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Gemeinsam gegen den Notstand

Im Christopherussaal des Hotel Klostergarten waren 20 CDU-Politiker aus Bund, Land und den Kreiskommunen auf Einladung der CDA Kreis Kleve und der Caritas Geldern-Kevelaer zusammengekommen, um über das große Thema Pflege und die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu sprechen.

Das Ziel der Veranstaltung sei, „Politik und Praxis zusammenzubringen“, eröffnete Matthias Wirth für die Kreis-CDA die Veranstaltung. Anschließend sprach der neue sozialpolitische Vorstand der Caritas Geldern-Kevelaer, Stephan von Salm-Hoogstraeten, von der Bedeutung des Themas auf globaler, ländlicher und regionaler Ebene und warb für den integrativen Ansatz des Klostergartens.

In ihrem kurzen Impulsreferat verwies die Leiterin des Uedemer Laurentius-Hauses, Susanne Heinrichs, für die Caritas auf die komplexere Pflegesituation und den existierenden Pflegefachkräftemangel. Der soll durch das 2017 verabschiedete und 2020 in Kraft tretende Pflegereformgesetz mit einem Studium für Kinderkrankenhilfe, Altenpflege und Krankenhauspflege verringert werden. „Das Ziel ist, den Menschen von klein auf bis zum Sterben zu begleiten.“

Man habe seitens der Caritas im Herbst 2019 dazu extra einen Ausbildungsmentor eingeführt, sagte sie, erwähnte aber auch akute praktische Probleme bei der Umsetzung. Die Rahmenpläne für die Ausbildung seien erst im August 2019 gekommen. Die Finanzierung sei nicht für alle Bereiche geklärt. Und dass erst 400 Stunden Bildung erfolgen, bevor die Bindung an die Einrichtung erfolge, bezeichnete sie als „schwierig“.

Aktuell seien ihre Ausbildungszahlen für 2020 bei der ambulanten und stationären Pflege von 35 prognostizierten Azubis auf zwölf eingebrochen. Sie führte das darauf zurück, dass das Krankenhaus  wohl attraktiver sei, bei dem Generalstudium eine Auswahl erst im letzten Ausbildungsjahr erfolge und statt der Hauptschulabschluss die Mittlere Reife gefordert sei. Corona erwähnte sie nicht.

Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Sabine Weiss, sprach im Zusammenhang mit dem Pflegereformgesetz von einem schwarz-roten „Kraftakt“ unter Beteiligung der Politik und der Träger. „Wir wollen nicht nur, wir müssen“, gestand sie den hohen Pflegemangel in Deutschland zu. Das sei bei jedem angekommen. Sie räumte ein, dass die Rahmenpläne spät gekommen seien. „Es wurde aber gewuppt“, meinte sie etwas salopp. Die Prognose für die Ausbildung 2020 sei „vorsichtig optimistisch“.

Ihre wesentlichen Eckpunkte zur Attraktivierung der ambulanten und stationären Pflege waren einmal, mehr Teilzeitkräfte wieder für Vollzeit zu begeistern. „Das würde insgesamt 100.000 Pflegestellen ausmachen.“ Da seien die Arbeitgeber gefragt, die als Träger bisher oft nur Teilzeit anböten. Da bräuchte es eines flexibleren Einsatzes und eine stärkere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Dazu komme die „Konzertierte Aktion Pflege“ mit der Steigerung der Ausbildungs- und Einrichtungszahlen um zehn Prozent bis 2023 mit entsprechender Öffentlichkeitskampagne – und die Schaffung von 5000 Nachbildungsplätzen für PflegehelferInnen bis 2023. „Wir brauchen mehr Vollzeitkräfte und Helferkräfte, damit sich die Vollzeitkräfte mehr auf ihre Aufgaben konzentrieren können.“

Ergänzend dazu sollen Fachkräfte aus dem Ausland herangezogen werden, ging sie ausführlich auf das Beispiel Philippinen ein. Für diesen „hoch motivierten“ und „mit hoher Zuwendung“ ausgestatteten Personenkreis sei Deutschland als Arbeitsplatz „das heilige Land.“ Corona habe da aber „deutlich Lücken gerissen“, weil die Philippinen ihren ganz eigenen Lockdown gehabt hätten. Sie hoffe, dass das wieder in Gang komme.

Alten- und Krankenpflege hätten die gleiche Wertigkeit – Arbeitgeber müssten da attraktive Angebote machen. „Einen gesunden Wettbewerb da finde ich gut“, sagte Weiss. Der gleiche Lohn stehe da nicht an erster Stelle, habe sie festgestellt. Später stellte sie fest, dass auch Lohnanreize wichtig sein können – ein inhaltlicher Widerspruch an diesem Punkt.

Man müsse „anfangen, gut über die Pflege zu reden“ und nicht nur die negativen Fälle hervorheben, sagte die Staatssekretärin. Ihr Bundestagskollege Stefan Rouenhoff pflichtete ihr an dieser Stelle bei. Der „Klostergarten“ sei ein gutes Beispiel, wie man auch ältere Menschen in ein Gemeinschaftsleben mit einbinden könne.

Zuvor hatte Diakon Helmut Leurs von der vielfältigen Einsamkeit alter, bettlägeriger Menschen in Pflegeheimen aufgrund der zu geringen Zeit der Pflegekräfte gesprochen und den aus Weiss‘ Sicht „lobenswerten“ Einsatz der Pflegekräfte in der Coronakrise als „Totschlagargument“ bezeichnet, damit diese Zuwendung nicht auch von den Pflegekräften erfolgt. Das sei „nicht ihre Aufgabe“, so Weiss. Dem widersprach Regina Schüren, Bereichsleiterin der ambulanten Pflege der Caritas. „Als Krankenschwester will ich Menschen ganz kennenlernen.“ Das sei auch ein wichtiger Teil der Attraktivität des Berufes.

