Aktuelles aus Kevelaer

Die Gnadenkapelle im Einmachglas

“Wir haben für Kevelaer was außergewöhnliches gemacht. Nämlich Kevelaerer Motive in Form von Photoshop-Composings dargestellt!“, erklärt der Geschäftsführer der Kevelaerer „MedienManufaktur Niederrhein“, Markus van Oorschot.
Die Mitarbeiter haben beispielsweise die Basilika und den Wasserturm in ein Einmachglas gepackt, die Gnadenkapelle samt einem Stück Erde aus dem Boden gerupft, die Wahrzeichen Kevelaers in eine Flasche als Flaschenpost gepackt oder alle Kevelaerer Ortschaften in kleine Fläschen gesperrrt. „Das sind unsere fünf Motive, die wir in mühseliger Photoshoparbeit haben entstehen lassen. Kevelaer kann mehr als nur altbacken.“
Die Bilder sollen nicht nur für Pilger oder Besucher der Stadt als etwas andere Erinnerung dienen, sondern natürlich auch für die Kevelaerer oder jene, die der Heimat entflohen sind und ein kreatives Andenken oder eine Erinnerung an ihre Heimat suchen.

…und eingemacht. Fotos: „MedienManufaktur Niederrhein“


„Damit man in Kevelaer auch mal moderne und ausgefallene Postkarten zu kaufen kriegt, haben wir drei der fünf Composings auch als Postkarte drucken lassen. Die drei lustigen und kreativen Postkarten bieten etwas Abwechslung zu den irgendwie immer gleich aussehenden Standardmodellen“, erklärt van Oorschot.
„Die Composings sind unsere Art Kevelaer kreativ ins Licht zu rücken. Kevelaer muss moderner werden. Das ist unser Beitrag dazu“, so der Geschäftsführer
Die Kunst-Galerie Kocken, sowie das Kevelaerer Museum vertreiben die Bilder und Postkarten, neben der „MedienManufaktur“ selbst.

Generationensingen im Mehrgenerationenhaus

Inmitten des Gesangskreises symbolisierte ein Sonnenblumenstrauß die Ausrichtung des diesjährigen Generationensingens. „Lasst uns den Frühling feiern!“, lautete das Motto des gemeinsamen Treffens, das Christiane Langenbrinck und Gabi Frings gestalteten. Dementsprechend hatte Langenbrinck, die wieder mit ihrer Akustikgitarre für den „musikalisch guten Ton“ sorgte, die Auswahl der Stücke vorgenommen, die die Erwachsenen zusammen singen durften.

Alle Vögel sind schon da

Von „Alle Vögel sind schon da“ über „Es geht eine helle Flöte, der Frühling ist über dem Land“ bis zu „Alle Knospen springen auf“ reichte die miteinander gesungene Hommage an das Frühjahr. Dazu ergänzte Langenbrinck das Programm mit Gedichten zur Jahreszeit wie „Im Frühling“ von Monika Minder.

Bei den Anwesenden sorgte der Nachmittag für gute Laune. „Das Wandern ist des Müllers Lust – wie, bei dem Wetter ?“, fragte eine Dame in die Runde und erntete dafür Gelächter. „Das gemütliche Zusammensein und das freundliche Miteinander“ schätzte Ingrid Billion sehr, die jahrelang Mitglied des heute in Geldern ansässigen Chores „Barbershop Blend“ gewesen war.

In einem Nebenraum unterhielt Gaby Frings derweil sechs kleine Kinder mit dem Spiel an Instrumenten, spielte ein Stück mit mehrfachen Rufen eines Kuckucks ein, dessen Rufe sie zählen durften, trug die Geschichte „Der Kuckuck und der Esel“ vor und ließ die Kleinen versuchen, ob sie an ihrem Instrument einen Kuckucksruf imitieren können. Am Ende durften sie in der Kirche ein Stockwerk höher noch nach einem „Kuckucksei“ suchen. Ich hoffe, wir finden alle, nicht dass sich morgen einer draufsetzt“, scherzte sie.

