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Jazz-Höhepunkt kommt aus Köln

Am Freitag, 22. Februar, spielt die Climax Band Cologne in Kevelaer in der Amsterdamer Straße 13 im Rahmen der Konzertreihe Jazz im Löwen. Die Geschichte dieser Band reicht bis zum Jahre 1973 zurück. Damals gründeten in Köln sechs von der Chris Barber Jazz- und Bluesband inspirierte Musiker die Gruppe, die sich dem englischen traditionellen Jazz verpflichtet fühlte. Diese von Chris Barber bis zur Perfektion gebrachte Kombination von Jazz und Blues stellte auch für die Climax Band Cologne eine unerschöpfliche Inspirationsquelle dar. Das kam beim Publikum gut an, bis sich 1979 nach einem Konzert in Köln (mit Chris Barber, Acker Bilk, der Dutch Swing College Band) Chris Barber ungemein darüber aufregte,dass die Climax fast alle seine Arrangements spielte.
Nun war musikalische Weiterentwicklung seitens der Bandmitglieder angesagt. Bis zum Erreichen einer stilistischen Vielfalt hat es dann zwar noch eine Weile gedauert, aber heute ist genau diese das Markenzeichen der Band. Mit „All that Jazz,” könnte man daher das Repertoire beschreiben. In jedem Set gibt es mindestens drei Stilrichtungen, was bisher nur wenige Zuhörer überfordert hat und viele erfreut. Bei der Climax Band Cologne wird es auf jeden Fall nicht langweilig mit dem breit gefächerten Programm von Dixie über den Swing und über Shuffle Rhythmen à la Louis Prima und Fats Domino bis zu poppig-rockigen Titeln. Gemeinsame Auftritte mit den drei großen Bs der englischen traditionellen Szene (Ball, Barber, Bilk) sowie eine mehr als 20-jährige Zusammenarbeit mit der aus Chicago stammenden Sängerin Jean Shy haben aus der Amateurtruppe eine Band gemacht, die den Vergleich mit professionellen Formationen nicht zu scheuen braucht.

Konzertbeginn ist um 20 Uhr, Einlass ca. 19 Uhr. Der Eintritt beträgt 15,-€.

