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Heilige Drei Könige und ein Poet

Beim Rotary-Benefizkonzert „Swing meets Kabarett“ überzeugten die „Three Wise Men“ mit furiosen Jazzklassikern – und Konrad Beikircher als Humorist und Interpret von Paolo-Conte-Songs. Am Ende strahlten drei Musiker und ein neu dazugewonnener Sänger mit Kabarettqualitäten um die Wette und nahmen die Standing Ovations des Publikums entgegen.
Schon vor eineinhalb Jahren hatten die „Three Wise Men“ – Saxofonist Frank Roberscheuten, Pianist Rossano Sportiello und Schlagzeuger Martin Breinschmid – mit ihrer musikalischen Kunst das Publikum im Bühnenhaus „gerockt“. An diesem Samstagabend durften sie in ihrer Runde einen weiteren Mitstreiter auf den Bühnenbrettern begrüßen.
Der Humorist und beißende Gegenwartskommentator Konrad Beikircher durfte seinen Beitrag zu dem Abend leisten – in vielfältiger künstlerischer Hinsicht, wie sich später herausstellen sollte.
Vor dem Start in schwungvolle zwei Stunden Wort und Klang dankte der Initiator des Abends, Peter Schaap, den Sponsoren des Abends. Der aktuelle Rotary-Governer des Distrikts Geldern, Ralf Esser, wies auf den Zweck des Abends hin. „Wir sind 1,2 Millionen Rotarier, die versuchen, die Welt ein Stück besser zu machen“, machte er klar, dass jährlich 360 Millionen Dollar in weltweite sogenannte „Global grants“-Projekte fließen, mit denen nachhaltige Hilfs- oder Bildungsprojekte unterstützt werden.
„Ich bin ja eher der Rocktyp – Stecker rein und drei Akkorde“, gestand Bürgermeister Dominik Pichler beim Grußwort an seinem 43. Geburtstag aber, dass ihm das erste Konzert der drei Musiker hinsichtlich des Jazz doch einen neuen Input gegeben hatte.
„Und was wir gemeinsam haben: wir haben beide in Bonn studiert und waren beide im Knast – beruflich natürlich“, stellte er dann noch einige Berührungspunkte mit Konrad Beikircher fest.
Ständchen für das Geburtstagskind

Anschließend betraten die Protagonisten des Abends die Bühne – Beikircher setzte sich dabei erstmal am Bühnenrand auf einen Stuhl und verfolgte lächelnd die Darbietung des kongenialen Trios. Der niederländische Saxofonist, der in New York lebende italienische Pianist und der aus dem „21. Bezirk in Wien“ stammende Schlagzeuger boten dem Geburtstagskind erstmal ein Ständchen, das kollektiv per Gesang begleitet wurde, ehe es dann richtig swingig wurde.

Foto: AF


Beginnend mit dem fetzigen „Jeepers creeper´s“ von Louis Armstrong und dem dezenten „Flamingo“ setzte vor allem Frank Roberscheuten mit der Klarinette einen Klangakzent. Und bei „Bei mir bist Du schön“ durfte Martin Breinschmid zeigen, dass er auch auf einem Tablett leerer Flaschen melodische Rhythmen und Melodien spielen kann.
„Jazz macht Spaß“, meinte Beikircher angesichts des virtuosen Kunstgenusses und freute sich, „mit den Heiligen drei Königen hier“ anschließend Paolo-Conte-Lieder vortragen zu dürfen. Und es gelang ihm anschließend, bei Liedern wie „Sotto le stelle del jazz“, „Gelato al limon“, später „Azzurro“ oder „Via Con Me“, im Verbund mit dem Trio, diesen lässsigen, lakonischen Ton des Originals gut zu treffen – und stimmlich tatsächlich eine „bella figura“ zu machen.
Sprache ist Musik

Foto: AF


„Ich hab zur Sprache als Kind einen Zugang gehabt, der musikalisch ist“, verwies er auf seine Kindheit im südtirolischen Bruneck mit italienischen Nachbarskindern, dem lokalen Akzent und der Mutter, „die unter Mussolini Deutschuntericht gab.“ Sprache sei für ihn „Musik, ich höre sie immer schon als Farben, Rhythmen, Melodien.“ Anschließend referierte er kultur- und humorvoll über den „Tanz“ der rheinischen Sprache, bot dazu sogar einen echt „kölschen“ Rap dar und ließ sich später über die diversen Sprachrhythmen als „Wolken voller Regionalfarben“ aus.
Dabei kleidete er das Wienerische („Das ist nicht nur das Knautschen, ist so ein bisschen nasal, im Gaumen wird was zerquetscht und sehr gelangweilt“), das Norddeutsche oder das Hessische („Die verschlucken viel“) in Sätze, die keiner vom Sinn her verstand. „Die Württemberger haben eine Umlautkultur, die ist sehr musikalisch“, sorgten seine diversen Sprachbeispiele für lautes Gelächter und viel Beifall.

