Aktuelles aus Kevelaer

Cool-subversiver Un-Sinn

Dass Kevelaer kein Ort ist, wo sich großstädtische Subkultur breitmacht, scheint auf der Hand zu liegen. Dass sich aber mit dem KuK-Atelier nahe der Basilika ein Ort gefunden hat, an dem auch mal Künstler ganz anderer Art aufschlagen, davon konnte man sich beim Konzert von Henning Sedlmeir überzeugen.

„Er singt radikal subjektiv, mit starken Emotionen und absichtlichen Übertreibungen, die amüsieren, überraschen und alles andere als konventionell sind“, erklärte KuK-Inhaberin Frederike Wouters später, warum sie den Künstler bereits zum zweiten Mal eingeladen hatte. „Bei seiner Performance verbiegt er Wahrheiten und zeigt uns, dass jede Wahrheit nur eine vorübergehende Wahrheit ist“, kündigte sie den 52-jährigen Berliner mit saarländischen Wurzeln vor den gut zwei Dutzend Zuhörern als „Erfinder des Gozo-Rock´n Roll“ an.

Atmosphärisch und subtil-schräg. Foto: AF

Und Sedlmeir präsentierte sich tatsächlich „überraschend“, skurill und wahrlich unkonventionell – begleitet von einem Sound-Playback, selbst die Gitarre oder die Mundharmonika bedienend. Dabei bot er musikalisch einen Mix aus schlichtem Synthie-Pop mit DAF- und Kraftwerk-Einflüssen, gepaart mit gitarren-knarzender Punk-Rock-Attitüde. Dazu gesellten sich so wunderbar eigenwillige Textzeilen mit sinnfreier Ästhetik wie „Du bist gut zu mir und ich kaufe dir ein Bier und wir sitzen da bis morgens um vier“, „Ich spendier dir einen Zungenkuss, weil es einer tun muss“, „Ewiger Disco-Schuh, bring mich nach irgendwo“, „Tiere brauchen Rock´n Roll“ oder „Mathematik ist der Triumph der Kreatur im Sumpf“.

Und wer mag sonst auf die Idee kommen, Stücke wie „Lied gegen die Jugend“, „Senioren gegen Faschismus“, „Fluchtpunkt Risiko“, „Oberklasse-Unterschicht“ oder „Ein guter Tag zum Stehen“ zu schreiben. Der Betrachter schwankt zwischen Lachen, kopfschüttelndem Unverständnis und Anerkennung für den Mut, mit subversiv-intellektuellem Un-Sinn die Welt aufmischen zu wollen.

Dazu kommt ein Künstler, der nach dem dritten Song sagt: „Ich bin jetzt schon im Arsch“, um dem Publikum zu empfehlen: „Wer Tee will, muss eine Pause machen“ und seine Platte „Fluchtpunkt Risiko“ als „Meilenstein der Stereo-Ära der nächsten 50 Jahre“ anzupreisen. Mit Videoschnipseln und Worteinblendungen sorgte der Musiker noch für eine visuelle Komponente seines Auftritts.

Und nach gut zwei Stunden konnte man den Eindruck gewinnen, als habe der Künstler einiges gesagt, ohne viel Sinniges gesagt zu haben. Aber genau darin lag seine subtile Kunst – Dinge so ganz anders anzusprechen, als es gewöhnlich ist. Dazu passte auch die Bemerkung des Musikers zu seinem eigenen Antrieb: „Das kommt so aus mir raus, das ist so drin.“

Man muss ihn stechen, wenn er kommt

Es war kein Aprilscherz, den Heinz Kempkes da erleben durfte. „Da haben wir mit dem Spargel angefangen“, erinnert er sich an den 1. April und verkaufte am Folgetag das „weiße Gold“ auf den Marktplätzen im Rheinland.

„Das ist viel zu früh“, sagt der 60-jährige, erfahrene Landwirt, der seit 32 Jahren seinen Hof am Gerberweg in Twisteden betreibt – in der fünften Generation. „Sonst geht es so am 20. April los.“ Man müsse den Spargel aber dann stechen, wenn er komme. „Und man muss früher aufhören oder ihn kaputtstechen und dann spritzen bis Mitte September.“ Im Jahr zuvor „sind wir fast vertrocknet“, erinnert er sich noch lebhaft an die vergangene Saison, als das Ganze noch viel früher vonstatten ging. „Ende Februar Spargel stechen, das ist nicht normal“, klingt mehr als deutlich durch, dass er so was wohl noch nicht erlebt hat.

