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St. Martin in Corona-Zeiten

Das ist auch schon wieder drei Jahre her, dass ich an dieser Stelle meine Hoffnung formulierte, dass sich diese Traditionen fortsetzen mögen:

Die Kinder in den Kitas und Grund-, teils sogar noch in den weiterführenden Schulen basteln mit Erzieherinnen und Lehrer*Innen hingebungsvoll ihre Laternen und Fackeln.

Am Abend oder Vorabend des St. Martins-Tages ziehen sie dann singend mit ihren selbstgeschaffenen Erzeugnissen durch die abendlichen Straßen und ehren mit ihren Liedern einen selbstlosen Mann, der einst einem Bettler half.

Nun geht es in Kevelaer wie in vielen anderen Orten und Städten nach derselben Peitsche, die ein Winzling namens Corona schwingt: Kein Umzug, keine Ansammlung von Eltern, Großeltern und Zuschauern am Straßenrand.

Alles vorbei. Vorbei??? Dagegen protestiere ich lauthals und suche nach einem Ausweg aus diesem Dilemma. Nach all den Informationen, die in den vergangenen Monaten zusammengekommen sind, ist es meiner Meinung nach nicht schwer, einen solchen Weg zu finden. Ihn aber auch zu gehen, ist leider etwas anderes. Das lässt sich in wenigen Worten präzise ausdrücken: Geduld – Selbstdisziplin – Verzichten können.

Dahinter stecken zum Teil harte Forderungen, vor allem für diejenigen, die die jetzige zweite (letzte???) Welle zu verantworten haben. Diese unvernünftigen Menschen nennen sich Querdenker, als habe deren Tun etwas mit Denken zu tun, werden auch noch per Gerichtsurteil unterstützt. Denn Versammlungsfreiheit scheint ein höheres Gut zu sein als Gesundheit!

Sie gehören angezeigt oder in ein Sauerstoffzelt, um am eigenen Leib den Schaden zu spüren und auszubaden, den sie verursacht haben.
Ich freue mich auf 2022 plus, wenn am Ende eines geglückten Umzuges unser „Wor hör ek t’hüß“ am alten Rathaus erklingt.

Und Mechel freut sich jetzt schon, wenn sie wieder rufen darf: „Nauw komm nor Hüß, ek heb de Pöfferkes ferdeg.“

Euer Hendrick

Noch ‘ne Bombe

Seit der Erfindung des Schwarzpulvers, mit dem „alles anfing“, hat es in der ganzen Welt aus allen Rohren und Geschützen geknallt, was das Zeug hielt.

Zu meiner Zeit war es mehr die sogenannte Artillerie, die diesen Lärm und die damit verbundenen Schäden an Leib, Leben und Material verursachten. Ich kann also – leider – von mir und meiner Zeit behaupten, dass ich mich mit meinen damaligen Mitmenschen bei Kanonendonner und ähnlichem Getöse bestens auskenne.

Daher zucke ich auch immer ein wenig zusammen, wenn ich wieder einmal höre und lese, dass ein solches gefährliches Ungetüm irgendwo gefunden wurde. Vor drei Jahren war es auf der Hüls im Westen Kevelaers; nun ist es nach etlichen weiteren Funden – gottlob nicht immer in Kevelaer und Umgebung – aber wieder einmal in unserer nächsten Umgebung gewesen.

Beim Auffinden so eines Kalibers staunt der Laie über das Gewicht des „Kawenzmannes“, bei dem oft von mehreren Hundert Kilo die Rede ist. Wenn ich rechne, dass eine Tonne = 20 Zentner = 1000 Kg Gewicht bedeuten, dann sind die an der Berendonk gefundenen 500 Kg eine halbe Tonne schwer, also 10 Zentner. Dank der guten Technikerarbeit des Kampfmittelräumdienstes ist uns wieder einmal ein heftiger Rumms erspart geblieben.

Wir können die Fragen nicht beantworten „Wann hört das alles mal auf, wann ist der letzte Blindgänger aus der Erde geborgen?“ Wir können nur einerseits dankbar sein, dass es heutzutage eine solche Truppe gibt mit beherzten Männern, die zwar ihr Handwerk gelernt haben, aber dennoch mit hohem Risiko zu Werke gehen müssen.