Ein Hobbysänger wird 80 Jahre alt

Am kommenden Sonntag, 10. Februar, wird der Kevelaerer Alfred Plönes 80 Jahre alt. KB-Reporter Alexander Florié-Albrecht besuchte den engagierten Rentner zu Hause.
Als wir auf seine „Karriere“ als Sänger zu sprechen kommen, holt Alfred Plönes in seinem Wohnzimmer ein Gruppenbild aus dem Jahr 1946 von der Wand, setzt sich und deutet auf einen schlanken, blonden Jungen. „Das bin ich“, sagt er und entdeckt im gleichen Moment das Gesicht seines Vaters auf der Fotografie, das den Kevelaerer Basilikachor zur damaligen Zeit darstellt. „Das da unten ist der Ex-Bürgermeister Plümpe mit einem Cello. Und da oben, das ist mein Vater. Der war auch jahrelang Mitglied.“ Und noch jemanden kann er ausmachen: „Das ist der Chordirektor Kempkes, der mich mit sechs Jahren aus dem Kindergarten zum Singen rausgeholt hat. Als Geistlicher hatte er da noch die Autorität“, erinnert Plönes sich daran, wie er damals zum Singen kam.
Gesang hat für das Leben von Alfred Plönes, der am 10. Februar 1939 in Kevelaer das Licht der Welt erblickte, eine große Bedeutung. Bis heute ist er aktives Mitglied im Kevelaerer Basilikachor, leitete mit Rainer Killich und Stefan Pannen die „Anthony-Singers“, die damals fast 200 Mädchen umfassten. Er war seit seiner Mitgliedschaft 1957 eine prägende Gestalt im Kevelaerer Männergesangverein (KMGV), bis er diesen 2012 nach 55-jähriger Mitgliedschaft verließ. „Ich habe immer gesungen. Ich habe früher eine hohe Sopranstimme gehabt – die suchte man damals, da gab es nicht so viele von.“
Damals wollte Chordirektor Kempkes den stimmbegabten Jungen sogar nach Duisburg zu einer Fortbildung schicken, um Musik und Klavier zu studieren. „Die Eltern sagten aber: Das ist brotlose Kunst.“ 1974 machte er dann immerhin in Goch eine Prüfung in Harmonie, Intonierung und Dirigat.
Nach der Hauptschule absolvierte Plönes dann bei Leenders, einem Großhändler für Büro- und Schulbedarf, eine dreijährige kaufmännische Lehre. Anschließend ging er für ein Jahr als Fernschreiber nach Koblenz zur Bundeswehr.
Im Februar 1963 heiratete er seine langjährige Freundin Agnes Verhülsdonk, genannt Agi. Beide bezogen ein Haus auf der Biegstraße, fünf Jahre später zogen sie in die Josefstraße um. Plönes arbeitete neun Jahre bei einem Mineralölkonzern im In- und Außendienst, „bereiste“ den Kreis mit Öl – und kehrte später zu Leenders zurück.
Die Musik blieb sein ständiger Begleiter: Er sang weiter im Basilikachor und arbeitete 45 Jahre lang im Vorstand des Männergesangvereins, war 35 Jahre lang Vize-Dirigent. Immer wieder übernahm er Verantwortung: Als Chorleiter Hans Hombergs bei einem Konzert urplötzlich zusammenbrach und verstarb, musste Plönes einspringen und die Messe zu Ende führen.
Nach dem Tod des Präsidenten Helmut Arts begrüßte Plönes als kommissarischer Vorsitzender die Gäste zum 100. Geburtstag des Männergesangvereins im Bühnenhaus und nahm später für seinen Verein die Zelter-Plakette als Auszeichnung für engagierte Chöre entgegen.
Er organisierte zahlreiche Chorreisen – ob nach Bury St. Edmunds, an die Mosel oder nach Rom. Besonders ist ihm das Erlebnis in der „Erlöserkirche“ am Moskauer Kreml im Gedächtnis geblieben, wo der Gesangverein ein Lied singen durfte – als erster Chor nach 75 Jahren.
Ende 2012 verließ er wegen Differenzen zur Führung den Männergesangverein. Der Kontakt bestehe noch, er könne heute sicher wieder zurück, sagt Plönes. „Aber nicht mehr mit 80 Jahren. Ich singe im Basilikachor und liebe besonders Choralgesang, solange meine Stimme noch gut genug ist.“
Schließlich hat er ja genug andere „Nebentätigkeiten“. Seit über 60 Jahren ist er aktiv im Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung e.V. in Kevelaer, ist deren zweiter Vorsitzender. Seit 2002 fährt er für den Bürgerbus Wetten und engagiert sich seit 2010 für die Kevelaerer Tafel. „Wir fahren jeden Montagmorgen die Supermärkte ab.“
Und da sind noch die drei Kinder, sieben Enkel und das erste Urenkelkind, die die Zeit von Alfred Plönes und seiner Agi in Anspruch nehmen.
Viel Langeweile wird es für den umtriebigen Mann, der am Sonntag seinen 80. Geburtstag im Parkhotel in der Luxemburger Galerie mit Empfang feiern wird, also nicht geben. „Wer gratulieren will, der kann ab halb zwölf kommen“, lädt der Jubilar ein.

Ein Klavier für den Theaterchor

Das erfolgreich verlaufene Konzertjahr 2018 und die Vorbereitungen auf die bevorstehenden „Freedom“-Konzerte im Bühnenhaus im Mai standen im Mittelpunkt engagierter Diskussionen bei der Jahreshauptversammlung des Theaterchores Niederrhein.
Dabei wurde die Struktur des Programms, der weitere Fahrplan für die Probearbeit und die Zusammenarbeit innerhalb des Chores angesprochen. Der Vorstand wurde nach der Vorstellung der Bilanz für das Jahr 2018 entlastet. Und Chorleiter Tom Löwenthal brachte bereits neue Konzertideen für die Zukunft ins Gespräch.
Im Rahmen der Jahreshauptversammlung konnte der Vorstand des Theaterchores den Anwesenden einen besonderen „Neuzugang“ präsentieren, der auf großen Zuspruch stieß: ein eigenes neues Klavier, das teilweise von Annegret Welbers gestiftet wurde, aus deren Musikhaus das Instrument auch stammt.