Die Bedingungen auf seinem Hof sind gut, was das Erdreich betrifft. „Wir haben hier leichten, kiesigen Sandboden. Da werden auch die Steine warm“, sieht er die Bodenqualität „ähnlich gut wie in Walbeck.“

Viel Spargel, billige Preise

Kempkes rechnet damit , dass in diesem Jahr sehr viel Spargel auf den Markt kommt. „Von der Menge her ist es gut“, geht er für sich davon aus, dass er gut 12 Tonnen Spargel wird verkaufen können. Was gut für den Verbraucher ist, ist eher schlecht für die Produzenten. „Der Gewinn wird nicht so hoch sein“, verfolgt er auf seinem Handy die Entwicklung der Spargelpreise.  „Eine Sorte dick 3 Euro 90 das Kilo“, zeigt das Display an.

„Die Stundenlöhne haben sich erhöht“, verweist er auf die Lohnkosten, die sich bei ihm aufgrund der nicht so großen Anzahl an Helfern noch in Grenzen halten. „Auf dem Spargeltag in Straelen sprach man davon, dass 12 Euro pro Stunde das Maß aller Dinge sind. Und vom Preis her hat man keinen Ausgleich dafür“, sagt er und denkt da nicht nur an sich. 

Das „weiße Gold“ vom Niederrhein macht die Spargelbauern nicht unbedingt reich. Foto: nick

Denn in dem harten Verdrängungswettbewerb hätten die größeren Produzenten, die mittlerweile sogar für ihre Stände auf den Märkten zahlten und über Lagerbestände verfügten, die besseren Karten.

Die Kombination aus Lohnkosten, dem Klimawandel mit der verkürzten Saison – abgesehen von der chemischen Behandlung der Felder – und der Konkurrenz könnten dazu führen, dass „ein Haufen Betriebe“ dicht machten, sieht Kempkens die Entwicklung skeptisch. Dazu komme neuerdings noch die „ökologische Debatte“ um den Gebrauch von Folien. „Grünspargel geht ohne Folie, aber die Menschen wollen alle Bleichspargel haben“, macht Kempkens damit indirekt klar, dass der Genuss von Spargel einen Preis hat, der nicht nur in Cent und Euro zu berechnen ist.

Von 40 auf 1,8 Hektar

Früher umfasste das Abbaugebiet des Spargels auf dem Kempkes-Hof in der Spitze 40 Hektar. Davon sind heute noch 1,8 Hektar übrig, auf denen nur noch wenige Mitarbeiterinnen die mühsame Arbeit des Spargelstechens verrichten. „Meine Tochter lernt Steuerberaterin und Wirtschaftsprüferin“, sagt Kempkes. Ihm ist klar, dass er wohl der letzte Spargelbauer in seiner Familie sein wird.

Nochmal zehn neue Hektar anlegen, hieße einen sechsstelligen Betrag und nochmal einige Jahre an Zeit zu investieren. Und Sinn mache das natürlich nur, wenn man einen Nachfolger habe. „Ich bin nicht mehr der Jüngste.“ Soviel Energie möchte der Landwirt in den Job nicht mehr reinstecken. „Noch so die nächsten fünf Jahre“ wolle er wohl weitermachen, sagt er. Und mit Solar- und Biogasanlage hat er seine Existenz auf dem insgesamt 22 Hektar großen Besitz bereits auf eine breitere Basis gestellt.