Foto: AF


Die Musik geriet natürlich nicht ins Hintertreffen: Das Trio sorgte auch im zweiten musikalischen Teil für beste Unterhaltung und wippende Beine.
Anmutig schön geriet dabei „Midnight in Paris“ von Sidney Bechet – und richtig in Fahrt geriet das Konzert nach Sportiellos großartigen Variationen von „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ mit dem Drei-Sterne-Koch (!) Breinschmidt, der die Melodie mit Pfannen, Töpfen und Mixer-Stab „interpretierte.“
Mit Beikircher am Gesang gaben die Musiker bei „Buona sera Senorita“ nochmal beschwingt Gas – und ohne ihn gab es von jedem der Musiker bei „Glory hallelujah“ nochmal eine Kostprobe individuellen Könnens. Der Trommelorkan, mit dem das Konzert endete, stand sinnbildlich für einen Abend voller Vitalität und Musik.

Jazz im Apfel mit Maya Kehren

Seit gut drei Jahren sorgt die Reihe „Jazz im Apfel“ für großes Interesse und Begeisterung bei den Musikfreunden in der Wallfahrtsstadt und Umgebung.
Am Donnerstag, 14. März, ist es wieder soweit. Denn dann werden ab 20 Uhr die Musiker der „Scala Jazz Band“ um den Pianisten Wolfgang Czeranka, dem Kontrabassisten Hanns Hübner und dem Schlagzeuger Stefan Janßen im „Goldenen Apfel“ am Kapellenplatz 13 wieder einmal für swingige, tanzbare und musikalische Momente der besonderen Art sorgen.
Als Gäste hat Bandleader Czeranka diesmal Reinhard Schmitz (Saxofon, Klarinette und Querflöte) sowie Maya Kehren als Sängerin gewinnen können. Die in Kevelaer geborene und aufgewachsene Sängerin ist seit knapp einem Vierteljahrhundert auf der Bühne.
Maya Kehren singt in diversen Rock-, Pop-, Funk-und Soulformationen, ist auch im Jazz unterwegs und tritt akustisch mit dem Duo „2 Close“ auf.

„TrioColore“ in der Beichtkapelle

Die Basilikamusik Kevelaer lädt zu einem besonderen Programm als Auftakt ihrer diesjährigen Fastenzeit-Konzertreihe ein: Am Sonntag, 10. März, macht sich um 16.30 Uhr in der Beichtkapelle am Kapellenplatz das „TrioColore“ auf eine musikalische Zeitreise von der Renaissance zur Gegenwart.
Eine außergewöhnlich farbige Angelegenheit – dieser Vision folgen die drei Musiker seit
Gründung ihres Ensembles. Die Besetzung von TrioColore ist einzigartig: Flöte/Gesang (Ulrike Brochtrop), Tenor-und Sopransaxophon (Thomas Käseberg) und Gitarre (Reinhard Kaisers). Die musikalische Bandbreite ist vielfältig. Sie reicht von mittelalterlicher Musik über die Klassiker und französischen Impressionisten bis hin zum Jazz und Folklore aller Kontinente.
„Es gibt keine Originalkompositionen für diese Besetzung. Alle Stücke sind vom Ensemble selber bearbeitet und versprechen ein erfrischendes Hörerlebnis“, so Chordirektor Romano Giefer. Das Ensemble hat vor allem auch unbekanntere Komponisten für sich entdeckt und ihre
Kompositionen neu belebt. So werden in dem Konzert auch ein Werk des ungarischen
Komponisten Ferenc Farkas, ein modernes Stück von Steve Reich und ein arabisches Stück von Rabih Abou-Khalil zu Gehör gebracht. Der Eintritt zum Konzert ist frei, am Ausgang ist eine angemessene Spende erbeten.
Foto: Basilikamusik