Unsterbliche Songs

Er war wohl einer der erfolgreichsten und bedeutendsten Rocklegenden der Musikgeschichte: Freddie Mercury. Seine Musik ist so unverwechselbar wie unvergessen. Am vergangenen Sonntag ließen „QueenMania“ den Rockstar mit einer fantastischen Show wieder aufleben. Im vollbesetzten Konzert- und Bühnenhaus rissen eine hochkarätige Band und ein herausragender Leadsänger die Queen-Fans von den Sitzen.
Zeitweise dürften die Wände der guten Stube mächtig gebebt haben. Denn Songs wie „I want it All“, „Sombody to Love“, „One Vision“ oder „Another one bites the Dust“, sind auch mehr als 25 Jahre nach dem Tod von Freddie Mercury unsterblich und werden, kaum von der Band angestimmt, vom Publikum unweigerlich mitgeschmettert. QueenMania gelingt es mit ihrer Show „Forever Queen-The ultimative Tribute“, die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Spielerisch gelingt es ihnen, diese zu umgarnen, sie zum Mitsingen zu animieren.
Am Sonntagabend wurde ein Stück Musikgeschichte wieder lebendig. Sonny Ensabella verkörpert den Mitbegründer, Komponisten und Leadsänger Freddie Mercury in Perfektion. Er sieht dem britischen Musiker nicht nur täuschend ähnlich, sondern kommt seinem Vorbild auch stimmlich unglaublich nahe. Gemeinsam mit der dreiköpfigen Band, Simon Fortuna am Schlagzeug, Tiziano Giampieri, Gitarrist und Sänger und Angelo Perini, Bassist, zelebriert er geradezu die unvergleichlichen Songs. Jede Mimik, Bewegung und Geste ist einstudiert. Jedes Kostüm erzeugt ein echtes Queen-Feeling. QueenMania besteht aus Vollblutmusikern, die die Hits nicht nur musikalisch, sondern auch mit kurzen Filmsequenzen visuell und originalgetreu auf die Bühne bringen.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2006 bringt die Band auf ihren Europatourneen die Faszination Freddie Mercury und Queen wieder auf die Bühne. Dabei erzeugen Soloeinlagen von Tiziano Giampieri, wie auch der Auftritt der Sopranistin Sarah Behrendt, im Duett mit Sonny Ensabella, Gänsehautmomente. Mit „Who wants to live Forever“ oder „Barcelona“ verzauberten sie das Publikum am Sonntagabend und sorgten so für stimmungsvolle Momente.
Auch nach der Pause hatte das Ensemble nichts vom Temperament verloren. Im Gegenteil. Mit „Don’t stop me now“, „I want to break free“, „Radio Ga Ga“, „Bohemian Rhapsody”, brachte QueenMania das Bühnenhaus zum Beben.
„The Show must go on“

Ohne Zugabe konnte diese mitreißende und energiegeladene Show, die zusätzlich mit einem exzellenten Lichtdesign überzeugte, nicht zu Ende gehen. Mit „We will Rock You”, “The Show must go on” und natürlich “We are the Champions”, verabschiedete sich eine großartige Band mit ihrem herausragenden Leadsänger vom Fan-Publikum. Dieses bedankte sich mit stehenden Ovationen für eine musikalische Zeitreise in die 1970er und 1980er Jahre.

Jugend musiziert erfolgreich aufs Treppchen

Einen beachtlichen Erfolg konnte das „Gitarrenstudio Markus Birkhoff“ aus Kevelaer für sich und seine Schüler verbuchen. Das Gitarrentrio, bestehend aus Paulina Heinrichs, Erik Tutsch und Alessia Baumgart, allesamt Schüler von Markus Birkhoff, erlangte beim „Jugend Musiziert“-Wettbewerb in der Altersgruppe IV mit 25 Punkten den 1. Preis.
Darüber hinaus war das Trio das einzige Ensemble, welches unabhängig von der Altersgruppe die Weiterleitung zum Landeswettbewerb erreichte. Auch das eigens für diesen Wettbewerb geschriebene Stück aus der Feder des bekannten Kevelaerer Basilikaorganisten und Komponisten Elmar Lehnen begeisterte in seinem musikalischen Ausdruck und der technischen Perfektion die Jury.
Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es nun weiter nach Köln zur Qualifikation für den Bundeswettbewerb.