Premiere für den neuen Präsidenten

Die Bürgerschützen-Gesellschaft Kevelaer 1881 e.V. versammelte sich zur Jahreshauptversammlung. Nach einem zünftigen Abendessen eröffnete Präsident Stefan Boßmann seine „erste“ Jahreshauptversammlung.
Im Vorjahr hatte Boßmann die Präsidentschaft nach über 30-jähriger Tätigkeit seines Vorgängers, des heutigen Ehrenpräsidenten der Gesellschaft, Hermann Voß, übernommen. Mit ihm startete ein überwiegend neugewählter Vorstand. Die Schützenbrüder konnten gemeinsam mit ihrem Präsidenten auf ein gutes und erfolgreiches Schützenjahr zurückblicken. Stefan Boßmann dankte im Geschäftsbericht den vielen helfenden Händen bei den unterschiedlichen Anlässen. „Nur so“, seine Worte, „lässt sich ein Vereinsleben interessant und im guten Miteinander leben“. Mit gewissem Stolz durfte er bereits an diesem Abend verkünden, dass sich zwei Königsanwärter für das diesjährige Vogelschießen gefunden haben.
In den letzten Jahren hatten sich die Aspiranten meist sehr viel Zeit gelassen, ihre Bereitschaft dem Präsidenten und dem Vorstand mitzuteilen. So können sich in diesem Jahr die Bürgerschützen mit einer hoffentlich großen Beteiligung am 25. Mai auf den Weg zur Vogelstange machen.
Nach knapp zwei Stunden Sitzung, das gemeinsame Abendessen eingeschlossen, beendete Präsident Stefan Boßmann den offiziellen Teil des Abends. Den Schützenbrüdern blieb damit noch genügend Zeit, den Abend gemütlich beim Bier ausklingen zu lassen.

Denise Knauff leitet Regina Pacis Haus

Die neue Leitung des Regina Pacis Hauses für Senioren in Kevelaer heißt Denise Knauff.
Karin Pulmann (Pflegedienstleitung), Dorothee Beaupoil (Qualitätsbeauftragte) und Alexander Noack (Prokurist Franziskus GmbH, v.l.) begrüßten die neue Kollegin herzlich. „Ich freue mich sehr auf meine neuen Aufgaben“, sagte die gelernte Altenpflegerin. „Es ist sehr besonders in einem so organisch gewachsenen Haus arbeiten und seine Bewohner auf ihrem Weg begleiten zu dürfen.“ Die 38-Jährige hatte zuletzt für den Caritasverband Dinslaken-Wesel das St. Benedikt-Haus in Dinslaken geleitet.
Das Regina Pacis – Haus für Senioren gehört zum Katholischen Alten- und Pflegehilfenetzwerk am Niederrhein (KAN). Unter dem Dach des KAN versammeln sich mehr als 20 Pflegeeinrichtungen und Wohnanlagen für Senioren in den Kreisen Kleve und Wesel, dazu ein Pflegezentrum zur ambulanten Betreuung, ein ambulantes Hospiz und ein Fachseminar für Altenpflege zur Ausbildung angehender Altenpflegekräfte.
Foto: KAN

Mit Halali, Horrido und Halt am Wildschweingehege

Der Reiterverein St. Georg Kevelaer ist nicht nur sportlich unterwegs, sondern seit 1999 auch stets musikalisch mit Jagdhörnern. Zu Beginn unter der Leitung von Theo Helmus und später mit Gastdirigent Elmar Lehnen, zählt diese Gruppe derzeit zwölf aktive Mitglieder mit Fürst Pless Hörnern und Parforcehorn. Die Bläser treten zu Veranstaltungen des Reitervereins auf, sind aber auch für andere Anlässe buchbar.
Das 20-jährige Bestehen wurde nung bei Traumwetter mit Horrido und Halali gefeiert. Nach einer musikalischen Begrüßung ging es weiter mit einer traditionellen Planwagenfahrt über Keylaer. Echte Pferde und kein Traktor waren ein Muss für die Bläser und ihre Familien.
Die beiden zweispännigen Planwagen wurden von Familie Kannenberg gestellt. Gefahren wurden sie von den frisch ausgebildeten Kutscherinnen des Reitervereins Stefanie Kannenberg, Christina Kannenberg und Caroline Hellmanns.
Ein Erlebnis über Stock und Stein für Kinder und Erwachsene. Die Körper tangieren, Getränke balancieren, Flaschen fangen, auf dem Kutschbock sitzen und wilder Fahrtwind machten das Immenhofgefühl perfekt. Am Wildschweingehege gab es einen Halt. Hier wurden die Anwohner durch musikalisches Geschick aus den Betten und Gärten geholt und zum engagierten Publikum.
Zapfenstreich war dann im Reiterstübchen bei Kannenberg, wo auch sonst geprobt wird. Bei einem Grillabend wurde schnell klar, dass schon die nächste Bläsergeneration in den Startlöchern steht. Die Kinder übten fleißig „tröten“, die Erwachsenen ließen das Jubiläum gesellig ausklingen.