Wiedersehen und Abschied

Beim „Finale.Presto-Adagio“ der „Abschiedssinfonie“ von Joseph Haydn stand nach und nach jeder der 22 „aktuellen“ und 15 „ehemaligen“ jungen Streicher nebst den Bläsern der Kölner Musikschule auf und verließ die Konzertbühne des Museums, bis nur noch zwei von ihnen übrig blieben.
„Das ist in der Klassik so einmalig“ , schwärmte Dirigent Anton Brezinka später über die besondere Idee des Satzes, der als Konzertende sinnbildlich für das Besondere dieses Wochenendes stand. Denn erstmals versammelten sich frühere Schüler des Ehepaares Maren und Thomas Brezinka gemeinsam mit den Musikern des aktuellen Jugendstreichorchesters, um anlässlich des zehnjährigen Bestehens der „Jungen Streicher Kevelaer e.v.“ miteinander ein Programm besonderer Art aufzuführen.
Einen Vormittag lang hatten sich alle mächtig ins Zeug gelegt, um bei der Generalprobe noch letzte Feinheiten durchzugehen und miteinander in Gleichklang zu kommen. „Ich habe mit sechs Jahren angefangen, Cello zu spielen“, erzählte Lena Goerkens, die wie viele andere vor zehn Jahren bei den „Streichmäusen“ begann. „Die erste Probe war aufregend. Ich habe aber gelernt, wie es funktioniert“, schwärmt das Ensemblemitglied von der Zeit und der Arbeit mit Maren Brezinka. „Sie hat direkt darauf geachtet, dass es dieses Miteinander gibt“, beschrieb sie das Besondere des Musizierens. „Es fügt sich zusammen wie ein Puzzle und ist am Ende etwas Großes, Vollendetes.“
So wie sie sahen das auch die „Ehemaligen“ des Orchesters. „Das ist sehr cool. Man sieht neue Gesichter von „alten“ Ehemaligen und lernt neue Leute kennen“, hatte Violinistin Greta Schmitz ihre Freude an der Zusammenkunft. „Ich hab 2008 angefangen, da war ich 14“, erzählte Miriam Loffeld, die extra aus München angereist war. „Das war ´ne schöne Zeit“, fühlte es sich für die Medizinstudentin, die noch in Projektorchestern spielt, so an, „als wäre es erst gestern gewesen.“ Und Alessandra Wetzl bekannte: „Ohne das Orchester hätte ich nie Bass gelernt.“
Auch für die beiden Lehrer war das Wochenende mit den Ehemaligen was Besonderes: „Für sie ist es wie nach Hause kommen. Und es sind ja unsere „eigenen Kinder“ hier anwesend“, meinte Maren Brezinka, die vor 20 Jahren ihren ersten Schüler in Kevelaer unterrichtete, vor zehn Jahren sich dann über den Verein selbstständig machte. Dazu kam noch die Erfahrung, das Dirigat an den eigenen Sohn abzugeben. „Nach zehn Jahren hört man erst, was in einem Orchester passiert“, freute sich Thomas Brezinka auf das Musikerlebnis. „Wir haben nur leichte Korrekturen gemacht“, ergänzte seine Frau. Den Rest erarbeitete sich das Ensemble. „Das ist Wahnsinn“, meinte sie nur.
Sowohl die beiden Lehrenden wie das Publikum wurden nicht enttäuscht. Das Ensemble bot in Anwesenheit des Bürgermeisters Dominik Pichler und des Musemsfördervereins-Vorsitzenden Peter Hohl ein 65-minütiges Klangspektakel, das mit den moll­artigen und in den Motiv-Varianten fließenden Streichern von Henry Purcells „Chacony in g-minor“ seinen gelungenen Einstieg fand. Anschließend durfte Solist Jannis Hoesch im Rahmen von Carl Stamitz´ „Bratschenkonzert D-Dur“ seine außerordentlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Wie filigran und zugleich superschnell er mit seinen Fingern über die Bratsche flog, beeindruckte das Publikum. Genauso gefiel das mit unauffällig-behutsamer Hand von Anton Brezinka geführte, leicht-elegante und tänzerische Orchesterspiel. Das zeigte sich selbst im temporeicheren Part der Haydn‘schen „Abschiedssonate“, die mit dem bereits erwähnten „Abendlied“ und dem Verlassen der Bühne endete.
Als Zugabe gab es noch eine Orchesterbearbeitung des Mendelssohn-Chorals „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ und langanhaltenden Applaus. Und die Idee des Brezinka-Paares, ein solches besonderes Treffen nun alle fünf Jahre zu machen, stieß bei den MusikerInnen durchaus auf Wohlwollen.

