Sie traten alleine vor den Standesbeamten

Ein wahres Wechselbad der Gefühle erlebten Sabine und Jürgen Scholz am 27. April 2020. An diesem Tag, ihrem Hochzeitstag, gaben sie sich das Jawort, besiegelten damit ihre Liebe und ihre gemeinsame Zukunft – inmitten der Corona-Pandemie ein eher einsames Vorhaben. „Nun ja, eine Trauung ist ja eh schon ein sehr emotionaler Moment, diesen aber ohne unsere Familien, Freunde und Hochzeitsgäste zu erleben….na ja.“ Dem Brautpaar fällt es nicht leicht, über diesen Moment zu berichten.

„Natürlich sind wir sehr traurig, dass wir nicht mit unseren Freunden und den Familien feiern konnten. Aber wir verstehen auch, dass diese Maßnahmen unbedingt nötig sind“, fügt das Paar verständnisvoll hinzu. Denn auch Brautpaare werden durch das Coronavirus vor große Herausforderungen gestellt. Covid-19 wirft ganze Hochzeitsplanungen durcheinander. „Eine kleine Sekunde haben wir ja darüber nachgedacht, die Trauung zu verschieben“, gesteht die Mutter eines 27-jährigen Sohnes. Dann aber kam für beide die Entscheidung, definitiv am 27. April zu heiraten. „Wir leben nach dem Motto, dass das Leben kurz sein kann, darum genießen wir jeden Tag und sind uns auch dessen bewusst, dass alles Glück und Gesundheit schnell vorbei sein kann.“

Begleitet von einem Fotografen…

Mit bekannt werden der verordneten Kontaktsperre, wurde allen Beteiligten, besonders dem Brautpaar, klar, dass eine Hochzeit mit Gästen und einer anschließenden Feier nicht stattfinden kann. „Es lief letztendlich alles darauf hinaus, dass wir alleine vor den Standesbeamten treten würden“, berichtet die Braut, die seit nahezu 30 Jahren als Postzustellerin in Winnekendonk tätig ist. Und so kam es dann auch. Am Montag, den 27. April 2020, gaben sich Sabine und Jürgen Scholz im Kevelaerer Konzert- und Bühnenhaus vor dem Standesbeamten das Jawort und machten sich diesen Moment, trotz der ungewöhnlichen Umstände, zum schönsten ihres Lebens. Lediglich ein Fotograf durfte mit Abstand diesen Moment festhalten.

Geplant und vorgestellt hatten sich Sabine und Jürgen Scholz ihren schönsten Tag im Leben auf jeden Fall anders, versichert das Paar, das einen Tag nach der Trauung, zum 50. Geburtstag der Braut, die Hochzeitsreise nach New York antreten wollte. „Bis vor einigen Wochen, nachdem klar war, dass wir nicht in die USA einreisen können, hatten wir auch noch die Hoffnung, wenigstens mit dem Wohnmobil in Flitterwochen zu fahren“, so das frisch vermählte Paar. Aber auch daraus wird nichts. Zumindest im Moment.

Ein Antrag bei der Geburtstagsfeier

Kennengelernt hat sich das Paar auf dem Oktoberfest 2015 in Xanten. Nur kurze Zeit später zieht der technische Hausmeister in Duisburg und Vater zweier fast erwachsener Töchter zum Achterhoek. Hier bewohnt das gesellige und lebensfrohe Paar, das sich zudem gerne mit Freunden zum Feiern trifft, ein Haus mit großem Garten und zwei Hunden, die auf die Namen Pussy und Waldi gehorchen. Mit dem Motorrad und dem Wohnmobil gestalten Sabine und Jürgen Scholz liebend gerne ihre Freizeit und Urlaube. Zum gemeinsamen 99. Geburtstag im vergangenen Jahr, überraschte der Zwillingsvater dann seine Sabine mit einem Heiratsantrag – auf der Bühne vor allen Gästen.

Noch bevor die Band zum Tanzen aufspielt, kniet sich der gebürtige Wettener vor seine Zukünftige und stellt die Frage aller Fragen. „Das war so schön, weil alle unsere Freunde dabei waren und wir wenigstens das gebührlich zusammen feiern konnten“, erinnert sich die gebürtige Krefelderin. Zur eigentlichen Hochzeitsfeier sollte ein großer Partybus die etwa 50 Hochzeitsgäste in Empfang nehmen und das frisch vermählte Brautpaar zum Start in die Flitterwochen nach Düsseldorf bringen. „Wir hoffen aber, dass wir wenigstens die Party noch in diesem Jahr nachholen können“, sagt das Brautpaar, das sich nach der Trauung mit der Familie im großen Garten, natürlich mit genügend Abstand, zum Essen traf. Das war ihnen bei allem dennoch ganz wichtig. „Wir freuen uns nun einfach auf unsere weitere Zukunft, die bestimmt total rosig wird.“