Finalschießen mit Titelverteidigung

Beim Finalschießen der St. Antoniusschützen lag der Fokus auf Isabel Bayer-Giesen (2.v.r.). Es stellte sich die Frage, ob die Vereinsmeisterin ihren Titel verteidigen konnte? Die erste Hürde, der Sieg in der Damenklasse, wurde bereits im Vorfeld von ihr eingefahren.
Den Anfang der Wettkämpfe hingegen machten die Senioren. Hier konnte sich wie im vergangen Jahr Horst Kuhrt (rechts) mit 102,8 Ringe gegen die Konkurrenz durchsetzen. Er verwies Paul Vermeegen und Stefan Rademacher auf die Plätze.
Zwei Gruppen gingen danach in der Altersklasse an den Start. Sieger der ersten Lage wurde Rudi van Bühren (102,2) vor Rainer Koppers und Jürgen Kisters. Schießmeister Wolfgang Reykers (Mitte) gewann mit 102,8 Ringen die zweite Lage vor Erwin Papon und Jürgen Buschhaus. Durch die höhere Ringzahl stand der zweite Finalist fest. In der stark besetzten Damenklasse traten sieben Teilnehmerinnen an, den Einzug ins Finale in die Tat umzusetzen. Am Ende setzte sich Isabel Bayer-Giesen (100.9) vor Brigitte van Bühren und Wina Kuhrt durch. Die Juniorenklasse war nicht stark vertreten. Zwei Teilnehmer rangen um den Einzug ins Finale. Ashley Faahsen (97.8) rang Fynn Toonen nieder.
Die Teilnehmer der Schützenklasse lieferten sich hingegen einen extrem spannenden Wettkampf. Vor dem letzten Schuss lagen die Spitzenreiter denkbar eng beieinander. Ausnahmslos alle zeigten beim finalen Schuss Nerven. Tobias Aymanns (links) siegte letztendlich mit 101,2 Ringen vor Michael van Bühren und Charlyne Faahsen (2.v.l.). Die Krone der besten Zehn (10,9) des Tages mussten sich drei Teilnehmer teilen. In der Reihe des Auftretens Charles Verheyden, Charlyne Faahsen und Wolfgang Reykers.
Für den Titel des Vereinsmeisters musste wie im vergangenen Jahr ein K.O.-System herhalten: Zwei Schüsse und der Teilnehmer mit der kleinsten Ringzahl musste den Stand verlassen. Am Ende blieben Isabel Bayer – Giesen und Wolfgang Reykers übrig. Eine strahlende Siegerin nahm die Glückwünsche entgegen. Isabel Bayer–Giesen konnte damit ihren Titel verteidigen.

Kevelaerer Jugend kickt an der Costa Brava

Die B1 und C1 des Kevelaer SV haben an einem internationalen Fußballturnier bei Blanes an der Costa Brava teilgenommen. Die B1 hat bei den Spielen der U17 einen 12. Platz von 24 erreicht.
Die C1 landete bei den Spielen der U15 von 24 Teams auf dem 9. Platz. Die Mannschaft blieb sogar ungeschlagen, nur durch ein Unentschieden in der Vorrunde konnte sie nicht um die ersten Plätze mitspielen. Dennoch herrschten eine tolle Stimmung und Zusammenhalt. Die Betreuer und Begleiter hatten sogar einige Urlaubstage für das Turnier geopfert. Die Jugendlichen haben jetzt noch ein paar Tage zur freien Verfügung, bevor es wieder zurück nach Kevelaer geht.
Foto: privat

Mit dem Fahrrad an die Ostsee

Am 25. Mai 2019 werden acht Kinder im Alter von zwölf bis 13 Jahren in circa vier Wochen mit dem Fahrrad von der tschechischen Grenze bis an die Ostsee fahren. Die Leitung des Projekts „Das ganz große Abenteuer“ trägt Thomas Binn, Kevelaerer Filmemacher, Sozialpädagoge und Gründer des Vereins Zielpunkt Meer e.V.

Das Projekt wird unter anderem in Zusammenarbeit mit der Aktion Kindertraum realisiert, die einen Teil der Finanzierung übernehmen. Außerdem sind vier Schulen aus dem Kreis Kleve beteiligt, von denen jeweils zwei Schüler am Projekt teilnehmen: Collegium Augustinianum Gaesdonck (Schulleitung Doris Mann), Kardinal-von-Galen-Gymnasium Kevelaer (Karl Hagedorn), Gesamtschule am Forstgarten Kleve (Dr. Rose Wecker) und Lise-Meitner-Gymnasium Geldern (Dr. Achim Diehr).

