Pokalspiel der DJK Twisteden gegen RW Essen
KEVELAER – „Hurra, das ganze Dorf ist da!“ – Selten hat dieser Spruch für die Twistedener wohl besser gepasst als zum Niederrheinpokalspiel der DJK Twisteden gegen den Regionalligisten Rot-Weiss Essen am Mittwochabend im Kevelaerer Hülsparkstadion. Am Ende eines tollen Fußballabends auf der Hüls stand für die Mannschaft von DJK-Trainer Andreas Holla zwar eine 0:5-Niederlage und damit das Ausscheiden in der zweiten Runde des Pokals, doch lange Gesichter waren auf Twistedener Seite nach Abpfiff vergeblich zu suchen. Viel zu stark hatte die Mannschaft gegen den klaren Favoriten aus dem Ruhrgebiet – der im Jahre 1955 sogar Deutscher Meister war – dagegengehalten. Und viel zu stark war die Unterstützung von den gut gefüllten Rängen. Die eigens für das Pokalspiel gegründete Ultra-Gruppierung der DJK hatte mit lautstarken Sprechchören sowie extra angefertigten Fahnen über 90 Minuten ihre Mannschaft nach vorne gepeitscht, auch wenn die Fronten auf dem Platz schnell geklärt waren.
Denn nicht einmal zwei Minuten waren gespielt, da stand es bereits 1:0 für die Essener. Nach einem schnellen Vorstoß stand Andreas Ivan plötzlich frei vor Martin Voss, der im Tor der DJK einen bärenstarken Abend erwischt hatte. Ivan hatte dann trotzdem keine Mühe, den Ball über den Schlussmann ins Netz zu lupfen. Nach 21 Minuten war der Sack dann bereits zu, als RWE-Kapitän Benjamin Baier eine scharfe Flanke im Fünfmeterraum unbedrängt über die Linie drücken konnte – 0:2 aus Twistedener Sicht.
Bis zur Pause konnte die Holla-Elf dann in der Defensive dicht halten, musste aber mit Peter van Bühren einen wichtigen Mann für die Offensive bereits nach rund 35 Minuten verletzungsbedingt auswechseln. Die beste Chance hatte van Bühren kurz vor seiner Auswechslung, als er mit einem platzierten Schuss im Strafraum nur einen Essener Abwehrspieler traf. Der zweite Durchgang startete dann mit einem noch schnelleren Gegentreffer als zuvor in Halbzeit eins. Schade, denn die DJK hatte sich in der Kabine mit Sicherheit vorgenommen, noch einmal alles in die Waagschale zu werfen. Mit dem 0:3 in der 46. Spielminute war dann auch die Hoffnung der größten Optimisten zunichte gemacht. Kein Problem für Spieler und Anhänger der DJK, denn beide Seiten gaben weiterhin alles. Auf dem Platz fighteten die DJK-Akteure bis zum umfallen, neben dem Spielfeld gingen die ausgefallenen Sprechchöre lautstark weiter.
Nach 55 Minuten stockte den DJK-Fans dann beinahe der Atem, viele hatten schon zum Jubelschrei angesetzt – doch Twistedens Stürmer Jan van de Meer, der derzeit mit bereits elf Treffern in der Kreisliga A kaum zu stoppen ist, scheiterte mit einem Versuch von der Mittellinie nur um Zentimeter am Ehrentreffer. RWE-Keeper Robin Heller hatte in dieser Situation meilenweit vor seinem Kasten gestanden. Weiter ging es – und auch das 0:4 (63.) durch Kamil Bednarski und der Treffer zum 0:5-Endstand eine Viertelstunde vor Schluss taten der Stimmung keinen Abbruch. Besonders im zweiten Durchgang konnte die DJK gegen offensiv verteidigende Gäste den ein oder anderen Vorstoß wagen, doch zumeist wurden diese zu überhastet abgeschlossen. Die Nervosität war der Holla-Elf dann doch anzumerken – verständlich, standen wohl alle DJK-Spieler zuvor noch nie gegen einen Viertligisten auf dem Platz.