Eine einmalige Konstellation. Fotos: AF

Jazz im Goldenen Löwen: Swing im besten Sinn

Seit über 45 Jahren sorgt die „Climax Jazz Band Cologne“ für wippende Füße und Begeisterung der Jazzfans. Zunächst noch auf den Swing der Legende Chris Barber fußend, emanzipierte sich die Formation Ende der 70er Jahre und liefert seitdem Qualitätsarbeit auf hohem Niveau ab.
Gemeinsam mit Bandleader Klaus Wegener, der an diesem Abend Klarinette und Saxofon bediente, kamen fünf hochklassige Musiker an den Niederrhein, die mit ihrer Musikalität und Klasse einen entspannt-spannenden Abend kreierten.
Der blutjunge 22-jährige Bassist Stefan Rey sorgte für den unaufdringlich-swingenden Songpuls, Schlagzeuger Sebastian Wegner als zweitjüngstes Mitglied für den passenden Rhythmus. Pianist Philipp Rösler tat sich als durchaus kompetenter Sänger hervor.
Und vorne wirbelten mit Klaus Wegener, dem Posaunisten und Sänger Bernt Laukamp und Martin Reuthner drei ausdrucksstarke, klangstarke Solisten. Insbesondere Reuthner, der als Trompeter gern gesehener Gast bei der WDR Bigband ist, bot bei diesem Konzert einen klaren Ton und brilliante Soli.
Vom Repertoire her bot die Combo das, was sie auszeichnet – von den Stilen her vom klassischen Swing à la Benny Goodman („In the mood“) über das von Fats Domino berühmt gemachte „Jambalaja“ im New-Orleans-Style, dem flüssigen „Route 66“ mit Rösler und Laukamp als kongeniale Sänger bis zum kompakten „Putting on the ritz“ oder dem sehr präzisen Mercy, Mercy, Mercy“ von Joe Zawinul „so ziemlich alles“. Elegant-bewegt gab sich das Sextett mit Posaunist Laukamp bei „Buona sera, Signorina“. Auch pop-rockig ging es mit viel Klangkontur in den Crusaders-Song „Put it where you want it“. Mit toller Reuthner-“Fanfare“ und wunderbarem Swingteil glänzten die Musiker bei „On a Persian market“ .
Tolle Kicks im Solo bot Klaus Wegener bei „Georgia on my mind“ und Louis Primas „Sing, sing, sing“ geriet zu dem angekündigten, exzessiv langen „Ansatzkiller“ mit geilem Schlagzeugrhythmus und sich gegenseitig zu Höchstleistungen treibenden Solisten.
Angesichts der guten Stimmung konnte sich die Band dann in der Konstellation leisten, auch mal „Hallelujah I love her so“ ohne jegliche Vorprobe erstmals miteinander zu spielen. Und nach „Take the A-Train“ und „I´m walking“ konnte man konstatieren, dass man Klassikern mit klasse Musikern immer wieder neues Leben einhauchen kann.
Die nächste Gelegenheit zum swingenden Musikgenuss gibt es am 29. März. Dann wird mit Ali Claudi ein alter Bekannter mit der „Boogie Woogie Company“ ab 20 Uhr wieder seine Aufwartung in der Marienstadt machen.

Swing, Kabarett und guter Zeck

Die Auftritte von Konrad Beikircher im Kevelaerer Bühnenhaus sind zumeist ausverkauft. Und auch „The Three Wise Men“, alias Saxofonist Frank Roberscheuten, Niederländer mit Wohnsitz in Belgien, Pianist Rossano Sportiello, Italiener, der seit vielen Jahren in New York lebt, und Schlagzeuger Martin Breinschmid aus Wien, haben in der Wallfahrtsstadt nicht nur ob ihres Namens einen klingenden solchen. Einer, der seit meherern Jahren ein Ohr für gute Jazz-Musik und dazu ein Händchen für gelungene Benefiz-Konzerte hat, heißt Peter Schaap und bringt die vier jetzt im Dienste einer guten Sache zusammen: „Swing meets Kabarett“ ist die Zusammenkunft überschrieben, die am 9. März ab 19 Uhr im Kevelaerer Konzert- und Bühnenhaus stattfinden wird.
Dass Konrad Beikircher, der zunächst das Südtiroler Licht der Welt erblickte, bevor sich in Bad Godesberg niederließ, weit mehr auf der Zunge hat als Kölschen Klüngel aller Art, wissen die Fans des Kabarettisten natürlich schon lange. Aber in einer solchen Konstellation dürften ihn auch sie noch nicht erlebt haben. Man darf gespannt sein, auf welche Weise sich der studierte Musikwissenschaftler als vierter Weiser in die musikalischen Weisen der Band einfindet.