Die Reise der Kinder wird von Thomas Binn und seinem Team für eine Kinodokumentation verfilmt.

Die Autobahn ist tabu

„Das Entscheidende ist, dass durch dieses Projekt gezeigt wird, dass es möglich ist, dass Kinder durch die Gegend fahren und sich selbst organisieren“, erklärt Karl Hagedorn. Thomas Binn möchte sich als Begleiter weitestgehend zurückhalten und nur eingreifen, wenn es notwendig ist. Die Kinder werden die ganze Zeit für sich selbst sorgen und die Planung übernehmen. „Eingreifen werde ich ganz klar, wenn Gefahren auftreten. Also die Abkürzung über die Autobahn wird‘s nicht geben“, lacht Binn. Die Kinder sollen auf der Reise die größtmögliche Freiheit bekommen. Es gibt jedoch eine große Regel: Die Gruppe darf sich nicht trennen.

Mit dem Projekt wolle man bei den Kindern am Ende der Kindheit einen Impuls setzen, erklärt Binn. Das Alltagsleben der Kinder sei vor einiger Zeit noch viel freibestimmter gewesen. Heute habe sich viel verändert. Der Radius, in dem sich die Kinder vom Elternhaus entfernt frei bewegen, sei von früher fünf Kilometern auf 200 Meter geschrumpft. Dem wolle man entgegenwirken.

Handys bleiben Zuhause

Ganz von den Eltern abgeschnitten werden die Kinder in den vier Wochen nicht sein. Auf dem Weg befinden sich zwei Postämter, an die die Eltern Briefe schicken können und von wo aus die Kinder Briefe zurück schreiben können. Smartphones bleiben Zuhause, erzählt Binn weiter. Auch für die Eltern kann diese Situation eine Herausforderung sein. Der Filmemacher erzählt lächelnd, was er den Eltern im Voraus mitgeteilt habe: „Bitte, bitte ruft nicht an, um mal eben zu fragen, wie es eurem Kind geht.“

Den möglichen Gefahren einer solchen Reise sieht der Projektleiter gelassen entgegen: „Wenn man Hilfe braucht, ist auch relativ schnell Hilfe da. Von daher gehe ich da entspannt ran.“

Thomas Binn betritt mit diesem Projekt kein völliges Neuland. Er meistert mit seinem Verein Zielpunkt Meer e.V. jedes Jahr Touren, bei denen bis zu 40 Jungen und Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren mit ihren Betreuern ans Meer radeln.

Beim diesjährigen Projekt ist die Gruppe deutlich kleiner und zudem in viel höherem Maße auf sich selbst gestellt. Zunächst werden die Teilnehmer eine Strecke mit der Bahn zurücklegen, um vorerst eine Nacht in einer Jugendherberge zu übernachten. Anschließend folgt die Fahrt an die tschechische Grenze. Von dort aus geht es 1.200 Kilometer mit dem Fahrrad über den innerdeutschen Grenzweg bis an die Ostsee. „Es geht nicht darum, möglichst schnell möglichst viel Strecke zu machen. Der Weg ist das Ziel“, verdeutlicht Binn. Es sei nicht schlimm, wenn man die Ostsee nicht erreicht.

Zehn Euro pro Tag

Um die Kinder gut auf die Fahrt vorzubereiten, werden verschiedene Workshops organisiert: Wie repariere ich ein Fahrrad? Wie gehe ich mit meinem Zelt um? Und wie bediene ich eigentlich einen Gaskocher? Dies sind Themen, mit denen sich die Teilnehmer unter anderem vor der Reise auseinandersetzen.

Jedes Kind bekommt pro Tag zehn Euro Budget. Ob sie das Geld täglich oder jeweils in größeren Beträgen bekommen, und wann es ausgegeben wird, entscheidet die Gruppe selbst. Ein weiterer selbstständiger Schritt. „Wir sind sozusagen nur als pädagogisches Backup hinten dran“, erklärt Binn.

