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Erlesener Sound mit Frauenpower

Es ist kein Geheimnis, dass die Jazzkonzerte im Goldenen Löwen immer gut besucht sind. Dies war auch diesem Abend der Fall. Mit Brenda Boykin (Gesang), Jan Luley (Piano, Gesang) und Torsten Zwingenberger (Schlagzeug und Percussion) waren drei Musiker gekommen, die jeder für sich schon einen Musikabend verdient gehabt hätten.

Luley zählt mit seinem Pianospiel zur europäischen Spitzenklasse, was traditionellen Jazz, Blues, Gospel und New Orleans betrifft. Torsten Zwingenberger ist nicht nur der Bruder des weltberühmten Boogie-Pianisten Axel Zwingenberger, sondern auch seit Jahrzehnten eine Größe in der europäischen Jazzszene, was sein differenziertes Schlagzeugspiel angeht.

Und dazu kam mit Brenda Boykin noch eine besondere Stimme. Die 1957 in Kalifornien geborene Sängerin lebt seit 2004 in Wuppertal. 2005 wurde sie beim renommierten Montreaux Jazz Festival als beste Sängerin ausgezeichnet.

Boykin verfügt nicht nur über eine ausgezeichnete, mit Wärme und tiefem Timbre ausgestattete Voice. Sie besitzt auch eine fröhliche, mitreißende Bühnenpräsenz, der man sich auch an diesem Abend nicht entziehen konnte. Und das, obwohl sie sich aufgrund körperlicher Einschränkung auf einen Stock gestützt bewegen muss.

Noch nie so zusammen gespielt

Das Trio präsentierte eine besondere Konstellation. Denn in der Form hatte es noch nicht zusammen gespielt, auch wenn Luley und Boykin schon länger zusammen arbeiten. “Ein fantastischer Laden, volles Haus, gute Akustik – was will man mehr?”, war Zwingenberger voll des Lobes.

Torsten Zwingenberger gilt als einer der besten europäischen Jazzdrummer.

Für ihn und Luley war es die erste und einzige musikalische Zusammenkunft in diesem Jahr. Dass daraus ein besonders schöner Abend mit sehr erlesenem Sound werden würde, war fast folgerichtig.

“Wir spielen heute abend viele Songs gegen den Regen”, eröffnete Luley das Konzert am Piano mit Jerry Roll Mortens “New Orleans Joys” aus dem Jahr 1923. Mit seinem erfrischend-vitalem Spiel verpasste er dem Song den passenden Leichtigkeitscharakter und modernen Drive.

Dem schloss er ein kreolisches Volkslied an, bis er dann den “variabelsten Schlagzeuger des Swing” mit auf die Bühne holte. Beide Musiker zeigten blendendes Timing und Klangverständnis. Sie trugen den “St. Louis Blues” als ein hochabwechslungsreiches Stück aus melodischem New-Orleans-Sound und Bossanova vor. Dem folgte mit “Sunny side of the street” ein weiterer Klassiker im Orleans-Style mit rhythmisch dichtem Spiel und fettem swingenden Zug.

Seine große Kunstfertigkeit zeigte Zwingenberger, als er einen Zug auf seinem Instrument losfahren ließ. Zusammen mit dem Pianisten entwickelte er einen Boogie Woogie mit fetzigem Tempo und Feuer, den Luley spontan “Boogie für the golden lion” nannte.

Vitale Frauenpower

Nach der Pause betrat Boykin und packte das Publikum mit ihrer Vitaliät, dem ansteckenden Lachen, ihrer warmen Art und der sanften, vielseitigen Stimme.

So geriet “Sweet home Chicago” zum eher ruhigen Chicago-Blues, “Take the A-Train” zum intimen Swing mit Mitklatschanimation und Feeling. Bei “Blue Skies” von Irving Berlin zeigte sie tolle Phrasierungen, emotionalen Touch und intonierte auf deutsch:” Für dich und mich”, was in ihrer Klangfarbe einfach herrlich rüberkam.

Zwischendurch scherzte sie mit dem Publikum. Zudem präsentierte sie mit ihren musikalischen Partnern mit “Something you got ” einen lässigen Swing-Boogie. Boykin bekannte “We live our freedom – Jazz is free” und brachte mit Luley den Ellington-Klassiker “Mood Indigo” mit tiefen, sehr natürlich dargebotenen Tonmodulationen, zu Gehör.

Zum Schluss gab’s noch “meine Lieblingsrichtung Boogie und Woogie” von ihren zwei Morder-Solisten am jeweiligen Instrument dargeboten und durch den “High Heel Sneakers”- esang ihrerseits veredelt.

Spätestens nach dem dritten Teil des Konzerts musste man vollends Fan des Trios sein, das bei den Zuhörern für Begeisterung sorgte.

Radfahrer bewerten ihr Umfeld

Radfahren am Niederrhein ist für viele Menschen zum festen Bestandteil ihrer Freizeit geworden. Auch bei der Bewältigung des Alltags, bei der Fahrt zur Schule und zur Arbeit gewinnt das Fahrrad als umweltfreundliches Verkehrsmittel immer mehr Freunde. Grund genug, auch am Fahrrad-freundlichen Niederrhein einmal genauer auf die Infrastruktur und die Sicherheit zu schauen.