The Three Wise Men Foto: Archiv


Ursprünglich sollte das Zusammenspiel der drei Weisen aus unterschiedlichen Ländern nur ein einmaliges Projekt für ein Festival sein – mittlerweile sind die drei Improvisationskünstler aber als Trio schon eine feste Größe geworden. Der Spaß in Jazz und Swing haben sie sich dabei immer erhalten.
Konrad Beikircher jedenfalls „war mit dem Experiment sofort einverstanden“, erklärt Peter Schaap. Und nicht zuletzt der Tatsache, dass die Gelder des von ihm veranstalteten Abends in ein Rotary-Projekt fließen sollen, habe den ehemaligen Rotarier Konrad Beikircher überzeugt.
Das Geld fließe aber, anders als in den Vorjahren, nicht direkt in bestimmte, von einer Organisation oder einem Club betriebene Projekte. Ziel sei ein „Global Grant“, bei dem sich mehrere Clubs aus unterschiedlichen Ländern einbringen. Mindestens 30.000 US-Dollar müssen dafür zusammenkommen. Rotary kann dieses Grundkapital durch Zuschüsse verdoppeln. Da die Vorbereitung und Durchführung eines solchen Projektes viel Zeit in Anspruch nehme verspricht Schaap jetzt schon, dass Besucher im Internet unter „auxilium2014.de“ verfolgen können, was mit ihren Spenden und Eintrittsgeldern passiert.
Eintrittskarten für das Konzert am 9. März, 19 Uhr, im Bühnenhaus, kosten 29.50 Euro. Es gibt sie im Internet unter www.rotarybenefizkonzert.de. und an der Abendkasse.

Ein musikalischer Netzwerker

Musikalisch immer wieder offen sein und Menschen verbinden – das sind zwei Grundkonstanten im Leben von Wolfgang Czeranka, der am 9. März 1969 in Sögel geboren wurde. „Magnetschwebebahn, Meppen und 2. Bundesliga, 30 Kilometer Schutzgrenze zu den Ostfriesen“, nennt er ein paar Stichworte, die den Ort lokalisieren.
Der Großvater war Lehrer in Schlesien, der Vater Oberstufenkoordinator am Gymnasium. „Ich wusste schon früh, dass ich Lehrer werden würde, auch wenn der Weg zum Musiker da war.“
Seine Wegbegleiter von klein auf waren Mozarts Klaviersonaten und die Winterreise von Schubert, die der Vater spielet. Im Radio lief von morgens bis abends Radio Hilversum 3. Und noch heute kann Czeranka auf das Wissensreichtum seiner Mutter in Sachen klassischer Musik zurückgreifen. Mit sechs Jahren begann er eine klassische Klavier-Ausbildung, spielte sich im Familenensemble bis zu seinem zehnten Lebensjahr von Sopran- bis Bassflöte im Quartett durch die verschiedene Register.
Beim Onkel hörte er dann mit zwölf Jahren zum ersten Mal Pop. „Der hatte eine erstklassige Revox-Tonbandmaschine. Ich setzte die Kopfhörer auf – und dann lief „Help“ von den Beatles.“ Eine Initialzündung für den jungen Wolfgang und seinem Bruder – und der Auftakt zu einem vielfältigen Musikerdasein.
Die beiden gründeten ihre erste Band, den Klassikunterricht brach der junge Wolfgang dafür ab. Bis zum Studium spielte er sich ohne Lehrer durch die klassische Klavierliteratur. „Das ist ein Ding, was ich echt bedauere“, meint er heute.
Mit Sandro Giampietro, der schon als Junge Hendrix und Van Halen spielen konnte, vereinte er in der Band „Allegro“ klassische Musik mit Hardrock und tourte mit Eigenkompositionen durchs Emsland.
Daneben organisierte Czeranka in der katholischen Kirche einen Jugendtreff, rockte mit Jungs in der evangelischen Kirche. Und der Bruder des weltberühmten Jazzpianisten Keith Jarrett, Chris, spielte regelmäßig zu Weihnachten in der evangelischen Kirche.
Der junge Wolfgang probierte sich in Jazzclubs in Köln, spielte in Düsseldorf beim Kirchentag 1986 vor über 10.000 Menschen. „Wir haben auch vor von Weizsäckers gespielt und wurden in die Villa Hammerschmidt eingeladen. Ich habe alles einfach gemacht, weil es in mir war.“
Musik und Sport