Bei Kaffee und Kuchen ging der Nachmittag entspannt zu Ende. „Wir machen das zweimal im Jahr. Ich glaube einfach, dass die Leute gerne singen“ formulierte Langenbrick, warum der Nachmittag seit Jahren beliebt ist. „Da kann die Oma mit dem Enkel das Blatt in die Hand nehmen.“

Plusgeschäft Europa

105 Euro, das ist der Betrag, den jeder einzelne Bundesbürger für die Arbeit der Europäischen Union bezahlt, wenn man von den Beiträgen der Länder jene Beträge abzieht, die wieder zurückfließen. Ob das für Frieden und Stabilität, für Reisefreiheit und manches mehr ein niedriger oder hoher Preis ist, mag je nach persönlichem Einkommen unterschiedlich erscheinen. Die volle Wahrheit aber ist eh eine andere: Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung hat ergeben, dass die wirtschaftlichen Vorteile des europäischen Binnenmarktes dazu führen, dass das durchschnittliche Einkommen in Deutschland 1.046 Euro höher ist, als es ohne die EU wäre. Anders formuliert: Die EU sichert nicht nur Frieden und Freiheiten, sie ist auch noch ein Wohlstandsmotor.

Fördermittel in Kevelaer

Anlässlich der Europawahl am 26. Mai 2019 hat das Kevelaerer Blatt einmal geschaut, welche Fördermittel aus der EU in jüngerer Zeit direkt nach Kevelaer geflossen sind.

Im Wesentlichen profitiere Kevelaer von zwei Programmen, erläutert Kevelaers Wirtschaftsförderer Hans-Josef Bruns: EFRE und ELER. Durch EFRE hat die Wallfahrtsstadt 1,84 Millionen Euro für den Solegarten St. Jakob auf der Hüls erhalten – das Gros der rund 2,3 Millionen Euro, die das Projekt rund um das Gradierwerk kostet.

Vom zweiten Projekt hat man in der Öffentlichkeit eher die Anlaufschwierigkeiten und weniger die Erfolge mitbekommen, doch diese haben sich inzwischen eingestellt. Die Rede ist vom LEADER-Programm, an dem Kevelaer gemeinsam mit Geldern, Nettetal und Straelen teilnimmt mit dem Projekt „LEI.LA – Leistende Landschaft“. Eine ganze Reihe Vorhaben sind inzwischen entweder vom Entscheidungsgremium beschlossen oder vom Mittelgeber bewilligt.

162.500 Euro zahlt die EU, damit die Landwirtschaftskammer drei Jahre lang jemanden beschäftigen kann, der Landwirte in der Region dabei berät, so zu arbeiten, dass die Artenvielfalt auf den Feldern wieder verbessert wird.

Rund 11.000 Euro hat die EU dazu gegeben, um eine „Route der Landschaftskultur“ zu errichten, in Anlehnung an die Route der Industriekultur im Ruhrgebiet.

Mit etwa 229.000 Euro unterstützt die EU den Caritas-Verband Geldern-Kevelaer dabei, Maßnahmen voranzutreiben, um Arbeitsmigranten und Geflüchtete in den dörflichen Strukturen besser zu integrieren, unter anderem durch Bildungsangebote und die Verbesserung der Arbeitsmarktperspektiven.

Mundart-Wörterbuch

Mit 25.000 Euro fördert die EU die Erarbeitung eines digitalen Mundart-Wörterbuchs – zunächst mit Kävels Platt, später mit weiteren Regiolekten.

Noch nicht in trockenen Tüchern, aber wahrscheinlich sind rund 200.000 Euro, um Bänke, Tische und anderes Veranstaltungsmaterial anzuschaffen, das Vereine dann kostenlos für ihre Veranstaltungen ausleihen können sollen.

Etwa 23.000 Euro von der EU unterstützen die Kommunen dabei, blühende, insektenfreundliche Wiesen auf rund 1.500 Quadratmetern anzulegen.

104.000 Euro der EU soll es für Kunstinstallationen entlang einer 100 Kilometer langen Fahrradroute „FahrArt“ geben.

Nicht zuletzt fördert LEADER den neuen Skatepark in Kevelaer mit 195.000 Euro, der sonst wohl nicht entstehen würde.

Und dann gibt es noch zwei Zahlen, auf die der Wirtschaftsförderer hinweist: Als Grenzregion hat der Kreis Kleve eine Exportquote von 49,2 Prozent und 25 bis 30 Prozent der Kevelaer-Besucher kommen aus dem Ausland. Ohne Arbeitnehmerfreizügigkeit und mit Zöllen und Grenzkontrollen sähe beides anders aus.