Am Ende des Abends stand mit dem 0:5 gegen Rot-Weiss Essen ein Ergebnis auf den Zetteln, das wohl jeder Twistedener vor der Partie so unterschrieben hätte. Bestens aufgelegt hatten sich die Akteure auf dem Platz gezeigt, die damit auch die tollen Leistungen der letzten Wochen in der A-Liga untermauerten. Nicht umsonst steht die Mannschaft dort mit fünf Siegen aus fünf Spielen und einem Torverhältnis von 20:0 Treffern auf dem ersten Tabellenplatz.
In der Liga geht es für die DJK am Sonntag gleich mit einem – zugegebenermaßen auf einem anderen Level angesiedelt – weiteren Highlight weiter, denn dann steht das Derby gegen die Union Wetten auf dem Programm. Dort dürfte die Mannschaft von Andreas Holla anders als gegen Essen klarer Favorit sein, auch wenn die 90 Minuten Pokalfight viele Körner gekostet haben werden. JAN ABEN
Stimmen zum Spiel:
Andreas Holla (Trainer DJK Twisteden): „Ich bin unwahrscheinlich stolz – sowohl auf meine Mannschaft als auch auf die Zuschauer, die dieses Spiel zu etwas ganz Besonderem gemacht haben. Unsere Leistung gegen den Viertligisten war sensationell gut, auch wenn wir jeweils in den Anfangsminuten zu nervös agiert haben. Das 1:0 und das 3:0 fielen nach Anstoß zu früh. Dennoch haben wir uns super präsentiert und ein geiles Spiel gezeigt.“
Sven Demandt (Trainer Rot-Weiss Essen): „Ich muss den Gegner loben. Sie haben sich deutlich besser geschlagen als unser Gegner der ersten Runde, der in der Bezirksliga spielt. Natürlich war das Spiel eigentlich nach gut 20 Minuten entschieden, aber Twisteden hat uns das Leben schwer gemacht. Die Mannschaft hat bis zum Ende einen sehr fitten Eindruck gemacht und hatte sogar Chancen zum Ehrentreffer. Wäre der gefallen, wäre das Stadion explodiert. Am Ende haben wir aber unser Spiel souverän absolviert und freuen uns jetzt auf den nächsten Gegner.“
Jan van de Meer (Spieler DJK Twisteden): „Natürlich war Rot-Weiss Essen das gesamte Spiel über klar überlegen. Sie haben einfach den Tick schneller gespielt, sodass es für uns brutal schwer war. Überhaupt hinten rauszukommen war schon schwer genug. Wir wurden aber von den Zuschauern richtig gepusht. Wenn ich in Tornähe war, habe ich immer so schnell wie möglich den Abschluss gesucht. Schade, dass es nicht zu einem Treffer gereicht hat.“
Marcel te Nyenhuis (Spieler DJK Twisteden): „Leider haben wir die ersten zwei Minuten beider Halbzeiten richtig verpennt. Trotzdem haben wir eine tolle Leistung gezeigt, mit der die gesamte Mannschaft zufrieden ist. Jeder hat sich über 90 Minuten reingehängt, das war die Hauptsache.“
Marius de Witt (Spieler DJK Twisteden): „Wir haben als Mannschaft stark dagegen gehalten und eine geile Leistung gezeigt. Insgesamt haben sich Team und Verein sehr gut verkauft. Für mich war es bisher das Spiel des Lebens, das man als Kreisliga-Spieler wohl nur einmal in dieser Form erlebt.“
Benjamin Baier (Kapitän Rot-Weiss Essen): „Wir haben sehr gut angefangen und konnten zwei schnelle Tore erzielen. Danach haben wir zu umständlich agiert und weniger Druck gemacht, waren aber weiterhin klar überlegen. Auch der zweite Durchgang startet für uns nach Maß, insgesamt waren wir vor dem Tor aber zu nachlässig. In der nächsten Runde geht es weiter, wir wollen wieder in den DFB-Pokal einziehen.“