Dazu sind nun die Radfahrer selbst gefragt: Beim Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Fahrrad-Clubs (ADFC). Der beschäftigt sich in einem Fragebogen nicht nur mit dem Radwegenetz und der Situation für Radler in den Innenstädten, sondern fragt beispielsweise auch, ob Radwege im Winter geräumt sind oder ob man sich sicher fühlt, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist. Im Fokus steht erstmals das Radfahren von Familien und Kindern.

Auch aus deren Sicht soll die Familienfreundlichkeit von Städten und Gemeinden bewertet werden. Interessiert an den späteren Ergebnissen der vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geförderten Umfrage ist auch die Stadt Geldern. Gaby Vohwinkel-Levels, Umweltbeauftragte der Stadt Geldern: „Wir versprechen uns einiges vom Feedback der Bürger und würden uns freuen, wenn sich möglichst viele Fahrradfreunde an der Umfrage des ADFC beteiligen. Die Ergebnisse werden später auch regional zur Verfügung gestellt.“

Für die Stadt Geldern, die die Abfrage über den „Fahrradklima-Test“ unterstützt, geht es dabei um mehr als um die Frage, ob Radfahren in der Stadt Spaß macht oder Stress auslöst, wie Heinz-Theo Angenvoort erläutert. „Geldern hat sich auf den Weg zu einem neuen Radwegekonzept gemacht. Hier werden wir unsere Innenstadt auch gutachterlich betrachten und bewerten lassen. Die Ergebnisse des ADFC könnten in unser Konzept einfließen. Eine gute Möglichkeit für die Menschen, ihre Erfahrungen einzubringen“, so Angenvoort.

Gelegenheit zum Mitmachen besteht noch bis zum 30. November über die Internetseite www.fahrradklima-test.de. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2019 präsentiert. Fragebögen gibt die Stadt Geldern auch in ihrem Bürgerbüro am Issumer Tor aus. Fragen zum Projekt beantwortet Gaby Vohwinkel-Levels im Rathaus unter Telefon: 02831/398309.

Ein besonderer Streifzug

Immer wieder dazulernen – diesem Gedanken fühlten sich viele Neugierige verpflichtet, die sich dafür interessierten, wie die Geschichte der Wallfahrt sich seit den Zeiten des Handelsmannes Hendrik Busman weiter entwickelt hatte. Das ging selbst Wilhelm Brocks, dessen Frau als erfahrene Stadtführerin des Verkehrsvereins die Gruppe führte, so: „Sie hat immer wieder was Neues.“

Eine 50-jährige Dame aus Winnekendonk, die ihren Namen nicht preisgeben wollte, meint: „Das sind so die Perlen an Wegesrand – man kann nie genug über seinen Lebensort erfahren. Und der Spirit ist ganz besonders hier.“

Vom Büro der „Info-Wallfahrt“ an der Ecke Kapellenplatz/Maasstraße schlenderte die Gruppe dann Richtung Marienbildnis. Wynants-Brocks führte in die Zeit um 1641 zurück, als die Menschen, die vom Ertrag nicht leben konnten, auf der Straße unterwegs waren. Der Gelderner Handelsmann Henrik Busman sei einer derjenigen gewesen, „der auch immer Neuigkeiten auf seinen Wegen mitgebracht“ hatte. Bis ihm dann inmitten der Kevelaerer Heide eine Stimme auftrug: „Ihr sollt mir hier ein Kapellchen bauen“ und das Bild 1642 eingesetzt wurde.

Damals habe es für Pilger „keine Eisdiele oder Café gegeben“, machte sie deutlich, dass „die Pilger zunächst „so auf sich selbst gestellt waren“, trotz der dauerhaften Bautätigkeit, die dann einsetzte. „Oft legte man sich unter den Pferdeanhänger auf freiem Feld.“

Das Priesterhaus sei später dann die erste offizielle Pilgerstätte gewesen – aber „quasi erst der Tropfen auf dem heißen Stein.“ Kevelaer habe dann die Chance erkannt und schlichte Häuser gebaut. 1757 habe es 54 Wirte gegeben, ein Jahrhundert später nur noch 25. „Das hatte wohl mit den hohen Steuern und Abgaben zu tun“, vermutete die Führerin.
Übernachtungen gab es über Jahrhunderte in Privathäusern – bis in die Neuzeit, so die Stadtführerin. „Eine Frau Ende 70 erzählte mir, sie sei nachts von den Eltern geweckt worden: „Es kommt ein Gast, steh auf.“

Ein paar Schritte weiter ging die Stadtführerin auf den Bau der Kerzenkapelle und die Streitigkeiten um die Öffnung ein, die dazu führte, dass sie jahrelang geschlossen blieb. Sie reichte dann immer wieder Bilder herum – wie vom Kapellenplatz ungefähr 60 Jahre nach seiner Begründung: „Man muss da staunen, was da schon alles gebaut wurde.“ Oder sie verwies auf den Besuch Friedrich Wilhelm I. in Kevelaer. „Als Protestant?“, fragte da eine Frau überrascht.

An der Stele der interreligiösen Wallfahrt verwies die Führerin auf die aktuellen Ansätze der Wallfahrt. „Was mir da ganz persönlich noch fehlt, ist was Muslimisches“, verwies sie auf zwei Säulen der Basilika, wo man einen Davidstern sehen könne. „Aber ich hab nirgendwo einen Halbmond gesehen.“

Auch die Hochkonjunkturzeit Mitte des 19. Jahrhunderts war ein Thema – mit dem Eisenbahnanschluss 1863, dem Bau der Basilika, dem Ausschmücken der Fassade und den vielen Künstlern, die kamen.
„Und das ist der alte Pilgerweg, der heute noch von Gruppen beschritten wird“, gingen alle die Hauptstraße entlang, der als Hauptgeschäftsweg auch Sitz diverser Devotionaliengeschäfte war.