Fahrer flüchtet rücksichtslos vor Polizei

Am Donnerstag, 9. Mai, gegen 22 Uhr, meldete ein Zeuge der Polizei an einem Schnellrestaurant in Kevelaer an der Feldstraße einen verdächtigen Mitsubishi Galant, dessen Fahrer offensichtlich unter Drogeneinfluss stand. Eine Polizeistreife entdeckte das Fahrzeug auf der Bundesstraße 9 in Kevelaer und gab Anhaltezeichen. Der unbekannte Mitsubishi-Fahrer missachtete die Anhaltezeichen und flüchtete rücksichtslos vor den Beamten über die Kevelaerer Ortsteile Winnekendonk und Wetten bis Geldern-Veert, wobei der Blickkontakt der Polizei zum Fahrzeug mehrfach abbrach. Auf dem Heiligenweg in Winnekendonk kam es beinahe zu einem Zusammenstoß des Fahrzeugs mit dem Gegenverkehr. In Veert am Steenhalensweg beschädigte der Mitsubishi einen Jägerzaun auf einer Länge von rund zehn Metern. Dort verloren die Beamten den Mitsubishi erneut aus den Augen und fanden das Fahrzeug kurz darauf an der Straße Harttor wieder. Hier war der Mitsubishi in Höhe des Bahnübergangs von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Strauch geprallt. Der Fahrer war inzwischen zu Fuß geflüchtet. Im Fahrzeug nahmen die Beamten einen 32-jährigen Deutschen ohne festen Wohnsitz und eine 28-jährige Frau aus Viersen, die auf der Rückbank saß, vorläufig fest. Sie waren unverletzt. Die Beamten stellten Cannabis sicher, welches sie im Auto fanden. Außerdem waren falsche Kennzeichen am Mitsubishi angebracht. Die Ermittlungen der Polizei, insbesonders zum geflüchteten Fahrer, dauern an.
Autofahrer, die durch den Mitsubishi gefährdet wurden, werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden. Wem sind die genannten Personen und der Mitsubishi am Schnellrestaurant in Kevelaer aufgefallen? Hinweise bitte an die Polizei Geldern unter Telefon 02831 1250.

Wildblumenaussaat im Spatzennest

Eine wilde Wiese haben sie schon. Was fehlt, sind die Wildblumen. „Die säen wir jetzt aus“, rufen die Kipkes-Kinder der Städtischen Kindertageseinrichtung Spatzennest in Kevelaer. Auch das Spatzennest erhielt auf Initiative von Horst van Lier und als Spende des Gartencenters Breuer ein Glas der wertvollen Niederrheinischen Wildblumenmischung.

Damit diese in Ruhe wachsen und gedeihen kann, haben sich die Erzieherinnen Melanie Janßen, Heike Rankers, Steffi Feddema, Jenny Möhring und ihre Schützlinge aus der Kipkes-Gruppe einen ganz besonderen Platz ausgesucht. Hinter dem ausgiebig genutzten Spielplatz führt ein kleiner Weg zur besagten wilden Wiese. „Dort haben wir schon ein paar kleinere Flächen freigemacht“, erklärt Melanie Janßen. Voller Eifer marschieren die Wildblumenbeauftragten im Gänsemarsch zur Wiese und verteilen höchst professionell den Samen der Wildblumenmischung. „Ich glaube, wir brauchen noch ein paar zusätzliche Flächen“, stellen die Kinder schon bald fest, greifen flugs zu Harke und Schippe, schaffen sich damit noch eine Freifläche.

Bienen und Hummeln

Nach getaner Arbeit kommt natürlich das Gießen. Denn auch das ist wichtig. „Sonnenschein ist aber auch noch wichtig“, wissen die kleinen Gärtner, „und wenn dann die Blumen wachsen, kommen die Bienen und Hummeln“, fügen sie wissend hinzu. Und mit Bienen kennen sich die Kipkes-Kinder ziemlich gut aus. Denn schon im vergangenen Jahr beschäftigten sich die Kipkes-Kinder speziell mit den Aufgaben der Bienen. „Das Interesse an Bienen kam von den Kindern selbst“, erinnert sich Jenny Möhring. Denn eigentlich wollten die Erzieherinnen nur erklären, dass man nicht in Panik geraten muss, nur weil eine Biene umhersummt.