Und andererseits erleichtern wir als Bevölkerung diesen Leuten ihren gefährlichen Job, indem wir deren Anordnungen strikt befolgen, die letztlich der Sicherheit aller dienen. Diese Anordnungen erreichen uns z.B. per Lautsprecherdurchsagen von Polizei und Feuerwehr, Sirenen warnen uns, auch die Stadt tut ihr Möglichstes, die Bürger zu warnen und zu informieren.

Der nächste oder übernächste Bagger wird wieder auf so einen Fund treffen, egal ob in Posemuckel oder in Kevelaer und Umgebung. Und es wird bei der Entschärfung wieder gut gehen – hoffentlich. Und auch der abgedruckte Lageplan als Information seitens der Stadt wird noch verständlicher – hoffentlich.

Mechel fand sogar was Positives an der Sache: „Dij Teiknung, wor se dat Deng gefonde hebbe, was dese Kehr en begge bäter, fond ek, mar sej soag ömmer noch ütt naes en Schnittmuster. Äwel nauw koop ek mej äges sön Papier foer Hendricks kaseije Söck te breije.“

Euer Hendrick

Fälliger Dank

Da will ich nicht nachstehen, nachdem unser KB-Chef die vorige Woche seinen Dank „ans Volk“ richtete.

Auch die Berichte und Erzählungen aus meiner Feder entstammen im Grunde ja Ihren Begebenheiten und Aussagen, liebe Leser*Innen, die Sie selbst erlebt und an mich weitergegeben haben. Oder aber ich war gerade als zufälliger Ohrenzeuge dabei.

Mir fällt die fast noch aktuelle Geschichte mit dem Wettener Dixi-Klo wieder ein. (Hat sich inzwischen gottlob erledigt). In diesem Zusammenhang existiert seit Längerem der neudeutsche Ausdruck vom so genannten „feedback“. Das Wort bedeutet, dass man hin und wieder für etwas Gesagtes oder zur allgemeinen Zufriedenheit Erledigtes Lob oder Anerkennung erhält. So geschehen in diesen Tagen durch einen Herrn, dem besagtes Klo eine Eingabe „an den Busmann“ wert gewesen war.

Auch die Dame, die mir vor längerer Zeit einen Hinweis gab, dass es auf „der und der Straße unhaltbare Hinterhof-Zustände gibt“, gehört in die Gruppe der positiven Beobachter, für deren Fingerzeige ich immer dankbare Augen und Ohren habe.

Dank spornt also an, sowohl mich als auch andere, eine alte Binsenweisheit, und lässt einen umso aufmerksamer durch „die Weltgeschichte“ wandern.

Mechel hat natürlich noch eine Mahnung in petto: „Segg, düj’e ok wat verkoope, of loept gej bloß eröm naes Hans-Guck-inne Löcht“.

Euer Hendrick

Wenn dat man gut geht…

Das mag sich so mancher vor der Wahl gefragt haben. Jeder Kandidat, jede Partei hatte da so die eigenen, recht spezifischen Bedenken: Der amtierende Bürgermeister, ob man ihn so ähnlich abwatschen würde wie weiland in Wetten – und? Alles paletti.

Sein Gegenkandidat „vonne Schwatten“, trotz Stimmenmehrheit seiner Partei – Bauchlandung. Trotzdem kann und darf sich „Super-Mario“ aus mehreren Gründen trösten lassen: Zum einen durch die grandiose Haltung seines obsiegenden Gegenspielers – das nenne ich Fair play pur. Das ist Streitkultur, wie ich sie mir immer und überall wünsche.

Und da ist zum anderen sein Weezer Leidensgenosse, den man bei und nach seiner Niederlage ebenfalls im Regen hat stehen lassen. Ganz schön unchristlich… Wie lautet der schöne Spruch dazu? Geteiltes Leid ist halbes Leid. Das ist doch wiederum christlich gedacht, oder? Ein etwas schwächerer Trost, zugegeben.

Die Wahlbeteiligung von 54 Prozent – immerhin 5 Prozent mehr als letztens, bravo! – haut mich auch nicht gerade vom Hocker. Bei allgemeiner Meckerei zu diesem oder jenem Thema ist man sonst deutlich stärker vertreten…

Und dann kommt da noch die Stichwahl um die Besetzung des Landratspostens und ein weiteres Mal mein Seufzer: Wenn das man gut geht…

Da flatterte den Wahlberechtigten – also auch mir – ein großer Umschlag ins Haus mit dem Inhalt der Unterlagen für die Stichwahl und als deren wichtigster Teil der Wahlschein. Darauf soll man nun entweder die Kandidatin Frau Gorißen oder den Herrn Driessen ankreuzen.