Bei Stassen endete am Ende der Hauptstraße der Wallfahrtsweg. Mit Blick auf die Antonius-Kirche unterstrich Renate Wynands-Brocks den Gedanken, „dass die Kirche auch schon da war, als der Bussman hier unterwegs war“.Sie skizzierte den Kontrast zwischen den arbeitenden Frauen, die „für die Versorgung der Pilger putzen und kochen“ mussten, während die Männer und die Wirte die wichtigen Dinge beim Frühschoppen beredeten.

Da war dann die Geselligkeit ein Thema und ein Ausdruck der Verbundenheit zur Wallfahrt im Alltag, wo ein umgedichtetes Trinklied auf Platt gesungen wurde.

Wynands-Brocks erinnerte sich selbst an ein niederländisches Marienlied, das sie als Kind noch kannte und ihre Kinder von der Oma gelernt haben. „Das zeigt, wie sehr viele Kevelaerer mit diesem Thema verbunden sind und das zum Alltagsgeschehen dazugehörte.“

Der Kulturherbst bringt bunte Vielfalt

Der Herbst zeigt sich gerade von seiner strahlenden Seite – und der „KulturHerbst“ der Volksbank an der Niers steht dem in nichts nach. Schon seit 15 Jahren ist der Volksbank-KulturHerbst ein fester Bestandteil in der Kulturszene am Niederrhein. Und in den vergangenen Jahren sei das Programm „deutlich ausgeweitet“ worden, sagt Pressesprecher Christian Hälker.

Auch in diesem Jahr erwartet alle kulturinteressierten Mitglieder und Kunden der Volksbank an der Niers ein abwechslungsreiches Programm. Kevelaer ist traditionell ein Spielort: Im Knoase-Saal in Wetten wird Stefan Verhasselt am 18. November sein aktuelles Programm „Wer kommt, der kommt“ präsentieren.

Doch auch die anderen Veranstaltungen in anderen Gemeinden im Verbreitungsgebiet der Volksbank an der Niers klingen interessant – übrigens nicht nur für Volksbank-Kunden, denn es gibt auch Karten für Kulturinteressierte, die keine Volksbank-Kunden sind. Allerdings profitieren Letztere in Form von günstigeren Eintrittspreisen.

In Kevelaer stellten jetzt die jeweiligen Geschäftsstellenleiter das Programm an ihren Standorten vor. Dass man schnell sein sollte, um eine der meist sehr begehrten Karten für die Veranstaltungen zu ergattern, die oft in kleinem oder mittlerem Rahmen stattfinden, ist längst kein Geheimnis mehr. Und so wundert es nicht, dass der Besuch von Steffi Neu am Mittwoch, 24. Oktober, im Haus Lawaczeck in Nieukerk bereits „ausgebucht“ ist.

Sugar-Pops

Für den Auftritt der „Sugar Pops“ am Samstag, 27. Oktober, 20 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr, im Gasthaus Stoffelen, Kranenburger Straße 103 in Goch-Kessel, gibt es allerdings noch Karten. Sie kosten 13 Euro für Volksbank-Kunden, 18 Euro für Nicht-Kunden. Das Acoustik-Pop-Duo verspricht „zwei außergewöhnliche Stimmen, auf einzigartige Weise mit akustischen Instrumenten kombiniert. In spannend kreativen Interpretationen verstehen sie es, die Hits der letzten fünf Jahrzehnte in ein neues musikalisches Gewand zu kleiden, in dem sowohl leise Töne, als auch druckvolle Grooves ihren Platz finden.“

Michel aus Lönneberga

Eine zweifache Premiere gibt es am Sonntag, 4. November, im Bürgersaal in Kapellen, Lange Straße 15: Erstmals ist hier der Volksbank-Kulturherbst zu Gast, und außerdem ist es gleich noch der „1. KinderKulturHerbst“. Gemeinsam mit dem Theater „Blaues Haus“ zeigt man dort ein Handpuppenspiel für Kinder ab 5 Jahre. Der bekannte „Michel aus Lönneberga“ ist die Hauptfigur der Aufführung, die rund eine Stunde dauern wird und für Kunden 5, für Nicht-Kunden 7 Euro kostet.

Beckmann-Griess

Am Samstag, 17. November, sorgt das Kabarettisten-Duo Timm Beckmann und Markus Griess mit Musikkabarett für „Lacher, Empörung und Staunen“. „Tschaikowski trifft auf Led Zeppelin, der Pate auf Rocky und Mozart auf die Foo Fighters – ein Mix, den Sie so garantiert noch nicht gehört haben“, versprechen die Veranstalter für den Auftritt im Bürgerhaus Wemb, Auf der Schanz 49 in Weeze-Wemb. Einlass ist um 19.15 Uhr, Beginn um 20 Uhr. Karten kosten 15 Euro, für Nicht-Kunden 20 Euro.

Stefan Verhasselt

Stefan Verhasselt schließlich ist der Niederrheiner unter den Kabarettisten. „Mit pointierten, aktuellen Beobachtungen des täglichen Lebens unterhält der populäre Hörfunkmoderator mit Humor, Feingeist und Nachhaltigkeit“, lobt der Veranstalter. „Wer kommt, der kommt“ heißt es am Sonntag, 18. November, um 19.30 Uhr im Knoase-Saal in Wetten. Einlass ist ab 18.45 Uhr, Karten kosten 15 Euro, 20 Euro für Nicht-Kunden.