Warum das so ist, wollten die Kinder dann aber doch schon etwas näher erläutert haben. „Wir haben dann daraus ein umfangreiches Projekt gemacht, den Kindern Nützlichkeit und Wichtigkeit der Bienen und Insekten erklärt“, führt Jenny Möhring weiter aus. Zum Abschluss des eingeforderten Projekts durften die „Kipkes“ dem Hobby-Imker Willi Hornbergs über die Schulter schauen, ihn sogar tatkräftig beim Honigschleudern unterstützen und vom süßen Erzeugnis naschen. Jetzt warten die Kipkes-Gartenkinder gespannt darauf, was sich auf ihrer wilden Wiese tut. Wir vom Kevelaerer Blatt natürlich auch. Wir werden Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf dem Laufenden halten.                            

„Ach, wie gut“ und „Oh wie schön“

Der Titel der Ausstellung ist so verheißungsvoll wie verwirrend: „oh wie schön, dass niemand weiß….“ hat Heinz Henschel unter sein Bild des ums Feuer tanzenden kleinen Männchens geschrieben. Dem Gnom hat Heinz Henschel einen gut erkennbaren großen Schnäuzer ins Gesicht gemalt, wie er selbst einen trug. Ein Selbstbildnis? Und dann diese Worte. Eine Mischung aus „Oh, wie schön ist Panama“ von Janosch und „Ach, wie gut, dass niemand weiß“ vom – pardon, Gebrüder, wenn ich‘s Grimm verachtend verrate – Rumpelstilzchen? Kann sein, muss nicht, darf aber gerne. Weiß man bei diesem Henschel nie so genau. Oder so: Wer Lust hat, sich auf eine Reise in die spannenden und unkonventionellen Bilderwelten des Künstlers Heinz Henschel zu begeben, der inzwischen auch große Kunstkenner ganz kleinlaut werden lässt, sollte sich die Schau seiner Bilder am kommenden und am darauffolgenden Wochenende keinesfalls entgehen lassen.

Bildrechte: M. David


Hatte die erste Ausstellung im Kevelaerer Museum (das KB berichtete) noch damit zu kämpfen, dass Werk und Leben des Schaffenden lange im Verborgenen lagen und die Kunstwissenschaftler und Kunstvermittler den Autodidakten Heinz Henschel daher schlichtweg nicht kannten – was man ihnen nicht zum Vorwurf machen kann, denn er wollte es ja wohl nicht anders – präsentiert die zweite Ausstellung in Kevelaer einen gleichsam geordneten Blick auf seinen Nachlass in Kategorien, die sich über Motive und Arbeitstechniken diesem unermüdlichen Tausendsassa nähern. Das zeugt einerseits, wie auch der im Verlag seines „Nachlassverwalters“ Mattes David erscheinende Katalog, von der begonnenen Aufarbeitung des künstlerischen Schaffens Henschels. Andererseits erleichtert dem Interessierten diese Auswahl eine Annäherung an das allein schon in der Fülle unüberschaubare Werk. Und dank einer klugen Hängung mag man zwischenzeitlich zwar noch kurzfristig der Anmutung eines mittelschweren LSD-Rausches erliegen, kann sich aber auch flott mal in ruhigeres Fahrwasser flüchten.
Niederrheinische Niederung – künstlerische Höhepunkte
Dazu trägt der äußerst ungewöhnliche Ausstellungsort maßgeblich bei: Das Rittergut Haus te Gesselen in Wetten muss man erst einmal finden – keine Angst, am Ausstellungstag werden Weg und Parkmöglichkeiten ausgeschildert. Dann geht‘s über verwinkelte Treppen und durch niedrige Türen mit Kopfstoß-Gefahr in die zweite Etage und weiter durch verwinkelte Räume ins Innerste des Hauses. Kleine Fenster, kaum größer als Schießscharten, erlauben doch den Blick aus dem Gemäuer über niederrheinische Niederungen. Und drinnen erlebt man – wenn man will – einen bewusstseinserweiternden künstlerischen Höhepunkt nach dem nächsten. Auf längere Sicht werde das wohl die letzte Gelegenheit sein, eine Henschel-Ausstellung in Kevelaer sehen zu können, sagt Mattes David.
Haus te Gesselen und die Ausstellung