Zwischen den Zeiten

Ein Klavier, ein Steh- und ein Sitztisch, zwei Stühle, ein Pult und ein verschiebbarer Vorhang: Schlicht und reduziert wirkten die Requisiten für den besonderen Kulturnachmittag, der sehr viele Kulturbeflissene und Neugierige am vergangenen Sonntag unter das Dach der Öffentlichen Begegnungsstätte gelockt hatte.
Ende November hatten der holländische Pianist und Komponist Tom Löwenthal, der Bariton Wolfgang Baumann und die Mezzosopranistin Daniela Rothenburg in einer Art „Hauskonzert“ in den Räumen Löwenthals das Programm einer ausgesuchten Schar vorgestellt. Jetzt wurde das Programm, das das Werk Eislers von der Zeit der Weimarer Repubkik über die Vorkriegszeit und den Nationalsozialismus bis zum Kriegsende und seinem Wirken im „real existierenden Sozialismus“ darstellte, einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Die drei Akteure hatten sich dabei von den Ideen des Regisseurpaares Peter van Aar und Dorette Ploegmakers inspirieren lassen. Mit ein paar ergänzenden Kleinigkeiten und neuen Impulsen entstand eine sehr publikumsnahe, mit „Action“ erfüllte Aufführung mit Dramatik, Intensität und Intimität. Dazu trugen auch die Lichteffekte bei, die Volker Meisel verantwortete.
Zum Auftakt verdeutlichte Baumann, wie sehr das Programm „uns beklemmend deutlich gemacht hat, dass wir uns in einer ähnlichen Situation befinden wie zur Zeit der Weimarer Republik“. Erneut suchten und fänden „viele Menschen einfache, aber bei Weitem nicht immer richtige Antworten auf komplexe Fragen“, gewännen „rechte Populisten, Ignoranten und Hetzer“ an Macht wie einst zu Zeiten Eislers. Die Demokratie sei nicht selbstverständlich. Man benötige den Mut, „sie jeden Tag wehrhaft zu verteidigen“.
Vor dem entblößten Konterfei Wilhelm II. beschrieben die beiden Sänger in „Der Graben“ die Bitterkeit des Ersten Weltkriegs im Jahr 1916: „Ihr wart gut genug zum Fraß für Raben, für das Grab, Kameraden, für den Graben.“
Das Konterfei erst abstaubend, um sich berlinernd in Stimmung zu bringen, interpretierte Rothenburg die „weinenden Hohenzollern“ angesichts des gesellschaftlichen Umbruchs, verteilte im Publikum dabei Tücher und trocknete sogar Tom Löwenthals „Tränen“. Der akzentuierte mit dramatischem Spiel immer wieder treffend die jeweiligen Textpassagen, sang zeitweilig sogar selbst mit.
Bitter-böse sang Rothenburg das „Lied vom Trockenbrot“ („Wer nicht arbeitet , muss nicht essen“) über die Armut der damaligen Zeit, verteilte Rosen. Und sie setzte ihrem Kollegen Wolfgang Baumann in „Gustav Kulkes seliges Ende“ eine Schüssel auf, um die Rolle des gleichnamigen Berliner Schutzmanns, der die Republik hasst, ins Abtruse zu verkleiden. Beißend zugespitzt sang Baumann die radikale Kapitalismuskritik in der „Ballade von den Säcke­schmeißern“. Beim „Einheitsfrontlied“ reckten beide die Fäuste und forderten das Publikum auf, sich mit ihnen gemeinsam „aufzulehnen“.
Tiefe und Bedrückung bot Baumanns Darbietung von „O Fallada, da du hangest“, in der er aus der Perspektive eines bei lebendigem Leibe aus Hunger von den Massen aufgefressenen Pferdes berichtete. Ähnlich fühlten die Anwesenden auch bei Rothenburgs Darbietung, als sie das „Lied vom SA-Mann“ , das „Lied einer deutschen Mutter“ und die „Ballade von der Judenhure Marie Sanders“ von 1933 vortrug. Bitter-zynisch kam das im Duett vorgetragene „Rosen auf dem Weg gestreut“ mit den zynischen Brecht-Worten „Und spürt ihr auch in eurem Bauch den Hitler-Dolch / Küsst die Faschisten“ zum Tragen.
Das Publikum war beeindruckt. „Das ist super, am Gedenktag der Auschwitz-Befreiung.
Einiges lässt sich auf heute übertragen. Wir müssen ganz schön aufpassen“, meinte Heinz Lamers. Ähnlich sah das auch Karin Dembek. „Ich dachte, das ist nicht mehr notwendig.
Aber es klingt so seltsam vertraut“, meinte die evangelische Pfarrerin. „Das ist eine wunderschöne Erinnerung für mich an Berlin“, befand Ilse Derksen aus Goch. „In der Schulzeit gab es die Weimarer Republik nicht so deutlich. Gut, das heute so mitzuerleben.“ „Komisch, über die Faschisten von deutscher Seite so zu hören“, meinte die gebürtige Ukrainerin Tatjana Fedorenko.
Nach der Pause setzte das Trio seine beeindruckende Darbietung fort. Rothenburg brachte das „Lied vom Weib des Nazisoldaten“ zum Kippen, als dieses „aus dem weiten Russland nur den Witwenschleier“ zurückbekommt.
Visionär wirkten die Zeilen „Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne der Mächtigen kommen am Ende zum Halt“ im „Lied der Moldau“. Das „Lidicelied“ bezog sich auf die Vernichtung eines tschechischen Dorfes durch die Nazis 1942 und der „kleine Radioapparat“ stand beim Vortrag der beiden Sänger am Tisch tatsächlich auf dem Boden.
Nur kurz streiften die drei die Eisler-Phase des „real existierenden Sozialismus‘“ mit dem gelüfteten Honnecker-Bild („Isser nich‘ schön in Farbe?“), dem von Daniela Rothenburg kämpferisch vorgetragenen „Ohne Kapitalisten geht es besser“.
Gemeinsam sangen Rothenburg und Baumanns „Anmut
sparet nicht noch Mühe“ von Brecht, ein Lied, das 1992 bei der „Arsch huh“-Demonstration in Köln gegen rechts sogar als Alternativ-Nationalhymne vorgetragen worden war.
Mit der DDR-Flagge und der Nationalhymne „Auferstanden aus Ruinen“ endete eine großartige Eisler-Zeitreise, die unterstrich, wie viel Aktualität sein Werk noch heute hat.

