Über das Leben des Namengebers

Zum Glaubensgespräch in St. Marien, unter der Leitung von Dr. Gerhard Hartmann trafen sich zwölf Interessierte im Petrus Canisius Haus (PCH). Der Namensgeber, der Heilige Petrus Canisius war das Thema. Dr. Franz Norbert Otterbeck hatte ein Referat vorbereitet, in dem er den „aus dem geldrischen Nijmegen stammenden, ersten Jesuiten und niederrheinisch verwurzelten Glaubensretters“, wie er ihn nannte, vorstellte.

Der 8. Mai, Geburtstag des „Peter Kanis“, war das Fest des Erzengels Michael, der im Leben des Heiligen oft vorkommt. Der Patron der Deutschen begleitet den Apostel der Deutschen, den zweiten nach Bonifatius. Er hat sich auch selber der „erste deutsche Jesuit“ genannt.

„Die Jesuiten tragen keine Ordensnamen“, begann Otterbeck seinen Vortrag. „Man bleibt in der Welt, erkennbar. Peters Vater trug den Namen Jakob Kanis.“ Die Abwandlung des Namen ins Lateinische und so „Petrus Canisius“ sei später erfolgt. „Peter lehnte einen Karrierewege in der Politik ab“, gewährte der Wirtschaftsjurist weitere Einblicke in das Leben von Canisius. „Er wandte sich der Devotio moderna der Brüder vom Gemeinsamen Leben zu und traf während seines Studiums in Köln auf die Kartäuser-Kommunität, die damals, trotz oder wegen ihrer strengen Observanz, ein vitales geistliches Zentrum in der Stadt am Rhein bildete, das kirchenreformerische Kräfte um sich versammelt hatte.“ Er knüpfte in Köln intensive Kontakte zu einem Priesterkreis, der sich um die Kartäuserniederlassung St. Barbara gebildet hatte.

Begegnung mit Peter Faber

In Mainz begegnete Canisius kurze Zeit später dem Peter Faber, der dort seit 1542 einen theologischen Lehrauftrag wahrnahm. Bei ihm erprobte er 1543 erstmals die berühmten Exerzitien, die Faber neben seiner Professur stets anbot. Bereits an seinem 22. Geburtstag, noch im Jahr 1543, trat Peter Kanis in Rom den Jesuiten bei. Er soll nach Zeugenberichten während seiner Profess eine private Offenbarung der Gottesmutter erlebt haben.
„Aus seinem Erbe finanzierte er die neue Jesuiten-Niederlassung in Köln“, sagte Otterbeck.

„Als erster Provinzial für die deutschen Jesuiten war er zugleich zur Zentralfigur des römischen Katholizismus in der Stadt Köln geworden. Canisius verpflichtet sich, wie alle Jesuiten auf ein besonderes Papstgehorsam, das jedoch explizit formulierte Sonderaufträge betrifft. Es geht dabei nicht um Kadavergehorsam gegenüber beliebigen Launen des Petrusnachfolgers, sondern um eine bewusste Kräftigung der Weltkirche auf universaler Ebene, frei oberhalb der jeweils territorialen Kirchenpolitik.“

Im Jahr 1554 verhindert es Ordensvater Ignatius ganz persönlich, dass Canisius zum Bischof von Wien ernannt wird. Der Gefährte des Ignatius gehorcht, ganz wie versprochen. „Nach Ignatius sollen nämlich die Seinen jedes Bischofsamt meiden. Ein sehr kluger Gedanke“, so der Vortragende. „Derselbe wird allerdings für ein Jahr zum Administrator der Wiener Diözese berufen und hinterlässt prompt Spuren. So zeichnet sich ab: Da kommt ein Reformer auf die Kirche zu, aber, Gott sei Dank, kein weiterer „Reformator“. Ein besonders wirkungsstarkes Gebiet canisianischer Reform sei aber speziell im Schulwesen und in der Jugenderziehung zu erblicken. Die Jesuitenschulen wären ein gigantischer Erfolg, weil vom Willen beseelt, die kommenden Generationen derart in der wahren Religion zu formen, dass sie zugleich „erdhaft“ welt-tüchtig heranreifen.

Immer auf Achse

Petrus Canisius sei „immer auf Achse“ gewesen. „Also alles andere als ein bloßer Schreibstubengelehrter“, so der Rechtshistoriker.„Er empfand sich als für die Menschen bestellt, wenn auch um Gottes willen. Seine umfangreiche publizistische Tätigkeit zielte, wie all sein Sinnen und Trachten immer auf die Seelsorge, die damals noch als Dienst am Seelenheil der Seelen gesehen und beurteilt wurde.“ Berühmt sei Canisius vor allem geworden als der „Erfinder“ des katholischen Katechismus in Frage und Antwort. Überdies verfasste Canisius auch eine „Summa“, also eine komprimierte Zusammenfasung der katholischen Doktrin.

So mag es eine glückliche Fügung sein, dass Richard Schulte Staade als der Bauherr des neuen Wallfahrtszentrums von 1980 damals den Namen Petrus Canisius für dieses etwas größer konzipierte Pfarrheim durchsetzte, in dem wir heute wie immer tagen.

„Canisius würde mit uns ins Kino gehen und den Film von Wim Wenders über Papst Franziskus anzusehen, um anschließend mit uns darüber zu diskutieren“, versicherte Otterbeck. „Petrus Canisius ein von Neuem angesagter Heiliger für unsere Zeit. Er hielt die Waage, war ausbalanciert, belastbar, aber doch auch für weite Wege in die Zukunft überaus wegweisend, als der verkannte Apostel der Deutschen.“
Im Anschluss an den Vortrag fand noch ein reges Gespräch statt.