Haus te Gesselen in Wetten, Kapellener Straße 4, ist ein zweigeschossiger gotischer Winkelbau, dessen Kern aus dem 15. Jahrhundert stammt. Es gilt als das älteste erhaltene Wohnhaus in NRW. Ab 1987 wurde es in Teilen aufwändig restauriert. Die heutige Besitzerin nutzt das Haus zu Wohnzwecken, bietet allerdings nur selten Einblicke in das historische Gemäuer. Die oberen Räume sollen künftig hin und wieder für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden.
Die Ausstellung „Oh wie schön, dass niemand weiß…“ wird am Freitag, 10. Mai, 19 Uhr, mit einer Einführung der Kunsthistorikern Nina Schulze eröffnet.
Zu sehen sind Zeichnungen, Papierarbeiten und Radierungen am 11., 12., 18. und 19. Mai, jeweils von 10 bis 17.30 Uhr. An jedem Ausstellungstag gibt es um 15 Uhr eine etwa einstündige, kostenlose Führung, die Mattes David durchführt. Die Schau zeigt das Schaffen des Künstlers in seiner ganzen Breite. Von den erstmals gezeigten Skizzenbüchern über die wichtigsten Motivgruppen bis hin zu den vielschichtigen „Erzählwelten“ blättert sie die Bildwelt Henschels auf.
Heinz Henschel und der Katalog

Heinz Henschel. Foto: M. David


Heinz Henschel war Autodidakt. Er lebte ein unauffälliges Leben als angestellter Dreher in Dülken am Niederrhein. Erst nach seinem Tod 2016 wurde offenbar, wie groß seine Schaffenskraft und sein künstlerisches Talent waren. In seinem Nachlass fanden sich mehr als 1000 Zeichnungen, Papierarbeiten und Radierungen. Als ein kleiner Teil davon erstmals 2018 in einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, haben sich fast 6000 Menschen für sie begeistern können.
Der Katalog ist in der Ausstellung, über den Kunstverlag David, sowie beim Kevelaerer Blatt erhältlich (hier klicken). Er stellt ein Zwischenergebnis der kunsthistorischen Aufarbeitung des Künstlers Heinz Henschel dar. Mit einem Vorwort von Gerd Baum und Texten von Nina Schulze M.A.. 208 Seiten, 187 Abbildungen, 22 x 22 cm, Sprachen: Deutsch / Englisch, Festeinband, Fadenheftung Auflage 750 / 1. Auflage, 38,- €.

Die neuen Alten begeistern im Bühnenhaus

So ganz „taufrisch“ sind sie nicht mehr. Und dennoch stürmen sie lauthals ihr neues Zuhause. „Wir sind die Neuen“ schreien sie ein bisschen auch die Erleichterung darüber hinaus, im Alter gemeinsam ihre Studenten-WG neu aufleben zu lassen. Als Film relativ erfolgreich, hat die von Komödien-König René Heinersdorff inszenierte gleichnamige Schauspielfassung inzwischen einige Bühnen erobern können.

Große Namen

Das liegt sicherlich zu einem großen Teil auch an großen Namen: Simone Rethel, Lutz Reichert und Joachim H. Luger spielen die in allen Ehren ergrauten Alt-68er so locker-leicht, als hätte es nie eine Mattscheibe oder eine Yellow-Press zwischen ihnen und dem Publikum gegeben. Fast schon ein wenig zu euphorisch wuseln sie durch gute anderthalb Stunden reine Spielzeit und haben dabei immer die Lacher auf ihrer Seite. Einzig die stillen Momente kommen in der Inszenierung ein wenig zu kurz. Das bleibt vor allem Lutz Reichert vorbehalten, in der Rolle des Eddie, bei dem man diese Nachdenklichkeit am Wenigsten erwartet.

Der olle Charmeur, die schleiereulenverliebte Biologin und der für das Recht des „kleinen Mannes“ kämpfende Anwalt sind jedoch nicht die einzigen, vielleicht ein klein wenig zu holzschnittartigen Figuren, die die Spielräume andeutende Bühne beleben. Da gibt es noch die Über-WG der jungen Studierenden (Katarina Schmidt, Julie Stark und Florian Gierlichs), die quasi den eindimensionalen Gegenpart bilden. Ein wenig Zeit brauchen sie, um von ihren Laptops aufzusehen und außer der Ruhe- und Alltagsablaufs-Störung noch ein bisschen mehr von sich und den neuen Alten zu Kenntnis zu nehmen. Dann aber kommt‘s, wie‘s kommen muss: Die Alten drehen den Spieß um, helfen den Jungen aus der zwanghaften Seite der Spießigkeit in eine souveräne Gelassenheit, die das Alter scheint‘s so mit sich bringt.

