Ein Hobbysänger wird 80 Jahre alt

Am kommenden Sonntag, 10. Februar, wird der Kevelaerer Alfred Plönes 80 Jahre alt. KB-Reporter Alexander Florié-Albrecht besuchte den engagierten Rentner zu Hause.
Als wir auf seine „Karriere“ als Sänger zu sprechen kommen, holt Alfred Plönes in seinem Wohnzimmer ein Gruppenbild aus dem Jahr 1946 von der Wand, setzt sich und deutet auf einen schlanken, blonden Jungen. „Das bin ich“, sagt er und entdeckt im gleichen Moment das Gesicht seines Vaters auf der Fotografie, das den Kevelaerer Basilikachor zur damaligen Zeit darstellt. „Das da unten ist der Ex-Bürgermeister Plümpe mit einem Cello. Und da oben, das ist mein Vater. Der war auch jahrelang Mitglied.“ Und noch jemanden kann er ausmachen: „Das ist der Chordirektor Kempkes, der mich mit sechs Jahren aus dem Kindergarten zum Singen rausgeholt hat. Als Geistlicher hatte er da noch die Autorität“, erinnert Plönes sich daran, wie er damals zum Singen kam.
Gesang hat für das Leben von Alfred Plönes, der am 10. Februar 1939 in Kevelaer das Licht der Welt erblickte, eine große Bedeutung. Bis heute ist er aktives Mitglied im Kevelaerer Basilikachor, leitete mit Rainer Killich und Stefan Pannen die „Anthony-Singers“, die damals fast 200 Mädchen umfassten. Er war seit seiner Mitgliedschaft 1957 eine prägende Gestalt im Kevelaerer Männergesangverein (KMGV), bis er diesen 2012 nach 55-jähriger Mitgliedschaft verließ. „Ich habe immer gesungen. Ich habe früher eine hohe Sopranstimme gehabt – die suchte man damals, da gab es nicht so viele von.“
Damals wollte Chordirektor Kempkes den stimmbegabten Jungen sogar nach Duisburg zu einer Fortbildung schicken, um Musik und Klavier zu studieren. „Die Eltern sagten aber: Das ist brotlose Kunst.“ 1974 machte er dann immerhin in Goch eine Prüfung in Harmonie, Intonierung und Dirigat.
Nach der Hauptschule absolvierte Plönes dann bei Leenders, einem Großhändler für Büro- und Schulbedarf, eine dreijährige kaufmännische Lehre. Anschließend ging er für ein Jahr als Fernschreiber nach Koblenz zur Bundeswehr.
Im Februar 1963 heiratete er seine langjährige Freundin Agnes Verhülsdonk, genannt Agi. Beide bezogen ein Haus auf der Biegstraße, fünf Jahre später zogen sie in die Josefstraße um. Plönes arbeitete neun Jahre bei einem Mineralölkonzern im In- und Außendienst, „bereiste“ den Kreis mit Öl – und kehrte später zu Leenders zurück.
Die Musik blieb sein ständiger Begleiter: Er sang weiter im Basilikachor und arbeitete 45 Jahre lang im Vorstand des Männergesangvereins, war 35 Jahre lang Vize-Dirigent. Immer wieder übernahm er Verantwortung: Als Chorleiter Hans Hombergs bei einem Konzert urplötzlich zusammenbrach und verstarb, musste Plönes einspringen und die Messe zu Ende führen.
Nach dem Tod des Präsidenten Helmut Arts begrüßte Plönes als kommissarischer Vorsitzender die Gäste zum 100. Geburtstag des Männergesangvereins im Bühnenhaus und nahm später für seinen Verein die Zelter-Plakette als Auszeichnung für engagierte Chöre entgegen.
Er organisierte zahlreiche Chorreisen – ob nach Bury St. Edmunds, an die Mosel oder nach Rom. Besonders ist ihm das Erlebnis in der „Erlöserkirche“ am Moskauer Kreml im Gedächtnis geblieben, wo der Gesangverein ein Lied singen durfte – als erster Chor nach 75 Jahren.
Ende 2012 verließ er wegen Differenzen zur Führung den Männergesangverein. Der Kontakt bestehe noch, er könne heute sicher wieder zurück, sagt Plönes. „Aber nicht mehr mit 80 Jahren. Ich singe im Basilikachor und liebe besonders Choralgesang, solange meine Stimme noch gut genug ist.“
Schließlich hat er ja genug andere „Nebentätigkeiten“. Seit über 60 Jahren ist er aktiv im Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung e.V. in Kevelaer, ist deren zweiter Vorsitzender. Seit 2002 fährt er für den Bürgerbus Wetten und engagiert sich seit 2010 für die Kevelaerer Tafel. „Wir fahren jeden Montagmorgen die Supermärkte ab.“
Und da sind noch die drei Kinder, sieben Enkel und das erste Urenkelkind, die die Zeit von Alfred Plönes und seiner Agi in Anspruch nehmen.
Viel Langeweile wird es für den umtriebigen Mann, der am Sonntag seinen 80. Geburtstag im Parkhotel in der Luxemburger Galerie mit Empfang feiern wird, also nicht geben. „Wer gratulieren will, der kann ab halb zwölf kommen“, lädt der Jubilar ein.