Nach Abitur und 24 Monaten Zivildienst studierte Czeranka erst Geschichte und Geografie, machte dann seine Musik-Aufnahmeprüfung und konzentrierte sich am Ende seines Studiums in Dortmund und Bochum auf Musik und Sport auf Lehramt.
Anfang der 90er gründete er in das Jazzduo „Clavea“ mit der Essener Jazzsängerin Birgit Zacher, spielte über mehrere Jahre in einer Hohenlimburger Punkrockband und stieg als Gitarrist und Keyboarder in der Dinslakener Coverband „Meet the Beatles“ ein. Daneben war er langjährig in einem Essener Renaissance-Chor und einem Dortmunder Ensemble, das auf die Chorliteratur des 20. Jahrhunderts spezialisiert war, aktiv. Dabei knüpfte er weiter viele musikalische Kontakte. „Daher kenne ich auch die Dani“ – gemeint ist Daniela Rothenburg, die häufig bei der „Scala Jazz Band“ singt. In seinem anderen aktuellen Projekt „Scala Groove Band“ spielt der Krefelder Gitarrist Thomas Ratz mit. Mit ihm teilte er sich in Dortmund über Jahre gemeinsam eine WG.
Nach dem Referendariat in Duisburg reiste er mit seiner Frau um die Welt. 1999 erhielt er am Gymnasium Straelen eine Stelle als Musiklehrer, sie zogen dorthin. Ein Jahr später bauten beide eine Scheune in Weeze-Wemb zu Ihrem neuen Zuhause um. Sohn und Tochter kamen zur Welt.
Bei Fortbildungen im Bereich Jazz – unter anderem in der Jazzhausschule Köln und der Europäischen Jazzakademie – traf er auf Koryphäen wie Peter Herbolzheimer und Jiggs Whigham, gründete mit seinem Bruder ein Jazztrio und trat unter anderem auch in Kevelaer auf.
In der Zeit begründete er in Straelen die Big Band „Director’s Cut“, die seit fast 20 Jahren regional und überregional unterwegs ist. Mit ihr wird er in diesem Jahr zum dritten mal in Kooperation mit dem KvGGG zur „Maymusic“ im Kevelaerer Bühnenhaus zu hören sein. Außerdem organisiert er das Projekt „music connects“, eine euregionale Produktion mit einer Bigband von der Gaesdonck und aus Venlo. Nach dem Tod seiner Frau zog er sich aus der aktiven Szene zurück, komponierte bisher noch unveröffentlichte Musik. 2014 ging er dann auf die Weseler „Kulturnacht“, lernte dort Musiker kennen. Und er spielte wieder. Denn unter den neuen Bekannten fand sich auch der Bassist Hanns Hübner. So entstand die „Scala Jazz Band“, die seit 2014 regelmäßig im „Scala“ in Wesel auftritt.
Czeranka schloss sich der deutsch-niederländischen Band „Hands up“ aus Nijmegen an, spielt in der Lehrerbigband NRW – auch mit seinem alten WG-Mitbewohner Thomas Ratz, mit dem er in Kevelaer die neunköpfige Soulband „Scala-Groove“ begründet.
Bei Czeranka reifte dann die Idee, mit dem Kern der „Scala“-Band und ambitionierten Musikern das aktuelle Live-Projekt nach Kevelaer zu holen. Jutta Pesch-Braun vom „Goldenen Apfel“ war der Idee gegenüber aufgeschlossen. Er fragte aber im „Goldenen Löwen“ höflicherweise nach, ob das okay ist. „Da war zu dem Zeitpunkt auch Pause im „Löwen“ mit den Konzerten.“
Seit 2017 läuft jetzt die Reihe. „Da ist so eine richtige Netzbörse draus geworden“, sagt Czeranka. Neue Musiker treffen sich, tauschen sich aus, verabreden sich neu, und alte Freunde schneien rein. „Wir werden die 25 feiern“, signalisiert er, dass für ihn damit noch lange nicht Schluss ist.
Und im Mai wird er den Theaterchor mit einer extra von ihm zusammengestellten Band musikalisch unterstützen. Mit der Lebensphase im Moment ist der Vollblutmusiker zufrieden. „Für mich ist alles okay, wenn das Berufsleben gut läuft und das hier auch.“

