Krisenmodus bei der Tafel

Wenn Rainer Morawietz die aktuelle Situation betrachtet, dann denkt er so wie viele in diesen Tagen. „Das sind schon verrückte Zeiten“, sagt der Vorsitzende der Kevelaerer Tafel, die angesichts der augenblicklichen Situation nicht mehr so für ihre Kunden agieren kann, wie sie es eigentlich möchte. „Wir haben im Vorstand beschlossen, dass wir die Tafel schließen. Seit Mittwoch ist alles zu. Alle Leute sind informiert und auch die Discounter haben wir dementsprechend verständigt.“ In der aktuellen Situation sei das die einzig sinnvolle Entscheidung.

Dabei hat Morawietz nicht nur die Hilfebedürftigen im Sinn, die regelmäßig zu der Kevelaerer Tafel kommen, um sich mit Lebensmitteln einzudecken. „Wir haben unter unseren Helfern und Mitarbeitern zwei Personen unter 65 – und der Rest geht bis 80 Jahre. Die zählen alle definitiv zur Risikogruppe“, macht er deutlich. Und schließlich kommt dazu ja noch der Austausch mit den Kunden – und die Platzverhältnisse an der Bury-St.-Edmunds-Straße 7. Pro Ausgabetag kämen regelmäßig so 20 bis 30 Leute. „Die Räumlichkeiten sind sehr, sehr eng. Um diese Risiken einzudämmen, macht das keinen Sinn.“

Man habe auch festgestellt, „dass in den letzten 14 Tagen die Anzahl der Waren weniger geworden ist. „Wenn Sie jetzt in die Supermärkte gehen, kann man sich vorstellen, was da für die Tafel übrig bleibt.“ Was die Versorgungslage der Betroffenen selbst anbetrifft, hofft Morawietz darauf, dass die Coronakrise nicht zu lange dauert. „Die Erstversorgung macht ja das Sozialamt und vier Wochen wird es vielleicht so gehen.“

Anzahl der Kunden war gesunken

Bei der letzten Ausgabe der Tafel seien „erstaunlich wenig Kunden da“  gewesen, erzählt der Tafel-Vorsitzende. „Da geht auch die Angst um.“ Sollte die Tafel aber über längere Zeit nicht tätig werden können, müsse man über andere Methoden, den Menschen zu helfen, nachdenken. „Wir  haben da ja einige Hilfsorganisationen, die uns unterstützen würden. Dann würden wir vielleicht Warengutscheine ausgeben und mit den Discountern einen Deal machen, dass die sich da was kaufen können.“ Solche Gedanken, so Morawietz, seien aber „noch Zukunftsmusik“.

Die beiden Pfarrcaritas St. Marien und St. Antonius würden da wohl „schon etwas über Warengutscheine“ machen. Und die evangelische Kirche richte für die Bedürftigen ein Mittagessen aus. „Das haben wir an unsere Leute schon weitergegeben.“ Das könne aktuell vielleicht „für die, die es ganz ganz schlimm haben“, dann so eine Art „Rettungsseil“ darstellen.

Vorerst vier Wochen ohne die Kevelaerer Tafel

„Wir werden mit den anderen Institutionen in Kevelaer in Kontakt bleiben. Wir wissen nicht, wie lange es dauert“, sagt Morawietz und hofft im Sinne aller, dass diese außergewöhnliche Zeit bald vorbei sein wird. Um die Kunden werde man sich dann auch in Zukunft weiterhin wie gewohnt kümmern. „Aber für die vier Wochen lassen wir das erst einmal ruhen.“

Eine Ausgangssperre wäre aus Morawietz‘ Sicht „ganz dramatisch, da müssten wir uns was einfallen lassen.“ Da ginge nach dem Ablauf der Schließung bei der Warenausgabe dann nur noch „Flatterband und Abstand und nur ein, maximal zwei Personen zur Ausgabe“ Damit habe man aber schon Erfahrung.“ Wir lassen seit Jahren sowieso nur maximal drei Leute rein.“

Das Ziel sei es, so schnell wie möglich wieder aufzumachen, um den Hilfebedürftigen beizustehen.  Aber jetzt gelte die Aufmerksamkeit dem Kampf gegen Corona. „Und wir müssen alle schützen.“