Einen spannenden Einwurf zum Versorgungs-Grundsatz „Ambulant vor stationär“ machte Caritas-Chef Karl Döring. Die gedankliche Trennung „ambulant oder stationär“ sei nicht mehr zeitgemäß. „Die Wohnform kann nicht entscheidend sein, wie jemand versorgt wird, das finanziert wird.“

Einigkeit bestand bei den Anwesenden in der Frage der Entlastung pflegender Angehöriger. „Die vergessen wir oft viel zu schnell“, unterstrich die CDU-Landratskandidatin Silke Gorißen, die im vergangenen Jahr erlebte, wie ihre Mutter plötzlich Pflegefall wurde. „Angehörige gehen oft auf dem Zahnfleisch.“ Daher sei es nötig, dafür mehr Kräfte zur Verfügung zu stellen.

Kurz ging die Runde noch auf die Frage der Landarztversorgung ein. Sabine Weiss lobte in dem Kontext die Bemühung der CDU-geführten Landesregierung, die Studienplätze dafür zu erweitern und einen Studienanreiz zur Bevorzugung von Ärzten zu schaffen, die auf das Land gehen wollen. Mit der Aufhebung der Niederlassungsbeschränkung habe man vom Bund aus „Leitplanken“ gesetzt, sagte sie und schlug auch „intelligente Modelle“ wie die der „alten Gemeindeschwester“ vor. Rouenhoff sah in dem Modell der Ärztezentren eine Chance, aus der Region stammende Mediziner nach ihrer Ausbildung wieder zurück in die Region zu holen.

Michael Kamps darf für Rat kandidieren

Michael Kamps bleibt eine Figur, die polarisiert. Nach dem Eklat um seine gescheiterte Aufstellung für das Amt als stellvertretender Bürgermeister im vergangenen Jahr gibt es nun Aufregung um seine erneute Kandidatur bei der kommenden Kommunalwahl für einen Sitz im Rat. Nachdem die CDU Kevelaer Kamps für den Wahlbezirk 4 aufgestellt hatte, gingen beim Wahlleiter Ludger Holla zwei Beschwerden ein. Diese hat Holla nun abschließend geprüft und für unbegründet befunden.

Im Detail ging es in beiden Fällen um den Vorwurf, Kamps habe seinen Hauptwohnsitz nicht in Kevelaer, sondern in Weeze, und dürfe daher von Rechts wegen nicht für den Kevelaerer Rat kandidieren. Gegenüber dem Wahlausschuss, der letztlich darüber befindet, ob die Kandidaturen für die Kommunalwahl zulässig sind, wird Holla seine Entscheidung am kommenden Dienstag in der Ausschusssitzung ab 18.30 Uhr im Ratssaal ausführlich begründen.

Unter anderem hatte der Wahlleiter festgestellt, dass Kamps sowohl seine Hauptwohnung als auch seinen Unternehmenssitz und seine Fahrzeuge in Kevelaer gemeldet hat und dass seine Kinder in der Wallfahrtsstadt Kindergarten und Schule besuchen beziehungsweise besuchten. Fragen bezüglich eines in Weeze gemeldeten Fahrzeugs erklärte Kamps mit einer vergessenen Ummeldung, die für die dortige Wohnadresse angemeldete Müll, Papier- und Gelbe Tonne sowie Glaskörbe mit einer Nutzung durch sein Unternehmen.

Der Wahlausschuss hätte am kommenden Dienstag dennoch die Möglichkeit, den Vorschlag der Kandidatur Kamps‘ zurückzuweisen. Dagegen könnten dann die Vertrauensperson des Wahlvorschlags, der Wahlleiter oder die Aufsichtsbehörde Beschwerde einlegen.

Eine Aufstellungsversammlung im Stadion

Eine solche Aufstellungsversammlung in einem Stadion dürfte es zumindest in der hiesigen Region bisher noch nicht gegeben haben. Aber Corona sorgt aktuell für viele Premieren, so auch für diese. Um die Abstandsregeln einhalten zu können, waren die CDU-Mitglieder des Kreises Kleve ins Gocher Hubert-Houben-Stadion eingeladen worden, um dort über die Direktkandidaten, deren Vertreter und die Reserveliste für die 27 Kreistagswahlbezirke abstimmen zu können.

Aus Kevelaer wurden Frank Tunnissen und Matthias Wirth ins Rennen um die Direktmandate der beiden Kevelaerer Wahlbezirke geschickt, die von den Direktvertretern Walburga Kamps und Martin Schmidt unterstützt werden. Das Gebiet rund um die Ortschaft Kervenheim und im Achterhoek gehört zum Uedemer Wahlbezirk, in dem Agnes Stevens sich erneut zur Wahl stellen wird. Für Kevelaer bedeutet das eine Zeitenwende, denn die bisherigen Kreistagsmitglieder Peter Hohl und Hannes Selders geben den Staffelstab an die nächste Generation weiter. Die CDU Kevelaer dankt beiden scheidenden Kreistagsmitgliedern für ihren jahrelangen engagierten Einsatz auch zum Wohle der Wallfahrtsstadt Kevelaer herzlich. Eine offizielle Verabschiedung ist für einen späteren Zeitpunkt geplant.

Ein Kandidat mit Führungsqualitäten

So sehr die Aufstellungsversammlung der Kevelaerer CDU auch mit Spannung erwartet worden war, so klar und zielgerichtet entschieden sich die 69 anwesenden stimmberechtigten CDU-Mitglieder schließlich. Denn neben der Vorstellung der Anwärterinnen und Anwärter auf ein Ratsmandat ging es in der Versammlung am Dienstagabend im Bühnenhaus auch um die Frage, ob und in welchem Umfang der vom Parteivorstand vorgeschlagene Bürgermeisterkandidat auf die Unterstützung an der Basis rechnen kann. Mit 66 Stimmen bei drei Enthaltungen wählten sie Mario Maaßen zu ihrem Kandidaten für das Bürgermeisteramt der Wallfahrtsstadt.