Beinahe fehlerfrei steht dort u.a. zu lesen: „Silke Gorißen, selbständige Rechtsanwältin“. Ich erinnere mich, dass man schon mehrmals wegen Druck- und anderer Formfehler die Unterlagen hat neu und ein weiteres Mal verschicken müssen. Seit der Rechtschreibreform in 2005 (= vor 15 Jahren!) empfiehlt der Duden eine andere, vielfach weniger missverständliche Schreibweise diverser Wörter und Begriffe.

Bleibt mir daher nur zweierlei zu hoffen, dass a) oben erwähnte Meckerer deshalb nicht schon wieder Morgenluft wittern; b) der erfolgte Rechtschreibfehler für diesen Wahlgang rechtlich ohne Bedeutung ist.

Mechel hat ausgerechnet für mich diese Ermahnung parat: „Wat moj’e dann ok ömmer so genau hinkieke! Papier es doch völ geduldiger as gej!“

Euer Hendrick

In eigener Sache

Wie oft habe ich den kleinen Hendrick mit seiner Kiepe schon durch Kevelaers Straßen laufen lassen, immer begleitet von seiner lieben Mechel und ihren Kommentaren, immer auf der Suche nach Dingen, die zu erzählen sich auch lohnen…

Frei nach dem Motto „Stinkt Eigenlob…“? kann ich heute – nach gut fünf Jahren – behaupten, dass der kleine Kerl sich bei der Leserschaft des KB einiger Beliebtheit erfreut.

Zusammengerechnet sind über die Jahre bis dato mehr als 220 „Busmänner“ mit den unterschiedlichsten Beiträgen entstanden, wobei ich auch die wenigen aus den Anfangsjahren 2015 bis 2016 berücksichtige.

Nicht gezählt sind diejenigen, die aus „fremder Feder“ stammen. Und damit bin ich bei meinem eigentlichen Anliegen angekommen. Es kommt selbstverständlich vor, dass eine Kollegin / ein Kollege aus der KB-Redaktion die Bitte äußert, zu einem bestimmten Thema „einen Busman“ zu schreiben. Gefragt – getan – kein Problem = kollegiale Zusammenarbeit.

Dixi-Toilette auf dem Wettener Spielplatz. Foto: privat

Etwas schwieriger wird die Sache dann, wenn ein ähnliches Ansinnen aus der Bevölkerung an uns herangetragen wird. Hier besteht immer das Risiko, den einen zu bevorzugen, während der andere „leer ausgeht“. Die aktuelle Anfrage nebst Foto, die mich dazu in diesen Tagen aus Wetten erreichte, möchte ich hier dennoch als höfliches und in dieser Form akzeptables Beispiel darstellen:

Der Busman könnte sich doch einmal, bitte sehr, darum kümmern, warum man denn auf einem Kinderspielplatz ein Dixi-Klo aufgestellt hat, mit offener Tür, auch für die Kinder frei zugänglich (!). Dankenswerterweise hat der Einsender dieser Bitte darauf verzichtet, selbst einen Busman-Text veröffentlichen zu wollen.

Zu den erwähnten gut 220 Kommentaren werde ich gerne noch etliche weitere hinzufügen, wobei ich meiner Mechel dankbar bin für die Unterstützung, wenn sie meint: „Nauw lott minne Mann mers geworre; et kömmt iddereen ens draan – bliev rösteg.“

Euer Hendrick

Haeres – der Herbst

Dän Haeres – von unseren Heimatdichtern Peter Martens und Theodor Bergmann in einigen schönen Gedichten beschrieben, beinahe gemalt…. Da heißt es im „Sommeroawend“ von Th. Bergmann: „Nauw es den Dag sin Drieve gedoan; de Schloap gätt stell dor de Stroate.