„Ich glaube, die Kinder, die dieses Projekt mitmachen, kommen gestärkt heraus. Für die Kinder ist es eine Wahnsinns-Chance“, wirft Ute Friese, Geschäftsführerin Aktion Kindertraum, einen Blick auf die Zeit nach dem Projekt „die Kinder werden in der Lage sein, ihre Träume zu verwirklichen – auch, wenn sie Unterstützung brauchen. Aber sie werden so gestärkt da raus kommen.“

Wie die Kinder ihre Reise meistern und ob das Ziel Ostsee erreicht wird, wird im März 2020 im Kino zu sehen sein. Dort wird der Dokumentarfilm zunächst gezeigt. Später wird er auch im Fernsehen ausgestrahlt.

Eine Plattform der Musik

Klein, aber fein präsentierte sich die „gute Stube“ der „Einhorn“-Gaststätte für den musikalisch abwechslungsreichen Abend am Samstag, 13. April 2019. Gut 60 Gäste nutzten alternativ zu den parallel laufenden Veranstaltungen wie der KLJB-Scheunenfete die Gelegenheit, live die drei eingeladenen Gruppen sehen zu können.

„Wir haben das schon häufiger gehabt, machen ja auch „Sex in the fridge“ und hatten jetzt ein Pause“, erklärte Ladenbesitzerin und Gastgeberin Ursula Grootens die Grundidee des Ganzen. „Wir wollen jungen Bands die Gelegenheit geben, sich zu präsentieren“, hatte sie den Abend diesmal im Zusammenwirken mit den Jungs der Kevelaer Band Foley organisiert.

Sich präsentieren

Als erster Act auf dem Zettel stand „Dinomites“ – eine vierköpfige Band aus Duisburg, die seit 2012 existiert und zum ersten Mal in Kevelaer zu hören war.

Ihr Set bot melodischen Alternative Funk Rock. Dabei war die Anlehnung an die Red Hot Chilli Peppers mehr als deutlich – ob es sich nun um eher funkige „Drifting Away“, das pop-rythmische „Disco“ oder das basslastige „Aurora“ handelte. Federnd-rockig gestaltete sich „Trashcannon“, der letzte Song des Konzerts. „Sehr angenehm, super Akustik und super Leute“, war das Fazit von Sänger Robert Reimann und seinen Mitstreitern nach dem Gig.

Im Anschluss daran präsentierte sich das Trio „Silence Goodbye“, deren Mitglieder aus Wemb, Weeze und Bochum stammen. Die Combo war drei Jahre zuvor schon in der Marienstadt aufgetreten, hatte in der letzten Zeit einige Bandcontests wie zuletzt in Bochum gewonnen. „Deshalb fahren wir auch demnächst nach Krakau“, erzählte Schlagzeuger Florian Volkmann.

Warum die Band so ankommt, dokumentierte sie bei ihrem Konzert: klarer Riff-Rock mit straighter Linie bei Songs wie „Acceptance refused“, kompakt-komplex wie bei „Spring again“ oder auch balladenschwer wie bei „You never come back“. Am Ende hauten die drei Musiker noch den Beastie-Boys-Klassiker „You gotta fight for your right „(to party)“ raus und bewiesen, dass das als Trio-Cover auch funktionieren kann.

Als letzte Combo betraten dann die Lokalmatadoren von Foley die Bühne. „Die Chefin lässt uns den Raum, selbst organisieren ist kein Problem, wenn man das in die Hand nimmt“, meinte Sänger Jonas Spolders nach dem Konzert. „Und das hier hat für Bands wie unsere die richtige Größe“ überzeugten er und seine drei Mitstreiter mit ihrem zupackenden, zugleich melodischen gitarrenorientierten Rock mit viel Energie mit Songs wie „Chemicals“ oder „Wash away“.

Am 18. Mai 2019 wird das Quartett erneut zu hören sein – dann im Forum der Begegnungsstätte zusammen mit Bands wie „Edison Park“ oder „AtoMe“. „Die Release-Party für unsere EP im letzten Jahr da war cool und wir haben dann gedacht, das machen wir nochmal“, sagte Spolders und machte klar, was er sich für die hiesige Musikszene wünscht: „Wenn es mehr und regelmäßige Auftrittsmöglichkeiten gäbe, würden sich auch mehr Bands gründen.“

„Glückswächter“ und Co

„Eine kreative Ader hatte ich immer schon“, erzählt Nicole Hieckmann, die gerade bei KB-Besuch in ihrer Werkstatt arbeitet. Seit Mitte 2018 hat die zweifache Mutter und gelernte Erzieherin, die mit einer Kollegin die Kindergruppe „Küken“ in der evangelisch-freikirchlichen Kirchengemeinde betreut, sich mit ihrer Kreativwelt künstlerisch selbständig gemacht.