Zusatz-Jubiläums-Konzert

Schon kurz nach der Ankündigung war das Jubiläumskonzert der Jungen Streicher Kevelaer am 24. Februar im Niederrheinischen Museum ausverkauft. Um den vielen Interessenten eine weitere Möglichkeit zu bieten, das Orchester zu erleben, wird das Konzert nun auch einen Tag früher angeboten: am Samstag, 23. Februar, um 18 Uhr. Das Besondere dieses Konzertprojekts sind die Ausführenden: ein Niederrheinisches Jugendsinfonieorchester, bestehend aus Jugendstreichorchester Kevelaer, ehemaligen Mitgliedern dieses Orchesters sowie Bläsern des Landesjugendorchesters NRW – ein Orchester von 45 jungen Musikern und Musikerinnen. Dazu kommen zwei Kevelaerer. Jannis Hoesch interpretiert das virtuose Bratschenkonzert von Carl Stamitz und Anton Brezinka leitet das Konzert. Höhepunkt des Programms ist die Sinfonie 45 von Josef Haydn, deren Berühmtheit von ihrem fünften Satz herrührt, in dem eine Art von Aktionskunst stattfindet, die ihrer Zeit weit voraus war. Karten zu 8 Euro sind an der Kasse des Museums erhältlich.

Jazz-Höhepunkt kommt aus Köln

Am Freitag, 22. Februar, spielt die Climax Band Cologne in Kevelaer in der Amsterdamer Straße 13 im Rahmen der Konzertreihe Jazz im Löwen. Die Geschichte dieser Band reicht bis zum Jahre 1973 zurück. Damals gründeten in Köln sechs von der Chris Barber Jazz- und Bluesband inspirierte Musiker die Gruppe, die sich dem englischen traditionellen Jazz verpflichtet fühlte. Diese von Chris Barber bis zur Perfektion gebrachte Kombination von Jazz und Blues stellte auch für die Climax Band Cologne eine unerschöpfliche Inspirationsquelle dar. Das kam beim Publikum gut an, bis sich 1979 nach einem Konzert in Köln (mit Chris Barber, Acker Bilk, der Dutch Swing College Band) Chris Barber ungemein darüber aufregte,dass die Climax fast alle seine Arrangements spielte.
Nun war musikalische Weiterentwicklung seitens der Bandmitglieder angesagt. Bis zum Erreichen einer stilistischen Vielfalt hat es dann zwar noch eine Weile gedauert, aber heute ist genau diese das Markenzeichen der Band. Mit „All that Jazz,” könnte man daher das Repertoire beschreiben. In jedem Set gibt es mindestens drei Stilrichtungen, was bisher nur wenige Zuhörer überfordert hat und viele erfreut. Bei der Climax Band Cologne wird es auf jeden Fall nicht langweilig mit dem breit gefächerten Programm von Dixie über den Swing und über Shuffle Rhythmen à la Louis Prima und Fats Domino bis zu poppig-rockigen Titeln. Gemeinsame Auftritte mit den drei großen Bs der englischen traditionellen Szene (Ball, Barber, Bilk) sowie eine mehr als 20-jährige Zusammenarbeit mit der aus Chicago stammenden Sängerin Jean Shy haben aus der Amateurtruppe eine Band gemacht, die den Vergleich mit professionellen Formationen nicht zu scheuen braucht.

Konzertbeginn ist um 20 Uhr, Einlass ca. 19 Uhr. Der Eintritt beträgt 15,-€.