Ok de Röskes bütte sin roeste gegohn on hebben de Ögskes geschloate.“ An anderer Stelle („Stoerm“) heißt es: „Op schwarten Hengst jagt de Stoermwend doer’t Land on sengt en Lied, geweldeg on staerk; dat brölt on oergelt, dat lacht on klagt on gruselek drengt et doer Been on Maerk.“ Nun haben wir ja tatsächlich das erste Brausen schon hinter uns, von den Medien deutlich aus anderen Ländern geschildert, aber auch hier bei uns hautnah erlebt – abgeschwächt, kein Vergleich natürlich zu den Ereignissen andernorts.

Ein kleines Vorkommnis weckte meine Erinnerung an den Monat März, also ein knappes halbes Jahr zurück. Da habe ich mich über dieses „Gru-gru-gru“ einiger dicker Tauben geärgert. Weshalb dieses Thema mir nun wieder in den Sinn kam, war nicht etwa auf das immer noch gewöhnungsbedürftige Geräusch dieser Viecher zurückzuführen. Nein – der Herbststurm hat etwas geschafft, das ich niiieemaaals!! riskiert hätte.

Vor meiner Haustür steht ein Baum, in welchem ein solches Taubenpaar ein Nest gebaut hat und anfing, zwei Eier zu bebrüten. Den Bau des Nestes selbst habe ich nicht beobachten und somit nicht verhindern können. Man hat ja tagsüber was anderes zu tun. Wenn die beiden Alten doch etwas stabiler gebaut hätten – seufz! Dann wäre es zur jetzigen Herbsteszeit gar nicht zu diesem tödlichen Absturz gekommen, den ich auf das Höchste bedaure.

So reichte nun aber leider schon der allererste Sturm aus, das Nest mitsamt den beiden gerade erst geschlüpften Jungtieren an die Erde zu befördern. Glaubt man mir nun mein aufrichtiges Bedauern, dass diese beiden künftig nicht zu ihrem jubilierenden „Gru-Gru“ kommen werden?

Warum guckt meine geliebte Mechel mich auf einmal so komisch an und meint: „Ek glöv ow neks, gej alde Pharisäer! Nauw sette dij aerme Dierkes inne Mössenhemmel!“

Euer Hendrick

Kevelaer geht wählen

Grün, weiß, rot – es sind zufällig die NRW-Landesfarben, aber nicht die Farben der Parteien, mit denen die Leute vom Wahlbüro die manchmal verwirrend vielen Wahlzettel bedrucken ließen. Vom Verwirrenden mal abgesehen: es ist doch erfreulich, dass die vielen Wahlmöglichkeiten uns Normalbürgern demonstrieren, dass wir wirklich eine echte Wahl haben, eine Wahl, bei der es per Definition so lautet: „Eine Wahl im Sinne der Politikwissenschaft ist ein Verfahren […] zur Bestellung einer repräsentativen Person oder mehrerer Personen als entscheidungs- oder herrschaftsausübendes Organ […]“

Wir wählen im September also sowohl eine(n) Landrat/-rätin, einen Bürgermeister als auch eine uns akzeptabel erscheinende Partei, deren Vertreter unser kommendes Gemeinwohl positiv beeinflussen sollen / müssen. Wobei ich natürlich erwarte, dass ihr Hauptaugenmerk auf der Vokabel „positiv“ liegt.

Als demokratischer und nicht blauäugiger Wähler weiß ich natürlich auch, dass mit jeder Wahl auch eine gewisse Qual verbunden ist, will heißen, dass es die Person, die Partei nicht gibt, die zu 100 Prozent meinen Vorstellungen und Wünschen entspricht. Ich habe also – negativ und übertrieben pessimistisch formuliert – immer die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Man kann es aber auch positiv betrachten, sollte man auch: Eine demokratisch durchgeführte Wahl, bei der es echte Alternativangebote gibt, ist nie etwas Schlechtes. Und den uns vorgestellten Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters oder des Landrates / der Landrätin traue ich allesamt zu, dass sie „ihren Job“ gewissenhaft und korrekt ausführen würden.

Mechel sorgt sich zu Recht um die berühmten Nöölpänze, die vorher nichts tun, aber im Nachhinein allzu gerne meckern: „Ek hör se alwerr jaue, dij Döppe on Dratzküppe: Woröm wähle gohn? Dij make doch wat se welle. Ek kann sönne Kwats ni mehr höre!“

Euer Hendrick

Die Pest – zum Teil hausgemacht

In dem Jahrhundert, in dem ich, Henrik Busman, das Licht der Welt erblickte, herrschte in ganz Europa eine Geißel namens Pest; so „ganz nebenher“ gab es noch den furchtbaren 30-jährigen Krieg, unter dem auch die Kevelaerer sehr zu leiden hatten, man denke nur an die ermordeten Bürger Kevelaers, die an der Schanz Schutz suchten und dennoch ihr Leben ließen.