Die CDU-Mitglieder tagten im Konzert- und Bühnenhaus der Wallfahrtsstadt. Foto: nick

Vergessen schien die Zeit Mitte März, in der die Partei eine komplette Kehrtwende vollzog und die Mitglieder den damaligen Vorstand um Paul Schaffers in seine Schranken verwiesen (das KB berichtete). Nachdem Schaffers zurückgetreten war und sein Ratsmandat niederlegte, habe der neue Vorstand um Michael Kamps den Blick nach vorn gerichtet und widmete sich dem Auftrag der Basis, einen Kandidaten zu finden, erinnerte der Parteivorsitzende. Er würdigte aber auch die Verdienste Schaffers‘, der, wie einige andere bekannte CDU-Mitglieder auch, bei der Versammlung nicht anwesend war. Kamps gab der Hoffnung Ausdruck, Schaffers bei der nächsten Mitgliederversammlung wieder begrüßen zu dürfen, um sich für sein Engagement gebührend bedanken zu können. Die Mitglieder applaudierten.

In seiner Vorstellungsrede zeigte Mario Maaßen dann, dass er es ernst meint mit seiner Kandidatur: Man hätte in der Vergangenheit „bei einigen Aspekten auch deutlicher Kante zeigen können“, gab er sich kritisch in Richtung der eigenen Partei, um dann gleich die ersten Wahlkampf-Pfeile in Richtung des amtierenden Bürgermeisters Dominik Pichler abzuschießen. Dem habe man es damit nämlich zu leicht gemacht. Pichler vereinnahme die medienwirksamen Themen für sich, obwohl die CDU die Projekte angestoßen und maßgeblich vorangetrieben habe. Als „letzte große Volkspartei“ biete die CDU „Meinungsvielfalt“, erklärte Maaßen. Dass Dominik Pichler als Bürgermeister aus dem Amt antrete, ohne sich klar zu seiner politischen Couleur zu bekennen, mute dagegen „seltsam“ an, findet der CDU-Bewerber.

„Fingerspitzengefühl und Empathie“ zeichneten ihn selbst aus, sagte Maaßen, aber auch „Gestaltungswille“ und ein Gespür für den Wunsch der Kevelaerer nach Kontinuität, Verlässlichkeit und Sicherheit. Er wolle als Leiter der Verwaltung „den passenden Ton angeben, dann kann auch unsere Verwaltung mehr, als sie unter der derzeitigen Leitung zeigt“, ist er überzeugt.

Nach seiner mit viel Applaus bedachten Vorstellungsrede wurde er einstimmig zum Kandidaten gewählt.

Danach ging‘s ums „Team“, die Ratskandidatinnen und -kandidaten, und am Rande wurde es dann doch noch kurz spannend: CDU-Mitglied und KB-Herausgeber Rudi Beerden hatte schon am Tag zuvor den Parteivorstand über seine Bedenken gegenüber einer erneuten Kandidatur des Ratsherrn Jörg Ambroz informiert und bat nun auch bei der Aufstellungsversammlung die Christdemokraten, von einer Aufstellung abzusehen, weil eine Kandidatur mit den Grundwerten der Partei nicht zu vereinbaren sei. Ambroz erhielt Gelegenheit zur Gegenrede, verwies auf die positiven Beurteilungen seiner beruflichen Karriere im Polizeidienst und war damit letztlich erfolgreich: 58 stimmberechtigte Mitglieder sprachen sich für seine Kandidatur aus, acht dagegen, zwei enthielten sich der Stimme.

Mario Maaßen
Mario Maaßen ist 53 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Er wohnt auf Klinkenberg.

In der CDU ist er stellvertretender Vorsitzender des Ortsverbandes Kevelaer Mitte.

Er ist Mitglied des Rates der Wallfahrtsstadt Kevelaer, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses und stellvertretender Bürgermeister. Beruflich ist er bei der Bundespolizei und leitet er nach mehreren Auslandsaufenthlten das Bundespolizeirevier Kempen.

Ratskandidaten
Folgende CDU-Mitglieder wurden in der Versammlung gewählt und kandidieren für ein Ratsmandat:
Hans-Georg Knechten
Hubert van Meegen
Ellen Mietz
Michael Kamps
Christian Ripkens
Mario Maaßen
Theo Terlinden
Jörg Ambroz
Dr. Jutta Bückendorf
Sven Ambroz
Klaus Hendrix
Guido Küppers
Franz Kolmans
Burkhard Bonse
Erich Reiser
Martin Schmidt
Martin Brandts

Wird Mario Maaßen Dr. Dominik Pichler herausfordern?

Mario Maaßen wird – wenn es nach dem Vorschlag des Parteivorstands geht – für die Kevelaerer CDU als Bürgermeisterkandidat antreten. Das ist eine der überraschenden Nachrichten der vergangenen Tage, die allesamt auf die Mitgliederversammlung der CDU am Mittwoch vergangener Woche zurückgehen. Die anderen lauten: Paul Schaffers legt nicht nur den Vorsitz des Stadtverbands nieder, sondern auch sein Ratsmandat und damit den Fraktionsvorsitz. Die Fraktion wird künftig von Mario Maaßen geführt, der Stadtverband zunächst kommissarisch vom Vize Michael Kamps.

