerweile ist „Passt schon…“ das 14. Programm, bei dem sich der Kabarettist der rheinischen meist Froh-Natur und zumeist spitzen Zunge bedient. Und immer noch beherrscht er wie kaum ein anderer eine ziemlich perfekte Verknüpfung von großer Geschichte und täglichem Tratsch.
Was er sagt, musste mal gesagt werden
Er wagt den Spagat zwischen hochachtungsvoller Analyse und billiger Belanglosigkeit – und rutscht dabei nicht aus, weil er sich bei niemandem einschleimt. Alles, was er sagt, musste mal gesagt werden, meint man – auch dann noch, wenn man ihm stundenlang zugehört hat.
Dabei ist er nicht einmal ein begnadeter Vor-Denker, sondern überlässt es den Menschen, die er in Alltagssituationen trifft – an der Kneipen-Theke, in der Metzgerei, beim Kauf von Mittelchen „für gegen Hornissen“ – ihm die Worte in den Mund zu legen. Er zitiert Büttenredner und Fleischereifachverkäuferinnen, stellvertretende Regierungspräsidenten und Gewerkschaftssekretäre wie sie ihm vor die sprachliche Flinte kommen. Er steht da – diesmal ausnahmsweise mal ohne Jacket im roten Strickpulli – und fabuliert so fabelhaft, dass man gerne mit ihm eintaucht in dieses rheinische Universum, das ihn umgibt, vom Gespräch über den Gartenzaun hinweg bis zur anderen Rheinseite, von den Römern über die Preußen, die britische Besatzung und Adenauers „letzte Bötchensfahrt“ bis mitten hinein in die Gegenwart.
Manchmal wischt er mit einem Satz die große Geschichte vom Tisch, wie bei den Preußen, die vor 200 Jahren das Rheinland verwalten wollten: „Daran sind schon die Römer und der Antwerpes gescheitert.“ Manchmal gründelt er abgrundtief, wie bei dem Altnazi, der das Heben des Arms als Geste des Widerstands verstanden wissen will: „Moment emaaaal…“ Und manchmal recht ihm sogar Sprache „pur“, ohne Sinn oder Interpretation, wenn er beispielsweise anhand der Lagerstätte für Segelflugzeuge erklärt, dass das „G“ in rheinischer Zunge auf vier Arten ausgesprochen wird: „Sejel-Fluchzeusch-Larer“.
Stundenlang könnte man ihm zuhören, stellt man fest, wenn man ihm stundenlang zugehört hat. Und freut sich auf den 15. Teil der rheinischen Trilogie…

Marc‘n‘Simon in Winnekendonk

Winnekendonk. Nach Wirtschaftswunder-Nostalgie mit den „Sweethearts“ und Einkaufszettel-Kuriositäten mit Wigald Boning steht ein weiterer Höhepunkt des Volksbank-KulturHerbstes kurz bevor: Marc’n’Simon bringen am 27. Oktober mit ihrem begeisternden High-Speed-Rock-Pop-Kabarett die Öffentliche Begegnungsstätte in Winnekendonk zum Beben. Das englische Duo begeistert mit seiner unnachahmlichen Bühnenshow, die immer am Puls der Zeit ist. Da bleibt kein Auge trocken! Lachtränen trüben den Blick unweigerlich. Herausragend gespielte und persiflierte Rock- und Popsongs, einzigartige Wortspiele in Denglish, gnadenlose Blödeleien, schräge Bühnenkostüme und Verkleidungen, Albernheiten am laufenden Band mit selbstkreierten Bühnenrequisiten und eine unglaubliche Fülle an Musikalität sind die Kennzeichen dieses einzigartigen und verblüffenden Bühnenerlebnisses. Ihr Humor bleibt immer im Positiven, grenzt nicht aus und bezieht alles und jeden ein. Gerade deshalb sollte man sie besser im Auge behalten. Wer das muntere Spektakel nicht verpassen will, sichert sich jetzt noch Karten in der Volksbank Kevelaer oder unter www.vb-niers.de/kulturherbst. Der Eintritt beträgt für Volksbankkunden 13 Euro, der reguläre Eintrittspreis ist 18 Euro. Beginn der Veranstaltung ist um 20.00 Uhr.