An anderer Stelle und in einem anderen Zusammenhang habe ich davon schon mal erzählt.
Nun nennt sich die heutige Pest, deren Ende wir alle sehnlichst erhoffen, CoronaVirus. Aber es gibt einen wesentlichen Unterschied. Wir hatten damals im 17. Jahrhundert noch nicht den medizinischen Fortschritt, die biologischen Forschungsmittel und daraus folgende Erkenntnisse, der grassierenden Seuche Herr zu werden. Wir mussten sie ertragen!

Und dieses Ertragen ist heutzutage weiß Gott nicht mehr „in“, denn es gehört Verzicht dazu und Selbstdisziplin, was ich den heutigen Zeitgenossen massiv vorwerfe – nicht verzichten wollen, Urlaub machen und Partys feiern, wo es geht, reisen, wohin es geht. Denn die folgende „schlaue“ Überlegung steckt dahinter und damit bin ich wieder bei dem Riesenunterschied zu vergangenen Jahrhunderten:

Unsere Wissenschaftler und Forscher werden das Serum schon finden, das mir ermöglicht, weiter dem Virus die kalte Schulter zu zeigen, es einfach zu ignorieren. Wenn es mich trifft – was soll’s – so schlimm wird es wohl nicht werden. Heftig ansteigende Infektionszahlen und über 9000 Tote in Deutschland – ich bin ja nicht dabei. Das Problem sitze ich aus – wenn ich mir selbst nicht helfen will, dann tun es eben andere für mich.

Man kann über die Menschen mitleidig lächeln, die Tag für Tag in unseren Fußgängerzonen stehen und ihre Broschüren hochhalten. Da steht drauf „Erwachet!“, wenn auch aus anderen Beweggründen.

Mechel gehört nicht zu ihnen, greift den Ruf aber gerne auf: „Nauw word es endlek wacker!“

Euer Hendrick

Es reicht!

Da gab es doch mal diesen pfiffigen Holländer, gebürtig in Alkmaar, leider schon in 2006 verstorben, der uns mit vielen lustigen Sketchen und auch Liedchen zum Lachen gebracht hat.

Aus der heutigen Sicht weniger lustig ist einer seiner berühmt gewordenen Songs, in dem er geradezu beschwörend einen „richtigen Sommer“ herbeizaubern, pardon, herbeisingen wollte. In welchem er von „Riesenquallen am Strand“ träumte und der armen SPD das schlechte Wetter in die Schuhe schob, das die Menschen im Jahre 1975 wohl ziemlich genervt haben dürfte.

Die aktuelle Hitze, die nicht nur über Kevelaer brütet, lässt uns dieses Lied wie Hohn erscheinen, wie ein Ruf, der aus einer anderen Welt herüberschallt. „Wann gibt’s mal wieder etwas Wasser?“ würde sicherlich besser passen – tatsächlich ist dieser lebenswichtige Stoff zurzeit sehr gefragt und wird doch hemmungslos vergeudet.

Ich nehme mich selbst bei diesem Vorwurf nicht aus, denn womit spüle ich meine Toilette? Mit allerbestem Trinkwasser, wovon große Teile der Erdbevölkerung noch nie etwas gehört, geschweige denn getrunken haben. Moment mal – nun kommt meine Rechtfertigung postwendend hinterdrein: Es wird mir ja gar nichts anderes angeboten, kein Brauchwasser oder ähnliches aus der Abteilung „second hand“ – ich kann also gar nicht anders.
Ja, wenn das so ist – dann kann man auch hingehen und den eigenen Luxusbedürfnissen frönen, als da sind:

Rasen sprengen, Auto waschen und als Spitze obenauf: mit etlichen Regnern, sprich, Beregnungsmaschinen stundenlang eine komplette Golfanlage besprühen!

Es reicht – damit meine ich die lastende und belastende Hitze, gegen die ich leider keine Mittel einsetzen kann. Es reicht aber auch mit den Beispielen an Wasservergeudung.
Ich kann / nein, ich muss! – auch als Kevelaerer – meinem Rasen das vorübergehende, unansehnlich-fiese Braun zumuten, lasse ihn einfach für eine absehbare Zeitspanne wie eine Wiese aussehen.