Weitere Informationen zum Programm und zum Vorverkauf sowie Tickets online gibt es im Internet: www.vb-niers.de/kulturherbst

Das innere Echo, das sich nach außen kehrt

Klein, aber fein, künstlerisch und spannend – das Aufeinandertreffen von vier verschiedenen KünstlerInnen in ihrer kompakten Galerie war auch für die Gastgeberin Eva-Maria Zacharias Neuland.

„Wir haben sonst mindestens immer zwei, aber das hatten wir so noch nicht“, machte sie zum Auftakt der Ausstellung mit den Künstlern Iris Alexandra Arndt, Aloys Cremers, Karine Gamerschlag und Kornelia Kestin-Furtmann die Idee der Ausstellung deutlich.

„Sichtweise – das ist das Leitmotiv, darin klingt schon an, dass es die eine allgemeingültige Art, die Welt zu sehen und das Erfahrene darzustellen, eben nicht gbt. Der Erfahrungshorizont ist bevölkert von so vielen verschiedenen Nuancen der Wahrnehmung, der unbegrenzte Formen der Darstellung hervorbringt.

So gesehen spiegelt das die jeweils einzigartige „innere Echo“ wider, das die Außenansicht der sinnlich erfahrbaren Dingen in den individuellen Innenwelten erzeugen kann.“ Eine Quadratur der Sichtweisen somit.

Vier verschiedene Kunst-Stimmen

Die Moerser Malerin Iris Alexandra Arndt hatte nach ihrem Textildesign-Studium in Krefeld begonnen zu malen. „Das war sehr spannend, da habe ich mit Oberflächenstrukturen experimentiert – und dabei bin ich hängengeblieben“, steht bei der 49-Jährigen vor allem das Motiv Natur im Vordergrund.

„Im Augenblick sind es auch ganz viel Kopfweiden, als Niederhein-Motiv – und ich habe dazu ein Engelbild als Relikt an alte Zeiten und an Kevelaer mitgebracht“, erläuterte die Künstlerin.

Ihr gegenüber hingen Werke des Niederrhein-„Kunstrebellen“ Aloys Cremers, der auf seiner jahrzehntelangen Tour „von Kerouac bis Kevelaer“ alleine 400 Bücher „on the road“ verfasst hat, längere Zeit mit dem Malen pausiert und in der Wallfahrtsstadt wieder Station machte. „In Kevelaer wurde ich damals erstmals richtig wahrgenommen“, erinnerte er sich gerne an seine künstlerischen Anfänge in der Region.

Seine Bilder bezeichnete er als „Auseinandersetzungen mit der Gesellschaft“, und hatte einige „Verweichlichungen“ im Kleinformat aufgehängt. „Ich weiß nie, was ich mache – Sachen entstehen einfach.“

Die Reeser Fotografin Kornelia Kestin-Furtmann fand für sich „den Kontrast reizvoll“, der sich durch die unterschiedlichen Künstler bot. „Ich finde es klasse, da kommen viele interessante Leute zusamen, die ihren eigenen Weg gehen“, meinte die pensionierte Lehrerin.

Sie erfreue sich an der Schönheit und Ästhetik der Welt, fotografiere die „unscheinbaren Dinge der Welt, die andere nicht sehen“ oder die „Alterung von Material wie Holz, Ton, Metall und Erde“ , die sie „mit neuem Blick festhalten“ will.

Abrundung durch Performance-Kunst

Und die Keramikerin Karine Gamerschlag präsentiert einige Objekte ihrer Kunst, die in die Richtung bewegliche Formen mit Farbpigmenten oder Untypisches mit Holz, Textil, Metall oder Keramik zeigen. „Mir ist wichtig, Material zu haben, das selbst reagieren kann“, meinte die Künstlerin, Jahrgang 1950.

Zur Abrundung des Ganzen zeigte die „niederländische Zaahmeisterin“ Wies Kuyers und der „sangesfreudige Antiquar aus Breedevoort“ Rainer Heeke nochmal ihr „Kevelaer special“ aus Text und Gesang, das sie bereits bei der „Landpartie“ dargeboten hatten. Sie stellten erneut auf originelle Weise die Frage „Wie buchstabiert man Kevelaer?“ und deuteten das Wort „Sicht-Weisen“ passend aus.

Damit erfreuten sie auch den überraschend anwesenden Richard Schulte Staade, aus dessen Skizzen- und Textbuch sie ihre Ergüsse heraus geholt hatten – und der dann plaudernd erzählte, wie er vor 40 Jahren bei seiner Ankunft in Kevelaer gebeten wurde, solche Aufzeichnungen zu machen.

„… wor hör ek t‘hüß ?“ und „Et Hart op de Tong“

Der eine Dichter schreitet in Worten durch Wald, Feld und Heide seiner niederrheinischen Heimat, der andere trägt das Herz auf der Zunge und freut sich darüber, dass man ihn als „Heimatdichter“ bezeichnet. Theodor Bergmann (1868 – 1948) und Josef „Jupp“ Tenhaef (1918 – 2007) gelten bis heute als die beiden bedeutendsten Dichter der Wallfahrtsstadt Kevelaer. Gemeinsam ist ihnen nicht nur die Liebe zu ihrer niederrheinischen Heimat, sondern auch ihre innige Verbundenheit zur niederrheinischen Mundart.