Die Antwort gegen die Gleichgültigkeit

Kevelaer. „Gibt´s Fragen?“ Wenn ein Kabarettist schon so anfängt, dann kann der Zuhörer einiges erwarten.
Er habe nicht die Antworten auf die großen Fragen, „und wenn Sie mit mehr Fragen als Antworten rausgehen, dann ist viel erreicht“, nordete Christoph Sieber das Publikum zum Auftakt seines Programms „Hoffnungslos optimistisch“ gleich mal so richtig ein. „Sie müssen mir auch nicht alles glauben“, legte der gebürtige Schwabe nach.
Der Abend war vom Bühnenhaus in die öffentliche Begegnungsstätte verlegt worden – warum so ein renommierter Name wie Sieber – bekannt durch seine TV-Auftritte in der ZDF-Sendung „Mann, Sieber!“ – nicht mehr Leute anziehen konnte, wusste niemand zu sagen.
Diejenigen, die nicht kamen, verpassten dafür ein zweistündiges, spitzfindig-intelligentes und spannend aufgebautes Programm, das erahnen ließ, warum man Sieber die „Stimme des jungen Kabaretts“ nennt.
Es geht ums Eingemachte
„Man macht sich Sorgen, es geht ums Eingemachte“, ging er nach der Einstiegsgeschichte über einen Auftritt mit Feuerwehrbrand an solche irrrwitzigen Wahlkampf-Debattenthemen wie Frauke Petry, die Flüchtlinge auf eine Insel schicken wollte, oder das Burka-Verbot heran. „Burkaverbot am Steuer – das größte Problem. Haben Sie schon diese Frauen auf der A57 auf der Überholspur gesehen?“, fragte er zynisch in die Runde.
In dieser Art bewegte sich der Sieber-Abend zwischen Alltagshumor, sprachlich temporeicher Gesellschaftskritik, Lyrik und dem Schlüpfen in diverse Rollen.
Die Menschen seien heute „wie Goldfische, die drei Sekunden im Kreis schwimmen und sich dann sagen: Auch schön hier.“ Es brauche schon Apps, damit die Leute als „halb Mensch, halb Handy“ nicht gegen den Laternenmast rennen.
Und bald werde man nicht mehr von der „sprechenden“ Haustür reingelassen, weil die sich mit dem Kühlschrank geeinigt habe, dass der Mann die Milch vergessen hat. Der „Algorythmus“ im PC entscheide heute schon, ob jemand einen Herzschrittmacher erhält oder nicht.
Um das Zwei-Grad-Ziel beim Klimawandel zu erreichen, müsse man „weniger Auto fahren, weniger fliegen, weniger Fleisch essen. Das ist ja schon sehr konkret!“, hielt er dem Publikum den Spiegel vor und zitierte aus Hölderlins „Hyperion“ von 1798. „Zwanzig Minuten Programm und schon die Stimmung im Arsch“, sagte er und die Lacher blieben fast im Hals stecken.
Als „schwäbischer Bäcker Häberle“ tippte er Themen wie Trump („Make Häberle great again“) oder die Bankenkrise („Wir sind „too big to fail“) an, zog über Feindbilder wie „die Politiker“ oder die „faulen Griechen“ her, bei denen drei Millionen Menschen zur Zeit ohne Rente sind.
„Kein Staat zahlt seine Schulden – davon leben Banken. Das System würde sonst zusammenbrechen“, ätzte er dann gegen die „libyschen Schlepper, die KZ-ähnliche Strukturen schaffen“, während Europa seine Werte „nur auf Geld gebaut, auf Sand gebaut“ habe.
Brillant war Siebers Rolle als „unverschuldet reich gewordener“ Erbe, der die Armutsdebatte mit der Bemerkung „Macht Euch frei von Geld, zahlt nur mit Karte“ abtut – bei einer „Unterschicht im Land, die elf Jahre früher stirbt als die andern. Und zehn Prozent haben nicht mal ausreichend Winterkleidung.“
Stark war auch seine Bildungskritik – wenn er davon sprach, dass 98 Prozent der Kinder große kreative Möglichkeiten haben – und nach der Schule nur noch zwei Prozent. „Und so kommt es, dass ein sturzdoofer Architekt einen Flughafen in Berlin baut“, meinte er später.
„Gewalt oder Verdummung – es gibt zwei Möglichkeiten, um Menschen gefügig zu machen.“ Das heißt für Sieber den „Konsumenten“ mit tausend unnötigen Teelichtern zu Ikea zu locken. Oder mit Zalando, die demnächst „unglaublicherweise Läden“ eröffnen wollten, wo es „sensationellerweise Schuhe“ vor Ort geben wird – das sicher sogar rechte und linke und auch in Kevelaer.
An das Ende seines Programms stellte Sieber dann doch noch ein klares politisches Statement mit einer Abwandlung des Hüsch-Gedichtes „Ich will mich nicht gewöhnen“, wo er gegen die „Barbarei der Globalisierung“ wetterte und sich „nicht daran gewöhnen möchte, in einer Gesellschaft zu leben, wo Menschen als „Gutmenschen“ beschimpft werden.“
Und beim Satz „Was ist ein Mensch ohne Empathie – ein Nichts!“, schimmerte da dann sogar sowas wie Aufbegehren gegen die Gleichgültigkeit auf.
Seine Botschaft lautete: „Es gibt die Essenz des Nichtwissens nicht mehr. Wir werden es gewusst haben.“ Die „kleine Anwort auf die großen Fragen“ sei ganz einfach: „Das sind wir!“