Ein Hauch von New Orleans in Kevelaer

Eine angesagte Musikbar in New Orleans vor 90 Jahren, eine nicht minder angesagte Band mit coolen Musikern betritt die Bühne und lässt schon gleich be ihren ersten Tönen die Füße der Zuhörer mitwippen. So oder so ähnlich kann an sich den Effekt vorstellen, den das erste „Löwen“-Jazzkonzert in diesem Jahr beim Publikum im vollbesetzten Saal auslöste.
Der Burscheider Engelbert Wrobel, ein seit Jahrzehnten angesehener Klarinettist und Saxofonist, der im Verlauf seiner Karriere schon mit Größen wie Chris Barber oder Clarke Teerry zusammen gespielt hat, präsentierte sich an diesem Abend mit dem hochklassigen Ensemble „Hot Jazz Five“, das ein wenig von der Atmosphäre des „Hot Jazz“ der 20er bis 40er Jahre in die altehrwürdige Spielstätte zauberte.
Unterstützt von seinen „Spielgefährten“ – dem Trompeter und Sänger Boris Odenthal, dem niederländischen Hony-Tonk-Pianisten Harry Kanters, dem sehr souveränen Gitarristen und Banjospieler Johannes Zink und dem europäischen Sousaphon-Spieler Clive Fenton – sorgte Wrobel und für flotten Swing und lockere Partystimmung im Raum.
Ob zu Fats Wallers „Ain´t misbehavin“, dem flotten „I´m gonna sit down and write myself a letter“ mit „Puttin on the ritz“-Zitat, Klassikern wie „Exactly like you“ oder der Ballade „New Orleans“ – alle Musiker erhielten eine Menge Raum, sich mit ihrem individuell reichen Spiel an dem Song zu beteiligen und immer wieder eigene Impulse zu setzen.
Odenthal brillierte als Armstrong-naher Sänger bei bei „South“ oder „That´s my home“, Kanters durfte zwischendurch mit einem flüssigen Boogie-Woogie Solo für Begeisterung sorgen.
Johannes Zinks filigrante Linie überzeugte sogar Kollege Clive Fenton („Der spielt so entspannt“). Und Fenton selbst brachte sein Sousaphon gekonnt zum Klingen, überzeugte als Sänger bei „Honeysuckle Rose“ und sorgte im Verbund mit seinen Kollegen an der Trompete beim „Snake rag“ für Tempo.
Dazu kam ein bestens aufgelegter Wrobel, der sich bei Stücken wie „Sunny side of the street“ selbst auf den Arm nahm („Das hat einen Makel: Ich sing dat!“), mit dem Sopran-Saxophon Sidney-Bechet-Songs wie „Dans les rues d´Antibes“ das elegante Vaudeville-Flair verlieh; butterweich „si tu vois ma mére“ interpretierte und mit seinen Jungs und seiner Klarinette „I love Paris“ darbot. „Das spielen sie bestimmt für uns – wir haben jahrelang in Paris gelebt“, schmunzelte Irmgard Baers hinter der Theke.
Mit „Its time like that“ endete ein dreistündiger Ausflug in die Welt von Swing und New-Orleans- und mit dem kurzen „Sleepy time“ von Louis Armstrong rundete das Quartett einen fröhlich-entspannten Musikabend ab.