Auslöser der Ereignisse war die Entscheidung der Mitgliederversammlung darüber, ob die CDU auf einen eigenen Bürgermeisterkandidaten verzichten werde, da die Fraktion mit dem zwar der SPD zugehörigen, aber meist überparteilich agierenden Amtsinhaber Dr. Dominik Pichler bislang produktiv zusammengearbeitet hat. Paul Schaffers hatte in den vergangenen Monaten ebensowenig einen Hehl daraus gemacht, dass er sich weiterhin Pichler gut als Bürgermeister vorstellen könne, wie dieser verhohlen hatte, nicht als SPD-Kandidat, sondern aus dem Amt heraus anzutreten. Dementsprechend hatte der Vorstand für diese Lösung in der Partei geworben.

Rücktritt mit sofortiger Wirkung

„Ich habe mit jedem Einzelnen, der anderer Meinung war, lange gesprochen“, sagt Schaffers im Gespräch mit dem KB. Vor der Mitgliederversammlung habe es dann so ausgesehen, dass rund 70 Prozent der Mitglieder den Vorschlag des Vorstands unterstützen würden. „Auch die Ortsverbandsvorsitzenden waren überrascht“, erinnert sich Schaffers an jenen Mittwoch – denn die Versammlung stimmte mit 43:33 Stimmen gegen den Vorstand und für einen eigenen Kandidaten. Schaffers zog die Konsequenz, die im Vorfeld bekannt war: Er trat mit sofortiger Wirkung von allen Parteifunktionen zurück.

Paul Schaffers legte seine Ämter nieder. Foto: AF

„Ich werde mich nicht mehr in der Partei engagieren, ich habe eine andere Vorstellung von Kommunalpolitik als 43 Mitglieder der CDU“, erklärt Schaffers. Der Twistedener hatte sich nach den Stimmverlusten bei der letzten Kommunalwahl und nach dem Verlust des Bürgermeisteramtes an die SPD als pragmatischer Vermittler bewiesen. Er suchte und fand oft Kompromisse mit anderen Fraktionen und dem Bürgermeister, was dafür sorgte, dass ein ganz neues Miteinander im Rat entstand und in den vergangenen Jahren vieles für Kevelaer erreicht wurde. Diese Linie hätte Schaffers fortsetzen wollen. „Wir haben in der Fraktion viele gute Leute, die vor allem die Stadt und nicht nur die Partei im Blick haben“, lobt Schaffers und unter jenen, die – zumindest bislang – für den nächsten Rat kandidieren wollten, seien zudem viele neue, junge Leute mit der gleichen Einstellung.

Er wollte die Neutralität wahren

„Ich habe fast meine gesamte Freizeit mit der CDU verbracht“, sagt Schaffers mit Blick auf seine Doppelfunktion als Stadtverbands- und Fraktionsvorsitzender, insbesondere jetzt in der Vorbereitungsphase des Kommunalwahlkampfes. Den Rücktritt bereue er dennoch nicht, wohl aber, dass er, weil er in der Partei seine Neutralität habe wahren wollen, die persönlichen Beziehungen zu den Parteikollegen wenig vertieft habe. Ausdrücklich lobt er das Team im Parteivorstand.

Der hat derweil sein Bestes gegeben, eine Krise abzuwenden. Bereits am Samstag trafen die Vorstandsmitglieder zusammen, um mit Mario Maaßen der Partei einen Bürgermeisterkandidaten vorzuschlagen. Ihn hatte der Vorstand längst im Blick – allerdings erst für die darauf folgende Wahl (siehe dazu das Interview mit Mario Maaßen). Folgerichtig ernannte die Fraktion am Montag Maaßen auch zum Fraktionsvorsitzenden. Der 53‑Jährige ist bereits 1. Stellvertretender Bürgermeister und sei aufgrund seiner langjährigen Ratstätigkeit und seiner leitenden Funktion bei der Bundespolizei bestens für das Amt geeignet, so der CDU-Vorstand. Am 26. März 2020 sollen die Mitglieder entscheiden, ob sie mit ihm in den Wahlkampf gehen wollen.

An Paul Schaffers richtete der Vorstand Worte des Danks: „Auch die CDU-Fraktion bedauert das Ausscheiden von Paul Schaffers zutiefst und bedankt sich bei ihm ausdrücklich für die Arbeit der vergangenen Jahre. Er hat mit seinen politischen Überzeugungen, seinem verbindenden Stil und seiner persönlichen Integrität das Gesicht der CDU Kevelaer nachhaltig geprägt.“ Diese Aufgabe fällt jetzt Maaßen zu.

Mehr zum Thema: https://www.kevelaerer-blatt.de/paul-schaffers-tritt-nach-wahl-niederlage-des-cdu-vorstands-zurueck/

Die Kandidatur käme früher als geplant

Der Rücktritt von Paul Schaffers als CDU-Stadtverbands- und Fraktionsvorsitzender am vergangenen Donnerstag auf der Mitgliederversammlung rüttelte die CDU Kevelaers einmal durch. Am Wochenende reagierte der Vorstand auf die neue Situation: Er benannte Michael Kamps als kommissarischen Vorsitzenden.

Außerdem einigte sich der CDU-Vorstand nach dem Votum der Mitglieder für einen eigenständigen Bürgermeisterkandidaten auf einen Namen. Demnach soll der stellvertretende Bürgermeister Mario Maaßen für die CDU in das Rennen um das Amt als Stadtoberhaupt gehen. Allerdings muss er zunächst auf einem Sonderparteitag der CDU am 26. März 2020 dazu gewählt werden.

Das KB sprach mit Mario Maaßen über dessen Kandidatur.

KB: Herr Maaßen, seit dem Wochenende sind Sie jetzt der Kandidat des CDU-Vorstandes für das Bürgermeisteramt. Was hat Sie dazu bewogen, sich dieser Aufgabe zu stellen?