Auch die jungen Schauspielerinnen und der junge Schauspieler haben sichtlich Spaß an der Aufarbeitung der Generationenfragen und entwickeln ihre Rollen zu gleichwertigen Bühnencharakteren.

Kein Ende, aber absehbar

Auch wenn das Ende kein Ende, aber absehbar ist – das ist halt ein wichtiger Wesenszug der Boulevard-Komödie – bietet die Handlung genug komische und anrührende Wendungen für einen kurzweiligen Theaterabend. Das Kevelaerer Publikum belohnte die wunderbaren Schauspielerinnen und Schauspieler mit begeistertem, langanhaltendem und dankbarem Applaus.

Jawort nach 38 Jahren

Es war weit nach Mitternacht, als Stefan und Bettina Liesting zu den Klängen des DJs im „Haus Ehren“ ausgelassen miteinander tanzten. Das jungvermählte Paar hatte einen aufregenden Tag hinter sich gebracht, mit einer wundervollen standesamtlichen Trauung im Alten Rathaus, einem kleinen Umtrunk mit Freunden und Verwandten gegenüber auf der Rasenfläche und einer abwechslungsreichen Tanz-und Musikparty. Die wurde durch den Musikverein Kevelaer, dessen jahrzehntelanges Mitglied Stefan ist, mit einem Mix bekannter Melodien bereichert.

Dass die 53-jährige Altenpflegerin und der 57-jährige gelernte Industriekaufmann gemeinsam in den Stand der Ehe eintraten, verdanken sie einer ungewöhnlichen Geschichte, in der sie als junge Menschen zusammenkamen, um sich dann fast drei Jahrzehnte aus den Augen zu verlieren und anschließend wiederzufinden.

Erstmals begegneten sich beide 1981 bei Axmann im Tanzkurs. „Das war in der Schützenhalle, da ging man einfach hin“, erinnert sich die gebürtige Linnicherin bis ins Detail: „Auf der einen Seite standen die Stuhlreihen mit den Mädchen an der Wand, gegenüber die Jungs. Da lagen die Nerven blank, weil man Angst hatte, keinen Jungen abzubekommen und hoffte, dass man keinen Idioten abbekommt.“ Damals hieß es noch: Der Junge sucht das Mädchen aus. „Und ich hab Bettina ausgesucht“, meinte der Sohn eines Buchbinders mit einem Lächeln. 

Das glücklich vermählte Paar. Foto: aflo

Der Tanzkurs dauerte nur drei Monate, die anschließende Beziehung aber fünfeinhalb Jahre. „Wir sind ab dem 17. Oktober 1981 miteinander gegangen“, weiß Bettina noch ganz genau. Die Zeit war „gepflastert mit Reisen“ mit der „Fiets“ Richtung Ostsee und Richtung Jugoslawien und viel gemeinsamer Freude.

1987 endete die zarte Liaison. „Da kam so ein Punkt, wo man in sein Erwachsenenleben reinging mit 21.“ Fortan führten ihre Wege in verschiedene Richtungen. Beide trafen neue Partner, bekamen zwei Kinder, heirateten. Viel Kontakt bestand nicht, bis Stefan 2002 zwei Häuser entfernt von ihren Eltern ein Haus kaufte. „Da hat er mal mit meinem Vater von Garten zu Garten geredet. Persönlich gab es aber nicht mehr als ein kurzes Hallo.“

Das änderte sich erst dreizehn Jahre später, als sich beide auf der Kevelaerer Kirmes 2015 begegneten. „Da war ich alleine und habe gehört, dass sie alleine ist. Da haben wir zusammen getanzt“, erzählt Stefan Liesting. Bettina war überrascht: „Ich wusste gar nicht, wie mir geschieht“ – angesichts der Tatsache, dass man über 28 Jahre lang außer dem kurzen „Hallo“ kein vernünftiges Wort miteinander gewechselt hatte.

Nach der Kirmes deutete zunächst nichts auf eine Neuauflage hin, „auch wenn mich das nicht kaltgelassen hat“, wie Stefan gesteht. Im Juli ging Bettina von der Arbeit aus ins Kevelaerer Freibad, schlief nach dem sechsten Frühdienst in Folge ein. „Und dann wurde ich wach, er stand vor meinem Handtuch und fragte mich, ob wir nicht zusammen schwimmen wollen.“ Gesagt, getan.