Positiver Trend in einigen Bereichen erkennbar

Hielt sich die Steigerung von 277 auf 282 verkaufte Abonnements noch in Grenzen, so startete der Einzelkartenverkauf für die Veranstaltungen der Spielzeit 2017/2018 richtig durch: 1259 Besucher kauften eine Karte – in der Spielzeit zuvor waren es nur 809 Theaterfans gewesen. Die Zahlen stellte Bernd Pool, Leiter des Service-Centers Stadtmarketing und Kultur, Ende des vergangenen Jahres den Mitgliedern des Kulturausschusses der Wallfahrtsstadt vor.
In Summe stellte er eine Gesamtbesucherzahl von 3.243 fest. Im Schnitt seien das 405 Besucher pro Aufführung. Im Hinblick auf eine maximale Auslastung von 481 Zuschauern im Konzert- und Bühnenhaus bezeichnete er die reale Auslastung als „zufriedenstellend“. Die andere Seite der Medaille ist die nicht allein von der Besucherzahl, sondern auch erheblich von den Kosten für die Gastspiele abhängige Deckung. Pools detaillierte Ausführungen machten deutlich, dass auch eine ausverkaufte Vorstellung niemals ein Garant für eine hundertprozentige Kostendeckung sein kann, da die Preise für den Einkauf einer Produktion stark variieren. Der durchschnittliche Kostendeckungsgrad der vergangenen Spielzeit habe bei 61,06 Prozent gelegen, womit man höher liege als in der Spielzeit zuvor. Der Zuschussbedarf pro Besucher habe 7,39 Euro betragen und sei damit minimal kleiner geworden, führte Pool aus.
Zweimal ausverkauft

Zwei Stücke wurden in der Spielzeit 2017/2018 vor ausverkauftem Haus gespielt (jeweis 481 Besucher): „Tratsch im Treppenhaus“ und die Komödie „Sei lieb zu meiner Frau“. Hier seien die bekannten Titel und Schauspieler ausschlaggebend für den sehr guten Verkauf gewesen. Aufgrund der eingangs erwähnten Einkaufspreise variierten die Kostendeckungsgrade stark: 63 Prozent bei „Tratsch im Treppenhaus“, 80 Prozent bei „Sei lieb zu meiner Frau“.
Das nach Angaben von Bernd Pool zumeist etwas schlechter besuchte Auftaktstrück der Spielzeit („Was ihr wollt“) erreichte bei 307 Zuschauern einen Kostendeckungsgrad von nahezu 60 Prozent. daa bekannte Fitzek-Stück „Passagier 23“ wollten 419 Gäste sehen (73 Prozent Kostendeckung). Das außerhalb der Abo-Reihe angebotene Stück „Die Physiker“ wurde von vielen Schülern des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums besucht. Doch auch viele Abonnenten besuchten die Vorstellung zusätzlich (343 Besucher, 50 Prozent Kostendeckung).
Obschon 415 Besucher die Komödie „Kunst“ besuchten, habe man sich angesichts der drei namhaften Schauspieler des Ensembles mehr Zulauf versprochen, erklärte Pool (Kostendeckungsgrad ungefähr 50 Prozent). Bei 337 Besuchern erzielte das Stück „Geächtet“ aufgrund seine hohen Einkaufspreises den niedrigsten Kostendeckungsgrad (40,36 Prozent). Den Abschluss der vergangenen Saison bildete die „Komödie im Dunkeln“ (343 Besucher, 60,45 Prozent Kostendeckung). Die Reaktionen auf das Programm seien gut gewesen, berichtete Bernd Pool.
Die Abonnenten-Zahl der Reihe „Puppenspiel 18+“ sei in der Spielzeit 2017/2018 auf 48 angestiegen, zusätzlich seien 142 Einzelkarten verkauft worden, so Pool in seinem Rückblick weiter. Durchschnittlich sahen 84 Besucher eine der vier Aufführungen, der Kostendeckungsgrad liege bei 52 Prozent. Die Reihe solle auch weiterhin im Forum der Öffentlichen Begegnungsstätte stattfinden, weil die Aufführungen von der dortigen Atmosphäre lebten.
Keine Musical-Night mehr