Mario Maaßen: Ich hatte eigentlich die Ambition – und das war mit Paul Schaffers auch schon vorher abgestimmt – in fünf Jahren anzutreten, um als Bürgermeisterkandidat aufgebaut zu werden. Das ist natürlich anders gekommen. Da sind wir doch zu der Entscheidung gekommen, das jetzt zu machen – auch um Ruhe in die Partei zu bringen. Und es ist der Wille der Mitgliederversammlung – also „Volkes Wille“ –  gewesen: Man möchte gerne eine Auswahl haben. Es gab die Abstimmung mit der Familie. Und meinen Arbeitgeber brauche ich nicht zu fragen, ich bin Beamter. Es ist klar, dass Dominik Pichler der Favorit ist, das ist allen klar. Aber man sagt auch: Um das festzustellen, muss der Bürger eine Auswahl haben.

Sie haben selbst gesagt, eigentlich wollten Sie erst in fünf Jahren. Kommt die Kandidatur dann nicht zu früh?

Zu früh dran, das würde ich nicht sagen. Ich habe ja auch schon ein paar Führungsposi-tionen übernommen. Ich kenne das auch von der Arbeit her, also Verwaltungsapparat ist nichts Neues für mich. Man strebt auch immer nach neuen Aufgaben, nach neuen Zielen. Und auch wenn ich 53 Jahre alt bin, bin ich noch ein bisschen hungrig. Ich denke, dass ich auch ein paar Sachen bewegen kann.

Wie will sich die CDU abgrenzen von Pichler, mit dem man im Rat ja durchaus auch gemeinsame Dinge zusammen entschieden hat – Stichwort Innenstadtentwicklung / integriertes Handlungskonzept?

Es ist in der Kommunalpolitik ja immer schwer. Man möchte für die Kommune das Beste. Da sind die Leute ja oft nicht weit auseinander. Es ist aber auch so, ganz viele Dinge, die wir in Bürgermeister Pichlers Amtszeit hier erledigen, die hat vorher schon Axel Stibi eingespielt, also das integrative Handlungskonzept zum Beispiel, das läuft ja schon ewig.

Die Sachen werden jetzt natürlich abgearbeitet, die Projekte werden natürlich ruhmhaft dem jetzigen Bürgermeister zugeschrieben. Das mag man ihm auch zusprechen, weil er sich auch taktisch klug verhalten hat bei manchen Sachen wie bei der Entwicklung auf der Hüls – und die CDU halt erkannt hat, dass es sich nicht lohnt, dagegen zu steuern. Da würden wir der eigenen Kommune halt wehtun und kämen keinen Schritt weiter. Deshalb haben wir mit Dr. Pichler genauso weitergearbeitet. Allerdings haben wir einige Unter-schiede ja doch schon, und die muss man herauskristallisieren.

Welche Unterschiede könnten das sein?

Ich muss erst mal die Mitgliederversammlung ja überstehen, und wir haben ja erfahren, wie aufregend so eine Versammlung sein kann. Dann werde ich vielleicht auch ein bisschen mehr dazu sagen. Es ist ja auch gut möglich, dass ein weiterer Kandidat ins Rennen kommt. Das fände ich auch okay, weil der Demokratiewillen damit gestärkt wird. Und dann schauen wir nach dem 26. März, wie es weitergeht.

Das Interview führte Alexander Florié-Albrecht.

Paul Schaffers tritt nach Wahl-Niederlage des CDU-Vorstands zurück

Die Kevelaerer CDU beschloss auf ihrer Mitgliederversammlung am Mittwochabend, gegen Dominik Pichler einen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufstellen zu wollen – und verlor daraufhin ihren Stadtverbandsvorsitzenden Paul Schaffers.

Betretene Gesichter, ungläubige Blicke – um spätestens 20.02 Uhr war bei der Mitgliederversammlung der Kevelaerer CDU nichts mehr so, wie es vorher war.

Der Stadtverbandsvorsitzende Paul Schaffers hatte gerade die Ergebnisse der geheimen Abstimmung vorgetragen, mit der an diesem Abend die Mitglieder darüber entschieden, ob die CDU einen eigenständigen Bürgermeister-Kandidaten für die Wallfahrtsstadt aufstellen soll oder nicht. Es gab 82 gültige Stimmen. 33 Ja-Stimmen gab es für den Beschluss des Vorstandes, 43 Mitglieder stimmten dagegen, bei sechs Enthaltungen. „Damit müssen wir eine neue Aufstellungsversammlung für einen neuen Bürgermeisterkandidaten machen.“ Vereinzelt ist Applaus im Saal zu hören, einige blicken skeptisch.

Unmittelbar nach der Verkündung des Wahlergebnisses gab Paul Schaffers dann eine persönliche Erklärung ab. „Für mich ist es nicht vorstellbar, als Vorsitzender der CDU in irgendeiner Form weiterzuarbeiten, wenn ein Vorschlag oder eine Idee, die CDU in eine neue Richtung zu bringen, von der Mehrheit der Mitglieder nicht mitgetragen wird. Da bin ich an der falschen Stelle.“

Und er ergänzte: „Ich werde an der Stelle ganz offiziell erklären, dass ich für keine Kandidatur zur Verfügung stehe“ – also auch nicht für ein neues Ratsmandat. „Ich trete demnach vom Stadtverbandsvorsitz zurück und gebe mein Mandat zurück. Jemand von den Stellvertretern muss jetzt die Leitung der Sitzung übernehmen.“

Daraufhin ging ein Raunen durch die Reihen, dann herrschte so etwas wie Schockstarre im Versammlungssaal des „Einhorn“ – so groß war das Erdbeben, das diese Sätze bei der Kevelaerer CDU auslösten. Ratlosigkeit beim Vorstand: „Er hat die Sitzung so gewissenhaft vorbereitet, ich bin da nicht drin, so dass er erst mal die Sitzung weiter leiten soll“, forderte Scaffers’ Stellvertreter Michael Kamps.