Ein Mann wie ein Pott Kaffee

Kevelaer. Dieser Mann passt in keine Schublade. Sieht man davon ab, dass Männer gemeinhin ohnehin nicht in normalformatige mitteleuropäische Schubladen passen, so scheint es – selbst im neuen Katalog eines schwedischen Pressspanplattenverwerters – keine Schublade zu geben, die groß genug für Torsten Sträter wäre.
Von Format
Das liegt einerseits, und andererseits natürlich auch, an seinem Format. Den stämmigen Waltroper wird so schnell keine Diät aus dem Wams hauen. Deshalb macht er auch keine und schnürt sich geschmacklich wie mengenmäßig in keinerlei Korsett. Sprich: Er spricht fast schon unaufhörlich gute zweieinhalb Stunden lang und man darf sagen: Er spricht sein Publikum an. Das hatte auch am Samstagabend im ausverkauften Kevelaerer Bühnenhaus gutes Samstagabend-Unterhaltungsformat einschließlich Überlänge und das Publikum dankte es ihm am Ende mit viel Applaus.
Torsten Sträter gilt derzeit als so etwas wie der „Blockbuster“ unter den Poetry-Slammern. Die Häuser sind voll von jenen, denen Mario Barth zu laut und Fips Assmussen zu lächerlich sind, die Hagen Rether zu anstrengend und politisches Kabarett ausreichend im Wahlkampf vertreten finden. Das weiß er und schnallt dann doch den Gürtel enger: Kein politisches Kabarett, aber dafür Alltagssituationen, die fast jeder nachvollziehen kann: Den Arztbesuch – mit Prostata – oder die wunderbare Verwechslung von Waage und Staubsaugerroboter im Fitness-Studio schüttelt er mal eben so aus dem Ärmel und im Saal hält man sich den Bauch vor lauter Lachen.
Von Hölzken auf Stöcksken
Diese ineinander verwobenen „Von Hölzken-auf-Stöcksken-Geschichten“ machen den größten Teil des Bühnengeschehens aus, dazwischen ahnt man, dass es, wenn schon keinen roten Faden, so doch zumindest jede Menge „Running Gags“ gibt, wie den nach der politischen Korrektheit des Begriffs „Hottentotten“. Die Mutter, der Bruder, die Oma werden häufig zitiert, die Klammer vom ersten in den zweiten Teil beschert einem eine inspirierende Pause, und wenn dieser begnadet-reduzierte Entertainer, der mit einer Flasche Wasser und einem Becher Kaffee als Requisiten auskommt, das alles doch auswendig gelernt haben sollte, dann fällt das absolut nicht auf.
Er lässt jedenfalls keinen Gag auf der Strecke, auch nicht in Dialog und Ansprache eines Zehnjährigen in der ersten Reihe: „Du weißt, dass ich wegen Dir 80 Prozent meines Programms heute Abend nicht spielen kann?“. Ein wenig ins Hintertreffen geraten dabei seine Lesungen – aber die kann man ja in seinen Büchern nachlesen oder sich auf seinen CDs anhören, falls man das nicht schon getan hat. Und am Ende kann man dann doch noch zaghaft zwei Schubladen, muss aber kein Fass aufmachen: Torsten Sträter war an diesem Abend in Kevelaer mehr ein Stand-Up-Comedian als ein Poetry-Slammer – aber eben ein guter und ein gut unterhaltenes Publikum im Bühnenhaus glaubte ihm sofort, dass auch er sich bei diesem Auftritt bestens amüsierte.

