Die Bedeutung der kleinen Dinge

Am Sonntag, 7. April, lockte die Reihe „Kultur im Priesterhaus“ immerhin einen Kreis von gut 40 Gästen in den großen Saal des Priesterhauses.

Dort wollten sie hören, welche klugen Gedanken und Anregungen der theologische Referent der Wallfahrt, Bastian Rütten, in seinem neuen spirituellen Werk „Segenszeiten“ zusammengetragen hatte. Zum Einstieg führte Rütten in die Grundkonzeption des Lesebuches ein.

Es solle mit diversen Lebenswelt-Impulsen dazu anregen, Festtage, individuelle Gedenktage, Bräuche oder auch kleine Alltagsrituale zum Anlass zu nehmen, innezuhalten und sich zu fragen, was der Moment bedeutet und wie man ihn mit Sinn erfüllen kann. „Wie verschiedene Alltagszeiten zu Segenszeiten werden“ – dieser Satz fasste die Idee des Ganzen prägnant zusammen.

Heimat ist an der Theke und Sehnsucht ist Banane

Danach ging er auf diese verschiedenen Alltagszeiten ein, griff dabei auf die Hanns-Dieter-Hüsch-Figur „Ditz Atrops“ zurück, der an Hein Lindemanns Theke über Gott und die Welt philosophierte und sich wünschte, „unauffindbar zu sein, damit er seine völlige Ruhe hätte.“ „Das,“ so Rütten, „will ich ab und an üben“, auch um für sich zu sehen, „was wirklich Heimat ist.“

Im Kapitel „Zum Weiterdenken“ fand sich ein lyrischer Text angelehnt an „Oh, wie schön ist Panama“ von Janosch, wo der Bär und der Tiger im Wald eine leere Kiste mit der Aufschrift „Panama“ mit Bananengeruch als eine Art „Sehnsuchts-Appetizer“ finden. „Ein Duft, der Sehnsucht in sich trägt“, so Rütten.

Damit verband sich Elmar Lehnens Stück „Das Land meiner Träume“, das Biggi Lehnen und Annja Rossmann, begleitet von Tom Löwenthal am Piano, mit stimmlicher Anmut vortrugen. Löwenthal versetzte die Lesung anschließend immer wieder mal mit kleinen atmosphärischen Musikstücken.

Die beiden Sängerinnen trugen mit „Seht, wie klein die Dinge sind, wie groß sie wirklich werden“ ein Lied von Löwenthal mit Rüttens Text vor. Rütten zitierte aus Elisabeth von Thüringens „Die kleinen Dinge“ und schlug den Bogen zur Fastenzeit, wo es darum gehe, „darauf zu achten, was wichtig ist“ und sich „40 Tage Gönnen zu Gönnen – ein ganzes Jahr vielleicht.“

Das Aschenkreuz auf der Stirn zu Aschermittwoch sei vielen heutzutage „spooky“, führte Rütten aus. „Vielleicht hat es die Kirche in der Vergangenheit mit der Buße übertrieben“, sprach er von „alten und verstaubten Klischees, die unsere Kirche oft mit beiden Händen bedient hat.“

In der modernen Zeit lasse man sich eben „ungern einreden, was richtig oder falsch ist, was man zu tun, zu denken und zu lassen hat.“ Das Kreuz erinnere die Menschen aber „an die eigene Vergänglichkeit“ und die Bedeutung, „mich ernst zu nehmen, aber nicht wichtig.“