Gesang für die Freude

„Da haben wir ja heute eine ganze Menge geschaft“ schlug Christian Franken zufrieden die Notenblätter an dem Klavier zu und verabschiedete die 17 Männer und Frauen, die sich in den zwei Stunden zuvor von ihm gesanglich hatten anleiten und motivieren lassen.

Zwischendurch hatte der Leiter des Twistedener Cäcilienchors im Pfarrheim immer wieder humorvolle Bemerkungen auf Lager wie „Schön, aber schön falsch.“ Er gab den Chormitgliedern konkrete Tipps zur Annäherung an das jeweilige Stück („Piano singen, es geht erstmal nur um den Klang“). Und er widmete sich der jeweiligen Stimmfarbe, von Sopran über Tenor und Bass bis Alt.

Der Cäcilienchor probt wieder für ein Gemeinschaftskonzert mit dem Musikverein, das in der Twistedener Kirche am 11. April stattfinden soll. „Bis vor zwei Jahren haben wir regelmäßig im Frühling mit dem Musikverein ein weltliches Konzert im Irrland aufgeführt“, erzählt Franken. Dann gab es eine Pause. „Der Musikverein fragte uns jetzt wieder, um ein österliches Repertoire auszuwählen.“

Dazu gehören Kompositionen wie „Der mich trug“ von Tom Löwenthal, Bortnjanskis „Ich bete an die Macht der Liebe“, Humperdincks „Abendsegen“ oder auch Elgars „Klänge der Freude.“
„Das ist ein Highlight für unseren Chor“, versicherte Elisabeth Ambrosius, seit 51 Jahren Mitglied des Chores. „Wir waren sofort begeistert davon.“

Ähnlich sah es Siegfried Knitza, der am Samstag 80 Jahre alt wird: „Gesang bringt mir Freude und inneren seelischen Ausgleich.“ Ihm hatte das Repertoire „sofort gefallen, weil es einen modernen Touch reinbringt.“ Dabei falle es ihm schon schwer, die hohen Töne lange zu halten.: „Da fehlt mir etwas die Puste.“

„Das ist der einzige Ort, wo ich die Jüngste bin“, scherzte Anette Davies-Garner (51), die seit vier Jahren in dem Chor singt, und dies mit immer gleicher Begeisterung. „Die Dinge, die wir hier erleben, begleiten mich die ganze Woche“, war sie damals sozusagen „ins kalte Wasser“ gesprungen. „Und ich bin hier sehr warmherzig aufgenommen worden.“ Der Chor hatte zu Hochzeiten 50 Mitglieder, inzwischen sei die Zahl auf knapp 20 Leute geschrumpft. Dies läge daran, so vermutet Davies-Garner, „dass die Bindung an die Kirche nicht mehr so groß ist. Kirche schreckt ab. Viele, die ich frage sagen, das ist nicht meine Musik.“ Obwohl die Atmosphäre im Chor super sei.

Viele junge Familien hätten einfach zuviele andere Hobbys. „Der Druck im Beruf kommt noch dazu“, ergänzte Maria Wustmans (57). „Wir sind alle Ü 50, da ist die Hemmschwelle vielleicht größer.“

Auch wenn der Chor vorrangig geistiges Liedgut zum Besten gibt, gebe es auch „ein sehr weltliches Repertoire“, unterstreicht der Chorleiter. Das sehe man auch in diesem Fall. Deswegen lädt der Chor für dieses spezielle Projekt alle Interessierten an, nach Karneval jeden Montag um 20 Uhr mitzuproben und an dem Konzert teilzunehmen.
Noten lesen müsse man nicht können. „Das geht auch mit dem Ohr und dem Gefühl“, so Franken. Zu spät zum Einsteigen sei es dafür auch nicht. „Dass der Klang ausgewogen wird“, das ist seine Hoffnung. Und dass vielleicht jemand über das Projekt am Chor „hängenbleibt“. Was angesichts von nur vier Männern in Bass und Tenor ein positiver Nebeneffekt wäre.