Wieder vereint

Am nächsten Tag war er wieder da und ihr dämmerte, dass da was im Gange ist. „Wir wollten gemeinsam zum Haus der Geschichte nach Bonn, weil wir beide noch nicht da waren.“ Ab da trafen sie sich regelmäßig. „Wir haben wochenlang miteinander geredet“, sagt Bettina Liesting. Sie erzählten sich, was die letzten Jahrzehnte so passiert ist. „Wir waren beide verletzt vom Leben.“ So passierte es, dass die beiden viele Gemeinsamkeiten wiederentdeckten und wieder zusammenkamen. Die erwachsenen Kinder nahmen die neue Lebenssituation von Vater und Mutter an – und freuten sich bei der Trauung erkennbar mit ihnen.

Das Schwimmen, die Musik und das Reisen sollen Grundkonstanten des gemeinsamen Lebens bleiben. „Und wir fahren zweimal im Jahr zu Konzerten – letztes Jahr waren es BAP und die „Toten Hosen“, sagt Bettina. Wohin die Hochzeitsreise gehen soll, haben beide noch nicht ausgemacht – aber es könnte Richtung Griechenland gehen.

Großes Bedauern über die Schließung

Der Rat muss noch beschließen, der Haupt- und Finanzausschuss zuvor eine entsprechende Empfehlung abgeben, dann ist die Sache aus Kevelaerer Sicht klar: Der Teilstandort Weeze der Gesamtschule Kevelaer-Weeze soll geschlossen werden. Ab dem Schuljahr 2019/2020 sollen in Weeze keine Eingangsklassen mehr gebildet werden. Das empfiehlt der Kevelaerer Schulausschuss nach seiner Sitzung am Dienstagabend, 7. Mai 2019.

Zunächst optimistisch

Zuvor hatten Vertreter aller im Ausschuss vertretenen Fraktionen ihr Bedauern über die Schließung zum Ausdruck gebracht. Bei der Aufnahme des Betriebes der Gesamtschule zum Schuljahr 2014/2015, teils auch noch in den folgenden Jahren, sei man durchaus optimistisch gewesen, die zunächst prognostizierten, dann aber auch die von der Bezirksregierung geforderten Anmeldezahlen zu erreichen. Dies war jedoch nicht der Fall, im Gegenteil: Statt der geforderten 50 meldeten Eltern aus Weeze für das Schuljahr 2019/2020 nur 15 Schülerinnen und Schüler an. Damit sehe sich der Schulträger gezwungen, Maßnahmen zur Auflösung des Teilstandortes einzuleiten, heißt es in der entsprechenden Verwaltungsvorlage (das KB berichtete).

„Es wäre fatal, wenn wir vor der abnehmenden Zahl die Augen verschließen“, erklärte Angelika Kobsch (CDU), nachdem sie, wie zuvor schon Norbert Baumann (SPD), ihr Bedauern zum Ausdruck brachte. Johann-Peter van Ballegooy (KBV) wies darauf hin, dass durch die Entscheidung, der auch seine Fraktion „schweren Herzens“ zustimme, „auch Kosten auf uns zukommen“ werden. Jan Itrich (FDP) und seine Fraktion „waren schon im letzten Jahr nicht so optimistisch“ gewesen. Er rief dazu auf, die Schließung in Weeze „als Stärkung des Schulstandortes in Kevelaer zu begreifen“.

Keine Eingangsklassen

Schulpflegschaft und Schulkonferenz haben sich mit ähnlichem Ergebnis mit der Schließung befasst; folgt der Rat den Empfehlungen der Verwaltung und des Schulausschusses, sollen 2019/2020 in Weeze keine Eingangsklassen mehr gebildet werden.

Nach einem Expertengespräch zur konkreten Umsetzung der Schließung und im Kern zu einer möglichen frühzeitigen Überführung der derzeitigen Weezer Klassen nach Kevelaer sowie zur zukünftigen Zügigkeit der Gesamtschule in der Wallfahrtsstadt gebe es noch Klärungsbedarf, erklärte Fachbereichsleiter Ulrich Berns den Ausschussmitgliedern. Daher wurden aus der Beschlussempfehlung die entsprechenden Formulierungen („der Teilstandort wird solange weitergeführt, wie ein ordnungsgemäßer Schulbetrieb aufrecht erhalten werden kann“, sowie „die Gesamtschule Kevelaer-Weeze wird am Hauptstandort in Kevelaer mit sechs Zügen weitergeführt“) herausgenommen.

