Eigentor?
Meine Kiepe ist schwer und an jedem Abend weiß ich, was ich den Tag über geschafft und geschleppt habe. Aber hin und wieder lässt es sich nicht vermeiden, auch einmal aus dem Stadtzentrum hinaus in weiter entfernte Stadtteile zu laufen. Das bin ich meinen Kunden schuldig, auch wenn – wie angedeutet – die Füße protestieren.
Der Anblick der vielen neumodischen Dinge, hier sei das Automobil erwähnt, bietet mir inzwischen nichts Neues mehr.
Doch! Da blinkt mich ein freundliches, grünleuchtendes Gesicht an, das ich zufällig erblicke, wenn ich von meinem gewohnt gebeugten Gang einmal aufschaue. Ich vermute, da ich selbst kaum so schnell unterwegs bin, dass das Gesicht und die Schrift den besagten Autos gelten: „Sie fahren 35 km/h.“ Ist doch nett, den Automobilisten zu bescheinigen, wie vernünftig langsam sie fahren, oder?
Wenn man allerdings die Hintergründe kennt, warum dieses neue Anzeigegerät der Stadt (fürs Erste) just an dieser Stelle aufgebaut wurde, so kommen einem Zweifel und Fragen.
Was wird ein Autofahrer wohl gerade tun, wenn er 40 Meter vor einer Ampel an diesem Ding vorbeikommt? Immer noch Vollgas fahren und dann plötzlich abbremsen wie toll?
Wenn schon mahnen / ermuntern, würde der freundliche Smiley (neumodischer Ausdruck für lächelndes Gesicht) 100 Meter vorher postiert nicht viel besser wirken? Bzw. ist so ein Gerät nicht das falsche Mittel, um auf Lärm durch bremsende und anfahrende Fahrzeuge aufmerksam zu machen? Wollen die verzweifelten Rheinstraßenanlieger mit so einer nutzlosen Maßnahme etwa ihre ansonsten berechtigten Klagen untermauern?
Apropos „neumodisch“: Da gibt es heutzutage ein beliebtes Spiel mit einem Ball und 22 Spielern. Da kommt es manchmal zu einem sogenannten „Eigentor“. Ich glaube, auf der Rheinstraße wird zur Zeit eines geschossen.
Mechel gibt mir recht und meint: „Wer sein Anliegen ernst und seriös verfechten will, sollte solche Spielereien besser bleiben lassen.“
Euer Hendrick