Beim Mundartnachmittag im Bühnenhaus gab es viel zu schmunzeln
Viele vorwiegend ältere Besucher aus Kevelaer und Umgebung waren der Einladung des Vereins „För Land en Lüj“ und der Geselligen Vereine Kevelaer zum Mundartnachmittag am vergangenen Sonntag gefolgt. „Schön, dass so viele Menschen den Weg hierher gefunden haben“, begrüßte der Weezer Bürgermeister Ulrich Franken die Gäste im Konzert- und Bühnenhaus und wünschte ihnen eine schöne Zeit mit den verschiedenen Mundarten.
Bürgermeister Dominik Pichler erläuterte in seinem Grußwort, warum er zwar Plattdeutsch verstehen, aber nicht sprechen kann. „Ich hab Zivildienst im Altenheim gemacht – der Vater war aber Österreicher, da haben wir das nicht gesprochen, das war für mich wie eine Fremdsprache“, schien seine Erklärung den Anwesenden schlüssig.
„Die Mundart ist ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur“, unterstrich die stellvertretende Landrätin des Kreises, Hubertine Croonenbroek, und dankte „den vielen ehrenamtlichen Akteuren, die mit ihren Mundartvorträgen, ihren Mundartliedern oder -gedichten ihren Beitrag zum Erhalt dieses Brauchtums leisten.“
Ohne sie und „das vielfältige Engagement des Förderkreises wäre unsere Sprache um vieles ärmer, denn die Dönekes op Platt haben in unserer Sprache mit den vielen Anglizismen keinen Platz mehr.“ Gelebte Mundart gehöre „ebenso zu der Heimat und zur Identität wie die niederrheinische Naturlandschaft; wie Rhein und Niers, das Altbier aus Issum.“
Charmant von Robert Achten moderiert, ging es dann auf eine dreistündige, sehr unterhaltsame Reise in die Welt der Mundart und des Platt. Als „Wellenbrecher“ fungierte der Kalkarer Pastor Alois van Doornick, der „ütt de twedde Kapitel van het Buuk Genesis“ vortrug und die Geschichte „van Adam än Eva“ erzählte, wo Gott die Erkenntnis zog, „dat sall niet guut goon, dat de Menz alännig blefft“, und die „Frouw“ erschuf.
Die musste Gott dann später die Sache mit dem Baum und den verbotenen Früchten beichten: „Dij Schlang hätt min dat so angeleert, än dann häb ek maar gegääten.“
„Döntjes op Klefs platt“ präsentierte dann Manfred van Halteren aus Bedburg-Hau. Texte und Gedichte von Jupp Tenhaef und Theodor Bergmann gab der Kevelaerer Wilfried Renard zum Besten, der bei „Nit te glöve“ die Geschichte von „En Knoos, se was üt Wette“, die „brok sech dor de Knöök“, erzählte.
Mit dem Walbecker Lasse Füngerlings war auch ein Vertreter der jungen Generation dabei. Der erst 16-jährige Schüler trug die Geschichte des Jungen, der zu seiner „erste kier bichte gohn“ durfte und gestand: „Eck hebb geloge, dat sech de Balken bööge.“
Für viel Schmunzeln und sicher auch Erinnerungen sorgte der Beitrag des Walbeckers Heino Derkx „Mariej on Thei op de Heij“, wo „Rübe trekke me de hand“ üblich war, wo noch „onne rechtigen Owe gekocht wirt „ und „Önderbokse grot wie Schenkesäck“ getragen wurden. Charmant war die Mond-Anekdote, wo „Theijke kort bej Mutti, Dann mieke se Tutti-frutti.“
Und Wilfried Schotten aus Kevelaer präsentierte Gedichte von Peter Martens mit so nachdenklichen Sätzen wie „On es bej ow de Freden t´hüß, wörd ok de Welt ein fredlek Hüß.“
Der Twistedener Franz Wustmans beschrieb in „de Büs“ ein Leben von fünf Kindern ohne Zenralheizung, deren Ofenrohre über das Kinderzimmer in den Schornstein reichen und die darüber das Stöhnen aus dem Elternzimmer hören. Und in „Rotz Bömke“ erzählt er von dem Baum an der Maasstraße, der beschreibt, was er erlebt und denkt: „Wat sin de Menze geck, ek rühr mej hier nit van de Fleck.“
Nach der Pause überzeugten die „Parodisten“ aus Uedem mit „Liedjes op Uems platt“, beschrieb Hans Tervooren „de Kervenheimse Kekkforst“, erzählte der Lüllinger Hans van Leuven „Het Weet än en betje meer“.
Und „En Telefonat“ des Hülmers Wilhelm Spans rundete das Programm ab, dass mit dem Kevelaerer Heimatlied „Wor hör ek t´hüss“ im kollektiven Gesang schließlich endete.