Wie betäubt gab es erst einmal die Vorstellung und anschließend die Wahl von Matthias Wirth und Frank Tunnissen als Kandidaten für den zukünftigen Kreistag. Erst die Landratskandidatin Silke Gorißen fand zwischen den Wahlgängen nach gut einer Viertelstunde die Kraft, die Situation zu kommentieren. „Ich möchte an der Stelle jetzt meinen Dank aussprechen für eine sehr vertrauensvolle Arbeit und für eine Arbeit, die, wie ich das mitverfolgen konnte, eine sehr integrative war in Kevelaer“, sagte sie in Richtung von Paul Schaffers. Diese Worte lösten bei den Mitgliedern langanhaltenden Applaus und Standing Ovations für den Mann aus, der mittlerweile still und leise in den Hintergrund getreten war. „Wie viele Anwesende bedauere ich ihre Erklärung ganz besonders, das ehrt Sie in einem besonderen Maße. Das ehrt Sie“, sagte Gorißen. „Das findet man selten, dass man jemanden findet der sagt: Hier bin ich, hier stehe ich für eine bestimmter Linie und da will ich meine Glaubwürdigkeit behalten und, wie Sie mir gerade sagten, in den Spiegel schauen können. Diesem Schritt muss man Respekt zollen, auch wenn ich mir für uns alle gewünscht hätte, wir hätten Sie im Vorsitz und im Rat der Stadt Kevelaer mit an Bord gewusst.“ Auch Peter Hohl sprach kurz vor dem Ende der Sitzung von einer „gelungenen Integrationsarbeit“ von Schaffers.

Zum Auftakt der Sitzung in dem vollbesetzten Saal des „Einhorn“ war ein noch entspannter Paul Schaffers in seinem Bericht zunächst nochmal ausführlich auf die Debatte um die Ratsabstimmung zur Aufnahme von zehn unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die die CDU abgelehnt hatte (das KB berichtete ausführlich), eingegangen.

„Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, machte er deutlich. „Und das keineswegs nur, weil wir mit diesem Sturm heiliger Empörung gerechnet habe .“ Es habe nun mal zwingende Sachgründe gegeben, die die Entscheidung gerechtfertigt hätten. Es sei da um Menschen gegangen, die sich im Gegensatz zu den „Sicheren Häfen“-Betroffenen bereits in Europa befanden und somit im Asylsystem erfasst seien. Die Aufforderung an den Bund, von Artikel 17 Dublin II verstärkt Gebrauch zu machen, habe keine gesetzliche Grundlage, weil eine Gemeindevertretung in ihren Aufgaben und Kompetenzen auf örtliche Angelegenheiten beschränkt sei. Flüchtlings- und Asylpolitik lägen auf EU-Ebene und gehörten somit nicht zur kommunalen Politik. Der Bundestag habe die zusätzliche Aufnahme von Flüchtlingskindern im Februar 2020 abgelehnt. Eine Aufnahme der Kinder könne nur über die staatlichen Organe und die Einhaltung der Rechtslage erfolgen. „Ein Beschluss wäre reine Symbolpolitik gewesen. Weder morgen noch in 14 Tagen wäre ein Jugendlicher gekommen.“

Später argumentierte er ausführlich, warum der Vorstand sich mit deutlicher Mehrheit dafür ausspricht, keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen. Als Dominik Pichler 2015 Bürgermeister geworden sei, habe man sich nicht für Fundamentalopposition entschieden, sondern für eine „Sachpolitik und damit pragmatische Zusammenarbeit“ mit ihm, um die Stadt „handlungsfähig zu halten und zu entwickeln.“ Pichler habe schnell erkannt, dass er die CDU brauche – und mit Sachargumenten und Zuverlässigkeit habe man in der Sache „fünf erfolgreiche Jahre Politik für die Stadt“ gemacht, sagte er und nannte die „gewachsene Gesamtschule, ausreichende Kitaplätze, das integrierte Handelskonzept, die Hüls, das Wohnen in den Ortschaften oder die OW1“ als Beispiele. „Fakt ist, dass die Zusammenarbeit funktioniert“, sagte Schaffers. Und neutral betrachtet, sei Pichler für einen Gegner in der Wahl kaum zu schlagen, „denn er wird von vielen in unserer eigenen Partei als Bürgermeister für Kevelaer wahrgenommen – und nicht als Parteisoldat.“ Außerdem brauche ein neues Stadtoberhaupt lange, um sich in die laufenden Dinge einzuklinken. Viele in der Partei fürchteten da einen Gesichtsverlust, dass dies vom Wähler als „Schwäche“ ausgelegt würde. Aber „zeigt das nicht, dass wir nah genug am Bürger sind und seinen Willen akzeptieren?“, fragte er. Dass die SPD von Pichler profitiert habe, könne man nun wahrlich nicht feststellen. Und man habe kaum noch genügend Zeit, einen eigenen Kandidaten aufzubauen.

Danach gab es vier Wortmeldungen – die Entscheidende war die von Georg Joosten, der sich in seinem Statement aus grundsätzlichen Erwägungen für einen eigenen Kandidaten aussprach. „Eine Wahl ist eine Auswahl“, zu jeder Person gebe es eine Alternative, war seine Kernbotschaft. Parteien wirkten bei der Gestaltung der Willensbildung mit. „Welches Zeichen setzen wir, wenn wir kein Angebot geben? Der mündige Wähler hat das Recht, zwischen Alternativen zu wählen“, so sein Credo. Wenn nur ein Mann darüber entscheide, wer Bürgermeister werde, sei das „nicht das Demokratieverständnis, dass wir in unseren Herzen tragen.“ Und selbst wenn das Risiko bestehe, dass man mit einem Kandidaten schlecht abschneide: „Wer nicht an den Start geht, hat schon verloren.“ Man sei eine echte Volkspartei und habe da sicher einen oder mehrere fähige Kandidaten, die sich als solchen darstellen könnten, sagte er und beantragte auch die geheime Abstimmung – mit dem bekannten Ergebnis.