Mit zwei ganz besonderen Nachmittagen erinnern das Niederrheinische Museum Kevelaer und der Verein für Museumsförderung Kevelaer in Zusammenarbeit mit dem Kevelaerer Blatt an die beiden wortgewaltigen Söhne der Stadt. Deren Wirken beschränkte sich längst nicht allein auf die Wallfahrtsstadt, sondern trägt bis heute die Liebe und Begeisterung für den Niederrhein weit über die Grenzen Kevelaers hinaus.

Am Samstag, 27. Oktober, um 17 Uhr, heißt es zum 150. Geburtstag von Theodor Bergmann im Museum „Maisüches on Heijblumme“. Der Mundart-Nachmittag trägt den Titel des 1929 bei Butzon & Bercker in „Kävels Platt“ erschienen Buches, das 1993 eine zweite Auflage erfuhr und auch später mehrfach nachgedruckt wurde.

Theodor Bergmann.

Bergmann hatte 24 Enkelkinder und der Förderverein hat die mittlerweile weit verzweigte Familie kontaktiert. Einige Familienmitglieder haben zugesagt den Mundartnachmittag ihres berühmten Ahnen zu besuchen. Aus ihrem Besitz stammen auch einige Gegenstände aus dem persönlichen Nachlass des Dichters und Zentrum-Politikers der Weimarer Republik, der – übrigens gemeinsam mit Jupp Tenhaef – 1946 auch den Ortsverband der Nachkriegspartei CDU mit ins Leben rief. Das Museum hat im Kabinett eine kleine Schau mit Bildern und Schriften von Bergmann und Tenhaef zusammengestellt, in der beispielsweise auch das handschriftlich von Konrad Adenauer verfasste Beileidsschreiben zum Tode von Theodor Bergmann zu sehen sein wird.

Selbstverständlich soll nicht in Vergessenheit geraten, dass der Heimatschützer, Heimatdichter und Schuhfabrikant Bergmann auch von 1923 bis 1939 den Museumsverein führte, auf den maßgeblich die Ausgestaltung des ersten Kevelaerer Museums („Haus der Heimat“) „in de alde Weem“ zurückgeht. Und als Verfasser des 1910 von Basilika-Organist Gerhard Korthaus vertonten, bis heute vielgesungenen Heimatliedes „Wor hör ek t‘hüß ?“ wird er in Kevelaer ohnehin unvergessen bleiben.

Der Mundart-Nachmittag am Samstag, 17. November, ab 17 Uhr, trägt den Titel „Et Hart op de Tong“. Mag es an den Manuskripten gelegen haben, dass seine Worte so viel besser auf die Zunge, denn auf Papier zu passen scheinen? „Die Manuskripte, allesamt mit Schreibmaschine getippt, sahen – mit Verlaub – grauenhaft aus, nämlich übersät mit Korrekturen und Anmerkungen“, schrieb der Kevelaerer Journalist und „Kävels-Bläche“-Herausgeber Martin Willing, der Tenhaef persönlich kennenlernte. Um ihn gleich darauf zu bewundern: „Jupp Tenhaef feilte und feilte an Wörtern und schuf Verse mit Sprachgefühl und Rhythmus, die aus der Feder unserer bekanntesten Dichter geflossen sein könnten.“ Bis zu seinem Tode hielt Tenhaef Kontakt zu seiner Heimatstadt – über das „Kävels Bläche“ in dem er regelmäßig Texte „op Kävels Platt“ veröffentlichte.

Neben den Mundart-Gedichten Tenhaefs werden an diesem Nachmittag im Niederrheinischen Museum auch Tenhaef-Lieder erklingen. Lieder? Richtig: Der in Berlin lebende Musiker und Musikpädagoge Güno van Leyen hat drei CDs mit seinen Vertonungen niederrheinischer Dichter aufgenommen, darunter viele Gedichte von Jupp Tenhaef. Begleitet wird Güno van Leyen auf der Geige von Dr. Bernd Rolf, der in Kevelaer als einer der profundesten Kenner des Tenhaef-Schaffens gilt und an diesem Nachmittag auch eine Zusammenstellung der gesammelten Werke Tenhaefs in Buchform vorstellen wird.

Und mit einer weiteren herausragenden Nachricht kann Dr. Bernd Rolf ebenfalls aufwarten: Am 17. November – der tatsächlich der Geburtstag Jupp Tenhaefs ist – soll im Museumsinnenhof eine Gedenktafel für den Dichter angebracht werden. Dann wird dort auch an den Kevelaerer mit dem niederrheinischen „Herzen auf der Zunge“ erinnert. So wie an Theodor Bergmann, an dessen Geburtshaus (heute Basilikastraße) seit 1985 ein Denkmal auf sein Wirken hinweist.

Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen in der Veranstaltungskneipe des Niederrheinischen Museums ist frei.

Die Volltreffer sind seit 20 Jahren aktiv

Zum 20-jährigen Bestehen des Kegelklubs „Die Volltreffer“ trafen sich die Mitglieder bei „Herr Lehmann“.

Wie eine große Familie: Dies trifft nicht nur umgangssprachlich bei diesem Klub zu. Einige Mitglieder sind tatsächlich verwandt oder verschwägert. Der Rest ist zwar nicht mit dem Blut verbunden, aber durch langjährig Freundschaften oder Nachbarschaften, kennt man sich sehr gut. Kassierer Michael Thyssen freut sich sehr, dass es die „Volltreffer“ bereits so lange gibt und wünscht sich weitere Jahre: „Bis wir alt und grau sind“. Im nächsten Jahr gibt es eine längere Jubiläumstour nach Hamburg, dort wird dann richtig gefeiert.