Ein Hobbysänger wird 80 Jahre alt

Am kommenden Sonntag, 10. Februar, wird der Kevelaerer Alfred Plönes 80 Jahre alt. KB-Reporter Alexander Florié-Albrecht besuchte den engagierten Rentner zu Hause.
Als wir auf seine „Karriere“ als Sänger zu sprechen kommen, holt Alfred Plönes in seinem Wohnzimmer ein Gruppenbild aus dem Jahr 1946 von der Wand, setzt sich und deutet auf einen schlanken, blonden Jungen. „Das bin ich“, sagt er und entdeckt im gleichen Moment das Gesicht seines Vaters auf der Fotografie, das den Kevelaerer Basilikachor zur damaligen Zeit darstellt. „Das da unten ist der Ex-Bürgermeister Plümpe mit einem Cello. Und da oben, das ist mein Vater. Der war auch jahrelang Mitglied.“ Und noch jemanden kann er ausmachen: „Das ist der Chordirektor Kempkes, der mich mit sechs Jahren aus dem Kindergarten zum Singen rausgeholt hat. Als Geistlicher hatte er da noch die Autorität“, erinnert Plönes sich daran, wie er damals zum Singen kam.
Gesang hat für das Leben von Alfred Plönes, der am 10. Februar 1939 in Kevelaer das Licht der Welt erblickte, eine große Bedeutung. Bis heute ist er aktives Mitglied im Kevelaerer Basilikachor, leitete mit Rainer Killich und Stefan Pannen die „Anthony-Singers“, die damals fast 200 Mädchen umfassten. Er war seit seiner Mitgliedschaft 1957 eine prägende Gestalt im Kevelaerer Männergesangverein (KMGV), bis er diesen 2012 nach 55-jähriger Mitgliedschaft verließ. „Ich habe immer gesungen. Ich habe früher eine hohe Sopranstimme gehabt – die suchte man damals, da gab es nicht so viele von.“
Damals wollte Chordirektor Kempkes den stimmbegabten Jungen sogar nach Duisburg zu einer Fortbildung schicken, um Musik und Klavier zu studieren. „Die Eltern sagten aber: Das ist brotlose Kunst.“ 1974 machte er dann immerhin in Goch eine Prüfung in Harmonie, Intonierung und Dirigat.
Nach der Hauptschule absolvierte Plönes dann bei Leenders, einem Großhändler für Büro- und Schulbedarf, eine dreijährige kaufmännische Lehre. Anschließend ging er für ein Jahr als Fernschreiber nach Koblenz zur Bundeswehr.
Im Februar 1963 heiratete er seine langjährige Freundin Agnes Verhülsdonk, genannt Agi. Beide bezogen ein Haus auf der Biegstraße, fünf Jahre später zogen sie in die Josefstraße um. Plönes arbeitete neun Jahre bei einem Mineralölkonzern im In- und Außendienst, „bereiste“ den Kreis mit Öl – und kehrte später zu Leenders zurück.
Die Musik blieb sein ständiger Begleiter: Er sang weiter im Basilikachor und arbeitete 45 Jahre lang im Vorstand des Männergesangvereins, war 35 Jahre lang Vize-Dirigent. Immer wieder übernahm er Verantwortung: Als Chorleiter Hans Hombergs bei einem Konzert urplötzlich zusammenbrach und verstarb, musste Plönes einspringen und die Messe zu Ende führen.
Nach dem Tod des Präsidenten Helmut Arts begrüßte Plönes als kommissarischer Vorsitzender die Gäste zum 100. Geburtstag des Männergesangvereins im Bühnenhaus und nahm später für seinen Verein die Zelter-Plakette als Auszeichnung für engagierte Chöre entgegen.
Er organisierte zahlreiche Chorreisen – ob nach Bury St. Edmunds, an die Mosel oder nach Rom. Besonders ist ihm das Erlebnis in der „Erlöserkirche“ am Moskauer Kreml im Gedächtnis geblieben, wo der Gesangverein ein Lied singen durfte – als erster Chor nach 75 Jahren.
Ende 2012 verließ er wegen Differenzen zur Führung den Männergesangverein. Der Kontakt bestehe noch, er könne heute sicher wieder zurück, sagt Plönes. „Aber nicht mehr mit 80 Jahren. Ich singe im Basilikachor und liebe besonders Choralgesang, solange meine Stimme noch gut genug ist.“
Schließlich hat er ja genug andere „Nebentätigkeiten“. Seit über 60 Jahren ist er aktiv im Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung e.V. in Kevelaer, ist deren zweiter Vorsitzender. Seit 2002 fährt er für den Bürgerbus Wetten und engagiert sich seit 2010 für die Kevelaerer Tafel. „Wir fahren jeden Montagmorgen die Supermärkte ab.“
Und da sind noch die drei Kinder, sieben Enkel und das erste Urenkelkind, die die Zeit von Alfred Plönes und seiner Agi in Anspruch nehmen.
Viel Langeweile wird es für den umtriebigen Mann, der am Sonntag seinen 80. Geburtstag im Parkhotel in der Luxemburger Galerie mit Empfang feiern wird, also nicht geben. „Wer gratulieren will, der kann ab halb zwölf kommen“, lädt der Jubilar ein.