Michael Kamps beendete dann die Sitzung ohne weitere Kandidatenwahlen – denn alle Listen, auf denen jemand hätte gewählt werden können, beinhalteten auch den Namen von Paul Schaffers, der nun für keinen Posten mehr zur Verfügung steht.

Die Straßen sollen 2020 fertiggestellt werden

Planmäßig sollen die Straßen im Gewerbegebiet Kevelaer-Süd zwar erst 2021 fertiggestellt werden, wenn die Anschlussstelle an den ersten Bauabschnitt der Ortsumgehung (L491) gebaut wird, die CDU möchte mit dem Bau aber schon 2020 beginnen. Dies ist das Ergebnis einer Besprechung der CDU mit den dortigen Anliegern.

„Sachlich ist die geplante Bauabfolge zwar nachvollziehbar“, so CDU-Chef Paul Schaffers, doch sie berücksichtige nicht, dass die nur behelfsmäßig ausgebauten Zufahrtswege Delbrückstraße, Zeppelinstraße und Haagscher Weg längst nicht mehr geeignet seien, den täglichen Verkehr zu den anliegenden Gewerbebetrieben zu tragen. „Mitarbeiter, Zulieferer und Kunden laufen angesichts von Absenkungen, Schlaglöchern, hervorstehenden Kanaldeckeln und Asphaltbuckeln Gefahr, ihre Fahrzeuge zu beschädigen“, stellt Schaffers fest.

Sollte der Ausbau des gesamten Straßennetzes nicht möglich sein, weil der Anschluss an die Ortsumgehung erst geplant und umgesetzt werden kann, wenn feststeht, welche Höhenunterschiede überwunden werden müssen, kann eine ausreichend große Anschlussstelle ausgespart bleiben, während das restliche Straßennetz bereits ausgebaut werden soll. Über einen entsprechenden CDU-Antrag muss der Stadtrat entscheiden.

CDU on tour: Diesmal beim Fahrzeugbau Bückendorf

Der Kevelaerer CDU-Stadtverbandsvorstand trifft sich zu seinen Sitzungen regelmäßig bei Vereinen, sozialen Einrichtungen oder Betrieben – getreu dem CDU-Motto „Nah am Menschen“. Diesmal war der Vorstand beim Fahrzeugbau Bückendorf in Kevelaer zu Gast. Fast zwei Stunden wurden die Kommunalpolitiker durch den Betrieb geführt und dabei umfassend über die Betriebsabläufe informiert.

Das Unternehmen stellt hauptsächlich Spezialaufbauten für LKW her. Inhaber Klaus Bückendorf ist gleichzeitig Vorsitzender des Wirtschafts- und Verkehrsvereins Kevelaer und auch deshalb ein interessanter Ansprechpartner für die CDU, um frühzeitig die Sorgen und Nöte sowie Anregungen seitens der Kevelaerer Unternehmerschaft aufzunehmen.

Eine Frau für das Landratsamt

Als der Kreisvorsitzende Günther Bergmann das Ergebnis der Wahl bekanntgab, hielt Silke Gorißen die Hände gefaltet vor ihr Gesicht und fiel der Landtagsabgeordneten Margret Vosseler in die Arme. 409 Stimmen entfielen auf die 48-jährige selbstständige Rechtsanwältin aus Bedburg-Hau, die die CDU dort als Partei- und Fraktionsvorsitzende führt. Damit setzte sie sich bei der Abstimmung im Kevelaerer Bühnenhaus recht deutlich gegen ihren Konkurrenten Dominik Feyen aus Kleve durch. Auf den 46-jährigen verheirateten Klever entfielen am Ende 199 Stimmen.

Vor der Entscheidung hatte Gorißen sich noch als „schon ein bisschen nervös“ geoutet. „Total tiefenentspannt, das wäre auch komisch“, nahm sie dann mit ihrem Kontrahenten in der Reihe vor der Bühne Platz, bevor es in eine einstündige Präsentations- und Fragerunde mit den beiden Kandidaten ging.

Der Kreisvorsitzende Günther Bergmann hatte bei der Begrüßung die große Resonanz der Parteimitglieder als „starkes Zeichen“ für die CDU, den Kreis und den anstehenden Kommunalwahlkampf gewertet. In einer jeweils sechsminütigen Vorstellung legten dann die beiden Kandidaten ihre politischen Vorstellungen und Ziele für den Kreis Kleve dar.

Verwaltungserfahrung gegen Leidenschaft

Feyen – von Beruf schulfachlicher Dezernent bei der Düsseldorfer Bezirksregierung – hatte auf seine Fachkompetenz als Leiter verschiedener großer Behörden verwiesen, unter anderem als Schulrat für den Kreis oder eben aktuell in seiner Tätigkeit in Düsseldorf. Er hatte seine Vision für den Kreis mit der Überschrift „Kreis Kleve 2030 – auf in eine nachhaltige Zukunft“ überschrieben, alle politischen Bereiche von Wirtschaft bis Kindergartenplätze gestreift, die Bedeutung der interkommunalen Zusammenarbeit betont und „offene und zugewandte Kommunikation“ gegenüber der Politik und der lokalen Wirtschaft angekündigt. „Ich möchte nicht Bedenkenträger sein, sondern vorwärts gehen.“ Man solle „prüfen, ob Teile der Kreisverwaltung ihren festen Platz auch in Geldern finden können“, sagte Feyen, der dazu aufrief „,den amtsmüden Bürgermeister von Bedburg-Hau in den Ruhestand zu verabschieden“ – eine Spitze gegen den Landratskandidaten von SPD, FDP und Grünen, Peter Driessen.