Die Volltreffer sind v.l.n.r.: Stefan Molderings, Thomas Bollen, Maik Thesing, Stefan Neuhaus, Frank Hoever, Heike Hoever sowie Franz Joosten, Michael Thyssen, Heike Thyssen, Anke Neuhaus, Ivonne Thesing, Nicole Bollen und Gaby Molderings (Nicole Joosten fehlt)

Melkroboter machen auch Mist

Malerei meets Radio – auf diesen kurzen Nenner kann man das ungewöhnliche Experiment bringen, das am Donnerstag, 8. November, ab 19 Uhr im Forum der öffentlichen Begegnungsstätte zu erleben sein wird. Denn an diesem Abend werden der Kevelaerer Maler und Grafiker Paul und der in Freiburg lebende Rundfunkjournalist Ulrich Land mit ihren unterschiedlichen „Kunstprodukten“ zusammenkommen und diese dem Publikum präsentieren.

Hintergrund der ganzen Geschichte war die Idee des Journalisten, ein Radiofeature zum Thema „Melkroboter machen auch Mist – Die Digitalisierung des Kuhstalls“ zu produzieren. Über den Leiter der SWR-Redaktion „Hörspiel und Feature“, Wolfgang Filz, der in einem WDR-Magazin über Einzelausstellungen von Wans berichtet hatte, kam er auf den Kevelaerer Künstler und dessen Kuh-Bilder.

„Land kam dann zu mir, hat einen ganzen Samstag mit mir verbracht und lange Interviews gemacht“, erinnert sich Wans. Es ging in dem Gespräch darum, wie er zu dem Thema Kuh und Landwirtschaft gekommen sei, welchen Anteil das am Gesamt-Oeuvre so ausmacht („gut ein Drittel“), über die Technik des Aquarellmalens und über die Biografie.
„Ihm gefielen die Arbeiten, als er sich zuvor darüber kundig gemacht hatte“, so Wans. „Und er ist so ein bißchen gestrickt wie ich –er liebt Fakten, die Realität, macht das nett, ohne seine Zuhörer zu belehren. Das versuche ich ähnlich zu machen.“

Nur Maschinen und Stahl

Und Wans gefiel die Idee des Features und der Titel „Melkroboter machen auch Mist“ gut – „im Sinne von Mistake und auch im Sinne von ,das braucht auch viel Strom und Energie‘.“
Es gebe hochtechnisierte Betriebe, die die Produktion in der Form kritisch sähen, spricht er aus der Erfahrung seiner Fahrten zu Betrieben und den zwei, drei Viehhaltern, bei denen er regelmäßig Gast ist. „Der Mensch ist da nicht mehr beteiligt wie früher, das geht nur noch über Maschine und Stahl.“

Nach dem Treffen – und nachdem das Feature erstellt war – kam der Rundfunkmann nochmal auf Wans zu. „Was hältst Du davon, da mal eine Veranstaltung mitzumachen, mit der Malerei plus Talk?“ Damit traf er bei dem Künstler auf offene Ohren. „Da habe ich spontan zugesagt, weil das was ganz Neues für Kevelaer ist – und spannend.“
Unmittelbar sprach er dann Gertrud Aengenheyster an, die Inhaberin der „Kevelaerer Bücherstube im Centrum“, die über die Erfahrung zahlreicher Lesungen und anderer Veranstaltungen in ihrem Hause oder der ÖBS verfügt. „Das fand ich interessant, so etwas habe ich noch nie gemacht“, zeigt sie sich genauso wie der Maler gespannt, was aus dem Abend werden wird.

Im Rahmen des Abends soll das produzierte Radio-Feature komplett zu hören sein. Dabei kommen vier verschiedene Gesprächspartner, darunter auch Wans, zu Wort. In dem Feature wird der Bogen vom kleinen Schwarzwaldhof über den norddeutschen Großbetrieb und die Kunst hin bis zu mongolischen Nomaden und ihrem jahrtausendealten Milchkult geschlagen. Der Raum wird mit 100 Plätzen bestuhlt.

Ergänzt wird das Ganze durch einen Beamer, der das Wans-Aquarell „Melk“ zeigt. „Wir werden andere Bilder wohl nicht einspielen, weil das zu unruhig wirkt und das Publikum nicht zugeballert werden soll“, erläutert der gebürtige Straelener.

20 Wans-Originale

20 Original-Kunstwerke von Paul Wans zum Thema Kühe, Milch und Vieh (-wirtschaft) – ob nun „Melk“, „Go green“, „Stahlstangen II“ oder „Die Pfahlanx“ – werden im Vorraum, rechts und links der Leinwand und im Forum der Begegnungsstätte verteilt ausgestellt. An einem Büchertisch können Interessierte die Werke von Land, der zur Zeit an seinem achten Roman arbeitet, und auch die jüngsten beiden Bücher von Paul Wans entdecken.
Im Anschluss an die akustische Darbietung soll es für das Publikum die Möglichkeit geben, den beiden Kreativen Fragen zu stellen oder auch in Einzelgesprächen mehr über die jeweilige Kunst zu erfahren.