Die Reihe „Kultur für Kinder“ war in der vergangenen Saison weiter das „Sorgenkind“, die Gesamtbesucherzahl habe sich jedoch von 502 auf 556 verbessert. Der Kostendeckungsgrad liege aufgrund der niedrigen Eintrittspreise bei nur 30 Prozent.
Bei den Sonderveranstaltungen ergibt sich ein gemischtes Bild: Trotz einer Verlegung in den Dezember und spezieller Angebote wie der Möglichkeit für Betriebe, ihre Weihnachtsfeier zu buchen, sei die „Kevelaerer Musical-Night“ enttäuschen gewesen. Zwar konnte bei nur 317 Besuchern Dank des Sponsorings durch die Sparkasse ein Kostendeckungsgrad von 90 Prozent erzielt werden, dennoch sei die Veranstaltung 2017 die vorerst letzte „Musical-Night“ gewesen. Der Eiszirkus „Moscow Circus on ice“ sei hingegen ein voller Erfolg gewesen (460 Besucher, Kostendeckung durch die Unterstützung der Volksbank im Rahmen der Reihe „Kultur+ – Ein Plus für Alle“ bei 160 Prozent). Das im März aufgeführte Musical „Footloose“ wollten nur 306 Zuschauer sehen. Die Kostendeckung lag durch die Sparkassen-Unterstützung bei 88 Prozent. Bernd Pool berichtete, dass das Musical die letzte von der Sparkasse gesponsere Musical-Veranstaltung gewesen sei.
Die Kino-Reihe „KoBü-Flimmern“ sei mit 18 Veranstaltungen und 960 Besuchern „erfolgreich“ gewesen, führte Pool aus. Die Kostendeckung von 56 Prozent sei in erster Linie auf die teuren Filmlizenzen zurückzuführen. Das „Ferienkino am Morgen“ sei mittlerweile ein fester Bestandteil der Reihe und werde nun in allen Ferien angeboten.

Tatort Bühnenhaus

Das Neujahrskonzert der Kreispolizeibehörde Kleve ist lieb gewonnener Bestandteil des Kevelaer Veranstaltungskalenders. Klanglich war der Abend am vergangenen Samstag gottlob deutlich weniger sperrig als der Name des Veranstalters, denn die heimische „Big Band For Fun“ lief zu großer Form auf.
Den roten Faden durch den Abend bildete eine „fiktive Tatortfolge“ aus der Feder Peter Niersmans‘, in der Kommissar Rütters zwar keinen besonders vertrackten Fall zu lösen hatte, dieses aber mit einer reichlichen Menge an Pointen auf die lokalen Verhältnisse garnierte. Vorgetragen wurde der Text durch die WDR-Mitarbeiterin Marina Müller-Klösel. Ihrer ausdrucksstarken Stimme zu lauschen, war ein Genuss.
Mangelnde Nachfrage hatte die Veranstalter dazu bewogen, nur den kleinen Saal zu nutzen, der mit rund 130 anwesenden „Zeugen“ auch ausverkauft und damit voll besetzt war – gegenüber den Vorjahren ein deutlicher Rückgang des Interesses, wie Moderator Jürgen van Os konstatieren musste. Rechnet man noch die 22 „Tatverdächtigen“ der Band hinzu, die genregemäß überwiegend ein eher klangstarkes Instrumentarium spielen, wird schnell klar, dass es für großen Big-Band-Sound räumlich etwas grenzwertig war, erst recht in der jedem Musizieren feindlichen staubtrockenen Akustik.
Nach ausführlicher Eingangsmoderation eröffnete die Band mit „Tatort Theme“. Ein bisschen musste sich das Orchester noch sortieren, fand dann aber schnell zusammen und steigerte sich im Laufe des Abends stetig. Einzelne Musiker herauszugreifen, ist gewiss ein Stück weit ungerecht all den Ungenannten gegenüber, aber einige besonders ausladende Soli verdienen es, erwähnt zu werden. Im Phil-Collins-Klassiker „Against all odds“ hatte Alexandra Claasen (Altsaxophon) ihren großen Auftritt, den sie mit Bravour und großer Wärme in ihrem Spiel meisterte. Auch wurde hier die stilistische Breite der Big Band deutlich, die sich keineswegs auf die einschlägigen Klassiker der Swing-Ära beschränkt, sondern ein breites Repertoire bis in die Moderne pflegt.
Die zwei „beliebtesten Tatverdächtigen“ des Abends waren sicher Hans Ingenpass („Mr. Soul“) und Sara Salinga, die mal einzeln und mal gemeinsam den Gesangspart bestritten und mit „You can leave your hat on“ das Publikum in die Pause entließen. Die Kombination aus stimmlicher Perfektion, Ausstrahlungskraft und gekonntem „Flirt mit dem Publikum“ ließen Sara Salinga bereits in ihrer ersten Nummer „On Broadway“ die Herzen zufliegen. In diesem Zusammenhang muss auch ganz besonders die Leistung der Tontechniker gelobt werden, die es trotz der räumlich ausgesprochen schwierigen Situation geschafft haben, eine gute Balance zwischen allen Klanggruppen zu erreichen – eine „Schuhschachtel“ ist nun einmal nicht der natürliche Lebensraum einer Big Band.
Nach der Pause wurde die „Brass Machine“ angeworfen, die in mitreißender Kraft und Präzision ihre Wirkung nicht verfehlte. Als Ruhepunkt in einer langen Steigerung Richtung Finale griff Philipp Niersmans zum Flügelhorn und zeigte in „Stolen Moments“ eine weitere Facette seines großen musikalischen Könnens – er ist musikalischer Leiter der „Big Band For Fun“ und war den ganzen Abend etwas versteckt am Piano in Aktion. Den Abschluss des offiziellen Programms bildete noch einmal eine große Nummer („Think“). Das Publikum dankte es mit reichlichem und mehr als nur verdientem Beifall. Beachtlich war das „musikalische Wachstum“ der Big Band im Laufe des Abends, die sich dank ihrer Musizierfreude von Nummer zu Nummer im Ausdruck steigerte. Die begeisterten Zuhörer erstritten sich zwei Zugaben. Das Publikum wurde Zeuge einer unterhaltsamen und musikalisch hochwertigen „Ermittlung“ – es muss eben nicht immer Wiener Walzer zum Jahresauftakt sein.

