Fachfrau in Fragen des guten Tons

Jüngst kam die frisch gewählte Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Auch drei mit dem Kevelaerer Wirtschaftsleben fest verbundene Köpfe fanden das Vertrauen der Mitglieder und wurden in das 84 Vertreter umfassende Gremium gewählt. Das KB möchte diese Gelegenheit nutzen und nacheinander die drei Aktiven in ihrem unternehmerischen Umfeld vorstellen und der Frage nachgehen, was sie antreibt, sich in der IHK zu engagieren. Den Anfang macht dabei in dieser Woche Annegret Welbers. Mit ihrem Musikhaus ist sie nicht nur in Kevelaer eine feste Größe für Musiker und Musikfreunde. Es folgen Anna van den Hövel, Geschäftsführerin bei Krause & Schwarz, und Thomas Müller von der Verbandssparkasse Goch, Kevelaer, Weeze.

Selten sind sie geworden, die Geschäfte in deren Schaufenster sich Klarinetten, Gitarren, Mundharmonika und Noten finden, aber auch der ganze „Kleinkram“ rund um das jeweilige Instrument, den Musikerin und Musiker brauchen. Annegret Welbers ist daher zu Recht stolz darauf, zu den Vollsortimentern zu zählen, die beinahe alles zwischen Plektrum und Flügel im Angebot haben. In der IHK-Vollversammlung vertritt sie die ‚Wahlgruppe III – Einzelhandel‘ für den Kreis Kleve, gemeinsam mit zwei weiteren Mitstreitern aus Goch. Hat es der inhabergeführte Einzelhandel für sich schon recht schwer, ist die Problemlage im Musikalienhandel nochmals schärfer ausgeprägt.

Stetig sinkende Umsätze

Greift man exemplarisch den Handel mit Noten heraus, waren es in den 1990er Jahren vor allem die Kopiergeräte, die das Leben der Branche schwer machten und schon damals manchen Verlag und Händler an den Rand des Ruins brachten, so sind es heute die digitalen Vertriebsformen und die „allgemein recht unbekümmerte“ Einstellung zu Urheberrechtsfragen, die für stetig sinkende Umsätze im stationären Handel mit Musikalien sorgen, speziell bei Noten. Das dennoch erfreuliche Wachstum der gesamten Branche speist sich allein aus dem expandierenden Onlinehandel.

Als pfiffige Geschäftsfrau möchte natürlich auch Annegret Welbers ein Stück von diesem Kuchen abhaben und betreibt neben ihrem bekannten Ladengeschäft auf der Bahnstraße längst einen Online-Shop. Genau diese Aufstellung auf zwei Beinen ist es, die sie auch anderen Einzelhändlern empfiehlt. Sich vernetzen, Ideen austauschen, beratend anderen zur Seite stehen – das empfindet Welbers auch als ihre hauptsächlichen Aufgaben innerhalb der IHK.

Es ist ihre erste Amtszeit in der Vollversammlung – da heißt es natürlich zunächst das Funktionieren von und die Balance zwischen Präsidium und Ausschüssen kennenzulernen. Aber langes Abwarten zeichnet die agile Geschäftsfrau gewiss nicht aus und so wird sie sicher bald einem ihrer Herzensanliegen Vortrieb verleihen: dem großen Thema Ausbildung und Nachwuchsgewinnung.

Wachsendes Interesse

Sie selbst kann sich glücklich schätzen, in diesem Jahr wieder einen Auszubildenden in ihrem Geschäft zu haben. Dabei sind die Zukunftsaussichten im Grunde gar nicht schlecht – vorausgesetzt man hat eben ‚Geschäftssinn‘. In der traditionell stärksten Sparte des Musikalienhandels, den Tasteninstrumenten, stellt Annegret Welbers wieder ein wachsendes Interesse fest.

Nach ihrem Empfinden ist es generell wieder mehr Eltern wichtig, dass ihre Kinder ein Instrument erlernen und dieser Eindruck deckt sich mit den Zahlen des „Deutschen Musikinformationszentrums“ – bei nahezu allen Instrumenten sind in den letzten Jahren die Schülerzahlen gestiegen. Eine Rolle mag auch spielen, dass Musik zunehmend als Gesundheitsfaktor und bei Kindern als entwicklungsfördernd wahrgenommen wird.

Auch wenn man den gedanklichen Bogen ziemlich weit spannen muss: Eines haben Musizieren und das Engagement in der IHK vielleicht gemeinsam – beides geht über reine Nützlichkeitserwägungen hinaus.