„Männer sind einfach unerschöpflich!“

Die Kervenheimer Kirmes wirft ihre Schatten voraus. Vom 25. bis zum 28. August findet im Schatten der Burg wieder das große Volksfest statt. Traditionell eröffnet wird das gesellige Treiben mit einem Kabarettabend am Donnerstag, 24. August.
Diesmal sorgt De Frau Kühne für Stimmung. „De Frau wer?“, dürfte sich mancher noch bis vor kurzem gefragt haben. Hat die Künstlerin irgendwas mit den Gurken zu tun? Weit gefehlt. Ingrid Kühne ist in der Kabarettszene längst eine feste Größe. Dabei zählt sie durchaus zu den „Spätstartern“.
„Als Kind war mir eigentlich immer klar, ich werde mal berühmt“, plaudert die 48-Jährige aus dem Nähkästchen. Bereits mit zwölf Jahren spielte sie Theater in plattdeutscher Mundart. „Auf heimischen Karnevalsbühnen fühlte ich mich auch zu Hause, mal hier, mal da, aber im kleinen Rahmen.“
Zunächst bestimmten jedoch die anderen „vier Jahreszeiten“ ihr weiteres Leben: Die gelernte Schrift­setzerin wurde beruflich ziemlich beansprucht. Privat stachen die Hochzeit mit ihrem geliebten Ralf und die Geburt ihres Sohnes Sven hervor. „Und mit 40 rechnest du nicht mehr damit, durchzustarten“, schmunzelt Ingrid Kühne. Auf den Karnevalsbühnen am Niederrhein ist sie dennoch ein gern gesehener Gast. „Es sind ja auch immer Alltagsgeschichten, mit denen sich jeder indentifizieren kann“, erklärt sie ihr Konzept.
Irgendwann häuften sich dann die Aussagen: „Du gehörst nach Köln!“ Gesagt, getan. 2010 startete Ingrid Kühne beim Festkomitee Kölner Karneval im literarischen Komitee. Im gleichen Jahr schafft sie es auf den Vorstellabend beim Regionalverband Düren. Es folgen Vorstellabende in Aachen und beim KRE. Seit drei Jahren ist auch die Kleinkunstbühne ein fester Bestandteil in ihrem Leben.
Mit ihrem Soloprogramm „Wie war das no(ch)rmal?“ strapaziert sie seitdem die Lachmuskeln ihres Publikums. „Die ersten zwei Minuten sind entscheidend“, schwört De Frau Kühne bei ihren Auftritten auf Spontanität.
Politik und Fußball sind bei ihr eher tabu. „Mein Lieblingsthema sind Männer“, schmunzelt die Lüttingerin. „Sie sind einfach unerschöpflich.“ Ihr liebstes „Opfer“ ist Ehemann Ralf. Doch der nimmt‘s mit Humor, ständig auf die Schippe genommen zu werden. „Ich kann gut damit leben“, versichert Ralf Kühne. „Seien wir doch ehrlich. Wenn jeder Mann mal ein wenig in sich geht, findet er sich doch in fast allen Szenen wieder.“ Zumal die Künstlerin nicht unter die Gürtellinie schlägt.

Ist das normal? Der Ehemann beim Blumengießen. Das könnte ein „interessantes Thema“ für De Frau Kühne werden.