25 Jahre „Sex in the Fridge“

„Sex in the Fridge ist keine hemmungslose Kopulation in einem gekühlten Raum, sondern die pure Lust an der Musik,“ so erklärt die Band ihren Namen, die ihr Bestehen seit 25 Jahren feierte.
Als „Weihrauch City Synphonik Orchester“ gegründet, machen die Musiker bereits noch länger Musik. Zu den Gründungsmitgliedern zählen Dietmar Weiß, Franz Girmes, Hanns Clegg und Walter Holtappels, und sie erinnern sich noch sehr gut, wie und wo ihre ersten Auftritte waren.
Sieg bei Hubertuskirmes

„Wir haben beim Talentwettbewerb 1982 und 1983 auf der Hubertuskirmes teilgenommen und haben dort sogar den ersten Platz gemacht und 500 DM als Preisgeld bekommen. Warum wir damals teilgenommen haben, wissen wir auch noch genau – da kam man umsonst rein.“ Die Musiker können sich das Lachen nicht verkneifen: „Die 500 DM hatten im Festzelt aber nur eine Halbwertzeit von knapp zwei Stunden, dann waren sie mit anschließendem Besuch des Prinzenhofs aufgebraucht.“
Die erste Musik wurde aber schon vorher gemacht. „Wie sich das für Leute aus der Kradszene gehört, waren wir immer schon von Rockmusik begeistert und haben in der ,Musikband Bananas‘ mitgespielt.“ „Sex in the Fridge“ sorgte deshalb von 1996 bis 2004 und ebenso in einzelnen Jahren danach auf der Motorradfahrer-Wallfahrt für fetzige Stimmung.
Die Langlebigkeit der Band erklären die Rocker so, dass die Musik zwar immer wichtig gewesen sei, aber nie an erster Stelle gestanden habe. „Es muss immer Zeit für die Familie bleiben und neben den wöchentlichen Proben, die anfänglich im Kaninchenstall und im Gewölbekeller stattfanden, dürfen die Konzerte nicht zu häufig anstehen.“
Neben den Gründungsmitgliedern besteht „Sex in the Fridge“ heute aus Kerstin Sowislo und Hermann Peters. Frühere Mitglieder waren Michael Broecksteeg (1993 – 2016), Heike Hollmann (2000 – 2010), Cristian Wimmer (2004), Rolf Lewe (1997 – 99) und Jörg Laakmann 1994 – 97).
Die heutigen Bandmitglieder sind noch immer mit Herz dabei und fordern ihre Fans auf: „Falls ihr Spaß an rockigen Gitarrensounds habt, dann besucht doch eines unserer Konzerte, denn ,Sex in the Fridge‘ ist ‘ne coole Nummer!“