Mechel schwitzt, pardon, transpiriert stellekes vor sich hin und meint: „Dän neste Rägen sall wäll komme, hebt dor mers gän Sörg. Dann köj’e ok werr Golf spoele on owe Töff-töff wasse.“

Euer Hendrick

Steuern ja – aber für alle!

Es sei ein Mops oder Dobermann, ein Schäfer- oder ein „Handschuhfachhund“. Die Halter und Besitzer dieser Vierbeiner nehmen in diesen Tagen und Wochen zähneknirschend die jährlich wiederholte Aufforderung der Stadt zur Kenntnis, in der das unbeliebte, aber leider wichtige Wort „Hundesteuer“ zu lesen ist.

Da flattern einem unter Umständen recht deftige Zahlen ins Haus, die möglichst pünktlich auch zu begleichen sind. Und richtig heftig wird es dann, wenn man zwei oder gar mehrere dieser vierbeinigen Freunde sein eigen nennt. Dennoch wird sich niemand dieser Pflicht entziehen wollen, vor allem dann nicht, wenn es endlich mal gerecht zuginge. Hat das Zähneknirschen der steuerpflichtigen Hundebesitzer eventuell noch eine andere Ursache?

In unserem KB wird einerseits mit Bedauern über Vorgärten berichtet, die ihren ehemals grünen Charakter verloren haben: Beton- und Steinwüsten seien daraus geworden, den Vögeln und Insekten werde ihr Lebensraum immer weiter beschnitten. Andererseits ist aber auch ein lobenswerter Trend zur erneuten Begrünung und Bepflanzung festzustellen.

Ob denn die Steingarten-Befürworter hinter der praktischen Überlegung der Arbeitsersparnis (die letztendlich gar keine ist) eventuell noch andere Gedanken hegen? Ich nehme Mechels und meinen Vor- und Hauptgarten als Beispiel. Dort finden wir in diesen warmen Zeiten ständig einige eindeutige Hinterlassenschaften. Sie stammen bewiesenermaßen nicht von unserem Bello, weisen vielmehr durch ihren infernalischen Gestank darauf hin, dass sich hier andere Vierbeiner, nämlich die mit den süßen Samtpfötchen, zu ihrem anrüchigen Geschäft kurzzeitig niedergelassen haben. Welche Freude zur Sommerzeit für alle Insekten bei diesen gepflegten, ungepflegten, Hauptsache blühenden Gärten!

Im krassen Gegensatz dazu diese niedlichen Kätzchen, die, gemütlich schnurrend auf dem Sofa, doch wirklich possierlich aussehen. Aber wehe, wenn sie mangels Toilette, besser: Katzenklo, losgelassen, absichtlich losgeschickt werden! Dann schleichen sie sich von dannen, suchen sich eine weiche Erdscholle, egal, wem sie gehört, hocken sich hin und los geht’s. Und danach stehen junge Amseln oder Meisen auf dem Speisezettel.

Den Zusammenhang mit der eingangs erwähnten Hundesteuer will ich gerne erklären: Auf jedem Bauernhof sind die Mäusefänger wichtig und nützlich, keine Frage. Doch den verständlichen Ärger, der so manches wilde Katzenklo schon verursacht hat, könnte man sich ersparen, indem man die Anzahl der Stubentiger reduziert.

Von Töten ist hier überhaupt nicht die Rede (allenfalls vom Töten der Singvögel durch die Streuner!) – man muss nur eine allseits gerechte und berechtigte Katzensteuer einführen. Was den Hundehaltern ihre Zahlungspflicht ist, muss auch für die Katzenbesitzer gelten! Ländliche Betriebe könnten für dieses „Personal“ steuerfrei gestellt werden.

Mechel hat es kommen sehen: „Lott dän Sommer mers komme, dann häj‘e de Palawer werr met dij lieve Dierkes.“ Und ich selbst schaue mal überlegend in Richtung Rathaus: Da könnte doch vielleicht, vielleicht unser Kämmerer für das Stadtsäckel etwas Gutes tun. Oder ist mal wieder der Verwaltungsaufwand zu hoch?

Euer Hendrick