Der Anstoß für diesen Schritt kam über einen gemeinsamen Cousinen-Urlaub an der Nordsee. Dort im Urlaubsort Greetsiel wohnten sie direkt neben einem Kreativatelier, das auch genau während des Aufenthalts einen Workshop anbot. „Das gefiel uns so gut, dass wir gleich wieder hier buchten und uns erneut für einen Workshop anmeldeten. Hier entstand auch mein erster Glückswächter!“

Ihre Cousine Sonja schließlich stellte ihr die entscheidende Frage: „Wieso hast Du mit deiner kreativen Ader eigentlich keine eigene Werkstatt?“ Davon angestoßen wurde schließlich auch ein Raum für ihr neues Hobby gefunden, der jetzt seit eineinhalb Jahren ihre Werkstatt ist. Ein Raum neben ihrem Haus auf der Geldernerstraße, in der Firma ihres Mannes „Binn Kachelofen- und Kaminbau“ wurde zu ihrer Werkstatt umgebaut. Vorher war dieser Raum noch durch die Tafel genutzt worden, aber nachdem diese andere Räumlichkeiten fand, stand dem Traum der eigenen Werkstatt direkt neben ihrem Wohnhaus nichts mehr im Wege. Hier hat sie alles, was sie braucht, um sich künstlerisch zu entfalten.

Jede freie Minute verbringt sie dort, besonders an den Freitagvormittagen, in denen ihre Kinder Lea und Tom in der Schule sind und sie nicht als Erzieherin bei den „Küken“ ist. Aufträge treffen auch schon reichlich ein. Bekanntheit machte sie sich in Kevelaer besonders mit ihrem ersten Stand auf dem Advents- und Krippenmarkt im Dezember 2018: „Es war ja etwas verregnet dieses Jahr, aber viele Kunder kamen trotzdem mit Regenschirm über den Krippenmarkt und zu ihrem Stand und es gab viele schöne Begegnungen“, erzählt sie.

Spezialisiert hat sie sich selber auf Glückswächter, die den Totempfählen der Indianer nachempfunden sind. Mit den Namen der Bewohner, der Eltern oder Schwiegereltern oder weiterer Familienangehöriger, mit Muscheln, Herzen oder Symbolen der Familie erzählen sie nicht nur Geschichten von Menschen und Familie, sondern sollen auch das Haus beschützen und den Bewohnern Glück bringen.

Vor der Erstkommunion kommen auch viele Aufträge für kleine Glückswächter, mit Bibelworten, mit einem weißen Fisch oder einem Leuchtturm, je nach dem Motto der Erstkommunion oder dem Wunsch der Kunden. Auch Türschilder, Etageren, Keilrahmenbilder mit Lebensbäumen oder Stühle mit Bepflanzung fertigt und dekoriert sie in ihrer Werkstatt. Auch ihre Heimatstadt Kevelaer wird immer wieder in ihren Werken eingebaut, indem etwa Nägelbilder die Silhouette Kevelaers ergeben oder Glückswächter Kevelaerbezug haben.

Gerne arbeitet sie gerade mit Holz. Sehr zugute kommt es ihr dabei, dass ihr Bruder Manuel selbst Schreiner ist und sie sich Holzklötze selber in seiner Werkstatt zuschneiden kann. „Die Ideen gehen mir nie aus und ich komme dabei runter und vergesse die Zeit!“, erzählt sie lachend. Fotos ihrer vielen Werke, die teils Unikate sind, gibt es mit weiteren Informationen auch auf ihrer Webseite: www.nicoles-kreativwelt.de.

Workshop zum Thema „Glückswächter“

Am 4. Mai 2019 bietet sie ab 13 Uhr auch selbst einen Workshop zum Thema „Glückswächter“ an. Interessenten können sich für 25 Euro (inklusive Grundmaterial) ihren eigenen Glückswächter machen, Anmeldungen sind möglich bis 27. April. Am 10. Mai 2019 ist sie auch bei der Spätschicht und bietet ihr Selbstgemachtes im Kindersecondhand-Laden an.