Silke Gorißen betonte dagegen in ihrer sehr präsenten Rede ihre Fähigkeiten als Volljuristin für den Landrats-Job, und erwähnte, wie wichtig es sei, „raus zu den Bürgern“ zu gehen und zu wissen, „wie die Kommunalpoliker arbeiten und was die Bürger von uns erwarten.“ Sie betonte die guten Verbindungen und Vernetzungen zu den wichtigen CDU-Politikern in Land und Bund, nannte die Digitalisierung als wichtigen Bereich und machte klar, dass sie „die Kreisverwaltung im Team weiter entwickeln“ wolle. Gorißen machte auch deutlich, dass sie das Amt wesentlich politischer führen möchte. „Wer denkt, dass es ein „Weiter so“ wie bisher gibt, wo die Position von Landrat zu Landrat vererbt wird, der hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.“ Die politische Landschaft habe sich verändert, eine Kandidatur sei „alles andere als ein Selbstläufer“, da sich auch die FDP gegen die CDU positioniert habe. „Wir müssen besser werden.“

„Gegenentwurf“ zu Peter Driessen

Mit einem „offenen, zugewandten Kurs“ könne sie gegenüber den Mitbewerbern die Grundlage schaffen, „den Kreis in eine gute Zukunft“ zu führen. Sie habe als Fraktionsvorsitzende in Bedburg-Hau gelernt, „Brücken zu bauen und Mehrheiten für die CDU zu gewinnen”, positionierte sie sich als klaren „Gegenentwurf“ zu Peter Driessen. „Mit diesen Eigenschaften kann ich auch Wähler gewinnen, die nicht uns angehören“, vermittelte sie den Anwesenden auch so etwas wie Leidenschaft. „Ich brenne dafür, unseren schönen Kreis Kleve weiter zu entwickeln. Lassen Sie uns geschlossen dafür sorgen, dass der Kreis Kleve unter starker CDU-Führung in eine gute Zukunft geht.“ Als „agiler und frischer“ bezeichnete sie nach der Wahl der Kevelaerer CDU-Vorsitzende Paul Schaffers.

Auch in der persönlichen Fragerunde stellte Feyen nochmal seine Führungserfahrung und Kommunikationsfähigkeit heraus, benannte Kohl und Adenauer als politische Vorbilder und die Wendezeit von 1989 als Impuls, in der CDU mitzuwirken. Er pries den Mittelstand als wirtschaftliches „Rückgrat der Region“, unterstrich seinen Wunsch nach mehr Kindergartenplätzen und zeigte Verständnis für die Proteste der Landwirte.

Gorißen verwies auf ihre Fähigkeit, sich „in alle Akten einlesen“ zu können, ihre Erfahrung in Verantwortungspositionen von der Schülersprecherin bis zur Arbeit in den Kommunalparlamenten in den letzten 20 Jahren und dem Wissen darum, dass Politik gestalten „dicke Bretter bohren“ und auch Kompromisse schließen bedeute.

Lob für die Klever Hochschule, ein Fragezeichen in Sachen Weezer Airport

Die Kandidatin machte klar, dass es unter ihrer Ägide „keinen Kreisdirektor“ benötige. Sie hob die Errungenschaften der Hochschule Rhein-Waal hervor, die über 7000 Studenten in den Kreis gebracht und das Bild der Stadt Kleve und des Kreises verändert habe. In Sachen Zukunft des Airport Weeze hatte sie keine schlüssige Lösung parat. Man müsse an die Frage „mit Sinn und Verstand rangehen“, sagte Gorißen. Nach den Kommunalwahlen müsse man sich dann der Frage stellen: „Kann er (der Flughafen, die Red.) alleine „laufen“ oder wollen wir einen Flughafen dauerhaft unterstützen müssen – ja oder nein ?“

Bei der Beschreibung der drei wichtigsten Eigenschaften nannte Feyen „Zielstrebigkeit, „Durchhaltevermögen“ und „Kommunikationsfähigkeit“. Als Schwerpunktthemen benannte er Bildungs-, Wirtschafts- und Familienpolitik und die Position des Landrats als „Möglichkeit, viele Ideen, die ich habe, für und mit dem Kreis im Team und für die Kommunen umzusetzen.“

Gorißen nannte „Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Disziplin“ als Eigenschaften, politische Schwerpunkte waren Baurecht, Familienpolitik und Finanzen. Das Amt reize sie als „Möglichkeit, mit ganz vielen Mitstreitern, den Kommunen und Fraktionen Politik zu gestalten – und das in führender Position und nicht nur im Ehrenamt.“

Silke Gorißen wurde mit 409 von 608 gültigen Stimmen zur CDU-Kandidatin für das Landratsamt des Kreises Kleve gewählt. Günther Bergmann gratulierte ihr. Foto: AF

Um 21:29 Uhr war dann das Ergebnis der Wahl recht eindeutig, und die Kandidatin erhielt vom Kreisvorsitzenden Bergmann einen Blumenstrauß. Die 48-Jährige bedankte sich für das „überwältigende Ergebnis. Das berührt mich sehr, freut mich unheimlich. Und sie glauben nicht, mit wie viel Energie, Angriffsgeist, Freude und Inhalt wir in diesen Wahlkampf ziehen werden.“
Gorißen rief die CDU zur Geschlossenheit auf. „Wir schaffen das gemeinsam, haben viel zu bieten, haben Profil und werden mit mir als Kandidatin überzeugen.“