Paul Wans und Gertrud Aengenheyster glauben fest daran, dass sich genug Menschen auf dieses ungewöhnliche Format einlassen werden. „Für das Feature ist es so eine Bereicherung und für die Kunst auch. Das befruchtet sich gegenseitig“, ist der Maler überzeugt. „Und Ulrich Land hat das mal vor vielen Jahren in Bochum gemacht.“ Außerdem werde es sicher auch genügend Leute geben, die nach 15 Jahren mal wieder „einen Wans im Original“ nicht nur in Paris und Berlin, sondern auch in Kevelaer gucken wollen, meint der Kevelaerer Künstler. Denn so lange ist es etwa her, dass die Bilder hier zu sehen waren.

Das Ganze ist als Benefizveranstaltung angelegt. Es gibt für beide Männer dafür kein Honorar. Die Gelder sollen an die Kerpenkathe-Stiftung gehen. In der Buchhandlung Aengenheyster kann man die Tickets holen und muss dafür nichts bezahlen. Allerdings freuen die Veranstalter sich über eine Spende für den guten Zweck.

Die Gedankenspiele, daraus eine bundesweite Reihe zu machen, gibt es bereits jetzt schon. „Aber fix ist da noch nichts“, betont Wans. Erstmal wollen er und Land sehen, wie das Format überhaupt ankommt.

Die Welt ist nur ein Staubkorn

Spätestens seit seinen Fernseherfolgen gilt Christian Ehring als eines der Gesichter der modernen Kabarettszene. Er steht für radikal, bissig, zuspitzend bis ins Mark und gesellschaftliche Zustände dadurch pointiert auf den Punkt bringend.

„Im Fernsehen ist immer alles verkürzt“, sagte der Mittvierziger aus Düsseldorf und gab nach dem Auftritt noch Autogramme und machte mit den Gästen auf Wunsch auch Selfies. „Hier ist man halt näher dran“, war er in den vergangenen 20 Jahren ja auch schon auf den Bühnen der Repubik unterwegs gewesen.

Das merkte man seinem Programm auch an – sehr alltagszugeschnitten, dabei gewohnt bissig, auf die Gegebenheiten des Gastgeberortes eingehend und eine klare Geschichte erzählend, nahm der Kabarettist die Gäste in den zwei Stunden für sich ein.

Dabei nutzte er die Gelegenheit, sein Programm an einer durchgehenden Geschichte zu orientieren. Sie handelte vom Zusammenleben mit seiner Frau auf dem Land und von einer „Einsiedlerwohnung“ für den mittlerweile 18-jährigen Sohn.

Dem bringt er „immer noch Lego-Steine mit“, weil er ihn ja so selten sieht – ein starker selbstironischer Zug. Und zum freiwilligen sozialen Jahr in Afrika muss er ihn förmlich zwingen. „Beeil dich, sonst sind die besten Slums bald weg“, habe er ihn aufgefordert. An den Aufenthalt erinnerten sich später ohnehin nur die im Slum lebenden Kinder, die ein „Wohlstandskind bei der Lebensorientierung“ unterstützt hätten.

Lakonischer Zynismus

Diesem lakonisch formulierten, fast schon bösartig wirkenden Zynismus stellte er im Verlaufe des Abends das positive Beispiel eines Flüchtlings gegenüber, den seine Frau zweieinhalb Jahre nach der großen Zuwanderung jetzt anstelle des Sohnes in dessen Räumlichkeiten aufnehmen will. „Ist das der richtige Zeitpunkt?“, fragt er sich, wo die Hochzeit der Flüchtlingskrise schon vorbei ist. „Flüchtlinge laufen doch nicht weg.“

Beim Zeitungsdurchblättern wettert er offen gegen Seehofer und dessen Politik zu Flüchtlingen und Maaßen. „Warum lässt die Merkel dem das durchgehen?“, fragt er und hofft darauf, dass die „einfach mal rumschreien“. Und wenn die Koalition zerbräche? „Dann kommen halt die Grünen oder Neuwahlen oder ein Millitärputsch, was weiß ich – Hauptsache Bewegung.“

Natürlich sei er Grünen-Wähler, blätterte er dann am Stehtisch nochmal nach und korrigiert sich: „Ich bin ja in Kevelaer, also ich wähle natürlich CDU.“ Und er nahm die Diesel-Debatte und die Regierungsentscheidung dazu auf: „Das einzige Fahrzeug, das ohne Benzin und Diesel 600 Kilometer fährt, ist das Bobbycar.“

Der zuvor erwähnte Flüchtling erweist sich derweil im Dialog mit seiner Frau während eines Kirchenempfangs als so schlagfertig, dass auch er davon überzeugt wird, ihn aufzunehmen – bis der Flüchtling selbst absagt, weil ihm „das zu früh und zu eng“ sein.
Daraufhin „flippt“ der „beleidigte“ Helferfreund Ehring förmlich aus, warum der „hilflose“ Flüchtling seine großzügige Hilfe bloß verweigert. Und sein eigener Sohn ihn im Rollenspiel-Gespräch mit den Worten „Chill mal deine Base“ runterbringen und ihm verklickern muss: „Das ist ein eigenständiger Mensch.“

Zum Ende des Programms wurde Ehring, der sich an diesem Abend auch als guter Klavierspieler und Sänger präsentierte, sogar richtiggehend philosophisch, beschrieb die Menschheit als ein „Staubkorn“ im weiten Rund des Universums, das auf einem „Staubkorn lebt, das grade mal am hintersten Winkel der Milchstraße“ liegt – in einer von über 11000 Galaxien.

