Geschichten von Hexen und Krokodilen
Im Pfarrheim von St. Antonius berichtete Johann Verhoeven in einem Vortrag vor einem interessierten Publikum über seine Erfahrungen, die er ein Jahr lang als Missionar auf Zeit in Ghana sammeln durfte.
Im August 2016 trat der Kervenheimer die Reise nach Ghana an. Ziel war das Dorf Gushiegu im Nord-Osten des Landes. Dort war er im Missionshaus der katholischen „Christ the King“-Gemeinde untergebracht. Das Projekt wurde durch die Steyler-Missionare ermöglicht, auf die Johann bei der Suche nach einem Jahr im Ausland gestoßen war. „Vor Ort waren Pater Ireneus, ein Steyler-Priester aus Indonesien und Pater Peter, ein vietnamesischer Steyler-Priester, meine Ansprechpartner“, erklärte der 19-Jährige.
Das Missionar-Projekt in Gushiegu wird unterteilt in die drei Bereiche „Mitleben, Mitbeten und Mitarbeiten“. Eine der Hauptaufgaben des jungen Reisenden war der Computerunterricht für die Kinder der „Christ the King Academy“. Dabei hatte er die, für hiesige Verhältnisse eher undisziplinierten, Schüler laut eigener Aussage gut im Griff. Dies ist bei einer Klassengröße von meist 40 bis 60 Kindern nicht unbedingt selbstverständlich. Weitere Aufgaben bot unter anderem die Wasserfabrik auf dem Missionsgelände. Sie beliefert die Einwohner für umgerechnet rund 50 Cent pro 15 Liter mit sauberem Trinkwasser.
Für die Missionare ist besonders der religiöse Aspekt dieses Projektes von großer Bedeutung. So suchen sie regelmäßig benachbarte Gebiete ohne aktive katholische Gemeinde auf, um dort Gottesdienste unter freiem Himmel zu halten. Einige Male im Jahr finden auch große Prozessionen statt. Dies ist deshalb so besonders, da in dem muslimischen Norden Ghanas nur etwa zwei Prozent Christen leben. Religiöse Konflikte gäbe es dort allerdings nur sehr selten.
Begeistert war Johann Verhoeven vor allem von den Menschen, die er im Rahmen seines Ghana-Besuches kennenlernen durfte. „So wurde der 23-jährige Emmanuel in Gushiegu mein bester Freund“, erzählte er, „Emmanuel ist Helfer im Missionshaus und studiert noch nebenbei. Er möchte später Lehrer werden, sich aber auch weiterhin für die Steyler-Mission engagieren.“
Eine Besonderheit auf dem Missionsgelände ist das Camp für die sogenannten „Old-Ladies“. Diese Frauen wurden ausgestoßen, da sie nach dem Tod ihrer Männer der Hexerei bezichtigt wurden. Die kleinen Hütten, in denen sie untergebracht sind, bieten ihnen zwar Schutz und Zuflucht, doch ihr Leben ist aufgrund fehlender finanzieller Mittel weiterhin schwer zu meistern. Die Mission versucht sie dabei mit Spenden, die z.B. bei der jährlichen Erntedank-Versteigerung zusammenkommen, bestmöglich zu unterstützen.
Neben der Arbeit gab es für die Missionare auch eine kurze Urlaubszeit in Ghana. Dabei kam es unter anderem zu einem Zusammentreffen mit heiligen Krokodilen. „Diese werden so trai-niert, dass es sogar möglich war mit ihnen für ein Foto zu posieren“, zeigte sich der junge Missionar immer noch beeindruckt. „Ein sehr außergewöhnliches und angsteinflößendes Abenteuer.“
Johann Verhoeven zog ein sehr positives Fazit aus seiner Reise. Die Erlebnisse könnten auch wertvoll für sein vor kurzem begonnenes Theologie-Studium und seinen späteren Werdegang sein. Er hält noch aktiv Kontakt mit den Menschen aus der Mission und „würde sie gerne bei Gelegenheit noch einmal besuchen“. Am Ende seines Vortrages stellte der Ghana-Reisende noch ein Sparschwein auf den Tisch. Die eingesammelten Spenden sollen in Absprache mit Pater Ireneus und Pater Peter den „Old-Ladies“ in Gushiegu zu Gute kommen.
Raphael Schmithuysen