Melkroboter machen auch Mist

Malerei meets Radio – auf diesen kurzen Nenner kann man das ungewöhnliche Experiment bringen, das am Donnerstag, 8. November, ab 19 Uhr im Forum der öffentlichen Begegnungsstätte zu erleben sein wird. Denn an diesem Abend werden der Kevelaerer Maler und Grafiker Paul und der in Freiburg lebende Rundfunkjournalist Ulrich Land mit ihren unterschiedlichen „Kunstprodukten“ zusammenkommen und diese dem Publikum präsentieren.

Hintergrund der ganzen Geschichte war die Idee des Journalisten, ein Radiofeature zum Thema „Melkroboter machen auch Mist – Die Digitalisierung des Kuhstalls“ zu produzieren. Über den Leiter der SWR-Redaktion „Hörspiel und Feature“, Wolfgang Filz, der in einem WDR-Magazin über Einzelausstellungen von Wans berichtet hatte, kam er auf den Kevelaerer Künstler und dessen Kuh-Bilder.

„Land kam dann zu mir, hat einen ganzen Samstag mit mir verbracht und lange Interviews gemacht“, erinnert sich Wans. Es ging in dem Gespräch darum, wie er zu dem Thema Kuh und Landwirtschaft gekommen sei, welchen Anteil das am Gesamt-Oeuvre so ausmacht („gut ein Drittel“), über die Technik des Aquarellmalens und über die Biografie.
„Ihm gefielen die Arbeiten, als er sich zuvor darüber kundig gemacht hatte“, so Wans. „Und er ist so ein bißchen gestrickt wie ich –er liebt Fakten, die Realität, macht das nett, ohne seine Zuhörer zu belehren. Das versuche ich ähnlich zu machen.“

Nur Maschinen und Stahl

Und Wans gefiel die Idee des Features und der Titel „Melkroboter machen auch Mist“ gut – „im Sinne von Mistake und auch im Sinne von ,das braucht auch viel Strom und Energie‘.“
Es gebe hochtechnisierte Betriebe, die die Produktion in der Form kritisch sähen, spricht er aus der Erfahrung seiner Fahrten zu Betrieben und den zwei, drei Viehhaltern, bei denen er regelmäßig Gast ist. „Der Mensch ist da nicht mehr beteiligt wie früher, das geht nur noch über Maschine und Stahl.“

Nach dem Treffen – und nachdem das Feature erstellt war – kam der Rundfunkmann nochmal auf Wans zu. „Was hältst Du davon, da mal eine Veranstaltung mitzumachen, mit der Malerei plus Talk?“ Damit traf er bei dem Künstler auf offene Ohren. „Da habe ich spontan zugesagt, weil das was ganz Neues für Kevelaer ist – und spannend.“
Unmittelbar sprach er dann Gertrud Aengenheyster an, die Inhaberin der „Kevelaerer Bücherstube im Centrum“, die über die Erfahrung zahlreicher Lesungen und anderer Veranstaltungen in ihrem Hause oder der ÖBS verfügt. „Das fand ich interessant, so etwas habe ich noch nie gemacht“, zeigt sie sich genauso wie der Maler gespannt, was aus dem Abend werden wird.

Im Rahmen des Abends soll das produzierte Radio-Feature komplett zu hören sein. Dabei kommen vier verschiedene Gesprächspartner, darunter auch Wans, zu Wort. In dem Feature wird der Bogen vom kleinen Schwarzwaldhof über den norddeutschen Großbetrieb und die Kunst hin bis zu mongolischen Nomaden und ihrem jahrtausendealten Milchkult geschlagen. Der Raum wird mit 100 Plätzen bestuhlt.

Ergänzt wird das Ganze durch einen Beamer, der das Wans-Aquarell „Melk“ zeigt. „Wir werden andere Bilder wohl nicht einspielen, weil das zu unruhig wirkt und das Publikum nicht zugeballert werden soll“, erläutert der gebürtige Straelener.

20 Wans-Originale

20 Original-Kunstwerke von Paul Wans zum Thema Kühe, Milch und Vieh (-wirtschaft) – ob nun „Melk“, „Go green“, „Stahlstangen II“ oder „Die Pfahlanx“ – werden im Vorraum, rechts und links der Leinwand und im Forum der Begegnungsstätte verteilt ausgestellt. An einem Büchertisch können Interessierte die Werke von Land, der zur Zeit an seinem achten Roman arbeitet, und auch die jüngsten beiden Bücher von Paul Wans entdecken.
Im Anschluss an die akustische Darbietung soll es für das Publikum die Möglichkeit geben, den beiden Kreativen Fragen zu stellen oder auch in Einzelgesprächen mehr über die jeweilige Kunst zu erfahren.

Paul Wans und Gertrud Aengenheyster glauben fest daran, dass sich genug Menschen auf dieses ungewöhnliche Format einlassen werden. „Für das Feature ist es so eine Bereicherung und für die Kunst auch. Das befruchtet sich gegenseitig“, ist der Maler überzeugt. „Und Ulrich Land hat das mal vor vielen Jahren in Bochum gemacht.“ Außerdem werde es sicher auch genügend Leute geben, die nach 15 Jahren mal wieder „einen Wans im Original“ nicht nur in Paris und Berlin, sondern auch in Kevelaer gucken wollen, meint der Kevelaerer Künstler. Denn so lange ist es etwa her, dass die Bilder hier zu sehen waren.

Das Ganze ist als Benefizveranstaltung angelegt. Es gibt für beide Männer dafür kein Honorar. Die Gelder sollen an die Kerpenkathe-Stiftung gehen. In der Buchhandlung Aengenheyster kann man die Tickets holen und muss dafür nichts bezahlen. Allerdings freuen die Veranstalter sich über eine Spende für den guten Zweck.

Die Gedankenspiele, daraus eine bundesweite Reihe zu machen, gibt es bereits jetzt schon. „Aber fix ist da noch nichts“, betont Wans. Erstmal wollen er und Land sehen, wie das Format überhaupt ankommt.