Für das Leben gelernt

Es war eine übersichtliche Anzahl Ehemaliger, die da in einem der gemütlichen Räume des „Goldenen Schwans“ miteinander zusammensaßen, um über alte Zeiten zu reden.
Sechs Schüler des Jahrgangs 1936/37 der späteren Antoniusschule schwelgten gemeinsam in Erinnerungen. „Das nannte sich damals Marktschule und befand sich an dem Ort, wo heute das neue Rathaus ist“, präzisierte Johannes „Jan“ Meurs die Begrifflichkeiten, wie sie damals existent waren.
Gemeinsam mit Richard Opwis studierte er die Liste der ehemaligen Schüler, auf denen sich 67 Jungen und 68 Mädchennamen finden. Im Jahr 1943 wurden die Kinder eingeschult, im Jahr 1952 verließen sie die Schule.
„Mit den Mädchen hatten wir nichts zu tun”
„Mit den Mädchen hatten wir nichts zu tun. Es gab eine Trennung“, erinnerte sich der alteingessene Hutmacher daran, dass schon der Kontakt von Jungen und Mädchen auf dem Schulhof nicht erlaubt war. „Kinder, die da an die Linie kamen, fanden sich damals schnell im Direktorenzimmer wieder.“
Ein Klassenlehrer unterrichtete die 67 Jungen alle gemeinsam. „Wenn man den Enkeln das erzählt, dann herrscht da ungläubiges Staunen“, sagt der 82-jährige Meurs. „Wie die Lehrer das bewältigt haben“, das erstaune auch ihn im Nachhinein.
Lehrer Franz Jaschke kam damals aus Schlesien. „Mit dem haben wir immer ‚Und in dem Schneegebirge‘ gesungen“, stimmten die Männer spontan ein paar Zeilen an, „Das war Ausdruck seiner Heimat.“
Die Lernbedingungen waren von den heutigen naturgemäß Lichtjahre entfernt. „Der Hausmeister Ingenpaß musste in jedem Zimmer den Ofen anmachen“, erinnert sich Meurs. „Wir hatten grob behauene Schiefertafeln, da haben wir mit Nägeln Linien gezogen und mit Schieferstiften geschrieben“, ergänzte Josef Daniels. Rechnen, Rechtschreiben, Erdkunde, Geschichte – das waren damals die Fächer. „Religion machte noch ein Priester, Sport war ganz wenig“, erinnerte sich Daniels.
“Wir haben noch viel Prügel gekriegt”
„Und wir haben noch viel Prügel gekriegt“, erzählte der noch rüstige Rentner. Wer beim Sport in der Turnhalle nicht über den Bocksprung kam, durfte mit dem Lineal Bekanntschaft machen – wenn der Schuluntericht denn stattfand: „Wir mussten ins alte Bürgermeisteramt, wenn die Fliegerangriffe kamen.“
Und die einfachen Lebensbedingungen zwangen stets zur Improvisation. „Wir haben für den Martinszug aus Rüben „Fackeln“ gemacht – da kam eine Kerze rein und dann ging es los“, erzählte Opwis.
Unter solchen Bedingungen waren Kinderstreiche eher selten – aber auch da waren die Jungs ab und an doch „kreativ“ unterwegs. „Der Heini hat mal einen Sack Kastanien in den Ofen geworfen, das knallte anständig“, musste Theo van de Kamp bei dem Gedanken schmunzeln. „Und wir haben mal in die Suppe des Lehrers Schlafpulver getan, was er aber gemerkt hat und sie nicht aß“, berichtete Richard Opwis. „Er sagte oft: „Diese Mariensöhne, wie sie an meinen Nerven zerren.“
Dass die mittlerweile jährlich am ersten Samstag im Mai stattfindenden Treffen mit immer weniger Ex-Schülern stattfinden, sehen die Männer angesichts ihres eigenen Alters gelassen. „Wir werden uns treffen, bis wir auch auf der Seite stehen“, verwies Opwis in seiner Foto- und Dokumentationsmappe auf alle, die nicht mehr leben.