Bis zu 160 Auftritte stehen für dieses Jahr in ihrem Terminkalender. Immer mit dabei: ihr größter Kritiker, Ehemann Ralf. „Ohne ihn könnte ich das nicht durchziehen“, versichert Frau Kühne. Und wofür schlägt jetzt mehr ihr Herz, Karneval oder Kabarett? „Beides hat seine Reize“, kommt die 48-Jährige ins Grübeln. „Beim Soloprogramm kommen die Leute wegen mir und die vollen Häuser beim Karneval gehen auch an die Nieren.“
Inzwischen hat sie einige Preise eingeheimst. 2015 wurde sie Dritte bei der Krefelder Krähe. Danach gab es den 2. Platz beim Laach Ovend in Niederkassel, den 2. Platz beim Euskirchener Kleinkunstpreis, den 3. Preis beim Paderborner Einohr und 2016 dann das Highlight für jeden Kabarettisten die Nominierung fürs „Schwarze Schaf“, einen Preis, der von Hanns-Dieter Hüsch ins Leben gerufen wurde.
„Der Türöffner für meine Karriere war das Fernsehen“, ist sich die Botschafterin der Herman-van-Veen Stiftung sicher. „Auf einmal bist du im ganzen Land bekannt.“ Auftritte in Berlin, Hannover oder Wangen bestätigen das. Und selbst in Fürstenfeldbruck belegte sie beim Paulaner Solo+ 2016 den 1. Platz. Ihrer Heimat bleibt De Frau Kühne jedoch auch weiterhin treu, was Auftritte in Winnekendonk, Twisteden oder Goch belegen. „Mit Kervenheim betrete ich jedoch Neuland“, sagt die Kabarettistin. Zwar habe sie als Kind oft eine Wallfahrt nach Kevelaer mitgemacht, „aber bis Kervenheim bin ich nicht gekommen.“
Am 24. August ist es nun soweit. Das Publikum darf sich nicht nur auf beste Unterhaltung freuen. Nach dem Auftritt mischt sich In­grid Kühne meist noch ein wenig unters Volk, gibt Autogramme, steht für Fotos zur Verfügung oder hält einfach nur ein Pläuschen.
Was – Wann – Wo
De Frau Kühne tritt am Donnerstag, 24. August, um 20 Uhr, auf dem Festgelände im Burghof mit ihrem Programm „Wie war das noc(r)hmal?“ auf. Einlass ist ab 19 Uhr. Frei Platzwahl. Der Eintritt beträgt 19,50 Euro.
Karten gibt es im Vorverkauf bei der Volksbank Winnekendonk, im Service Center der Stadt Kevelaer und in Bäckerei Kürvers in Kervenheim.

Stunk in der Mariechen-Stadt

Kevelaer. Die Marienstadt scheint auch ein Gnadenort für begnadete und begnadigte Kabarettisten zu sein: Das „dreckige Dutzend“ – zwölf Mitglieder der Kölner „Stunksitzung“ – jedenfalls machte in der vergangenen Woche das Bühnenhaus randvoll mit Besuchern, mit Sketchen, mit allerlei parodistischer Musik. Das bunte Programm setzt sich aus diversen „Highlights“ vergangener Sitzungen zusammen, die längst noch nicht verstaubt wirken, beileibe nicht langweilig geworden sind und auch ohne große Kulissen, eben „unplugged“ auskommen.
Dabei kamen die Kabarettisten aber um den Karneval nicht ganz herum, schließlich spielte man in der Stadt der „ersten Mariechen-Erscheinung“, wie eingangs festgestellt wurde. Am Beispiel des Umgangs der Kölner Roten Funken mit einem Westfalen lässt sich das Thema Inklusion auch bestens erläutern, das „Missionswerk Rheinischer Frohsinn“ coachte ein Dreigestirn und das „Hänneschen-Welttheater“ versammelte diverse Pointen zu Potentaten. Zwischendurch bot sich ein Blick  ins „Lehrerzimmer der Mariechen-Gesamtschule Kevelaer“, in der die unterschiedlichen Verschleierungstaktiken religiöser Entfaltung von Kopftuch bis Burka diskutiert wurden. Und der unnachahmliche Professor Grzimek führte ein Exemplar des gemeinen braunen Hohlkopfes vor.
Augenzwinkernd moderiert von Reiner Rübhausen und musikalisch kräftig unterstützt von der „Juffes-Pig-Band“ mit Songs aus den Kölner Stunk-Sitzungen – wie zum Beispiel „Sexy“ von Bauer Schmitz oder „Mach ma ‘n Komma“ vom verlassenen Lehrer ging der Abend viel zu schnell rum. Am Ende jedenfalls stand das Publikum im Bühnenhaus der Mariechenstadt wie ein Mann auf und  sang „op Kölsch“ mit.