Schilderwald und Barrikaden

Was bin ich froh, dass ich es gewohnt bin, zu Fuß unterwegs zu sein. Ich habe kein Auto und brauche es auch nicht. Das macht es mir besonders im Moment leichter, durch Kevelaer zu kommen. Gleich an mehreren Ecken sind in Kevelaer Baustellen eingerichtet worden. Man weiß gar nicht so richtig, wo man lang fahren soll.
Neben der gesperrten Windmühlenstraße sind nun auch Linden- und Egmontstraße so mit Barrikaden und Schildern gepflastert, dass man kaum die Straße erkennt. Seit Beginn schaue ich mir nun das Geschehen auf diesen beiden Straßen an. Dabei sehe ich Autofahrer, die sich höllisch konzentrieren müssen, um sich nicht im Barrikadenwald zu verirren. In der ersten Woche war es besonders schlimm. Ich sah Radfahrer, die irritiert auf das große „Einfahrtverbotenschild“ starrten, unsicher, ob sie dieses ignorieren dürfen. Schließlich ist der Radweg befahrbar.
Wollte jemand von der B9 in unser Städtchen einbiegen, wurde er nur durch ein, leicht zu übersehendes, kleines Sackgassenschild informiert. Gäbe es einen zeitigeren Hinweis auf die Baustelle, würde manch einer spätestens an der Rheinstraße abbiegen. Aber so stand der ein oder andere vor der Barrikade an der Lindenstraße und wurde über die Dondertstraße gelotst, die alles andere als geeignet ist, ein hohes Verkehrs­aufkommen zu bewältigen. Die Anwohner waren sicherlich nicht begeistert.
Tja, und was ich da auf meinem Sonntagsspaziergang beobachten durfte, war schier unglaublich. Da quälte sich ein großer LKW durch die verengte Lindenstraße, und zwar in die falsche Richtung! Was mag wohl in dem Fahrer vorgegangen sein? Hatte sein Navi ihm diesen Weg gewiesen? Hatte er ihm ohne nachzudenken gehorcht? Jedenfalls steckte er auf Höhe der Friedenstraße fest und blockierte die Strecke.
Man muss sich schon gut auskennen, um einen passablen Weg durch unser Städtchen zu finden. Wer auf der Friedenstraße wohnt (die ihre eigene Baustelle hat) und zum Discounter auf der Weezer Straße will, nimmt am besten nicht das Auto. Denn er müsste erst einmal eine nette Stadtrundfahrt unternehmen, um ans Ziel zu gelangen. Entscheidet man sich für den Discounter an der B9, kommt man gut hin, aber nur auf Umwegen zurück.
Aber in unserem Städtchen ist man ja durchaus bereit, sich auf Veränderungen einzulassen. So gibt es nun doch zwei größere Sackgassenschilder, die die Einfahrt in die Lindenstraße zu verhindern helfen.
Trotzdem: Mechel, meine liebe Frau, rät: „Liebe Kevelaerer, besser, Ihr schnallt einfach die Kiepe auf den Rücken und erledigt den Großeinkauf zu Fuß oder mit der Fiets.“
Euer Hendrick