Nachdenklicher Akzent

„Wenn dann ein Staubkorn auf diesem Staubkorn beschließt, aus Krieg, Hunger oder welchem Grund auch immer auf die andere Seite des Staubkorns zu gehen, dann dürfen wir ihm das nicht verwehren“, machte er unter großem Beifall des Publikums deutlich.

Ehring endete mit einem starken, nachdenklichen Akzent in einem besonderen Kinderlied. „Schlaf ein, mein Kind – die Nachtigall singt nicht von Terror und Krieg. Schlaf ein, nichts ist gut in der Welt, wird es nie sein. Aber du schläfst ein, als wär die Welt von Frieden getragen und der Mensch noch gut, das macht mir wieder Mut.“

Beim Mundartnachmittag im Bühnenhaus gab es viel zu schmunzeln

Viele vorwiegend ältere Besucher aus Kevelaer und Umgebung waren der Einladung des Vereins „För Land en Lüj“ und der Geselligen Vereine Kevelaer zum Mundartnachmittag am vergangenen Sonntag gefolgt. „Schön, dass so viele Menschen den Weg hierher gefunden haben“, begrüßte der Weezer Bürgermeister Ulrich Franken die Gäste im Konzert- und Bühnenhaus und wünschte ihnen eine schöne Zeit mit den verschiedenen Mundarten.

Bürgermeister Dominik Pichler erläuterte in seinem Grußwort, warum er zwar Plattdeutsch verstehen, aber nicht sprechen kann. „Ich hab Zivildienst im Altenheim gemacht – der Vater war aber Österreicher, da haben wir das nicht gesprochen, das war für mich wie eine Fremdsprache“, schien seine Erklärung den Anwesenden schlüssig.

„Die Mundart ist ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur“, unterstrich die stellvertretende Landrätin des Kreises, Hubertine Croonenbroek, und dankte „den vielen ehrenamtlichen Akteuren, die mit ihren Mundartvorträgen, ihren Mundartliedern oder -gedichten ihren Beitrag zum Erhalt dieses Brauchtums leisten.“

Ohne sie und „das vielfältige Engagement des Förderkreises wäre unsere Sprache um vieles ärmer, denn die Dönekes op Platt haben in unserer Sprache mit den vielen Anglizismen keinen Platz mehr.“ Gelebte Mundart gehöre „ebenso zu der Heimat und zur Identität wie die niederrheinische Naturlandschaft; wie Rhein und Niers, das Altbier aus Issum.“

Charmant von Robert Achten moderiert, ging es dann auf eine dreistündige, sehr unterhaltsame Reise in die Welt der Mundart und des Platt. Als „Wellenbrecher“ fungierte der Kalkarer Pastor Alois van Doornick, der „ütt de twedde Kapitel van het Buuk Genesis“ vortrug und die Geschichte „van Adam än Eva“ erzählte, wo Gott die Erkenntnis zog, „dat sall niet guut goon, dat de Menz alännig blefft“, und die „Frouw“ erschuf.

Die musste Gott dann später die Sache mit dem Baum und den verbotenen Früchten beichten: „Dij Schlang hätt min dat so angeleert, än dann häb ek maar gegääten.“
„Döntjes op Klefs platt“ präsentierte dann Manfred van Halteren aus Bedburg-Hau. Texte und Gedichte von Jupp Tenhaef und Theodor Bergmann gab der Kevelaerer Wilfried Renard zum Besten, der bei „Nit te glöve“ die Geschichte von „En Knoos, se was üt Wette“, die „brok sech dor de Knöök“, erzählte.

Mit dem Walbecker Lasse Füngerlings war auch ein Vertreter der jungen Generation dabei. Der erst 16-jährige Schüler trug die Geschichte des Jungen, der zu seiner „erste kier bichte gohn“ durfte und gestand: „Eck hebb geloge, dat sech de Balken bööge.“

Für viel Schmunzeln und sicher auch Erinnerungen sorgte der Beitrag des Walbeckers Heino Derkx „Mariej on Thei op de Heij“, wo „Rübe trekke me de hand“ üblich war, wo noch „onne rechtigen Owe gekocht wirt „ und „Önderbokse grot wie Schenkesäck“ getragen wurden. Charmant war die Mond-Anekdote, wo „Theijke kort bej Mutti, Dann mieke se Tutti-frutti.“

Und Wilfried Schotten aus Kevelaer präsentierte Gedichte von Peter Martens mit so nachdenklichen Sätzen wie „On es bej ow de Freden t´hüß, wörd ok de Welt ein fredlek Hüß.“

Der Twistedener Franz Wustmans beschrieb in „de Büs“ ein Leben von fünf Kindern ohne Zenralheizung, deren Ofenrohre über das Kinderzimmer in den Schornstein reichen und die darüber das Stöhnen aus dem Elternzimmer hören. Und in „Rotz Bömke“ erzählt er von dem Baum an der Maasstraße, der beschreibt, was er erlebt und denkt: „Wat sin de Menze geck, ek rühr mej hier nit van de Fleck.“

Nach der Pause überzeugten die „Parodisten“ aus Uedem mit „Liedjes op Uems platt“, beschrieb Hans Tervooren „de Kervenheimse Kekkforst“, erzählte der Lüllinger Hans van Leuven „Het Weet än en betje meer“.

Und „En Telefonat“ des Hülmers Wilhelm Spans rundete das Programm ab, dass mit dem Kevelaerer Heimatlied „Wor hör ek t´hüss“ im kollektiven Gesang schließlich endete.